Lego Batman 3: Jenseits von Gotham - Test, Action-Adventure, 360, PS_Vita, PlayStation3, 3DS, XboxOne, Wii_U, PC, PlayStation4

Lego Batman 3: Jenseits von Gotham
20.11.2014, Mathias Oertel

Test: Lego Batman 3: Jenseits von Gotham

Im Weltraum hört dich keiner lachen

Die Briten von Traveller's Tales sind fleißig: Mit Lego Batman 3 - Beyond Gotham erscheint dieses Jahr der dritte große Titel rund um die dänischen Bausteine. Hat man nach dem Hobbit und dem Spiel zum Lego-Kinofilm noch genug kreative Kraft, um aus dem neuen Abenteuer um den Dunklen Ritter etwas Besonderes zu machen? Oder geht der Jagd nach Noppen und Charakteren die Puste aus? Der Test gibt die Antwort!

Es ist beinahe so etwas wie der "Sixth-Sense"-Effekt: Kennt man die Auflösung, kann man die Hinweise, die es von Beginn an gibt, besser erkennen und deuten. Denn auch wenn der Dunkle Ritter seinen Namen stellvertretend für die gewaltige Ansammlung an DC-Helden und -Bösewichten hergibt, steht hier eigentlich sein Helfer Robin im erzählerischen Mittelpunkt. Anfänglich von mir noch genauso belächelt wie von seinem Mentor, wird er nach und nach immer wichtiger für die Geschichte und den Kampf von Batman & Co gegen Brainiac, der die Erde schrumpfen und seiner Sammlung hinzufügen möchte. Dabei sah alles zu Beginn danach aus, als ob Traveller’s Tales mit dem bereits dritten "großen" Lego-Titel in diesem Jahr das kreative Pulver verschossen hätte. Vor allem hinsichtlich des Humors hat das Batman-Abenteuer zu kämpfen. Die Pointen bleiben platt oder zünden gar nicht und selbst der situative Humor wirkt längst nicht so zielsicher wie in den letzten Spielen rund um die Plastik-Bausteine.

Schwacher Beginn

Es kommt hier für die Lösung der Umgebungsrätsel nicht nur auf die Wahl der Figur, sondern vor allem auf die des richtigen Anzugs an.
Mechanisch bietet man ebenfalls Bewährtes: Man läuft immer noch mit einer Auswahl an Figuren durch die großräumigen Abschnitte, zerstört Lego-Bauten, sammelt die freigesetzten Noppen ein und löst meist simple Schalterrätsel. Wie man es von der Batman-Reihe kennt, ist hier aber nicht nur die Auswahl der Figur von Bedeutung, sondern auch der Anzug, den sie trägt und der den menschlichen Helden (bzw. Bösewichten) entscheidende Fähigkeiten verleiht. Später kommen auch noch Figuren wie Superman oder Wonder Woman hinzu, deren Kräfte „natürliche“ Ursachen haben und die daher nicht die Anzugwahl zur Verfügung haben. Alles wirkte wie ein routiniertes Abspulen bewährter Mechanismen. Und damit wäre Lego Batman 3 sicherlich kein schlechtes Spiel geworden. Allerdings auch keines, das mir langfristig in Erinnerung geblieben wäre - zumal mit The Lego Movie Videogame und Lego Der Hobbit Bauklotz-Alternativen zur Verfügung stehen.

Superhelden wie Batman und Robin kämpfen Seite an Seite mit den Bösen, um Brainiac aufzuhalten.
Doch ab dem Moment, in dem man sich auf den Weg zum Turm der Justice League macht, um dort mit Green Lantern und Martian Manhunter einen Schlachtplan gegen Brainiac zu entwerfen, nimmt das Spiel Fahrt auf - im Rahmen der Möglichkeiten versteht sich. Doch wenn man mit Batmans Raumschiff wie in einem Resogun light um den Turm jagt und Gegner zerlegt oder den sich um seine Mittelachse drehenden Turm emporklettert, während aus allen Richtungen Gegner und Geschosse auf einen zujagen, fühlt sich Beyond Gotham frischer an als viele Lego-Titel der letzten Jahre. Und auch erzählerisch gelingt die Wende – spätestens, wenn die Superbösen wie Lex Luthor, Joker oder Solomon Grundy erkennen, dass Brainiac auch „ihrer“ Erde schaden möchte und sie daher mit Batman & Co einen Waffenstillstand schließen und sie nun gemeinsame Sache machen. Ab diesem Moment kehrt der Humor wieder zurück, zeigt sich dabei aber von seiner nachdenklicheren Seite, da überraschenderweise der Slapstick häufig durch Dialoge ersetzt wird, die zwischenheldische Beziehungen beleuchten.

Weltraum-Wendepunkt

Doch die meiste Zeit ist man ohnehin damit beschäftigt, die großräumigen Abschnitte nach zerstörbaren Gegenständen und zahlreichen Geheimnissen zu durchsuchen. Dabei bedient man sich abermals vieler Elemente, die man in den letzten Titeln von Marvel Super Heroes bis The Lego Movie etabliert hatte. So können z.B. Superman und Flash über das Markieren bestimmter Bauteile hyperschnell Megabausätze zusammensetzen. Und es gibt in jedem Abschnitt auch eine Figur, die in Gefahr geraten ist und die gerettet werden muss. Da es im DC-Universum offensichtlich nicht den "einen" Künstler gibt, den man wie Stan Lee bei Marvel in Verbindung bringt,  darf man hier immer die Augen und Ohren nach Adam West offen halten. Für die etwas jüngere Generation: West war der Batman-Darsteller der Batman-Fernsehserie in den späten sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. In dieser Hinsicht bietet Lego Batman 3 übrigens viel zu entdecken. Die Musik, zu der Batman durch die Levels stolziert, stammt größtenteils aus dem ersten Tim-Burton-Film. Weitere Anspielungen gibt es auch auf die Trilogie von Christopher Nolan (abseits der für den Season Pass angekündigten Inhalte) oder den Comics von Frank Miller. Und  Mr. Freeze hat einen Akzent wie Arnold Schwarzenegger in Joel Schumachers Batman und Robin. Doch nicht nur bei Batman (und Robin) kann man sich auf Easter Eggs freuen: Wenn z.B. Superman oder Wonder Woman abheben, untermalen stilecht die echten Musik-Themen das Geschehen, bis der Held bzw. die Heldin wieder festen Boden unter den Füßen hat. Und Adam West hat nicht den einzigen Cameo-Auftritt. Auch die amerikanische Late-Night-Legende Conan O’Brien hat eine wiederkehrende Sprechrolle. Die ist auf Dauer allerdings nervig, da der wortgewandte Komödiant erstaunlich wenig sagt und sich diese wenigen Samples sehr häufig wiederholen.

Sobald es ins All geht, nimmt Lego Batman 3 in jeder Hinsicht Fahrt auf.
Dass man unter den mehr als 150 spielbaren Charaktere auch zahlreiche der "großen" Figuren findet, ist nicht neu. Schon im Marvel-Ableger konnte man mit Hulk oder Juggernaut die Blöcke zerlegen. Doch mit den frischen Spezialfähigkeiten  sowie der auch abseits des freien Spiel bunt durchmischten Gruppen, in denen sich Helden und Böse die Aufgaben teilen, wird es hier nicht langweilig, wenn z.B. Killer Croc oder Solomon Grundy mit Flash und Robin oder mit Lex Luthor und Batman losziehen. Zumal auch das Leveldesign sich redlich bemüht, für Variation zu sorgen. In den als Verteilerwelten angelegten Abschnitten gelingt dies zwar nur eingeschränkt, da diese im Vergleich zu z.B. Mittelerde im Hobbit oder Lego Herr der Ringe nicht aus einer offenen Welt, sondern vergleichsweise kleinen Modulen bestehen, in denen man gelegentlich die Übersicht und den Weg zum nächsten Abschnitt verlieren kann - zumindest, bis die direkte Levelanwahl im Watchtower zur Verfügung steht.

Alt und nicht so alt

Um alle mehr als 150 Helden und Bösewichte freizuspielen, ist man lange beschäftigt.
Dafür jedoch können die Kampagnen-Abschnitte punkten. Fantasievoll, farbenfroh und abwechslungsreich, darf man nicht nur in der Bathöhle oder im All seine Runden ziehen und auf unwegsamen Planeten nach Noppen suchen, sondern auch der Höhle der Einsamkeit einen Besuch abstatten. Für mich der Höhepunkt waren die Ausflüge in die von Brainiac geschrumpften europäischen Metropolen. Denn im Gegensatz zu dem üblichen Mix aus realistischen Kulissen, in die Lego-Elemente eingesetzt wurden, bestehen diese Abschnitte komplett aus Bausteinen. Und dieses eigentlich nahe liegende technische Hilfsmittel, um die Abschnitte darzustellen, kam für mich in den Lego-Titeln immer zu kurz - wurde aber immerhin konsequent bei der Umsetzung des Kinofilmes eingesetzt. Hier gewinnt es einen zusätzlichen Reiz, dass die Figuren sich durch Miniatursets bewegen, die in dieser Form auch in den einschlägigen echten Lego-Themenparks (oder in irgendwelchen Kinderzimmern) aufgebaut sein könnten - sehr schick. Natürlich darf man wie gehabt auch zu zweit kooperativ am Splitscreen-Modus durch die DC-Welten ziehen und die ordentliche deutsche Sprachausgabe genießen. Und natürlich darf man weiterhin nur lokal gemeinsam spielen - ein Online-Modus steht offensichtlich immer noch nicht auf der Agenda von Traveller's Tales.

Fazit

Nach der ersten Stunde war ich enttäuscht. Weder erzählerisch noch spielerisch konnte mich die Superhelden-Versammlung mit über 150 Figuren überraschen. Und die Vermengung aus Anzügen mit unterschiedlichen Spezialisierungen sowie entsprechenden Charakteren war ebenfalls bekannt. Doch sobald der Kampf gegen Brainiac ins All und den Turm der Justice verlagert wurde, nahm alles an Fahrt auf. Die Rätsel und Bosskämpfe wurden zwar weiterhin nur selten anspruchsvoll. Doch dafür trat die Story aufs Gaspedal, die sich um den jugendlichen und stets geduldig in der zweiten Reihe stehenden Robin als Helfer des Dunklen Ritters dreht. Zudem wurden die Plastik-Zerstörungsorgien kreativer in Szene gesetzt. So z.B. wenn man in komplett aus Legos gebauten Miniaturen europäischer Metropolen gemeinsam mit den Superbösen Jagd auf Brainiac macht. Zwar geht Traveller’s Tales immer noch wenig Risiko und reichert die bekannten, weiterhin vor allem zu zweit gut unterhaltenden Elemente nur sparsam an. Doch dank eines angenehmen Erzähltempos, vielen Anspielungen und einer Kulisse, die geschickt zwischen Realismus und Bausteinwelten wechselt, ist Lego Batman 3 ein überraschend unterhaltsamer Ausflug in die DC-Welten jenseits von Gotham.

Pro

  • interessante Geschichte...
  • eingängige Steuerung
  • bekannt guter Splitscreen-Koop-Modus
  • über 150 spielbare Figuren
  • ordentliche Sprachausgabe
  • nette Bosskämpfe
  • saubere Kulisse, die geschickt Grafikstile vermengt
  • Cameo-Auftritte von u.a. Adam West und Conan O'Brien
  • gute Musikuntermalung mit bekannten Themen (z.B. Superman, Batman, Wonder Woman)

Kontra

  • ... die allerdings erst spät in Gang kommt
  • kaum fordernde Rätsel
  • Kämpfe zu leicht
  • unnötig verschachtelte "Verteiler"-Bereiche
  • kein Online-Modus

Wertung

XboxOne

Routinierte Bauklotz-Action, die nach mauem Einstieg Fahrt aufnimmt und schließlich Legospiel-Normalform erreicht.

PlayStation4

Routinierte Bauklotz-Action, die nach mauem Einstieg Fahrt aufnimmt und schließlich Legospiel-Normalform erreicht.