Starship Traveller - Test, Adventure, PC, Android, iPad
Ein schwarzes Loch namens "Seltsian Void" hat ein Raumschiff in ein Paralleluniversum katapultiert: Wo ist man gelandet? Welche Planeten gibt es hier? Und wie kommt man bloß nach Hause? Man schlüpft in die Rolle eines Captains, um irgendwo auf bewohnten Planeten die Koordinaten für ein weiteres schwarzes Loch zu finden, das einen
samt Crew hoffentlich zurück zur Erde bringt - dazu gehört übrigens auch eine Katze sowie der Sohn eines Senators als Passagier.Hypersprung zur Erde gesucht
Die Rückkehr ist gar nicht so leicht, denn im fremden Weltall gibt es neben drei Sonnensystemen auch viele Gefahren - vor allem, wenn man auf Außerirdische trifft. Aber nur über diese Kontakte lassen sich wichtige Hinweise für die Heimkehr finden. Interessant ist leider weniger die Geschichte der Gestrandeten, denn Story und Charaktere an Bord bleiben sehr blass, sondern vielmehr die intelligenten Wesen sowie seltsamen Zivilisationen, auf die man während der Reise trifft: von Insektoiden und Reptilien bis hin zu Robotern ist alles dabei.
Ein Captain, eine Crew
Schade ist, dass deren Übersicht nicht komplett eingeblendet wird und dass die eigenen Leute erzählerisch nur Statisten bleiben. Man kann sich zwar in einigen Situationen entscheiden, wen man zur Landung auf einem Planeten mitnimmt - und das wirkt sich auch aus. Aber innerhalb des Teams wird nicht kommuniziert und dann gibt es manchmal einen
Bug, der einen dazu zwingt, immer alle statt bestimmter Leute mitzunehmen - trotzdem spricht der Text dann später davon, dass jemand noch an Bord ist; arghs.Auch wenn die Geschichte selbst nicht besonders stark ist, kommt es immer wieder zu skurrilen Situationen: Da beamt man sich z.B. so unglücklich auf einen Planeten, dass man halb mit dem Körper eines Außerirdischen verschmilzt. Hört man auf den Rat seines Offiziers oder auf den der Aliens, um die beiden zu trennen?
Mit dem Alien verschmolzen...
Wie im klassischen Abenteuer-Spielbuch muss man sich immer für eine Aktion entscheiden, worauf es zur nächsten Szene geht - verhandelt man, fragt man nach oder zieht man sofort die Phaser? Meist hat man zwei bis drei Möglichkeiten, auf eine Situation zu reagieren. Und mitunter gibt es Würfelproben gegen die Fähigkeiten der Crew.
Das horizontale Lesesystem bleibt der Buchvorlage treu: So blättert man sich quasi Seite für Seite von Szene zu Szene, wobei im Hintergrund eine Karte automatisch mitzeichnet, welchen Weg man bisher durchs All geflogen ist - da werden alle Planeten und Sonnen eingetragen. Zwar gibt es keine deutsche Übersetzung, aber wer gutes Schulenglisch beherrscht, sollte keine Probleme mit der Lektüre haben.
Klassische Lektüre - nur auf Englisch
Ich finde es grundsätzlich klasse, dass dieses Abenteuer-Spielbuch von Steve Jackson jetzt wieder erhältlich ist. Aber es wurde nur leicht modernisiert: Es gibt etwas über zwanzig hübsche Zeichnungen der Aliens - tolle Animationen oder
grafische Highlights sucht man vergeblich. Man kann lediglich das Schriftbild einstellen und zusätzliche Statistiken anzeigen. Während die frisch komponierte Hintergrundmusik mal mit lieblichen, mal mit wuchtigen Tönen überzeugt, enttäuschen auch die schwachen Soundeffekte.Konservative Modernisierung
Unterm Strich hinkt die Produktionsqualität weit hinter ähnlichen Spielen wie Lone Wolf oder Sorcery! hinterher - auch was kreative Ideen betrifft, die das Lese-Erlebnis oder die Kämpfe bereichern könnten. So fühlt sich Starship Traveller trotz neuer Bilder und Musik über weite Strecken recht bieder an.
Statisches Kämpfen und Würfelphysik
Das Würfeln wird immerhin "physikalisch" simuliert: Es schaut also so aus, als würden die W6er über den Bildschirm rollen - und wenn man mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, kann man kurz darauf das Tablet schütteln, um es zu korrigieren. Das klappt tatsächlich verblüffend oft, so dass aus einer miesen 1 oder 2 vielleicht eine 5 oder 6 wird. Aber das ist natürlich weniger eine Simulation des echten Würfelns als vielmehr eine kleine Schummelei.
Fazit
Ich mag Abenteuer-Spielbücher. Ich mag Science-Fiction. Und ich finde es klasse, dass Tin Man Games diesen Klassiker von Steve Jackson wieder aufleben lässt. Aber Starship Traveller übt auf mich mehr bibliophile als spielerische Reize aus. Das liegt daran, dass es mittlerweile wesentlich kreativer designte Umsetzungen der "Fighting Fantasy" gibt. Wie man sie besser inszeniert, haben z.B. Forge Reply und vor allem die inkle Studios demonstriert: Lone Wolf kann z.B. mit seinem Artdesign und dem interaktiven Kampfsystem punkten; Sorcery! sowie Sorcery 2! begeistern mit dem tollen Karten-, Zauber- sowie dem vertikalen Text-Design. Hier beschränkt sich die Modernisierung auf ein paar Standbilder, eine automatische Karte sowie Hintergrundmusik und Statistiken. Unterm Strich sorgt aber selbst diese leichte Modernisierung noch für solide Unterhaltung. Auch wenn Story und Charaktere nicht gerade das Niveau einer Space Opera erreichen, machen skurille Situationen und fremde Zivilisationen immer wieder neugierig.
Pro
- basiert auf dem originalen Abenteuer-Spielbuch
- interessante Alien-Zivilisationen & Situationen
- Crew manuell/autom. erstellen und benennen
- automatisch aktualisierte Sternenkarte mit Route
- einblendbare Statistik zur Crew
- aktives Würfeln inkl. Physiksimulation
- neue Zeichnungen von Simon Lissaman
- neuer Soundtrack von Ryan Grogan
- Lesezeichen setzen, Schriftbild anpassen
- schwierigerer Klassik-Modus oder einfache Lektüre
- Nachwort von Steve Jackson
Kontra
- sehr konservative Umsetzung
- kaum kreative digitale Verbesserungen
- Story & Charaktere nur oberflächlich ausgearbeitet
- grafisch sehr bieder, magere Soundeffekte
- teilweise sehr kurze Abenteuer
- sehr statisch inszenierte Kämpfe
- Bug bei der Crew-Zusammstellung & Storybezügen
- bisher nur auf Englisch