Resident Evil: Revelations 2 - Test, Action-Adventure, 360, XboxOne, Switch, PlayStation3, PlayStation4, PC, PS_Vita
Huch? Schon vorbei? Wer für die finale Episode darauf gehofft hatte, dass sich die Spielzeit der Claire- und Barry-Kampagnen mehr oder weniger die Waage halten würden, wird nach etwa 20 Minuten ähnlich dumm aus der Wäsche gucken wie ich: Nach einer dramatischen und von Trial & Error sowie Zeitdruck geprägten Flucht aus dem einstürzenden Turm erscheint bereits der Ergebnis-Bildschirm mit den üblichen Wertungen zur Trefferquote, Versuchen sowie der benötigten Zeit. Ernsthaft? Ich ahnte bereits Böses, doch Barry und Natalia ließen mich zum Glück nicht hängen. Im Gegenteil: Zwar lassen die unterirdischen Minengänge Erinnerungen an den etwas öden Gefängniskomplex des Einstiegs aufkommen, doch sorgt hier austretendes Gas und die mitunter panische Suche nach frischer Luft für den nötigen Kick im Labyrinth.
Das ging ja fix
Die Kritik bleibt bestehen
Beim Test der einzelnen Episoden lagen und lediglich die Fassungen für PC und Xbox One vor. Mittlerweile konnten wir auch in die Disk-Version hineinschnuppern und den Titel zumindest kurz auf der PS4, Xbox 360 und PS3 anspielen, um uns ein Bild von der technischen Umsetzung zu machen. Die alte Generation muss mit längeren Ladezeiten, niedrigerer Bildrate und stärkerer Kantenbildung zwar ein paar Federn lassen, doch fällt der Unterschied zu Xbox One und PC nicht so groß aus. Kein Wunder, denn auf den modernen Plattformen ist man mit vielen matschigen Texturen, der mittelprächtigen Beleuchtung und angestaubten Animationen weit davon entfernt, ein Aushängeschild für technische Errungenschaften zu sein. Revelations 2 ist jetzt keine Katastrophe und es gibt vor allem in den Außenarealen die eine oder andere schicke Passage, aber insgesamt wäre mit einem größeren Budget sicher deutlich mehr drin gewesen. Kurios ist die 360-Fassung: Obwohl die Bildrate hier oft etwas höher liegt als auf der PS3, kommt es vor allem nach dem Betreten von neuen Gebieten oder dem Laden eines Speicherpunkts mitunter
zu massiven Einbrüchen auf Diashow-Niveau – daher die Abwertung. Die zunächst in Foren geäußerte Kritik hinsichtlich der Bildrate auf der PS4 kann ich nicht bestätigen: Mit der Disk-Version (inkl. Day-One-Patch) befindet sich die PS4-Version technisch auf Augenhöhe zum One-Pendant. Zudem dürfen sich Sony-Jünger auf die Einbindung des Controller-Lautsprechers und der Lichtleiste freuen. Mit Problemen bei der Kollisionsabfrage und vereinzelte Pop-ups teilen sich dagegen alle Plattformen eine Gemeinsamkeit.Wie schlagen sich die Umsetzungen?
Fazit
Nach dem etwas zähen Einstieg überwiegt am Ende das Positive bei Resident Evil: Revelations 2, Capcoms erstem Episoden-Experiment. Hätte man das Spiel unbedingt zerstückeln müssen? Nein. Schon der Vorgänger hat gezeigt, dass ein „Pseudo-Episodenformat“ auch hevorragend in einem umgehend vollständig ausgelieferten Spiel funktionieren kann. Und es ist gut, dass ab Freitag auch hier die Disk-Version in den Läden steht. Aber wenn man sich schon für die häppchenweise Veröffentlichung entscheidet, sollte man es so machen wie Capcom – und nicht etwa wie Telltale Games & Co. Die regelmäßige und zügige Veröffentlichung der Episoden war bei Revelations 2 genauso vorbildlich wie die Spielzeit der Kampagnen-Abschnitte. Außerdem eignete sich der gelungene Raubzug-Modus vorzüglich, um die Wartezeit bis zur nächsten Woche zu überbrücken. Klar: Dass sich Capcom immer noch an das Koop-Konzept innerhalb der Kampagne klammert, stößt mir als Solo-Spieler trotz der gelungenen Umsetzung weiterhin sauer auf. Ich will das nicht! Aber wenn schon Koop, dann auch bitte richtig: Nichts gegen lokales Zocken am geteilten Bildschirm, aber viele meiner Freunde wohnen halt nicht direkt um die Ecke und so wünsche ich mir den angekündigten Online-Patch nicht nur für den Raubzug-Modus, sondern auch für die Kampagne. Trotzdem macht Revelations 2 Mut, dass es nach dem verkorksten Resident Evil 6 mit der Reihe endlich wieder bergauf geht. Also Capcom: Kippt den Koop über Bord oder lagert ihn komplett in den Raid-Modus aus, investiert mehr in die Technik und konzentriert euch in Zukunft wieder stärker auf den atmosphärisch starken Solo-Horror, denn erst dann besteht die reale Chance, tatsächlich zu den Wurzeln zurückkehren zu können.
Pro
- mehr stimmungsvolle Momente und Schauplätze
- überzeugende Klangkulisse
- verstärkte Zusammenarbeit erforderlich...
- gute Balance zwischen Action und Erkundung
- gut gesetzte Cliffhanger
- spaßiger Raubzug-Modus (vor allem im Koop)
- Story macht weiter neugierig
- gut eingestreute Umgebungsrätsel (Generator, Fußspuren)
- spielerischer Unterschied zwischen Haupt- und Nebenfigur
- Waffen-Upgrades
- Crafting-System
- sinnvoller Einsatz des rudimentären Befehlssystems
- ordentlicher (Episoden-)Umfang
- knackige, gut designte Bosskämpfe
- cooles Finale
- Koop am geteilten Bildschirm
Kontra
- durchwachsene deutsche Lokalisierung (Übersetzung, Sprecher)
- Wechsel zwischen Figuren nervt und raubt Grusel-Atmosphäre
- ...die im Solo-Lauf anstrengend wird
- z.T. schlimme Dialoge und abstruse Situationen
- begrenztes Inventar kann stören (trotz Erweiterungstaschen)
- Fertigkeiten
- und Währungssystem wirkt deplatziert
- z.T. fehlerhafte Kollisionsabfrage
- vereinzelte KI-Aussetzer
- zu Beginn häufiges Aufsuchen bereits bekannter Schauplätze ("Backtracking")
- übertrieben redundantes Schlösserknacken
- zufällige Item-Verteilung
- detailarme Texturen
- bisher (noch) kein Online-Modus
- ausbaufähige Beleuchtung
- vereinzelte Längen im Spielverlauf
- sehr kurze Claire-/Moira-Passage (in EP4)
- Mikrotransaktionen (Raid-Modus)
- mitunter starke Einbrüche der Bildrate (Xbox 360)