Sonic Boom: Der Zerbrochene Kristall - Test, Plattformer, 3DS

Sonic Boom: Der Zerbrochene Kristall
27.11.2014, Jan Wöbbeking

Test: Sonic Boom: Der Zerbrochene Kristall

Rettet Sanzaru Sonics Ehre?

Ein Jahr nach Sonic Lost World bringen Sega und Nintendo zwei weitere Exklusivtitel des flinken Igels für 3DS und Wii U. Diesmal handelt es sich um Spiele zur gleichnamigen Zeichentrickserie, als Entwickler wurde Sanzaru beauftragt. Gelingt den Entwicklern von Sly Cooper: Jagd durch die Zeit ein weiteres mobiles Highlight oder droht Segas Maskottchen ein neuer Tiefschlag?

Auf der Wii U erforscht Sonic momentan mit leidlichem Erfolg eine offene dreidimensionale Welt, auf Nintendos Handheld hält sich das Spiel ans klassische 2D-Schema. Das vorzeitliche Reptil Lyric hat Amy entführt, was Sonic und seine Freunde ihm natürlich nicht durchgehen lassen – also begeben sie sich auf eine Rettungsmission. Glücklicherweise musste ich auf dem Handheld deutlich seltener schlecht synchronisierte Animationsfilmchen ertragen als im Schwesterspiel für Wii U. Die Geschichte und gelegentliche Witze von Sonic, Tails & Co werden aber auch hier fade präsentiert, da der Großteil mit Portrait-Bildchen und ins Kästchen tickerndem Text erzählt wird. Auch auf dem 3DS kommt immer wieder der neue Elektro-Haken zum Einsatz, mit dem ich mich an glühenden Ankern entlang schwinge.

Besser als der grauenvolle Wii-U-Titel?

Die vorzeitliche Schlange Lyric sorgt auch auf dem 3DS für Unfrieden.
Das knisternde Werkzeug lässt sich außerdem als Lasso nutzen, mit dem ich mechanischen Kreissägenbiestern das Schutzschild stibitze. Danach gebe ich ihnen im modernen Sonic-Stil per zielsuchender Sprung-Attacke den Rest. Zum Glück konzentriert sich der Spielablauf nicht so sehr auf fade Kampfsequenzen wie auf der Wii U, sondern aufs rhythmische Hüpfen und Erforschen der erstaunlich großen Levels.

Ein guter Spielfluss oder das serientypische Geschwindigkeitsgefühl kommen allerdings meist nicht auf, weil die Steuerung einfach nicht verlässlich genug reagiert: Gelegentlich bin ich in Stacheln gesegelt, obwohl ich eigentlich rechtzeitig den Sprung-Knopf gedrückt hatte. Auch manche porösen Wände erwische ich durch den Mangel an Präzision nicht wie gewünscht, sondern segle an ihnen vorbei ins Verderben.

Sonic mit angezogener Handbremse

Der elektrische Schwunghaken in Aktion.
Orte wie einen Strand, den Dschungel oder karge schwarze Felskulissen werden per Oberweltkarte bereist. Im Vergleich zur überbordenden Kreativität in Sonic: Lost World wirken die Kulissen hier karg und repetitiv, aber immerhin passen die idyllischen bis mystischen Orte gut zum klassischen Sonic-Thema. Außerdem läuft hier alles schön flüssig, wodurch auch Minispiele wie der Ausflug mit einem U-Boot oder das Gleiten durch einen 3D-Tunnel mehr Spaß machen als entsprechende  Einlagen in Sonic Boom auf Wii U – vor allem natürlich, wenn man den 3D-Effekt aufdreht. Auch in den seitlichen Hüpf-Abschnitten profitieren die Kulissen mit ihrem weiten Horizont und kleinen Kamera-Schwenks vom räumlichen Effekt.

Während der Action wechsle ich immer wieder per Digikreuz zwischen den Figuren, um abgelegene Abschnitte zu erreichen. Allzu schwer zu finden sind sie dank freischaltbarer Übersichtskarten allerdings nicht. Anders als auf Wii U spazieren die übrigen drei Charaktere übrigens nicht neben mir her. Mit Hilfe von Tails‘ Schwanz-Propeller kreise ich z.B. über einem großen Ventilator und lasse mich vom Luftstrom nach oben tragen. Dann stoße ich mit Sonics Dash-Attacke durch eine Wand und sammle einen verborgenen Kristall ein. Knuckles kann kräftig zulangen sowie buddeln und der Bumerang von Sticks wird im Kampf gegen Feinde auf gegenüberliegenden Plattformen nützlich.

Fliegender Wechsel

Die flotten 3D-Sequenzen und das Gleiten an Energiehaken flutschen deutlich flüssiger als im aktuellen Spiel für Wii U.
Da ich zum Betreten mancher Levels genügend Embleme benötige, wird das mehrfache Erforschen der Levels Pflicht. Je nach Vorgabe muss ich erst einmal in bekannten Abschnitten nach Sammelobjekten suchen, bevor es in einer neuen Welt weiter geht. Die Erkundungstrips sorgen zwar für Abwechslung, andererseits bremst man so das typische Sonic-Spielgefühl aus, mit dem man normalerweise durch die Levels rast. Man hätte die Hürde für das Betreten neuer Levels durchaus senken können, um erst einmal auf die Schnelle durch die Levels zu düsen. Für Speedruns eignet sich das Spiel übrigens nicht besonders gut, weil zu oft die unpräzise Steuerung dazwischen funkt. Mit Hilfe von Street Pass lassen sich einige Sammelobjekte verdienen – oder man verbindet das Spiel mit dem Wii-U-Titel, um dort Verbesserungen freizuschalten.

Fazit

Sanzaru Games dürften nicht gerade stolz auf ihren Sonic-Titel sein, aber immerhin liefern die Kalifornier einen deutlich stimmigeren Serienteil ab als das katastrophale Gegenstück für Wii U von Big Red Button. Sonic Boom: Der zerbrochene Kristall ist im Grunde ein solides klassisches Jump-n-Run mit einem Fokus auf die Suche nach verstreuten Sammelgegenständen. Leider sorgt die holprige Steuerung immer wieder dafür, dass der Igel nicht so elegant durch seine Levels rauscht wie es eigentlich nötig wäre. Die Fähigkeiten seiner Freunde wurden sinnvoll ins Spiel integriert, leiden aber ebenfalls unter kleinen Steuerungs-Macken. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und sich mit einem für Serienverhältnisse langsamen Tempo anfreunden kann, wird trotzdem ausreichend unterhalten. Ich hatte nach dem Test aber keine Lust mehr, weiter zu spielen  - was mir bei Jump-n-Runs nur selten passiert.

Pro

  • Charakterfähigkeiten eröffnen den Weg zu vielen versteckten Abschnitten
  • gelungene Minispiele sorgen für Abwechslung
  • schwungvolle und eingängige Soundtrack-Melodien
  • Soundtrack-Menü, interaktiver Comic und andere Boni

Kontra

  • Steuerung gelegentlich unpräzise
  • etwas fades Kulissendesign
  • nur selten gutes Geschwindigkeitsgefühl
  • übertrieben viele Sammelaufgaben
  • fade Dialoge und übertrieben infantile Synchro
  • keine weltweiten Bestenlisten oder Online-Funktionen

Wertung

3DS

Eine unpräzise Steuerung bremst in Sonics eigentlich solidem 2D-Abenteuer immer wieder den Spielfluss.