Großfeuerwerk-Simulator - Test, Simulation, PC
"Ist der Oertel denn jetzt komplett wahnsinnig geworden?" – Dies oder etwas Ähnliches dürften die Kollegen gedacht haben, als ich Ihnen vom Großfeuerwerk-Simulator (GS) erzählte, auf den ich mich in der Tat auf eine morbide Art gefreut hatte. Ich hatte zwar kurz nach dem Start die Hoffnung bereits aufgegeben, dass man hier nicht nur Feuerwerke platzieren und zünden darf, sondern wie seinerzeit zum Start der PS2 mit Fantavision oder auf 360 mit Boom Boom Rocket auch ein Spiel um die Pyrotechnik gestrickt wird. Man bekommt zwar eine Endbewertung nach Abschuss der Glitzerregen, Raketen, Kometen usw., aber diese hat nur kosmetischen Charakter - man kann nichts Neues freischalten. Es gibt keine Highscores. Man kann seine Kreationen nicht einmal per Internet mit anderen teilen. Und dennoch habe ich mehr Zeit mit dem Titel verbracht, als ich eigentlich zugeben möchte. Dazu muss ich allerdings auch einräumen, dass ich mich in der Silvesternacht daran ergötze, mir nicht nur das Feuerwerk über der deutschen Hauptstadt anzuschauen, sondern auch neugierig bin, wie in Sydney, Dubai oder London das neue Jahr eingeläutet wird. Die Kombination aus kostspieligen Pyro-Effekten, die immer häufiger passend zur Musik gezündet werden, sorgt nicht nur livehaftig für "Aahs" und "Oohs", sondern macht auch am Fernseher Spaß.
Durchgeknallt?
Perfektionisten gesucht
Und wem die mitgelieferten Feuerwerks-Batterien nicht reichen, der stellt sich im "Konfigurator" einfach selber welche zusammen oder editiert die vorhandenen. Hier kann man sogar den Zündzeitpunkt bzw. die zeitliche Differenz festlegen. Die Effekte können wahlweise mit 0.1, 0.25, 0.5, 1.0 oder 2.0 Sekunden Verzögerung aus den Mörsern abgefeuert werden. Andere Abstufungen sind nicht möglich, es sei dann, man trickst ein wenig und schnappt sich z.B. das Bodengestell mit 95 (!) Mörsern und lässt einige Plätze leer, um sich alternative Pausenzeiten zu schaffen. In der Vorschau kann man überprüfen, ob alles so funktioniert und aussieht, wie man es sich vorgestellt hat und nach dem Abspeichern darf man sein individuell befülltes Gestell nutzen.
Fehlender Komfort
Natürlich ist mir bewusst, dass es sich hier nur um einen Budget-Titel handelt, der auf Steam zum Testzeitpunkt als Sonderangebot für unter zehn Euro zu haben ist. Doch mit mehr Öffnung für Community-Inhalte und verbessertem Komfort hätte aus einem interessanten Titel für zwischendurch sogar noch mehr werden können. Andererseits hat das Team es ja nicht einmal geschafft, dafür zu sorgen, dass man aus dem Spiel seine Lieder-Listen vernünftig verwalten und z.B. Tracks löschen kann, die sich nicht einmal mehr auf dem Rechner befinden, dort aber weiterhin angezeigt werden.
Fazit
Wer hätte das gedacht? In seiner puristischen Einfachheit kann der Großfeuerwerk-Simulator tatsächlich die eine oder andere Spaß-Rakete zünden, bevor der Unterhaltungswert so schnell verglüht wie ein Goldregen zu Silvester. Zwar gibt es keinerlei Herausforderung oder gar einen spielerischen Ansatz wie z.B. in Fantavision oder Boom Boom Rocket. Doch die Suche nach der perfekten Abstimmung von Raketen, Fontänen und anderen Pyro-Effekte auf die eigens importierte Musik kann einen länger beschäftigen, als man insgeheim zugeben möchte. Zumal der dafür vorgesehene "Sequencer" bis auf fehlendes Feintuning ein ordentliches sowie einfach zu bedienendes Werkzeug darstellt. Schade ist allerdings, dass weder eigene Schauplätze erstellt noch individuelle Kamerapositionen definiert werden können. Dafür jedoch kann man seine eigenen Feuerwerks-Batterien konfigurieren, wenngleich man dies in einem separaten Editor erledigen muss, so dass man im schlimmsten Fall immer zwischen Sequencer und Editor hin und her springt - das hätte eleganter gelöst werden können. Anspruch? Nicht die Bohne! Überflüssig? Kann man sagen. Aber mir sind ein paar unterhaltsame Minuten mit dem Großfeuerwerk-Simulator lieber als der x-te Match-3-Klon mitsamt In-App-Käufen.
Pro
- übersichtlicher Sequencer zur Abschuss-Planung
- eigene Musiken verwendbar
- mehrere Kameraperspektiven
- eigene Feuerwerksgestelle konfigurierbar
- Zündsequenzen und -Zeit einstellbar
- Feuerwerk-Effekte visuell passabel umgesetzt
Kontra
- sekundengenaues Zünden ist Pfriemelarbeit
- keine eigenen Kamerapositionen festlegbar
- Umgebungen nur zweckmäßig
- nur zwei Schauplätze (München Olympiapark, Köln)
- keine eigenen Orte erstellbar
- Sonderzeichen-Bug sorgt für Totalabsturz
- mitunter unhandliche Benutzerführung, fehlende Komfort-Funktionen
- keinerlei Herausforderung