Saints Row: Gat Out of Hell - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PC, PlayStation4, XboxOne
Die vorzugsweise lila gekleideten Saints haben in ihrer bewegten und bislang über vier Titel ausgebreiteten Karriere einiges mitgemacht. Die Bande hat in Stilwater zwei Mal unter der Führung des Spielers höchst actionreich und humorvoll die Macht an sich gerissen. Sie hat sich zu Ikonen der Pop-Kultur hochgegangstert, die sich mit eigenen Klamottenläden und einem Energy-Drink ein zusätzliches Standbein geschaffen hat. Man wurde schließlich sogar Präsident der USA, musste eine Alien-Invasion abwehren und ist aus einer Matrix-ähnlichen Simulation geflohen. Wie kann man dies übertreffen? Indem man sich mit dem Herren der Hölle anlegt.
Höllenritt
Zugegeben: Die Aktivitäten und Fähigkeiten der Hauptfiguren offenbaren keine großen Überraschungen, da sie bis auf wenige Ausnahmen entweder 1:1 aus Saints Row 4 übernommen und an die Höllenumgebung angepasst bzw. nur leicht variiert wurden. Neu ist das Fliegen per Engelsschwingen, das es in keinem der Vorgänger in dieser Form gab und das bei der Fortbewegung für eine interessante Facette sorgt. Und auch die Kulisse kann mit ihren kargen, größtenteils in Flammenfarben gehaltenen Umgebungen keine Bäume ausreißen – zu sehr merkt man, dass der Ursprung der Technik im Wesentlichen bereits im dritten Teil liegt, der 2011 veröffentlicht wurde. Dennoch sind die etwa vier bis fünf Stunden, die man sich bei Konzentration auf die Hauptgeschichte in der Hölle aufhält, sehr unterhaltsam. Wie bei den bisherigen Saints Rows gilt natürlich auch hier, dass Komplettierer noch ein paar Stunden drauflegen können, bis sie alle Winkel der Verdammnis erforscht und alle teuflischen Geheimnisse aufgedeckt haben.
Auf Engelsschwingen durch die Hölle
In der physischen Variante auf PlayStation 4 bzw. Xbox One ist "Gat out of Hell" Teil eines größeren Paketes: Neben dem Add-On, das digital auch einzeln erhältlich ist, bekommt man hier noch das komplette Saints-Row-4-Paket. Und wenn Volition "komplett" sagt, meinen sie es auch so. Neben dem Hauptspiel (Wertung: 84%) finden sich in der "Re-Elected"-Version alle Download-Inhalte der "alten" Fassungen. Das sind zwar größtenteils Klamotten und Waffenpacks, doch mit "Enter the Dominatrix" und "How the Saints Save Christmas" sind auch zwei Missionsstränge darunter. Visuell wurde Saints Row 4 auf den neuen Systemen in etwa auf den Stand gebracht, den PC-Spieler schon seit der Erstveröffentlichung kennen. Damit liegt man zwar insgesamt über dem Niveau der alten Konsolenfassungen. Doch von einem visuellen Upgrade, wie es z.B. bei den "HD"-Versionen von The Last of Us oder gar Grand Theft Auto 5 durchgeführt wurde, kann hier nicht die Rede sein.
Gat und der Präsident auf PS4 und One
Bekannte Saints-Row-Bestandteile wie die zahlreichen ungewöhnlichen Aktivitäten als Minispiele oder Nebenmissionen werden mit der unnachahmlichen, vollkommen überzogenen Action verknüpft. Zusätzlichen Reiz gewinnen die Auseinandersetzungen gegen die Außerirdischen durch Superkräfte, so dass sich das Abenteuer trotz aller hinlänglich bewährten Mechaniken im Detail angenehm von den anderen Serienablegern unterscheidet. Und nicht zuletzt hat Saints Row 4 den Fokus wie andere "Superhelden-Spiele" mit offener Welt wie die hierzulande indizierten Crackdown bzw. Prototype auf die Vertikale als Element gelegt. Nicht zu vergessen: Der Humor mit seinen teils sehr direkten Dialogen, den teils versteckten Andeutungen und den häufig sehr zielsicher auf Pop-Kultur-Phänomene abgeschossenen Pointen zündet immer noch. Mitunter werden die Gags in einer höheren Frequenz abgefeuert als bei den Filmen der Zucker-Brüder wie Airplane oder Die Nackte Kanone - klasse.
Abwechslungsreiches Spektakel
Fazit
Saints Row 4 hat inhaltlich auf PS4 und One nichts von seiner Faszination eingebüßt. Die vollkommen überzogene und nur im Mittelteil hinsichtlich des Humors abfallende Action wird klasse in Szene gesetzt und macht mir in der Re-Elected-Edition auch als Serienkenner immer noch Spaß. Zudem bekommt man nicht nur alle bislang veröffentlichten Inhalte, sondern auch das neue Standalone-Add-On "Gat out of Hell". Das ist zwar im Kern etwas kurz ausgefallen, wird aber solo zu einem schmalen Preis angeboten, der die Action auch hier wieder lohnenswert macht - auch wenn abseits der Flugfähigkeit kaum Neuerungen geboten werden, dies aber durch den bekannt starken Humor sowie abgefahrene Waffen wettgemacht wird. Technisch hingegen ist das Alter der Engine offensichtlich - sowohl bei Gats Höllenausflug als auch vor allem in der "Re-Elected"-Version auf den neuen Konsolen. Man kann sich auf PS4 und One zwar über eine höhere Auflösung oder verbesserte Licht- und Partikeleffekte freuen. Allerdings wurde die Sichtweite nicht optimiert, während die Bildrate zwar höher liegt als damals, aber immer noch Schwankungen unterworfen ist - man befindet sich maximal auf dem Status der allseits bekannten PC-Version aus dem Jahr 2013. Und damit ist Saints Row 4 Re-Elected im Gegensatz zu GTA 5 für Spieler, die das Abenteuer bereits auf den alten Konsolen gespielt haben, kaum noch interessant. Wer hingegen noch nicht das Vergnügen hatte, mit den Saints die Welt vor einer Alien-Invasion zu retten, bekommt ein inhaltlich prall gefülltes Paket mit Spaß-Garantie, bei dem nur die Kulisse mehr Aufmerksamkeit von High Voltage verdient hätte.
Pro
- abgefahrene Geschichte [Gat out of Hell]
- coole Cameo-Auftritte von z.B. Shakespeare oder Blackbeard [Gat out of Hell]
- haufenweise Aktivitäten... [Gat out of Hell]
- schmaler Kaufpreis [Gat out of Hell]
- gut gelungener Humor [Gat out of Hell]
- die Geschichte ist herrlich überzogen, führt die bisherigen Teile aber gut zusammen [Re-Elected]
- Über 1200 Datenpakete sammeln ist cool... [Re-Elected]
- über einen Großteil des Abenteuers bekommt man Vollgas-Action, klasse Dialoge und absurde Situationen... [Re-Elected]
- alle Download-Inhalte integriert [Re-Elected]
- grandiose Anspielungen auf Spiele und Filme von Star Wars bis Mass Effect, von Metal Gear Solid bis Terminator oder Harry Potter [Re-Elected]
- aufrüstbare Superkräfte [Re-Elected]
- coole Alien-Waffen wie z.B. die Dubsteb-Kanone oder der "Schwarze-Loch-Werfer" [Re-Elected]
- Vertikale als Spielelement [Re-Elected]
- abwechslungsreicher Lizenzsoundtrack der Radio-Stationen [Re-Elected]
- sehr gute englische Sprachausgabe [Re-Elected]
- Menü-Kontrolle/Auswahl per englische Sprachbefehl möglich [Re-Elected/Gat out of Hell]
Kontra
- Engine ist in die Jahre gekommen
- Hauptgeschichte relativ kurz (etwa vier Stunden) [Gat out of Hell]
- ... die aber größtenteils bekannt sind [Gat out of Hell]
- auf PS4 nur als Download-Code im Paket [Gat out of Hell]
- magere Fahrzeugakustik [Re-Elected, Gat out of Hell]
- Mechaniken und Aktivitäten zum Großteil übernommen oder nur leicht variiert [Re-Elected]
- ... aber auch verdammt nervig [Re-Elected]
- ... im Mitteldrittel des etwa 20 Stunden langen Abenteuer wird eine kreative Pause eingelegt [Re-Elected]
- keine Übernahme der "Past-Gen"-Spielfigur [Re-Elected]