Game of Thrones - Episode 2: The Lost Lords - Test, Adventure, 360, PlayStation3, Android, iPhone, iPad, PC, PlayStation4, XboxOne
...war tragisch für das Haus Forrester, das als Verbündeter des Nordens mit Rob Stark in den Krieg gegen die Lannisters zog: Ihr Lord und seine Männer fielen wie Tausende andere dem Verrat der Freys bei der "Roten Hochzeit" zum Opfer. Kaum hatte man in der ersten Episode die Wunden geleckt und den jungen Thronerben in Ironhall samt Berater eingesetzt, demonstrierten einem die Boltons und die Whitehalls auf brutale Art, wie schwach das Haus Forrester in den Wirren des Krieges aufgestellt ist.
Was bisher geschah...
Szenenwechsel im Minutentakt
Das ist ein guter Kniff des Drehbuchs mit einem spannenden Kontrast: Der scheinbar von der Familie verbannte Haudegen samt tougher Begleiterin Beskha auf der einen und der jetzt rechtmäßige, aber fast zum Krüppel gemachte Lord auf der anderen Seite. Der eine kämpft schon in der ersten Szene in einem wildem Gemetzel, der andere schleppt sich wie ein alter Mann gestützt in seine Halle und wird dabei auch noch verspottet. Ich freue mich schon auf die erste Begegnung dieser unterschiedlichen Brüder.
Außerdem besucht man weitere Schauplätze: Man ist nicht nur im Familiensitz der Forresters aktiv, in dem sich Soldaten der verhassten Whitehalls eingenistet haben, oder in der Hauptstadt King's Landing mit Mira, sondern auch im orientalisch anmutenden Yunkai mit Asher sowie auf Castle Black an der Mauer mit Gared. Damit spannt Telltale Games gekonnt den Bogen vom fernen Süden in den hohen Norden und kann nebenbei zwei prominente Figuren aus den Romanen einführen - die Drachenlady wird zumindest erwähnt und Jon Snow begegnet einem höchstpersönlich.
Von Yunkai bis Castle Black
Game of Thrones auf Speed
Aber der Unterschied zu den Büchern liegt in der Natur dieses Episodenformats. Man merkt, dass die Regie im Galopp weiter eilen will, ohne dass man sich mal in Ruhe umsehen kann. Telltale Games lässt mir einfach zu wenig Zeit mit den Figuren und kaum Spielraum für die Erkundung. Die Schauplätze sind auch noch sehr klein und die Interaktion lässt selbst in diesen geschlossenen Kulissen zu wünschen übrig. Warum hat Gared Tuttle überhaupt ein Inventar mit drei Gegenständen, wenn er sie nicht nutzen kann? Telltale Games lässt die Chance liegen, auch abseits der Entscheidungen für mehr Spielraum mit kleinen Aktionen zu sorgen.
Fazit
Zwei Monate Wartezeit für nicht mal zwei Stunden Spielzeit? Das ist zu lang, Telltale. Und dann galoppiert man wie von Grumkins gejagt durch diese zweite Episode: Satte dreizehn (!) Mal wechselt die Perspektive zwischen vier Figuren. Dabei lasst ihr erneut die Chance liegen, diesen Adventure-Stil mit größeren Erkundungsreizen oder kreativeren Interaktionen zu bereichern. Wozu hat man ein Inventar, wenn man die Gegenstände gar nicht nutzen kann? Aber bei aller Kritik, muss man auch ein großes Lob ausprechen für die Regie und das Drehbuch: Das ist ein famoser Ritt mit toller Dramaturgie! Nicht nur, dass man interessante neue Charaktere kennen lernt. Man kann sich sehr schnell in die Figuren hinein versetzen und muss sich einigen heiklen Kämpfen mit Reaktionstests sowie interessanten psychologischen und politischen Situationen stellen - Letztere sind das köstliche Rollenspielsalz in dieser tragischen Suppe. Es gibt einige brutale, aber auch einfühlsame Szenen, die tief in die Charaktere blicken lassen. Sehr schön auch, dass man bereits die Konsequenzen seines Handelns aus der Premiere spürt. Und dass ich gut unterhalten wurde, merke ich immer dann, wenn ich nach dem Abspann eigentlich sofort weiterspielen will. Der Winter naht, ihr miesen Whitehalls! Leider erst im April...
Pro
- neue Charaktere und Schauplätze
- Gnadenlosigkeit der Spielwelt greifbar
- Rollenwechsel sorgen für mehrere Perspektiven
- heikle Situationen fordern Entscheidungen
- gelungene Anspielungen auf die Romane
- kleine Reaktionstests sorgen für Abwechslung
- sehr gute englische Sprecher; Untertitel einblendbar
- Statistik inkl. User-Entscheidungen am Ende
Kontra
- keinerlei Rätsel
- nur sehr kleine Schauplätze
- viele Hintergründe wirken grafisch fade
- keine deutsche Sprache oder Texte
- nur knapp zwei Stunden Spielzeit