Legend of Grimrock 2 - Test, Rollenspiel, PC

Legend of Grimrock 2
22.10.2014, Jörg Luibl

Test: Legend of Grimrock 2

Ein Dungeon-Crawler für Genießer

In Finnland gibt es weite Wälder, verdammt viele Mücken und einige wenige, aber dafür umso kreativere Entwickler. Neben Housemarque (u.a. Super Stardust) gehört auch Almost Human dazu, die vor zwei Jahren mit Legend of Grimrock den Dungeon-Crawler alter Schule wiederbelebten - und der war uns damals satte 86% wert. Aufgrund des internationalen Erfolges ist jetzt endlich der Nachfolger erschienen. Was Legend of Grimrock 2 zu bieten hat, klärt der Test.

Manchmal reicht ein Blick auf die Namen der Spielstände, um dem Charakter eines Abenteuers näher zu kommen: Flixflax und Skyra tot. Dungeoneingang. Am Arsch 1. Skyway to hell. Vor Skelettfallenloch. Nach oben? Am Arsch 2. Glimmrätsel vor Friedhof. Graben oder nicht graben? Spinnenschlüssel. Ritter tot. Vor Tauchgang. Im Tempel mit Schriftrolle. Quicksave. Vor Frostmistviech. Wo ist Brücke...wtf? Magier tot. Leuchtkristall, endlich!

Sprechende Spielstände

Alles beginnt damit, dass die vier Gefangenen auf einer Insel Schiffbruch erleiden - schnell sind sie aus dem Käfig geflohen und theoretisch frei.
 Ja, Legend of Grimrock 2 ist über knapp 20 Stunden eine harte Nuss. Man stirbt häufig auf dieser Insel namens Nex, man wird in ganz miese Fallen gelockt und man grübelt noch bis tief in die Nacht darüber, wie man bloß diese Schwebeblöcke bewegen muss, damit sich das mächtige Tor öffnet. Oder wie man  über die Druckplatten und Kristallbrücken an dieses eine Schlüsselloch in der zweiten Etage kommt, für das man gerade den silbernen Schlüssel ergattert hat. Was bin ich da umher geirrt! Zwar gibt es zwischendurch immer wieder Kämpfe, mitunter sogar sehr knackige Bossgefechte, aber mit Schwert, Axt und Feuerball wird man dieses Spiel nicht meistern - das Erkunden, Nachdenken und logische Kombinieren öffnet hier die wichtigen Wege.

Praktisch begegnet die Gruppe sehr schnell nicht nur den Monstern, sondern auch dem mysteriösen Schöpfer der Insel, der sich schon auf ihren Tod freut.
Gerade das Knacken dieser Dungeon-Nüsse macht unheimlich Spaß, weil man sie erstmal etwas drehen und untersuchen muss, weil man experimentieren und knobeln darf, weil man den süßen Erfolg nach dem bitteren Festbeißen viel besser genießen kann. Hier ist etwas verschlossen, da ist etwas blockiert oder scheint unerreichbar - dabei wäre doch alles so einfach, wenn man sich genauer umschaut oder diesen Hinweis der Statue ernster nimmt. Es lohnt sich auch zu experimentieren: Was passiert eigentich, wenn man seine Gruppe auf Monster teleportiert? Probiert es aus!

Das Knacken der Nuss

Also wandert man langsamer als in vielen anderen Spielen umher, beschriftet seine Karte, sucht nach Lösungen und muss nebenbei gegen die knapp 40 streunenden Kreaturen von Wölfen, Ratten über Baumwesen bis hin zu Goblins, Skeletten, Geistern und Lindwürmern überleben - wunderbar. Viele Spiele sind heutzutage so schnell entschlüsselt. Legend of Grimrock 2 ist angenehm rätselhaft, gefährlich und bringt endlich auch mal wieder den Kopf zum Qualmen.

In der Charaktererschaffung gehören das Volk der Ratten ("Ratlings") sowie die Klasse des Farmers zu den Neuheiten. Skurril: Er sammelt Erfahrung nicht über den Kampf, sondern indem er futtert!
Es gibt natürlich auch viele simple, aber auch mehr als genug abwechslungsreiche und kreative Rätsel, die nicht nur über Schlüssel und Türen, Druckplatten und Gatter, über Distanz aktivierte Schalter, versteckte Gänge und sogar im Wasser verborgene Hebel und Etagen funktionieren, sondern die auch Teleporter, Schiebemechaniken und Wortspiele beinhalten. Was hat es mit den vier Seuchen auf sich? Was lege ich in diese Nischen?

Die Kopfnüsse erreichen zwar nicht Portal'sche Dimensionen, aber für ein Fantasy-Rollenspiel sind Vielfalt und Anspruch bemerkenswert. Hier lohnt es sich, die Wände genau anzuschauen! Manchmal sieht man erst im Fackellicht, was man bisher verpasst hat - und es macht im wahrsten Sinne des Wortes "Klick". Man kann nicht auf Anhieb alles lösen oder alle Verstecke finden, aber auch das macht den Reiz dieses Spiels aus, dass man immer wieder in unvollendete Gebiete zurückkehrt. Manchmal fehlt dieser eine Dietrich, manchmal der geheime Gang, manchmal nur das Gespür.

Und nein: Es gibt keine optionalen Hilfen, keine zuschaltbaren Tipps, sondern lediglich vage Hinweise über Runenschilder oder Steinstatuen. Schon zu Beginn lernt man die Schaufel zu schätzen, mit der man dem Boden einige Geheimnisse entlocken kann und die natürlich die Erkundungsreize stärkt - und was passiert, wenn man auf dem Friedhof buddelt? Autsch, da graben sich Untote an die Oberfläche! Oder man findet plötzlich eine Truhe mit diesem herrlichen Ring, der auf magische Art die Verteidigung und Energie stärkt. Es sind diese ungewissen Momente, die auch in einfachen Situationen für Spannung sorgen.

Schwacher Einstieg

Viele Rätsel sorgen für Unterhaltung: Hier muss man den Felsen einfach auf das orange Feld bugsieren - aber es wird viel kniffliger!
 Trotzdem war ich zunächst etwas enttäuscht vom Einstieg auf dem zweiten der drei Schwierigkeitsgrade, der mit seinem Schiffbruch erzählerisch sehr platt begann, dann recht leicht und öde mit seinen Schildkröten verlief und dessen geheime Passagen - mit diesem herrlich sanften Glockenklang - etwas zu schnell gefunden waren. Aber sobald man sich von der Tutorial-Küste entfernt und die weite Inselwelt mit ihren sieben Regionen erforscht, werden die Schrauben der Herausforderungen in den Gebieten endlich angezogen. So stark, dass man manchmal nur über schnelle Bewegungen der tödlichen Grube oder den Speeren aus dem Boden entkommen kann. Legend of Grimrock bleibt sich also treu.

Ein toller Moment, wenn man zum ersten Mal die Burg im Zentrum mit ihrem Wassergraben entdeckt. Wie kommt man nur rein? Man kann zwar auch tauchen, aber am anderen Ufer gibt es keine Leitern...
Apropos Tutorial: Das beschränkt sich auf die Einblendung von grundlegenden Steuerungsmechaniken - es gibt keine ellenlangen Führungen, kein überflüssiges Gelaber, alles ist angenehm reduziert auf das Wesentliche. So weiß man zwar, wie man seine Vierergruppe recht altmodisch anmutend über WASDQE à la Dungeon Master bewegt und wie man in Echtzeit zuschlägt, aber vieles andere muss man selbst herausfinden. Was soll man mit diesen Energiekugeln machen? Was bringt mir eine Feueressenz? Wie kann man Magie wirken? Man klickt nicht einfach auf einen Zauber, sondern muss innerhalb von neun Runen die richtigen per Maus aktivieren, bevor man Feuerbälle, Eislanzen oder Schutzschilde entfachen kann. Das sorgt dafür, dass man sich im Eifer des Gefechts auch mal verhaspelt - und das ist gut so!

Gekämpft wird in Echtzeit, wobei man auf zig Waffen und Zauber zurückgreifen kann. Die Gegner verhalten sich etwas schlauer als im Vorgänger.
Das Kampfsystem ist ein einfaches und actionreiches. Da es keine klassischen Runden gibt, kann man wie gehabt alles von der Attacke bis zur Heiltrankeinnhame quasi jederzeit tun und auch schnelle Bewegungen für die eigene Taktik einsetzen, indem man Monstern ausweicht, sie umrundet und dann zuschlägt. Man sollte früh genug aus der Ferne werfen oder schießen sowie Schutzzauber vorbereiten. Außerdem hilft es immer, wenn man zwischen sich und die Feinde möglichst viele Mauern oder Hindernisse bringt, damit man nicht umzingelt wird - dann ist man fast immer gnadenlos ausgeliefert. So kommt durchaus eine gewisse Hektik in die Kämpfe, die man natürlich auch mit der Wahl der richtigen Waffen und Zauber meistert - vor allem in den knackigen Bossgefechten wird man gefordert, muss Schwächen gezielt ausntzen! Diesmal gibt es übrigens nicht nur Hitpointabzüge, sondern auch spezielle Verletzungen, wie z.B. an den Füßen oder dem Kopf. Neben der Einnahme von Tränken reicht aber auch eine Rast für die Genesung.

Kämpfe in Echtzeit, besseres Gegnerverhalten

Was man vermeiden sollte: sich umzingeln lassen - eine Wand im Rücken ist ein guter Freund.
Zwar lassen sich die Laufwege der Feinde recht schnell ausrechnen, aber deren Verhalten ist eine Klasse besser als im Vorgänger, zumal sie auch Verstärkung rufen, unterschiedliche Attacken besitzen und einen einkesseln. Schön ist, dass es unterschiedliche Geräusche und Bewegungsmuster im Vorfeld gibt, auf die man mit etwas Timing reagieren kann: Manche Kreaturen nehmen Anlauf, andere springen wild aus der Ferne oder rasen plötzlich heran. Und wenn sie dabei so mies lachen und so unberechenbar auftauchen wie z.B. der Leprechaun, dann macht es doppelt Spaß, sie zu besiegen - und man flucht umso lauter, wenn man wieder tot ist. Sie sind zwar nicht besonders helle, aber alleine aufgrund dieser Aktionen gefährlicher als noch im Vorgänger, zumal einige auch auf Licht reagieren oder partiell immun sind, so dass man niemanden unterschätzen sollte. Je nach Gegner sollte auch die Waffe gewählt werden, denn Steingolems zucken bei einem spitzen Florett nur mit der Schulter, während sie ein schwerer Streitkolben richtig nervös macht. Auch Feuer, Eis & Co wirken je nach Feind natürlich ganz unterschiedlich. Die Positionen innerhalb seiner Vierergruppe kann man schnell ändern, aber es gibt keinerlei Gruppentaktik, Formationen oder Kombos wie etwa in Etrian Odyssey. Die zweite Reihe kann man eher über das Freischalten von Fähigkeiten stärken, die vielleicht auch einen Nahkampfangriff von hinten ermöglichen.

Diesmal ist die Welt eine offene: Man kämpft, erkundet und rätselt nicht nur unter Tage in stimmungsvoll beleuchteten Dungeons, sondern auch über Tage am Strand und in Wäldern, die sich um eine prächtige Burganlage gruppieren, die man zunächst nicht erreichen kann - aber sie lockt bereits und sieht klasse aus. Auch wenn die Landschaft ihren Baukastencharakter nicht verhehlen kann: Die Kulisse ist ansehnlich. Und schon vor dieser Burg darf man tauchen, denn im Wassergraben davor befinden sich einige Geheimnisse und Schalter, die sich auf die Oberfläche auswirken. Nur Vorsicht: Man verbraucht schnell Luft, kann nur an Leiterstellen hinaus und ist unter Wasser gegen die Dreizackjäger und Schildkröten nahezu wehrlos. Wie oft bin ich da ertrunken...

Offene Inselwelt

Die Statuen geben Hinweise - manchmal kryptisch. manchmal offensichtlich.
Im Vergleich zu Legend of Grimrock ist dieser zweite Teil deutlich größer und abwechslungsreicher. Sobald man die Karte des mysteriösen Kapuzenmanns findet, bekommt man eine Ahnung von der Weite des Eilands zwischen Friedhöfen und Pyramiden, Kerkern und Tempeln. Auch diese Freiheit trägt natürlich zur Schwierigkeit bei, denn man muss selbst entscheiden, wo man beginnt - oder wo man Abgebrochenes fortsetzt. Das führt zusammen mit einem fehlenden Questbuch samt Zielanzeige oder ähnlichem Schnickschnack dazu, dass man hier viel öfter darüber grübelt, was man als nächstes tun könnte.

Die Spielwelt ist deutlich größer als im ersten Teil: Man erforscht Dungeons und diverse Landschaften.
Apropos Kapuzenmann: Es ist schön, dass die Entwickler ihn ab und zu als Antagonisten in der Ferne schwebend auftauchen lassen. Scheinbar ist er der Meister dieser Insel, der einem die miesen Nachrichten hinterlässt, die immer wieder vom nahen Tod der Heldengruppe künden. Die Story an sich ist schwach, es gibt auch keinerlei Dialoge und nur vage Andeutungen zu Hintergründen. Wer Runen auf Grabsteinen und Statuen liest, kann sich zunächst ein paar Puzzlestücke zusammen reimen. Man ist einfach mit seiner Vierergruppe auf der Insel gestrandet und muss in einem gefährlichen Labyrinth überleben - man fühlt sich fast wie in einem Abenteuer-Spielbuch, in dem man hin und her blättert und darauf hofft, nicht auf der nächsten Seite zu sterben.

Sehr schön: Man kann die Karte beschriften. Puristen können das Automapping sogar abschalten.
Trotzdem gefällt mir, dass dieses Spiel tatsächlich mit mir spielt und mich dabei böse angrinst. Wenn man vor einem Schild mit "Danger" steht und die Druckplatte davor natürlich mehr als misstrauisch betrachtet, ist die Versuchung trotzdem unwiderstehlich - schließlich könnte sich ja auch etwas Nützliches irgendwo öffnen. Wenn man auf einem Podest mitten im Wald eine fette Flinte sieht, die vielleicht endlich diese elende Pistole ersetzt, kann man auch diesen Mausklick kaum zurückhalten. Und was passiert in beiden Fällen? Man wird eine verdammt böse Überraschung erleben - mehr verrate ich nicht. Aber ist auch egal, tot oder fast tot.

Das miese Grinsen vor dem Tod

Rettung in Sicht! Man kann zwar jederzeit speichern, aber nur an diesen blauen Kristallen seine Toten wiederbeleben.
Ansonsten zeigt Legend of Grimrock 2 nur wenig Schwächen. Ich vermisse animierte Portraits, vielleicht sogar mit Kommentaren, oder zumindest mal einen Blick auf die Helden in voller Montur. Aber schon die Charaktererstellung macht Laune, nicht nur weil es mit Rattenwesen ("Ratling") oder dem Farmer auch neue Exoten unter den sieben Rassen und fünf Klassen mit eigenen exklusiven Fähigkeiten gibt. Sondern auch, weil man den vier Helden zwar Klassen wie Wizard, Rogue oder Barbar zuordnen, aber sie dennoch frei entwickeln kann. Sprich: Nur weil ich einen Ritter erschaffe, heißt das nicht, dass er später nicht zaubern kann. Das Fähigkeitensystem ist jetzt flexibler, denn je nachdem wie man die gewonnenen Skillpunkte nach einem Aufstieg verteilt, kann theoretisch jeder alles an Zaubern und Angriffen ausführen. In der Praxis dauert der Wechsel zwar ewig, denn die Punkte muss man sich erstmal erkämpfen oder errätseln. Aber dafür wirken sie sich spürbar aus.

Allerdings muss man sehr aufmerksam verteilen, denn die Entwicklung braucht ihre Zeit und man kann sich ganz schön verplanen, wenn man nur das Offensichtliche an Fähigkeiten fördert: Meinen Minotaurus-Barbaren wollte ich z.B. zum Schwere-Waffen-Experten mit viel Stärke und Vitalität heranzüchten, also habe ich ihm auf Willen keine Zusatzpunkte gegeben - da sollte mein Wizard glänzen. Und das war ein Fehler, denn über Willen wird auch die Energie gesteigert, die man wiederum für nahezu alle alternaiven Spezialattacken braucht - die sind nicht zwingend erforderlich, zumal sie ja mehr Zeit kosten, aber sie können richtig Schaden machen.

Fähigkeiten und Spezialattacken

Nicht nur Zauber, auch Spezialattacken verlangen Energie. Aber was wertet man nach einem Aufstieg nur auf?
Sie werden ausgeführt, indem man länger mit der Maus auf der Waffe gedrückt hält, wobei sie Energie verbrauchen wie Zauber. Und genau dieser Fokus auf Energie als universelle Quelle für alle Helden, wertet natürlich den Willen enorm auf. Mein Minotaurus konnte so lange Zeit nicht den speziellen Hieb ausführen, weil er statt der 30 nur 20 Energie besaß. Tja, da habe ich mich verschätzt. Trotzdem gefällt mir das neue offene System, weil man mit dem Ausgeben von Fähigkeiten nicht nur mehr Schaden, Trefferchancen & Co, sondern nach klar markierten Stufen auch grundsätzliche Dinge wie etwa das Kämpfen mit zwei Waffen oder die hinterhältige Attacke freischaltet, mit der mein Ratten-Rogue endlich zur Hochform auflief.

Verflixt, wie kommt man nur in die obere Etage zum Schlüsselloch? Die vielen Teleport- und Schalterrätsel sind das Highlight.
Auch das Tränkebrauen über die vielen pflanzlichen Zutaten und natürlich das Zaubern verlangt sorgfältige Planung in der Punkteverteilung, denn alles wirklich Effiziente verlangt entsprechende Fähigkeiten: Wer endlich mit dem Feuerball brutzeln will, muss einen Punkt auf Luftmagie und drei auf Feuermagie vorweisen. Aber es gibt doch auch so viel Nützliches für Erd- und Eismagie! Die Qual der Wahl bei der Charakterentwicklung gehört zu den motivierenden Aspekten dieses Dungeon-Crawlers.

Die Qual der Wahl

Aber Vorsicht: Nicht zu lange irgendwo grübeln! Denn zum einen werden die Helden hungrig und verlieren ohne Nahrung schnell ihre Gesundheit. Zwar glaubt man zu Beginn noch, dass man vom Schildkrötenfleisch bis zum Echsenspieß genug Proviant hat, aber im Laufe des Abenteuers wird das immer weniger. Außerdem sollte man seine Zeit nicht mit brennenden Fackeln vergeuden, denn auch diese halten

Was hat es mit dieser Feueressenz auf sich, für die man vier Kristalle opfern musste? Das Spiel bleibt immer angenehm rätselhaft.
nicht ewig und lassen sich nicht einfach wieder anzünden.

Das Inventar ist jedenfalls schnell gefüllt mit Essbarem und Werfbarem, mit Tragbarem, Lesbarem und natürlich Waffen, darunter einige sehr exklusive Klingen, sowie Kleidung von Kopf bis Fuß. Es gibt Schriftrollen, Kräuter und Pilze, Steine und Dolche, Bomben und Munition. Sehr motivierend ist, dass es auch Sets aus Rüstungen gibt, die zusammen spezielle Werte verstärken - manchmal gibt es bis zu vier oder fünf Teile! Dabei ist man froh, dass man auch weitere Beutel und Kisten findet, sonst wären schnell alle Plätze belegt. Schön ist, dass auch die Traglast nicht unbegrenzt ist. Schade ist, dass man nicht bequem auf Knopfdruck sortieren oder Waffenwerte

Und man sollte sich vor offensichtlichen Geschenken hüten...obwohl, was soll schon passieren?
direkt vergleichen kann.

Prall gefüllte Rucksäcke

Außerdem sammelt sich bald eine Zettelwirtschaft an - irgendwann weiß man nicht mehr, wo man welche Notiz gefunden hat. Es gibt auch keine Tagebuchfunktion, die eine Chronologie oder Orte verzeichnet. Also muss man tunlichst die manuelle Beschriftung der Karte nutzen, um nicht den Überblick darüber zu verlieren, was man wo machen kann oder worauf sich dieser eine Zettel vielleicht bezieht. Das Betexten funktioniert sehr simpel, allerdings hätte ich mir mehr Icons gewünscht, gerade für die Statuen oder Teleporter. Übrigens: Puristen können nicht nur das automatische Kartieren abschalten, sondern auch das Nutzen der blauen Heil- und Wiederbelebungskristalle auf eine Aktion beschränken.

Fazit

Dieser Dungeon-Crawler will mich auf dem Weg ins Ziel töten. Dabei grinst er auch noch böse, während ich zwischen Friedhöfen und Katakomben umher irre. Man kann das Gelächter fast hören, das erschallt, wenn ich mal wieder in eine miese Falle laufe oder viel zu lange nach einer Lösung grüble. Hier geht es nicht nur um Kampf, sondern auch um Köpfchen und Neugier. Und genau das reizt mich, mit meinen vier Helden immer tiefer in diese offene Welt einzudringen. Ja, die Story ist schwach, einiges wirkt vielleicht altmodisch. Und dieses Legend of Grimrock 2 ist eine harte Nuss. Aber das Knacken macht unheimlich Spaß, weil man erstmal etwas drehen und untersuchen muss, weil man experimentieren und knobeln darf, weil man den süßen Erfolg nach dem bitteren Festbeißen viel besser genießen kann. Man wandert umher, beschriftet seine Karte, sucht nach Antworten, will gegen all die Kreaturen überleben - wunderbar. Viele Spiele sind heutzutage so schnell entschlüsselt. Legend of Grimrock 2 ist nicht nur besser als der Vorgänger, sondern bleibt angenehm mysteriös, gefährlich und bringt endlich auch mal wieder den Kopf zum Qualmen - ich habe selten so viele Rätsel in einem Rollenspiel gesehen. Wenn euer Herz also für Spiele à la Dungeon Master schlägt, werdet ihr euch in diese moderne Variante mit ihren stimmungsvollen Kerkern und bösen Überraschungen verlieben.

Pro

  • Dungeon-Crawler alter Schule
  • angenehm offene Spielwelt
  • verbessertes Gegnerverhalten
  • Tutorial beschränkt sich auf das Wesentliche
  • vertrackte Gewölbe und Oberwelt erkunden
  • freie Charaktererschaffung & flexiblere Entwicklung
  • sehr viele Schalter- & Logikrätsel
  • tödliche Fallen und Hinterhalte
  • mit Schaufel nach Schätzen buddeln
  • Erkundung, Feinde & Schalter auch unter Wasser
  • Spezialattacken der Waffen hängen von Werten ab
  • gutes manuelles Magiesystem über Runen
  • knackige Bosskampfsituationen
  • stimmungsvoller Tag- & Nachtwechsel
  • neue Rassen und Klassen
  • drei Schwierigkeitsgrade
  • beschriftbare Karte mit Automapfunktion
  • manuelles und automatisches Speichern
  • optional: Automap abschaltbar
  • Dungeon-Editor

Kontra

  • schwache Story
  • durchschaubare Gegnerwege
  • einige steife Animationen, Baukastencharakter der Kulisse
  • kein Tagebuch, viel Zettelwirtschaft
  • zu wenig Icon-Auswahl bei Beschriftung
  • keine Sortier/Vergleichsfunktion im Inventar
  • keine animierten Portraits oder Helden in voller Größe
  • keine Sprachausgabe, nur englische Texte

Wertung

PC

Legend of Grimrock 2 ist nicht nur besser als der Vorgänger, sondern bleibt angenehm rätselhaft, gefährlich und bringt endlich auch mal wieder den Kopf zum Qualmen!