Etherlords - Test, Taktik & Strategie, PC

Etherlords
13.11.2001, Marcel Kleffmann

Test: Etherlords

Fishtank und Nival Interactive haben mit Etherlords (ab 2,50€ bei kaufen) eine interessante Mischung aus rundenbasierter Strategie und Trading-Card-Games geschaffen. Das Ganze wurde in eine kuriose Spielwelt gepackt und mit schöner Grafik veredelt. Wie sich der komplexe, aber innovative Genre-Mix spielt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Das Grundelement der gesamten Welt von Etherlords ist, wie der Name schon vermuten lässt, der Äther. Ein großer Fluss aus Weißem Äther, der in der Mitte des Universums entspringt, teilt sich in vier gleichmäßige Strömungen auf - eine Kraftquelle, die sogar als Magie bezeichnet wird. Die Spielwelt wird von vier verschiedenen Rassen bewohnt, die sich jeweils die Macht einer dieser Ätherströmungen zu Nutze gemacht haben. Geführt werden diese Parteien von den so genannten Lords. Mit Hilfe des Äthers errichten die Lords gigantische Burgen, zähmen Monster, graben Minen, trainieren Helden und arbeiten an den magischen Fähigkeiten. Bis eines Tages die Planeten alle in einer Reihe stehen und der Weiße Äther gebündelt auf die Erde strömt. Wenn diese Sternenkonstellation erreicht ist, kann einer der Lords im Tempel der Zeit zum White Lord aufsteigen, der den Weißen Äther kontrolliert. Es beginnt die Zeit der Veränderung und die friedlichen Tage im Reich sind gezählt. Außerdem tauchen noch mächtige Monster auf, die den Weg der Helden erschweren.

Die ätherische Welt

Vier Rassen kämpfen in Etherlords um den Tempel der Zeit. Da sind einmal die aggressiven Chaosianer, die sich Rudeln fortbewegen und wilde Kreaturen wie Wölfe, Ratten, Orks sowie Kobolde herbeirufen können. Zu ihren magischen Fähigkeiten gehören Blitze bis hin zu mächtigen Erdbeben. Dann gibt es noch die Kineten, die eher auf Wasser- und Wind-Magie setzen. Nur ihnen ist es möglich, die gewaltigen Drachen herbeizurufen. Die dritte Partei sind die Vitali, die Macht über viele Tiere und Pflanzen in der Natur haben. Daher kämpfen Schlangen, Zecken, Bienen usw. auf Seiten der Vitali. Die vierte und letzte Rasse nennt sich Syntheten und besteht aus einer Mischung von Mensch und Maschine. Im Kampf setzten sie mechanische Würmer oder sonstige mit Messern bewaffnete Maschinen ein.

Die vier Rassen

Etherlords spielt sich wie eine geschickte Verknüpfung von Trading Card Games (wie Magic: The Gathering) und Heroes of Might & Magic. Trotz des wirklich komplexen Gameplays ist die Steuerung prima gelungen und nach einer mehr oder weniger langen Eingewöhnungszeit weiß man, wo sich alles befindet und wie das Spiel funktioniert. Weit über 300 Sprüche, darunter Beschwörungen, Kampfzauber und Rituale teilen sich auf die vier Rassen auf und ermöglichen einzigartige Strategien und Möglichkeiten. Ein richtiges Tutorial fehlt leider vollständig, dafür sorgen einige schnöde Texttafeln für Aufklärung.

Trading Card-Feeling auf dem PC?

Zu Beginn besitzt der Spieler eine große Burg. Dort können neue Helden rekrutiert oder bestimmte globale Zaubersprüche ausgesprochen werden. Sollte Eure Burg fallen, ist das Spiel verloren. Der erste Held kostet Euch eine kleine Stange an Ressourcen. Danach schickt Ihr Euren Helden auf der strategischen Landkarte auf Erkundungsjagd und nehmt zu Beginn einige Gebäude und Minen ein, damit sich Euer Rohstofflager von Runde zu Runde füllt. Stolze sieben Ressourcen gibt es insgesamt. Wie bei Heroes oder Civilization wird auf der Übersichtskarte abwechselnd gespielt, es entsteht daher keine Echtzeit-Hektik.

Jeder Held hat ein eigenes Zauberbuch, in dem sich maximal 15 verschiedene Sprüche befinden. Diese magischen Formeln könnt Ihr im Tausch gegen Ressourcen durch bessere Zauber ersetzen. Auch andere Gegenstände, wie Runen oder wichtige Artefakte, die Euch im Kampf einen besonderen Vorteil verschaffen, werden in der strategischen Ansicht aufgenommen, sortiert und verwaltet. Sind die ersten Ressourcen gesammelt und Minen besetzt, geht es schon zum Kampf, da sich überall auf der Karte Monster befinden..

Zum Kampf wechselt das Spiel in eine 3D-Landschaftsperspektive und Ihr seht dort Euren Helden sowie den Gegner. Jedoch können die Helden bzw. Gegner keine direkten Schläge mit Fäusten oder Schwertern austragen, sondern müssen nur mit Magie kämpfen. Da allerdings die wenigsten Helden mit solchen direkten Angriffs-Sprüchen ausgestattet sind, geht es an die Beschwörung von Monstern, die den Kampf für uns übernehmen. Auch hier findet die Konfrontation in abwechselnden Schritten statt.

Kampf in Prachtoptik

Am Anfang bekommt der Spieler zufällig einige Zaubersprüche aus seinem Repertoire gestellt. Welche Magien dabei ausgewählt werden ist vollkommen unklar. Es kann schon sein, dass Ihr die ersten Runden ohne richtige Zauber bestreiten müsst. Jeder Spruch kostet eine festgelegte Äther-Menge. Pro Runde steht Euch aber nur eine begrenzte Anzahl an Äther und Zaubersprüchen zur Verfügung.

Danach werden die ersten Kreaturen beschworen, evtl. mit Zaubern verbessert (stärkere Angriffskraft, bessere Verteidigung, etc.) und dann in den Kampf geschickt. Im direkten Kampf sind nur zwei Werte von Bedeutung: Angriff und Verteidigung. Ziel in diesem taktischen Gefechts-Modus ist die Eliminierung des gegnerischen Zauberers. Der Kampf kann außerdem komplett automatisiert werden und der Computer übernimmt für Euch die Kontrolle. Trotz dem ist die Künstliche Intelligenz im Spiel auf einem sehr hohen Niveau, denn selbst auf der niedrigsten Stufe, ist die KI sehr clever und nutzt den kleinsten Fehler erbarmungslos aus - taktisches Vorgehen ist gefordert.

Nach einem siegreichen Kampf bekommt Euer Held eine bestimmte Zahl an Erfahrungspunkten. Habt Ihr einen festgelegten Wert erreicht, steigt der Recke auf und kann eine Spezialfähigkeit erlernen. Die Auswahl reicht hier von schneller Laufen, über besseren Angriff auf die gegnerische Burg, bis hin zu mehr Ressourcen. Jeweils drei Fähigkeiten stehen zur Wahl und nur eine kann in jeder Stufe gewählt werden.

Im Einzelspieler-Modus stehen zwei Kampagnen zur Wahl, die jeweils eine linear, fortlaufende Geschichte erzählen. Jeweils zwei Rassen sind in einer Kampagne immer verbündet. Jedoch gibt es in den über zehn Missionen selten Abwechslung und es bleibt meisten bei dem bewährten Spielprinzip. Zusätzlich gibt es eine Möglichkeit, sofort ein schnelles Duell zu führen, bei dem sich einfach zwei Helden im Kampf gegenüber stehen.

Spielmodi

Für weitere Spielstunden sorgt der Szenario-Modus, bei dem auf vorgefertigten Karten einfach und schnell gekämpft werden kann. Auch einen Mehrspieler-Modus haben die Entwickler eingebaut, jedoch erst, nachdem sich ein paar Fans bemerkbar gemacht haben. Sowohl Deathmatch- als auch ein Koop-Modus für acht Spieler stehen zur Auswahl..

Etherlords bietet eine sehr detaillierte Spielwelt. Sei es die übersichtliche, strategische Karte oder der beeindruckende Schlacht-Modus. Letzterer liefert spektakuläre Kamerafahrten auf die äußerst liebevoll animierten Helden und Gegner. Insgesamt gibt es im Spiel 120 sehr detailliert animierte Monster, die teilweise absolut bizarr aussehen. Vor allem können sich die prächtigen Zaubersprüche sehen lassen.

Grafik, Sound & Steuerung

Vom Sound her gibt es kaum etwas zu beanstanden: Die Effekte sind gelungen und die Hintergrundmusik, besonders im Kampf, ist passend.

Pro:

  • passende Musik und Sound-Effekte


  • viele Monster und Zaubersprüche


  • gelungener Genre-Mix


  • komplexes Gameplay


  • abgedrehtes Szenario


  • überzeugende KI


  • sehr gute Grafik


  • Kontra:

  • hoher Schwierigkeitsgrad


  • zu wenig Abwechslung


  • Zufallsphase im Kampf


  • schwaches Tutorial
  • Fazit

    Mit Etherlords ist endlich mal wieder ein Spiel auf den Markt gekommen, das das angestaubte Heroes of Might&Magic-Prinzip in neuem Glanz erstrahlen lässt. Das Kampf-System ist zwar ungewöhnlich, aber im Großen und Ganzen gut gelungen. Nur die Zufallsauswahl der Zaubersprüche nervt - so wird zwar der Trading-Karten-Mischfaktor einbezogen, aber mancher Taktiker wird die Kontrolle vermissen. Eine bessere Ausbalancierung der Schwierigkeitsgrade wäre auch wünschenswert gewesen, denn die KI ist auch in den niedrigen Stufe viel zu gut. Ansonsten sind die Taktik-Duelle sehr spannend und hervorragend in Szene gesetzt. Fans von Heroes of Might&Magic, Magic the Gathering und anderen rundenbasierenden Spielen sollten auf jeden Fall einen Blick auf die Demo werfen.

    Wertung

    PC