Tormentum: Dark Sorrow - Test, Adventure, Mac, iPad, PC, iPhone, Android
Es wird sofort deutlich, bei welchen Vorbildern sich die Zeichnungen von Tormentum bedient haben: Die verschlungenen, knochigen Wände erinnern auf Anhieb an H.R. Gigers Alien-Kreationen. Auch die Monster und bizarren Maschinenwesen, die mir auf meiner Reise begegnen, wirken angenehm surreal und detailverliebt – hier und da muten die schiefen Proportionen allerdings etwas dilettantisch an. Ähnlich wie bei Professor Layton oder in Wimmelbildspielen bekomme ich statische Kulissen zu sehen, auf denen ich nach kleinen Zahnrädchen, magischen Edelsteinen, blutigen Fleischklumpen und anderen nützlichen Dingen fürs Inventar suche. Zwischendurch löse ich zahlreiche ausgelagerte Puzzles sowie einige Rätsel, die in klassischer Point-and-Klick-Manier in die Umgebung eingebunden sind. Zu Beginn des Spiels weiß ich weder, wer ich bin, noch was ich verbrochen habe, um an solch einen Ort der Qualen verschleppt zu werden. Auch die Wächter, Folterknechte und Gefangenen gehen kaum darauf ein. Anders als bei Professor Layton oder The Whispered World bleiben die Figuren hier sehr flach, da sie jeweils nur eine Hand voll Sätze von sich geben. Meist fungieren sie lediglich als Stichwortgeber für Rätsel oder zu fällende Entscheidungen. Letztere wirken sich auch aufs Ende aus.
Surrealer Höllentrip
Der Hintergrund lässt sich mit der Maus ein Stückchen nach rechts oder links bewegen. Dann verschieben sich manchmal auch die Hintergrundebenen, so dass sich Hinweise wie eine Runen-Inschrift offenbaren. Der Großteil der klassischen Steinchen- und Schiebepuzzles ist zwar hübsch gestaltet, lässt sich aber viel zu leicht lösen. Oft muss ich in den ausgelagerten Puzzles lediglich ein paar Tetris-Teile zusammensetzen oder die Funktionsweise eines einfachen Mechanismus entschlüsseln. Zu häufig nehmen mir die daneben platzierten Wandzeichnungen die Arbeit ab, indem sie wichtige Elemente der surrealen Maschinen erklären. Mehr Spaß haben mir die komplexeren Rätsel gemacht, welche sich über mehrere Bildschirme erstrecken und für die ich erst einmal einige Objekte zusammenraffen soll. Um ein riesiges Grubenmonster zu besiegen, muss ich z.B. einen Klumpen Fleisch vergiften.
Harte Sitten, leichte Rätsel
Auf in die Freiheit?
Fazit
In Tormentum steckt definitiv mehr als ein aufgeblasenes Wimmelbild-Spiel: Das alptraumhafte Geflecht aus Folterkammern erzeugt eine ganz eigene, düstere Stimmung, die mich trotz schwankender Qualität der Zeichnungen immer tiefer in die Welt gezogen hat. Die Inventar-Rätsel und ausgelagerten Puzzles sind durchaus unterhaltsam, aber weit vom Anspruch und Abwechslung von Genregrößen wie Professor Layton, The Room oder The Whispered World entfernt. Wirklich knifflig wurde es nur dann, wenn ich in den detailüberfluteten Kulissen mal wieder ein Objekt übersehen habe. Auch die alternativen Entscheidungen sind ein zweischneidiges Schwert: Sie wurden schön ins Spiel eingebunden, aber durch flache Charaktere entwertet. Warum soll mich das Schicksal der Figuren interessieren, die nur eine Hand voll kurzer Phrasen von sich geben? Trotz solcher Schwachpunkte sollten Freunde von surreal finsterer Ästhetik dem Spiel eine Chance geben. Ich bereue es zumindest nicht, mich durch die Welt von Tormentum geknobelt zu haben.
Pro
- detailverliebt gezeichnete Gruselhölle...
- surreale Monster, Maschinen, Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten
- alternative Entscheidungen mit einschneidenden Auswirkungen
- gelungenes Ende
- stimmungsvoll düsterer, ruhiger Soundtrack...
- kleine Rätsel-Spielereien mit mehreren Hintergrund-Ebenen
Kontra
- ...manche Zeichnungen und Proportionen wirken amateurhaft
- Großteil der Rätsel zu leicht durchschaubar
- Spieldesign setzt zu stark aufs Suchen und klassische Steinchen-Puzzles
- flache Charaktere mit jeweils nur wenigen Dialogzeilen
- ...einige Musikstücke und Soundeffekte nerven durch ständige Wiederholung oder fiese Dauertöne
- leicht ruckelndes Scrolling