Game of Thrones - Episode 1: Iron from Ice - Test, Adventure, 360, XboxOne, PlayStation4, PC, iPad

Game of Thrones - Episode 1: Iron from Ice
03.12.2014, Jörg Luibl

Test: Game of Thrones - Episode 1: Iron from Ice

Im Schatten der Roten Hochzeit

Nach dem internationalen Erfolg mit "The Walking Dead" nimmt sich Telltale Games die nächste große Lizenz vor: "Das Lied von Eis und Feuer". Über sechs Folgen wollen euch die Adventure-Veteranen in die Fantasywelt von George R.R. Martin entführen. Und weil die Ereignisse mitten in der Geschichte der Sieben Königreiche stattfinden, sollten Leser der Romane sowohl einen Bogen um das Point&Click als auch diesen Artikel machen. Wie uns Game of Thrones - Episode 1: Iron from Ice gefällt, klärt der Test.

Einen besseren Auftakt als die "Rote Hochzeit" hätte Telltale Games für diese erste Episode nicht wählen können. Sie gehört nicht nur zu den wichtigsten politischen Ereignissen und Wendepunkten in den Romanen "Das Lied von Eis und Feuer", sondern auch zu den prägendsten Szenen, in denen George R.R. Martin seine ganze Klasse als Schriftsteller demonstriert. Allerdings spielt man die Katastrophe in der Halle nicht nach.

Im Schatten der Roten Hochzeit

Man beginnt in einem Heerlager in der Rolle des Knappen Gared Tuttle, der dem Haus Forrester dient.
Das Adventure von Telltale Games beginnt in einem Heerlager vor den Twins - dieser mächtigen Doppelfestung der Freys, die beide Seiten des Flusses bewacht. "Mächtig" muss man allerdings für dieses Adventure relativieren. Denn grafisch darf man nicht viel erwarten: Das Artdesign orientiert sich an jenem der TV-Serie und bildet zumindest die Figuren in seinem Aquarellstil gut ab. Aber die teilweise verwaschenen Kulissen bieten nur magere Aussichten in der Distanz, die Architektur wirkt alles andere als pompös und die Areale sind auch noch sehr klein. Mensch Telltale, da kann man heutzutage mehr rausholen!

Kann Gared tatsächlich noch gewinnen? Der Langdolch hat ihn schon schwer am Bein verwundet. In den Kämpfen gilt es Reaktionstests zu meistern.
Ich konnte mich der Gänsehaut nicht erwehren, als ich in der Rolle des Knappen Gared Tuttle bemerkte, wie die Schergen des Hauses Frey ihre Waffen in Zelten versteckten. Hätte ich etwa eine Chance, diesen blutigen Verrat zu verhindern? Nein, man kann in die großen Ereignisse der Romane natürlich nicht eingreifen. Aber in nahezu alles, was das Haus Forrester betrifft. Hier muss Telltale erst noch beweisen, wie weit sie da wirklich gehen, was die innen- und außenpolitischen Verstrickungen angeht.

Gänsehaut trotz schwacher Kulisse

Aber wer die Romane oder die Serie kennt, wird dennoch schnell warm mit der Szene im Heerlager. Kurz bevor Lord Walder Frey und Roose Bolton den schrecklichen Verrat begehen, herrscht dort noch ausgelassene Stimmung.

Aber die situative Spannung haben sie mal wieder im Griff. Als die Wachen einen bemerken, hat man nur zwei Möglichkeiten: Seinem Lord Gregor Forrester schnell von diesem Hinterhalt berichten oder den eigenen Begleiter schützen? Kurze Zeit später eskaliert die Situation, man muss sich in ersten recht leichten Reaktionstests im Kampf beweisen und die Blutige Hochzeit nimmt ihren Lauf. Schon an dieser Stelle dürfte Telltale jeden Kenner der Romane an der dramaturgischen Gurgel haben.

Eide, Tote & Geheimnisse

Denn es geht  Schlag auf Schlag: Kaum hat man sich versehen, ist man auf der Flucht, hat einen oder mehrere Tote auf dem Gewissen, einen Eid zu tragen, ein Versprechen zu halten, ein Geheimnis zu überbringen und ein Verbrechen zu verhindern. Aber was davon kann man wirklich einlösen? Hält man sich an die Hinweise des Lords? Lässt man sich auf Gewalt ein? Lügt man?

Ich gehe an dieser Stelle nicht weiter auf die erzählerischen Hintergründe ein, denn schon bald wechselt man von der Rolle des tapferen Knappen in jene von Ethan, dem drittüngsten Sohn von Lord Forrester. Mit ihm erlebt man die Ereignisse aus der Perspektive eines Jungen, der gerade noch im Wald mit seinen Geschwistern verstecken spielt und plötzlich Verantwortung für das ganze Haus übernehmen muss - was ihm niemand wirklich zuzutrauen scheint.

Verantwortung für das Haus Forrester

Hier inszeniert Telltale den politischen Alltag innerhalb der Festung zwar etwas oberflächlich, aber doch anschaulich: Da ist die besorgte Mutter, das ist die Zwillingsschwester sowie der kleine Bruder - alle achten auf Ethans Reaktionen, denn es steht schlecht um das Haus

Autsch: Manche Aktionen haben nur symbolischen Charakter - wie das Auseinanderziehen der Wunde für die heilenden Maden.
Forrester. Aber da ist auch der kluge Maester Ortengryn, der hitzige Waffenmeister Ser Royland und der eher besonnene Haushofmeister sowie Onkel von Gared, Duncan Tuttle. Ihre Charaktere werden richtig gut gespielt.

Wessen Rat beherzigt man, wo doch die eigenen Vorräte sinken und die Feinde wie die miesen Whitehalls vor der Tür stehen? Nach der Blutigen Hochzeit ist der Verräter Roose Bolton auch noch zum neuen Wächter des Nordens avanciert, der direkt Königin Cersei Lannister untersteht. In der Rolle von Ethan hat man es nicht leicht, zumal man auch noch traditionell einen offiziellen Wächter bestimmen muss - wem stößt man vor den Kopf?

Entscheidungen bei tickender Uhr

Für wen soll sich der junge Lord Ethan bloß als Ratgeber entscheiden? Nicht nur die Außen- auch die Innenpolitik des Hauses Forrester kann man - zumindest personell - beeinflussen.
Und bei nahezu allen Antworten darf man sich nicht zu viel Zeit lassen, denn irgendwann verschwinden sie. Schließlich ist da noch Mira, die älteste Tochter von Lord Forrester. Mit ihr schwenkt die Perspektive in die Hauptstadt King's Landing, wo sie Lady Margaery vom Haus Tyrell als Kammerfrau dient. Die Tochter des Lords von Highgarden soll irgendwann Joffry Lannister heiraten, während Cersei gerade zusammen mit Tyrion regiert.

Gerade in der Rolle von Mira vermisst man, dass man auch mal etwas freier in der Festung spazieren kann. Immerhin muss man vor den Eisernen Thron treten und sich mit den Lannisters auseinander setzen - ebenfalls eine tolle Szene, in der man verdammt viel falsch machen kann. Lügt man zum Wohle seiner Herrin Margaery oder trotzt man der Königin mit Stolz? Auch Tyrion wird hier wunderbar inszeniert, wenn er seine Schwester mit

Auch vor dem Eisernen Thron muss man sich behaupten: Diesmal in der Rolle von Mira Forrester.
kleinen Spitzen piekst und lächerlich macht.

Bekannte Charaktere sorgen für Stimmung

Überhaupt werden Kenner der Romane nicht nur Prominenz, sondern auch vielen kleinen Anspielungen innerhalb der Dialoge begegnen - auch die Szene mit Ramsey Bolton ist ein Highlight. Man sollte allerdings gut Englisch verstehen, denn die Sprecher setzen mitunter auch auf etwas Dialekt. Da kann es hilfreich sein, die Untertitel einzublenden.

Das konservative Spieldesign bietet bisher keinerlei Überraschungen. Telltale Games konzentriert sich komplett ohne Rätsel und mit einigen Actionszenen sowie wenigen symbolischen Aktionen voll auf die Dialoge sowie die Story -  die macht zwar richtig neugierig, aber man hätte dem Spieler mehr Freiheiten und Interaktionen anbieten können. Man bleibt dem Konzept der spürbaren Konsequenzen nicht nur treu, sondern streut schon einige fatale Ereignisse ein. Am Ende gibt es erneut eine Statistik, die bei fünf wesentlichen Entscheidungen anzeigt, wie sich andere Spieler verhalten haben.

Fazit

Gnadenlos, grausam, konsequent - ein gelungener Einstieg! Telltale Games fackelt nicht lange, sondern trifft mit den Ereignissen um die "Rote Hochzeit" sehr schnell den erzählerischen Nerv dieser Fantasywelt. Ohne viel Tamtam gerät man in blutige Kämpfe, subtile Intrigen, muss verhängnisvolle Urteile fällen oder heikle politische Entscheidungen treffen - die Dialoge mit der Prominenz von Cersei über Tyrion bis Bolton sind dabei kleine Highlights. Aufgrund der Rollenwechsel gewinnt nicht nur die Story an Perspektiven, man kann sich auch gut mit dem Haus Forrester und seinen Charakteren identifizieren und wird in die innen- sowie außenpolitischen Konflikte eingeführt. Spielmechanisch bleibt man allerdings bei seinem konservativen Konzept ohne Rätsel oder Erkundungen. Außerdem gefällt mir der verwaschene Grafikstil mit seinen faden Ausblicken genauso wenig wie die kleinen Areale oder die mickrigen zwei Stunden Spielzeit. Aber als Fan der Sieben Königreiche wurde ich von diesem Auftakt gut unterhalten.

Pro

  • guter Einstieg in die neue Serie
  • Gnadenlosigkeit der Spielwelt greifbar
  • Rollenwechsel sorgen für mehrere Perspektiven
  • heikle Situationen fordern Entscheidungen
  • gelungene Anspielungen auf die Romane
  • kleine Reaktionstests sorgen für Abwechslung
  • sehr gute englische Sprecher; Untertitel einblendbar
  • Statistik inkl. User-Entscheidungen am Ende

Kontra

  • keinerlei Rätsel
  • nur sehr kleine Schauplätze
  • viele Hintergründe wirken grafisch fade
  • Reaktionstests sind recht leicht
  • keine deutsche Sprache oder Texte
  • wer Romane/Serie nicht kennt, wird verwirrt
  • nur zwei Stunden Spielzeit

Wertung

XboxOne

Gnadenlos, grausam, konsequent - ein gelungener Einstieg! Telltale bleibt technisch und spielerisch konservativ, aber trifft den erzählerischen Nerv dieser Fantasywelt.

PlayStation4

Gnadenlos, grausam, konsequent - ein gelungener Einstieg! Telltale bleibt technisch und spielerisch konservativ, aber trifft den erzählerischen Nerv dieser Fantasywelt.

PC

Gnadenlos, grausam, konsequent - ein gelungener Einstieg! Telltale bleibt technisch und spielerisch konservativ, aber trifft den erzählerischen Nerv dieser Fantasywelt.

iPad

Gnadenlos, grausam, konsequent - ein gelungener Einstieg! Telltale bleibt technisch und spielerisch konservativ, aber trifft den erzählerischen Nerv dieser Fantasywelt.