KickBeat - Test, Musik & Party, XboxOne, PS_Vita, PlayStation4, PC

KickBeat
19.09.2014, Mathias Oertel

Test: KickBeat

Im Rhythmus aufs Maul

Die größten Erfolge feierten die Zen Studios mit ihren virtuellen Flippern der Pinball-FX- oder Zen-Pinball-Serien. Doch der Publisher mit Hauptsitz in Ungarn hat sich auch an anderen Genres probiert. So z.B. Anfang des Jahres mit Kickbeat an einem Rhythmus-Prügler auf dem PC. Jetzt dürfen auch PlayStation-4-Spieler zu einem treibenden Soundtrack böse Buben vermöbeln. Was hat die Umsetzung zu bieten?

Kampfkunst und Tanz liegen eng beieinander: Wenn zwei erfahrene Kämpfer einander erst taxieren und schließlich ihre Angriffe, Paraden und Konter setzen, hat das etwas Balletthaftes. Auch in Videospielen wie Soul Calibur oder Tekken können Duelle erfahrener Spieler wie ein moderner Tanz wirken. Kick Beat thematisiert genau diese Symbiose  - und heraus kommt ein Rhythmusspiel. In der Rolle des jungen Studenten Lee muss man helfen, das Verschwinden von Musik und Melodien aufzuklären.

Handkanten-Ballerino

Im Rahmen der vorrangig über schicke Comic-Standbilder erzählten Geschichte muss man u.a. in einem Kloster, einer Wrestling-Arena oder einem türkischen Bad gegen die Schergen des Musikdiebes antreten, bevor man ihm in einer Tron-ähnlichen Sphäre den Garaus macht - und das alles im Takt zur Musik. Genauer gesagt, zu 24 lizenzierten Songs, u.a. von Papa Roach, P.O.D. oder Marilyn Manson. Brachiale Gitarren stehen dabei zwar im Vordergrund, doch es gibt es zahlreiche elektronische Tracks, zu denen man im Rhythmus auf die Knöpfe des Gamepads malträtiert.

Hinter der prügelnden Oberfläche verbirgt sich ein "normales" Rhythmus-Spiel mit soliden Mechaniken und coolem Soundtrack.
Während an der Oberfläche mit ansehnlichen Animationen und schicken Spezialeffekten wie Zeitlupen usw. häufig erfolgreich versucht wird, den Eindruck eines Beat-em-up zu hinterlassen, ist die Mechanik erzkonservativ und unterscheidet sich kaum von Titeln wie Fantavision auf der PS2 oder Boom Boom Rocket auf der 360. Der Held bzw. die Heldin steht in der Mitte des Bildschirms und ist von einer Horde Gegner umringt. Diese machen sich nun einer nach dem anderen (teils in kleinen Grüppchen) auf, um ihn von einer von vier Seiten anzugreifen. Und der Musik-Karateka muss sich verteidigen. Im Wesentlichen muss man dazu aber (wie man es kennt) nur den richtigen Knopf zur richtigen Zeit rhythmisch passend zur Musik drücken. Abweichungen gibt es nur durch zwei gleichzeitig zu drückende Tasten bzw. das längere Halten und folgende Loslassen – und durch Power-Ups. Dahinter verbergen sich meist Bonuspunkte, aber auch Gesundheitspacks oder Chi-Energie, die über den Köpfen mancher Feinde zu sehen sind. Hat man den entsprechenden Gegner aus dem Weg geräumt, gibt es ein kleines Zeitfenster, um den Knopf, mit dem man ihn besiegt, nochmals zu drücken und den Bonus einzusammeln. Zusätzlich kann man die gesammelte Chi-Energie nutzen, um den Punktemultiplikator temporär zu verdoppeln. Und man darf einen Schild aktivieren, der vor Treffern schützt.

Klassisches Rhythmus-Drücken

Die Geschichte wird in Comic-Sequenzen erzählt.
Doch trotz dieser Gimmicks und des Prügelhintergrunds spielt sich Kick Beat weitgehend gewöhnlich. Drei Bosskämpfe versuchen zwar, durch kleine Modifikationen dieses Schema aufzubrechen, doch im Wesentlichen kann man sagen, dass es innerhalb der Story keine Überraschungen gibt. Quasi „Kennst du einen Song, kennst du alle“. Auf den höheren der vier Schwierigkeitsgrade wird man zwar ordentlich gefordert, doch das ist vor allem der Unübersichtlichkeit zuzuschreiben, wenn Dutzende Gegner um einen herumscharwenzeln und man Schwierigkeiten hat, die Indikatoren für den nächsten Knopf oder die nächste Gegnerkombi auszumachen. Auf die Option, eigene Tracks einzubauen, zu denen man auf die Feinde einprügelt, wurde im Vergleich zur PC-Version verzichtet - allerdings ist dies auch kein Feature, das ich vermisse.

Fazit

Abseits der netten Kulisse mit dem ungewöhnlichen Beat-em-up-Hintergrund ist Kick Beat als Knopf-im-Takt-Drücken-Spiel so konventionell wie das Songwriting von Nickelback. Selbst frühe PS2-Titel von Harmonix wie Amplitude oder Frequency sind mechanisch fortschrittlicher. Doch dank der treibenden Beats der über 20 Songs kann der "Rhythmus-Prügler" immer wieder unterhalten, mit den höheren Schwierigkeitsgraden wird man sogar ordentlich gefordert. Kick Beat ist auf keinen Fall das Highlight der stetig wachsenden Indie-Bibliothek auf der PS4, ist aber wie schon bei der PC-Veröffentlichung Anfang des Jahres ein netter Zeitvertreib für zwischendurch.

Pro

  • ordentliche Trackliste mit über 20 Tracks aus Electro, Crossover und Rock
  • schicke gezeichnete Zwischensequenzen
  • einfache Steuerung
  • ordentliche Kulisse mit sauberen Animationen
  • Bosskämpfe
  • zwei Erzählstränge

Kontra

  • wenig Abwechslung
  • mechanisch altbacken
  • gelegentlich unübersichtliche Indikatoren

Wertung

PlayStation4

Solide, aber konventionelle Ryhthmus-Unterhaltung mit ordentlicher Trackliste.