Gabriel Knight: Sins of the Fathers - Test, Adventure, Mac, PC, Android, iPad
An der Geschichte hinter dem Abenteuer haben die Entwickler natürlich nichts verändert: Eigentlich wollte Horror-Autor Gabriel Knight nur Recherche für seinen neuen Roman betreiben. Doch als in New Orleans, bekanntlich auch heute noch ein Zentrum für Voodoo-Aktivitäten, eine Reihe von Ritualmorden geschehen, versinkt er bei seinen Nachforschungen immer mehr in einer Welt voller Mysterien, Gewalt sowie übernatürlicher Mächte, die sich wie ein roter Faden durch seine Familiengeschichte ziehen und auch sein Schicksal bestimmen sollen. Wer mehr über das Original und seine Hintergründe erfahren möchte, wird in unseren Rückblick fündig.
Fauler Zauber im alten New Orleans
Die übrigen Figuren sind etwas besser getroffen, allerdings kommen auch sie nicht an die Originalaufnahmen heran. Dass alle Stimmen neu eingesprochen werden mussten, hat übrigens technische Gründe: Das damals aufgenommene Rohmaterial lag nicht mehr vor. Man habe dann testweise versucht, die Stimmen aus dem Originalspiel zu extrahieren - die Qualität habe aber nicht mehr ausgereicht. Auch die Identifikation mit dem neuen Gabriel fällt mir schwer: Sein Auftreten als ewig baggernder Möchtegern-Casanova wirkte natürlich schon 1993 reichlich chauvinistisch. Mit seiner neuen Stimme und der sauber getrimmten Mähne nebst Nackenspoiler passt er jetzt aber noch besser ins Klischee des schleimigen Aufreißers. Im Original sorgte die verschlafene Wuschelfruisur mit Undercut noch für etwas mehr lockeres Underdog-Flair. Seltsamerweise haben sich die Entwickler bei Gabriels Design eher am zweiten Serienteil orientiert.
Misslungene Neuvertonung…
Die Steuerung wurde zwar entschlackt, aber nur halbherzig überarbeitet. Neuerdings muss man sich nicht mehr umständlich durch die Befehls-Symbole „Walk, look, ask, talk, pickup, open/close, operate, move“ scrollen, bevor man mit der Maustaste eine entsprechende Aktion startet. Trotzdem lassen sich Inventar-Gegenstände nicht so komfortabel aus dem Inventar nehmen wie etwa in aktuellen Daedalic-Titeln: Stattdessen wird das Objekt zuerst aus der Tasche in die Hand genommen und dann mit zwei weiteren Klicks benutzt. Ärgerlich sind außerdem einige kleine Bugs: Gelegentlich sprechen die Figuren wild durcheinander, ohne ihr Gegenüber ausreden zu lassen. Manchmal verschwindet sogar der Mauszeiger oder Objekte verändern plötzlich ihre Größe.
…und weitere Wehwehchen
Fazit
Gabriel Knight: Sins of the Fathers gehört zu den schlechteren Neuauflagen. Die frischen Sprecher klingen zwar nicht mehr so kratzig wie die Original-Spur aus dem Jahr 1993, aber sie betonen ihre Texte deutlich unpassender und rauben dem Adventure-Klassiker eine Menge seines Charmes. Das ist vor allem deshalb verwunderlich, weil die Phoenix Online Studios an der Entwicklung beteiligt waren. Und deren Cognition-Reihe gehört schließlich zu den am besten vertonten Spielen des Genres. Auch anderswo wurde beim Aufpolieren geschlampt: Oft reden die Figuren einfach wild durcheinander oder Fehler wie ein verschwindender Mauszeiger funken dazwischen. Schade, denn die Geschichte um die geheimnisvollen Voodoo-Morde hat mich zwar langsam, aber mit der Zeit immer intensiver ins Spiel hineingezogen. Wer in Nostalgie abtauchen oder den Adventure-Klassiker zum ersten Mal erleben möchte, sollte also lieber zum Original statt zur unausgegorenen Neuveröffentlichung greifen.
Pro
- nach wie vor faszinierende Mord-Geschichte des Klassikers
- urige Schauplätze im alten New Orleans
- viele gruselige Voodoo-Einflüsse und -Verflechtungen
- gelungene Aufteilung in Ermittlungs-Tage
- interessante Ermittlungen zu mysteriösen Morden...
- schrittweises Hilfe-System
- Artworks und Original-Screenshots schön ins Menü eingebunden
Kontra
- aufpolierte Grafik versprüht nicht den Charme des Originals
- deutlich schlechtere Sprecher als im Vorbild
- Figuren sprechen oft wild durcheinander
- gelegentliche Bugs, z.B. unsichtbarer Mauszeiger
- ...aber auch einige veraltet wirkende Gefälligkeiten zum Strecken der Spielzeit
- pausenlos baggernder Gabriel wirkt ziemlich peinlich
- kitschig dudelnder Soundtrack erinnert mitunter an Midi-Zeiten
- Deutsch nur in (mitunter schlecht übersetzten) Untertiteln