Super Stardust Ultra - Test, Shooter, PlayStation4

Super Stardust Ultra
13.02.2015, Jan Wöbbeking

Test: Super Stardust Ultra

Evolution oder Aufguss?

Wenn neue Exklusiv-Highlights auf sich warten lassen, müssen es eben die alten richten: Nach The Last of Us hat Sony jetzt auch seinen frühen Arcade-Hit der vergangenen Konsolengeneration für die PS4 umgesetzt. In der grafisch aufpolierten Umsetzung stecken sämtliche Erweiterungen sowie zwei neue Modi. Reicht das, um die Sucht nach Highscores erneut zu triggern?

Seit alten Amiga-Tagen hat Housemarque das Prinzip seines klassischen Arcade-Shooters immer nur in kleinen Schritten verändert und verfeinert – daher ist es auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu erkennen, wie viel Neues im „Ultra-Paket“ für PS4 steckt. Sony bewirbt im offiziellen Blog eine „Unmenge an neuen Planeten“ – in Wahrheit wurden die bekannten Himmelskörper lediglich visuell aufgepeppt; die sich darüber tummelnden Gegnerformationen sind die Gleichen wie auf der PS3. Zum ersten Mal kommt das Spiel nicht von Housemarque selbst, sondern von d3t Limited. Die visuelle Frischzellenkur verschönert zwar nur Feinheiten, hat sich aber trotzdem gelohnt: Statt über runde Planeten zu düsen, kann man neuerdings durch zerklüftete Felsspalten ins Innere  der kleinen Himmelskörper schauen, darunter auch ein stacheliger Metallplanet mit über die Kontakte zuckenden Blitzen.

Und ewig lockt der Weltraum

Attacke!
Das Spiel gehörte seinerzeit schon zu den ersten richtig hübschen Technik-Highlights in voller 1080p-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde – in der aufpolierten Fassung sieht das leuchtende Splitter-Chaos  noch einen Deut hübscher aus. Auch stereoskopisches 3D wird unterstützt; eine Unterstützung für die Virtual-Reality-Brille Morpheus ist ebenfalls geplant. Der Spielablauf ignoriert leider die coolen Änderungen des jüngeren Vita-Ablegers Super Stardust Delta mit seinem verschlanktem Waffensystem und den noch besser darauf abgestimmten Gegnern.

Trotzdem rockt der Action-Overkill auch auf der PS4: Im Zehntelsekundentakt ballert man sich durch massenhaft zersplitternde Asteroiden-Brocken, fliegende Untertassen und andere herumwuselnde Gegner. Mit dem linken Stick wird das Schiffchen bewegt, der rechte bestimmt die Schussrichtung. Zur Verfügung stehen drei Waffensysteme, die auf die Umgebung abgestimmt sind. Das erste Exemplar zerlegt Gesteinsbrocken, ein anderes fette Eisklumpen. Der besonders hübsch züngelnde Flammenwerfer schmelzt Gold und verbrennt widerspenstig auseinander driftende Bröckchen – außerdem lässt er sich in der Not mit dem rechten Stick wie ein Schutzschild ums Schiff schleudern. Auch die Smartbombs sprengen in heiklen Situationen die Umgebung frei; oder man düst mit einem rettenden Boost auf eine sichere Seite des Planeten.

Blitzschneller Reaktionstest

Die Planeten sind mit mehr zerklüfteten Feinheiten modelliert als auf der PS3 - trotzdem hält sich der visuelle Unterschied in Grenzen.
Sobald das Unterbewusstsein die Kontrolle übernimmt, kommt nach wie vor ein toller Spielfluss auf. Der altbekannte Soundtrack (wahlweise psychedelischer Amiga-Techno, modernere Elektronikmusik oder pompöses Orchester) macht es einem ebenfalls leicht, im Spiel zu versinken. Dafür sorgt auch das einfache aber motivierende Punkte- und Kombo-System. Technisch lief die Action bei uns übrigens perfekt sauber. Wer mehr über die Feinheiten des Spieldesigns oder die Seriengeschichte erfahren möchte, sollte auch einen Blick auf den Test des PS3-Vorbilds werfen – hier konzentrieren wir uns auf die Besonderheiten der Umsetzung.

Am interessantesten ist das Paket natürlich für Neulinge oder Spieler, die noch keine der Erweiterungen besitzen. Hier sind schließlich bereits alle Download-Pakete von der PS3 enthalten: Auf dem geteilten Bildschirm können z.B. zwei Spieler kooperativ ballern – oder man startet einen der kompetitiven Modi mit bis zu vier Teilnehmern. In Letzteren jagt man seine Freunde um die kleinen Planeten, um sie in klassischen Shooter-Disziplinen wie King of the Hill oder Deathmatch zu besiegen. Die Waffen und Gadgets wie Schilde wurden entsprechend aufs Multiplayer-Gemetzel abgestimmt. Für ein paar Matches zwischendurch sind die Duelle eine lustige Angelegenheit. Auf Dauer haben sie uns aber nicht motiviert – vor allem, weil es im Projektilhagel schnell zu chaotisch wird. Außerdem gibt es nicht mal einen Online-Part; im Gegensatz zum deutlich ideenreicheren Mehrspielerpart von Pixeljunk Shooter 2.

Alte und neue Extras

Auf der PS4 ist das Überleben eine ganze Ecke schwerer als auf der Vita - im Gegenzug lassen sich hier aber die Gesteinsbrocken auch mit der "falschen" Waffe schneller zerlegen.
Die spannendsten der bekannten Alternativ-Modi für Solo-Spieler sind nach wie vor Einschlag und Bomber, bei denen man umdenken muss, um ohne normale Waffen möglichst lange zu überleben.  In Ersterem düst man z.B. durch lange Ketten von Trümmern und wird mit jeder Kollision schneller – nicht Abend füllend, aber eine rasante Abwechslung.

Neu dabei sind lediglich zwei Modi: „Blockade“ orientiert sich am Arcade-Oldie Tron und dessen Klon Snake. Das stetig voran düsende Schiffchen zieht eine Barriere aus Weltraumschutt hinter sich her, den man natürlich nicht mit dem Schiff berühren sollte. Schnelle Kehrtwenden sind also nicht möglich – durch das bekannte Vorbild wirkt das Spielgefühl aber ein wenig ausgelutscht. Auch die wachsende Twitch-Gemeinde wird neuerdings bedacht: Wer möchte, kann in einem speziellen Modus die User entscheiden lassen, ob er sich durch einen besonders fiesen Gegnerschwarm kämpfen muss oder eher durch nützliche Extras unterstützt wird.

Tron lässt grüßen

Glühende und gleißende Details kommen besonders hübsch zur Geltung.
Für Highscore-Jäger interessant sind der Endlos-Modus im Stil von Geometry Wars und vor allem die einzelnen Planeten: Hier kann man sich in einem Level der Wahl an die Spitze der Bestenlisten kämpfen, die zum Glück deutlich feiner und sinnvoller sortiert sind als im Vita-Titel. Im Gegensatz zum PS3-Vorbild muss man allerdings mit einer ärgerlichen Einschränkung leben: In sämtlichen Bestenlisten ist lediglich Platz für die ersten 1000 Plätze – alle anderen werden nicht angezeigt. Dank der noch kleinen Spielergemeinde auf der PS4 ist es noch kein Problem, in die Top-1000 zu gelangen. Trotzdem sollte das Problem mit einem Patch ausgebügelt werden, damit sich auch Einsteiger mit ihren Freunden vergleichen können. Wer möchte, kann übrigens direkt Herausforderungen per PSN-Nachricht verschicken und in einem entsprechenden Menü verwalten.

Fazit

Super Stardust Ultra ist nur eine leicht aufpolierte Neuauflage des PS3-Klassikers. Erstmals wurde die Entwicklung nicht von Serien-Schöpfer Bloodhouse übernommen, sondern an den externen Dienstleister d3t ausgegliedert. Der hat aber immerhin technisch saubere Arbeit abgeliefert: Der Adrenalinrausch im Splitterchaos ist immer noch zeitlos spannend und sieht dank neuer Planeten noch einen Deut hübscher aus als das seinerzeit beeindruckende Vorbild. Lediglich die auf 1000 Plätze reduzierten Bestenlisten sind ein unnötiger Einschnitt (oder Bug?). Enthalten sind sämtliche DLC-Pakete sowie zwei neue Modi – also ein gutes Gesamtpaket. Wenn man wie ich bereits das PS3-Vorbild oder andere Teile gespielt hat, sinkt die Motivation aber nach ein paar Stunden – neue Impulse sucht man vergeblich. Schade, dass Sony nicht etwas mehr Geld in die Hand genommen hat, um das Spieldesign stärker zu verändern, komplett neue Levels mit frischen Gegnern zu basteln oder sich wenigstens mehr an den Mechaniken des Vita-Teils oder den abwechslungsreichen Amiga-Vorbildern orientiert hat. Als Umsetzung mit einigen inhaltlichen und kosmetischen Extras schlägt sich das Spiel aber trotzdem gut.

Pro

  • schweißtreibender Reaktionstest in wahnwitzigem Splitterchaos
  • motivierend aufgebaute Punktejagd
  • ein Overkill an glühenden Gegnern und Projektilen
  • fein modellierte Planeten
  • imposante Explosionen
  • perfekt flüssige und saubere Technik
  • eingängige elektronische Melodien
  • knackiger, aber nicht unfairer Schwierigkeitsgrad

Kontra

  • lange nicht so abwechslungsreich wie die Amiga-Vorgänger
  • auf Dauer etwas monoton
  • Bestenlisten auf erste 1000 Spieler beschränkt

Wertung

PlayStation4

Die Umsetzung des Arcade-Klassikers wurde zwar leicht aufgepeppt, fesselt aber weniger als seinerzeit das Vorbild auf der PS3 oder der gelungene Vita-Ableger.