IronFall Invasion - Test, Shooter, 3DS
Kann man mit einem dreiköpfigen Team tatsächlich einen brauchbaren Gears-of-War-Klon auf die Beine stellen? Beim Programmieren der Engine hat sich das französische Mini-Team VD-Dev zumindest richtig ins Zeug gelegt. Schon Anfang der Neunziger kitzelten sie im Amiga-Spiel Jim Power prächtig animierte Riesenbosse aus dem Grafikchip und auch diesmal wirkt die Kulisse beeindruckend – zumindest auf den ersten Blick. Die Grafiktreiber wurden laut eines Interviews extra in Assembler neu programmiert, um richtig schmucke Effekte zu ermöglichen, die man sonst nur auf deutlich stärkerer Hardware zu Gesicht bekommt. Und tatsächlich: Die dreckigen Steinböden der Industriehallen bleiben selbst aus nächster Nähe knackig scharf und sehen durch feinen Glanz an Kanten und in brüchigen Rissen richtig speckig aus. Auch andere Effekte und die Echtzeitbeleuchtung sind ein Hingucker: Projektile und Mündungsfeuer beleuchten finstere Räume und aus Rohren wabern feine Nebelschwaden. Wenn ich mit der Taschenlampe ganz nah an die Wand gehe, bildet sich um den immer kleiner werdenden Lichtkegel herum sogar ein indirekter Schimmer, der die Umgebung erhellt – beeindruckend!
Glänzende Aussichten?
Die Tristesse des Designs überträgt sich direkt auf den Spielablauf: Während mir in den generischen Hotel-Fluren zum 50. Mal die exakt identische Einrichtung begegnet, trotten davor zum 100. Mal die gleichen, behäbig agierenden Roboter herum. Es dauert sogar dutzende von Minuten, bis endlich mal ein neuer Gegnertyp auftaucht. Die Blecheimer wurden offenbar von Außerirdischen auf der Erde ausgesetzt, um die Menschheit mit immer gleichen Kampfformationen zu Tode zu langweilen. Okay, ganz so schlimm ist es doch nicht. Die Androiden, Metallinsekten und schwebenden Drohnen grasen zwar nur träge ihre Bahnen ab, der angenehm dosierte Schwierigkeitsgrad sorgt aber immerhin ab und zu für spannende Gefechte.
Ewiger Kampf gegen Invasoren und schwere Augenlider
Auch die Hochsicherheitstrakte eines Waffenlabors haben sich die außerirdischen Blechbüchsen unter den Nagel gerissen. In völlig witzlosen Minispiel-Puzzles müssen dort Türschlösser mit manipulierten Drähten kurzgeschlossen und biologische Kampfstoffe vernichtet werden. Noch grausamer als jede biologische Waffe sind allerdings die eingestreuten Dialoge zwischen den Helden oder den Forschern: „Sie haben mich dazu gezwungen, Viren gegen die Menschheit zu entwickeln!“ No shit, Sherlock!
Stupide Minispiele
Fazit
Ironfall Invasion beweist, dass man mit einem dreiköpfigen Team keine Wunder bewirken kann – mögen die Entwickler technisch noch so versiert sein. Mit seiner eigens geschriebenen Grafik-Engine kitzelt VD-Dev zwar richtig hübsche Effekte aus dem 3DS, darüber hinaus erinnert aber alles an einen typischen mobilen Fließband-Shooter von Gameloft. Wenn man hunderte stupide vor sich hin trottender Roboter in sich ewig wiederholenden Gängen zerballern muss, macht sich schnell Tristesse breit. Manchmal sorgt immerhin der angenehm dosierte Schwierigkeitsgrad für ein paar spannende Schusswechsel, doch meist arbeitet man sich unmotiviert durch endlose Horden außerirdischer Blechbüchsen. Auch der misslungene Mehrspieler-Modus kann diese Schlaftablette im Gewand eines Deckungs-Shooters nicht mehr retten. Wer trotzdem hineinschnuppern will, kann sich übrigens eine kostenlose Probierfassung herunterladen.
Pro
- knackig scharfe Texturen
- zahlreiche Effekte für glänzende Oberflächenstrukturen und feinen Rauch
- beeindruckende Echtzeit-Beleuchtung
- gut ausbalancierter Schwierigkeitsgrad sorgt immerhin manchmal für Spannung
Kontra
- fades Levels-Design mit sich ständig wiederholenden Objekten
- lahmarschige Roboter grasen meist simple Wege ab
- unbelebte Kulissen ohne jegliche physikalische Zerstörung
- auf alten Modellen nur ohne 3D-Effekt flüssig spielbar
- stumpfe Story-Sequenzen
- einfach gestrickte Bosskämpfe
- witzlose Minispiele
- arg simple Online-Kämpfe mit unausgegorener Punktevergabe
- in Mehrspieler-Matches gelegentliche Lags und Clipping-Fehler