Revolver360 Re:Actor - Test, Arcade-Action, PC

Revolver360 Re:Actor
17.12.2014, Jan Wöbbeking

Test: Revolver360 Re:Actor

Der Shooter mit dem besonderen Dreh

Der japanische Entwickler Cross Eaglet zerrt den 2D-Shooter aus seinem Korsett: In Revolver360 Re:Actor dreht sich wortwörtlich alles um den Spieler. Ein Druck auf L oder R und schon neigt sich das eben noch undurchdringliche Kugelchaos zur Seite und eröffnet neue Lücken zum Hindurchschlüpfen. Die Evolution des Shoot-em-ups?

Im Grunde handelt es sich um ein klassisches Shoot-em-up, in dem das Schiffchen von links nach rechts durch futuristische SciFi-Welten fliegt und auf alles ballert, was sich bewegt. Die Dreh-Mechanik bereichert das Prinzip aber um einen frischen Kniff. Zu Beginn fühlt es sich noch ziemlich ungewohnt an, doch zumindest bei manchen Projektilen hat man schon bald den Dreh raus: Auf den ersten Blick sprühen dem Spieler fiese Kugelwolken entgegen, die sich selbst mit guten Reflexen nicht durchdringen lassen. Sobald man den L- oder R-Trigger drückt, neigt sich die Welt aber nach rechts oder links zur Seite und man erkennt, dass es sich lediglich um einen flachen Kugelteppich handelt. Aus der neuen Perspektive kann man bequem an ihm vorbei schlüpfen und wendet sich neuen Angreifern zu.

Eine runde Sache?

Ein Treffer bedeutet hier noch lange nicht das Aus: Die großzügig bemessene Energieleiste macht das Spiel auch für Einsteiger interessant.
Nicht alle Schüsse lassen sich auf diese Weise umgehen, bei den gelben Exemplaren klappt es aber vorzüglich. Sie können auch mit aufladbaren Attacken wie einem Laser-Schuss aus dem Weg geräumt werden. Oder man saugt einfach sämtliche Projektile aus der Umgebung mit dem Overdrive ab und hat zumindest einen Moment lang wieder freie Bahn.

Auch die Homing-Raketen aus Astebreed haben die Entwickler übernommen: An den Wänden der Tunnels oder Hochhausschluchten tauchen immer wieder Geschütze auf, die man mit normalen Attacken nicht erreichen kann. Also fliegt man einfach so nah wie möglich an sie heran, damit einige Homing-Raketen sie automatisch unter Beschuss nehmen. In manchen Tunnels sollte man sich konstant um die eigene Achse drehen, um alle ringförmig verteilten Laserkanonen aus dem Weg zu räumen, bevor ihr gleißender Strahl die Luft zerschneidet. Solche Aktionen wollen natürlich geschickt mit dem Chaos im Vordergrund abgestimmt werden.

Fiese Heckenschützen

Je nach Farbe lassen sich die Projektile zur Seite wegdrehen oder auch nicht.
All das ist erfreulich hübsch inszeniert: Das Farbspektrum beschränkt sich zwar auf blau und rot, doch das passt gut zu all den futuristischen Industrieanlagen, Steinbrüchen und schwebenden Hochhausschluchten mit ihren schicken Glanz- und Lichteffekten. Auf einem Rechner mit einer GeForce GTX770 lief alles stets perfekt sauber und flüssig. Wer eine bessere Sichtbarkeit von Gegnern oder der Umgebung bevorzugt, kann ablenkende Details deaktivieren oder andere Feinheiten wie die Tasten-Belegung konfigurieren. Eine Rahmenhandlung haben sich die Entwickler leider gespart. Stattdessen geht es ohne Umschweife in die Action, wodurch die kurze Kampagne ziemlich schnell durchgespielt ist.

Außerdem mangelt es den Kulissen ein wenig an Abwechslung. Es gibt zwar immer wieder alternative Abzweigungen und abrupte Dramaturgie-Wechsel wie das Hinabsinken in einen riesigen Schacht inklusive herabstürzender Felsbrocken, das durchgängig blaurote Design lässt das Spiel aber um einiges abwechslungsärmer wirken als Astebreed. Das ausgeklügelte Punktesystem sorgt aber trotzdem für einen nicht zu unterschätzenden Suchtfaktor: Neben einem Gesamt-Multiplikator gibt es z.B. auch eine Variante für kurzfristige Ketten, die man ebenfalls im Auge behalten sollte.

Zu wenig Abwechslung

Zeit für den intergalaktischen Staubsauger!
Das Anhäufen großer Punktzahlen wurde schön auf die unterschiedlichen Attacken abgestimmt; die Feinheiten werden im gelungenen Herausforderungsmodus erklärt. Dort lernt man wie in einem Tutorial diverse Kniffe, während man wenige Sekunden kurze Tests absolviert. Wer möchte, kann seine Replays übrigens teilen oder die Aufzeichnungen der weltbesten Spieler aus den Bestenlisten herunterladen. Neben dem Story-Modus und den kleinen Herausforderungen lassen sich die Levels auch häppchenweise bestreiten, um hohe Punktzahlen aufzustellen. Schön auch, dass endlich mal wieder ein japanisches Shoot-em-up die Action mit kernigen Trance- und Hardcore-Stücken unterstreicht. Der Vorgänger Revolver 360 erschien übrigens im Microsofts Indie-Programm für die Xbox 360.

Fazit

Schön, dass immer mehr innovative Shoot-em-ups aus Japan das Genre bereichern: Sine Mora hatte eine interessante Zeitmechanik, Astebreed brachte mit wilden Perspektivwechseln Schwung in die Action und auch Revolver 360 Re:Actor sorgt für ein frisches Spielgefühl. Im ersten Moment fühlt es sich zwar seltsam an, die Welt rotieren zu lassen - dann macht es aber richtig Laune, das Kugelchaos einfach elegant zur Seite zu drehen und sich seitlich vorbei zu mogeln. Die übrigen Attacken und Punktmechaniken passen ebenfalls gut ins Konzept – obwohl es mitunter etwas unübersichtlich wird. Auch die hübsch leuchtenden SciFi-Kulissen und der flotte Soundtrack sind genau mein Ding. Trotzdem hat mich das Spiel aber nicht so sehr gepackt wie Astebreed, denn auf Dauer mangelt es dem sehr kurzen Action-Ausflug an Abwechslung.

Pro

  • futuristisch glühende Schauplätze voller Mechanikmonster
  • erfrischende Drehmechanik
  • ausgetüftelte Score- und Waffenmechaniken
  • motivierender Mix aus Bonus-Herausforderungen und Tutorial
  • adrenalingeladener Trance- und Hardcore-Soundtrack
  • technisch saubere Kulissen voller Glanz- und Lichteffekte
  • weltweite Bestenlisten mit Replays zum Herunterladen

Kontra

  • sehr kurze Kampagne
  • manchmal zu unübersichtlich
  • kaum Abwechslung beim Design der blauen Welten
  • nur wenige Waffen
  • keinerlei Story oder Rahmenhandlung
  • fette Mechanik-Bossmonster

Wertung

PC

Kurz aber schweißtreibend: Eine coole Drehmechanik und andere Kniffe verleihen dem klassischen Shoot-em-up ein frisches Spielgefühl.