Super Smash Bros. - Test, Prügeln & Kämpfen, N64, 3DS, Switch, Wii_U

Super Smash Bros.
28.11.2014, Jan Wöbbeking

Test: Super Smash Bros.

Backpfeife XXL

Endlich fliegen auch auf Wii U die Fäuste: Zwei Monate nach dem 3DS-Debüt kloppen sich Mario und eine Schar von Videospielgrößen wieder in aller Freundschaft – inklusive wild blitzender Spezial-Attacken sowie bizarrer Neuzugänge wie der Wii-Fit-Trainerin. Ist das Gemetzel auch auf dem großen Schirm ein Volltreffer?

Nintendo hat die Wartezeit genutzt: Im neuen Ableger von Super Smash Bros. (ab 42,99€ bei kaufen) steckt einiges mehr als ein bloßes Grafik-Update zur 3DS-Version (hier geht es zum Test der mobilen Fassung). Trotzdem sticht natürlich als erstes die farbenfrohe, detailreiche Kulisse ins Auge. Auch wenn sich der Hintergrund ständig ändert oder die Kämpfer auf Tragflächen über einem Inselidyll oder durchs All schweben, läuft die Action in 1080p und bei blitzsauberen 60 Bildern pro Sekunde ab. Die fetten schwarzen Comic-Ränder der 3DS-Fassung hat sich Nintendo zum Glück gespart; dank des größeren Bildschirms bleibt es auch beim Herauszoomen deutlich übersichtlicher als auf dem Handheld. Außerdem fällt natürlich auf, dass die Kämpfer sich mit dem Analogstick des Gamepads oder Pro-Controllers deutlich präziser steuern als mit der schmalen 3DS-Scheibe. Ich bin bei weitem nicht mehr so häufig versehentlich losgesprintet.

Schöner, größer, präziser

Schade, dass man fast nie Zeit hat, den Ausblick zu genießen.
Trotzdem ist es nach wie vor schade, dass Bandai Namco und Nintendo nicht die Chance genutzt haben, um die Eingaben sinnvoller auf die Knöpfen zu verteilen:  Beim Hüpfen z.B. hat man die freie Wahl zwischen X, Y oder der Stick-Bewegung nach oben. Der A-Knopf ist dagegen überbelegt: Mit ihm startet man den Großteil der Attacken, hebt Extras auf, setzt sie ein und vieles mehr. Andererseits verlangt man dem Spieler so ein wenig Feingefühl ab - in anderen Prügelspielen lassen sich die Attacken schließlich auch nicht einfach auf Knopfdruck abspulen.

Die Spielmechanik hat sich nicht geändert: Ähnlich wie in Mario Kart 8 kämpft ein Aufgebot aus Videospiel-Allstars um Ruhm und Ehre. Hier geht es aber natürlich handfester zur Sache. Um das Chaos perfekt zu machen, funkt auch noch die Umgebung dazwischen. Die Entwickler haben Unmengen herrlich alberner Ideen verwirklicht: Mal bekriegt man sich in vor Gefahren strotzdenden Retro-Kulissen von Donkey Kong oder Pac-Man, anderswo pustet der Sturm das aggressive Grüppchen von den Zinnen in eine Burg. Auf der F-Zero-Strecke kann es passieren, dass man von den Gleitern über den Haufen gefahren wird.

Klassisches Prügel-Chaos

Die Galaxie lässt grüßen!
Allzu weit darf man sich nicht von der Bildschirm-Mitte entfernen. Sobald man die Arena-Grenzen verlässt, gilt man als aus dem Ring geschmissen und bekommt einen Minuspunkt. In punkto Spielmechanik kocht die Serie nämlich nach wie vor ihr ganz eigenes Süppchen: Man prügelt und ballert so lange auf den Gegner ein, bis seine Schadensanzeige sich ordentlich gefüllt hat. Je schwächer er wird, desto leichter lässt er sich aus dem Ring kloppen – am besten und befriedigendsten klappt das mit einem kraftvollen Smash-Angriff, der ihn hoch in die Luft katapultiert, woraufhin er idealerweise in den Abgrund segelt. Natürlich gibt es auch Griffe und zahlreiche andere Möglichkeiten, den Widersacher hinaus zu bugsieren. Wenn man sich besonders dumm anstellt, plumpst man auch ohne Feindeinwirkung ins Bodenlose. Dank Doppelsprung und einiger Spezialtechniken rettet man sich aber meist wieder über die Kante.

Nützlich sind außerdem die Pokémon-Helfer, welche sich per Pokéball herbeirufen lassen. Je nach Stufe und Art piesacken sie die Gegner unterschiedlich aufdringlich mit Sturzflügen und anderen Gemeinheiten. Auch die Vielfalt stimmt: Es gibt wieder Unmengen spezieller Herausforderungen, Ausdauerkämpfe und Belohnungen zum Sammeln. Mehr Details zum Spielablauf findet ihr im Artikel zur 3DS-Version, hier konzentrieren wir uns auf die Neuerungen.

Nützliche Helfer

Yoga mal anders.
Auf dem 3DS dienten die etwas mühsamen Smash-Abenteuer gegen Gegnerscharen als Hauptmodus – auf Wii U steht dagegen die „Smash-Tour“ im Mittelpunkt. Sie funktioniert ähnlich wie ein Brettspiel oder Mario Party: Nach dem Würfeln ziehen bis zu vier Teilnehmer über die Felder und bestreiten immer wieder Kämpfe oder Minispiele. Dabei tritt man allerdings nicht immer mit seinem Lieblingscharakter an. Stattdessen werden verschiedene Figuren auf dem Spielfeld eingesammelt, bevor man mit ihnen in die Schlacht zieht. Flexible Naturen sind also im Vorteil, schließlich muss man immer wieder ins kalte Wasser springen und sich mit ungeliebten Figuren beweisen. Auch Verstärker für die Statuswerte und viele andere Extras werden auf dem Brett eingesammelt. Zu Beginn wirken die zahlreichen Regeln und einsetzbaren Extras allerdings verwirrend – aktiviert vor eurer ersten Runde mit Freunden also am besten die Anleitung!

Auch die verschachtelten Menüs stiften zu Beginn Verwirrung. Wer z.B. ein eigenes Steuerungsprofil mit umbelegten Knöpfen nutzen will, muss es in jedem Modus neu aktivieren – mit Hilfe eines winzigen Untermenüs unter der eigenen Figur. Im Gegenzug lassen die Konfigurationsmöglichkeiten kaum Wünsche offen. Vom Gamepad über die Wii-Fernbedienung mit Nunchuk oder den Classic-Controller bis hin zum Pro-Controller lassen sich zahlreiche Eingabegeräte nutzen. Neben dem „Tuning“ für eigene Kämpfer und Miis gibt es neuerdings auch einen kleinen Level-Editor. Viel mehr als ein paar karge Hügel lassen sich mit Hilfe der beschränkten Zeichen-Möglichkeiten aber nicht auf die Beine stellen. Auch der klassische Modus und die neuen Spezialaufträge der riesigen Hand haben mich als Einzelkämpfer deutlich länger motiviert als auf dem 3DS.

Lokale Prügel-Party

Neben den Miis lassen sich auch andere Figuren mit Statuswerten und speziellen Attacken feintunen.
Ein weiterer Vorteil gegenüber der mobilen Fassung ist die Party-kompatible Spielerzahl. Bis zu acht Teilnehmer dürfen lokal in einfachen Smash-Kämpfen loslegen. Viele der übrigen Modi können außerdem mit zwei bis vier Spielern bestritten werden. Frisch dabei ist außerdem die Unterstützung von Amiibo-Charakteren. Wer sich Nintendos neue Sammel-Figürchen zulegt, kann sie aufs Gamepad stellen und danach als Helfer oder Gegner im Kampf einsetzen. Ähnlich wie bei den Drivataren in Forza lernt die KI den Spielstil ihres Besitzers und setzt häufig seine Lieblings-Attacken ein.

Beim Online-Modus bleibt Nintendo sich leider treu: Im Vergleich zum 3DS-Titel wurden die Möglichkeiten kaum erweitert. Beim privaten Spiel mit Freunden gibt es wieder jede Menge Konfigurationsmöglichkeiten, aber in der öffentlichen Spielersuche lassen sich nur wenige Details beeinflussen. Das „Geplänkel“ für bis zu vier Spieler eignet sich vor allem für den lockeren Einstieg: Die Ergebnisse der Smash- und Team-Kämpfe fließen nicht in die Statistik ein. Hier kommen allerdings alle verrückten Extras und Level-Transformationen zum Einsatz. In der Variante „Hart auf Hart“ geht es ernster zur Sache: Um möglichst faire Voraussetzungen für alte Hasen zu schaffen, geht es ohne Extras in statischen Arenen zur Sache.

Karger Online-Modus

Nimm das!
Ein starker Dämpfer für die Motivation ist wieder das Fehlen von Bestenlisten oder spannender Herausforderungen gegen Freunde. Immerhin darf man neuerdings aber per Mikro chatten, statt nur Textnachrichten zu nutzen. Neu dabei ist die „Eroberung“, eine kleine weltweite Herausforderung, bei der man kurzfristig eine von drei Fraktionen unterstützt. Fährt man innerhalb weniger Tage Siege mit einem vorgegebenen Charakter wie Captain Falcon ein, verhilft man ihm zum Sieg gegen zwei andere Figuren.

Technisch läuft der Online-Part nicht immer rund: In unseren Vierer-Matches kam es regelmäßig zu Rucklern und Verbindungsabbrüchen. Manchmal ging sogar die komplette Spielgeschwindigkeit in die Knie, so dass wir in Zeitlupe spielen mussten. Schade, dass sich die Spielersuche nicht einmal auf ein Territorium wie Europa beschränken lässt. Die spannenden Duelle zwischen zwei Kontrahenten liefen dagegen ähnlich flüssig wie im Xbox-One-Prügler Killer Instinct. Wer möchte, kann sich außerdem wieder die Matches anderer Spieler aus aller Welt anschauen und sein verdientes Geld auf den Sieger setzen.

Verbindungsprobleme

Fazit

Was für ein Monstrum! In punkto Umfang steckt Super Smash Bros. fast die gesamte Prügel-Konkurrenz in die Tasche. Über 50 Nintendo- und Videospiel-Stars warten darauf, dass man ihre aberwitzigen Attacken in zahlreichen Modi erforscht und perfektioniert. Auf Wii U steuert sich das technisch saubere Gemetzel eine ganze Ecke besser als auf 3DS und die Einzelspielermodi haben mich hier deutlich länger motiviert als auf dem Handheld. Auch die Party-Tauglichkeit ist gestiegen: Bis zu acht Teilnehmer bekriegen sich in einfachen Matches, viele Modi lassen sich außerdem mit zwei bis vier Spielern angehen. Beim Online-Modus schwächeln Nintendo und Namco Bandai aber erneut: In der Spielersuche mangelt es an Modi und Optionen und wenn vier Spieler gleichzeitig durch den Ring turnen, kommt es häufig zu Rucklern, Slowdowns oder Verbindungsabbrüchen. Wer vornehmlich offline zockt, bekommt aber ein noch besseres Gesamtpaket als auf dem 3DS.

Pro

  • blitzschnelles variantenreiches Gemetzel
  • lustig-chaotische On- und Offline-Kämpfe für bis zu acht Spieler
  • leichter Einstieg - schwer zu meistern
  • zahlreiche durchgeknallte Special-Moves
  • über 50 Charaktere aus der Nintendo- und Videospiel-Welt
  • riesige Zahl an Modi, Schauplätzen, Herausforderungen, Trophäen und mehr
  • ideenreiche, teils brenzlige Arena-Verwandlungen während des Kampfes
  • saubere Technik mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde
  • erstellbare Mii-Kämpfer und Feintuning für Standard-Charaktere
  • Unmengen herrlich verrückter Extras und Pokémon-Helfer
  • tolle Balance - trotz großen Umfangs und verrückter Ideen
  • lustige Bonus-Minispiele
  • beschwingte umfangreiche Musikuntermalung aus den Spieluniversen
  • Soundtrack-Player für sämtliche Musikstücke
  • knuffige Sound-Effekte
  • viele Optionen beim Spiel mit Online-Freunden
  • unsichtbare Könnens-Einstufung sorgt für ausgeglichene Internet-Matches
  • Videos und Screenshots eigener und anderer Online-Kämpfe ansehen
  • Wettmöglichkeit auf andere Matches als Zuschauer

Kontra

  • teils seltsame Auswahl neuer Kämpfer (Animal Crossing statt Bayonetta)
  • Hauptmodus-Brettspiel zu Beginn verwirrend
  • A
  • Knopf und Stick sind mit zu vielen Bewegungen und Attacken belegt
  • wirr verschachtelte Menüs
  • "getunte" Kämpfer nur in manchen Modi einsetzbar
  • keine Online-Ranglisten
  • kaum Optionen in Internet
  • Kämpfen gegen Fremde
  • Online gibt es Slowdowns und Verbindungsprobleme, vor allem zu viert
  • öffentliche Spielersuche bietet keine Begrenzung auf Regionen wie Europa
  • zu minimalistischer Level-Editor

Wertung

Wii_U

Herrlich durchgeknalltes Comic-Gemetzel mit riesigem Umfang und adrenalingeladenen Mehrspieler-Kämpfen - lediglich der Online-Modus schwächelt.