Parallax - Test, Logik & Kreativität, Mac, PC

Parallax
25.03.2015, Michael Krosta

Test: Parallax

Denken in Dimensionen

Toasty Games bringt die grauen Zellen auf Touren: Mit deutlichen Anleihen an Valves Portal sorgt das Knobelspiel Parallax mit seiner Mischung aus Dimensionstoren, Schaltern und Geschicklichkeitseinlagen auf der Suche nach dem Ausgang ebenfalls für rauchende Köpfe. Ob es sich lohnt, sich den teils knackigen Aufgaben zu stellen, klären wir im Test.

Ja, mit Portal bzw. dessen Vorgängerprojekt Narbacular Drop öffneten die kreativen Macher in der Tat eine neue Tür für frische Knobel-Konzepte, die mittlerweile viele Entwickler durchschreiten. Und so fallen auch im Puzzlespiel Parallax die Parallelen sofort ins Auge, stehen in den minimalistisch, aber stylisch im farbarmen Monochrom-Look gestalteten Levels doch ebenfalls rundliche Portale im Mittelpunkt. Diese fungieren als Durchgangspunkt in eine alternative Realität, in der visuell nicht nur die andere der beiden Farben dominiert und sich auch der unscheinbare Soundtrack beim Wechsel verändert, sondern auch die Architektur anders ausfällt.

Zwei Welten, eine Lösung

Meine Aufgabe ist theoretisch simpel: Erreiche den Ausgang! Aber praktisch stellt mir das Spiel alle erdenklichen Steine in den Weg, um dieses einfache Ziel problemlos zu erreichen. Neben den Dimensionswechseln stellten auch das Erreichen und die Auswirkungen diverser Schalter meine Gehirnwindungen auf eine harte Probe, während

Die Portale liefern bereits im Vorfeld einen Einblick in die andere Dimension.
Elemente wie Beschleunigungsfelder, tödliche Hindernisse, bewegliche Plattformen und mitunter gutes Timing auch eine gute Portion Geschicklichkeit erfordern.

Interessant wird es vor allem dann, wenn man die insgesamt 32 Level mit einer perfekten Wertung abschließen möchte und mit der idealen Anzahl an Zügen / Aktionen zum Ausgang gelangt. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, auch nach dem Abschluss immer wieder einen neuen Versuch zu wagen, bis ich die optimale Lösung gefunden hatte, in welcher Reihenfolge ich die Schalter betätigen und Realitätswechsel durchführen muss. Sind die ersten Stufen noch recht einfach zu bewältigen, zieht der Schwierigkeitsgrad danach spürbar an und die Rätsel werden zunehmend komplexer – auch deshalb, weil das Betätigen eines einzigen Schalters gleich Auswirkungen auf mehrere Objekte hat und auch das Timing eine größere Rolle spielt. Man muss schon um mehrere Ecken denken und vorhersehen, wie sich die jeweiligen Aktionen auswirken – und das nicht nur in der einen, sondern auch der parallelen Dimension. Später umfassen die Stufen z.B. für einen perfekten Abschluss über 15 Schritte, die man sich einprägen muss.

Jede Aktion zählt

Oben? Unten? Quer? Auf dem Weg zum Ausgang muss man erst den Durchblick bekommen.
Irgendwann kapitulierte mein Gehirn bei all den Verschachtelungen der Schalterleitungen, mehreren hintereinander platzierten Dimensionstoren nach Sprungschanzen, mobilen Absperrungen und all dem Plattform-Wirrwarr und hat sich dazu entschlossen, statt logischer Schlussfolgerungen lieber auf Ausprobieren nach dem Trial-and-Error-Prinzip zu setzen. Obwohl mir das clevere Leveldesign gefällt, finde ich es schade, dass die Entwickler in späteren Stufen lieber bestehende Bestandteile genommen und unnötig verkompliziert haben, anstatt den Spielverlauf mit neuen Elementen zu bereichern, wie es z.B. Portal 2 geschafft hat. Schade zudem, dass zwar die Zeit bis zum Erreichen des Ausgangs gestoppt wird, es aber keine Online-Ranglisten für Vergleiche mit Ergebnissen anderer Spieler gibt. Die oft viel zu schmalen Stege innerhalb der Levelkonstruktionen haben mich ebenfalls oft gestört: Ein falscher Schritt oder eine ungünstige Drehung führt angesichts der sensiblen Steuerung schnell in den unendlich scheinenden Abgrund. Das ist zwar angesichts der fairen Rücksetzpunkte nicht weiter tragisch und bereichert den Spielablauf um leichte Geschicklichkeitselemente, aber wenn man zwischendurch immer wieder auf diese Weise abtritt, drückt es mit der Zeit zunehmend auf die Stimmung.

Fazit

Auch wenn sich Toasty Games für meinen Geschmack etwas zu sehr am Portal-Prinzip bedient, haben mir die Puzzle-Ausflüge in die farbarmen, aber visuell anpassbaren Welten von Parallax richtig gut gefallen: Neben der minimalistischen, aber durchaus stylischen Präsentation hat es mir vor allem das gelungene Leveldesign angetan, das mich dazu zwingt, um mehrere Ecken zu denken und es dabei schafft, die Motivation bis zum perfekten Abschluss aufrecht zu erhalten. Gegen Ende übertreibt man es jedoch mit den extrem verschachtelten Kombinationen aus Aktion, Reaktion, Geschicklichkeit und Timing. Und so habe ich es irgendwann aufgegeben, mit logischen Schlussfolgerungen die Rätsel zu lösen und mich stattdessen lieber auf Trial & Error konzentriert, um anschließend meinen Lösungsweg Schritt für Schritt zu perfektionieren. Schade nur, dass ich meine Zeiten mangels Bestenliste nicht mit anderen Spielern vergleichen kann und die mitunter schmalen Plattformen immer wieder den einen oder anderen Absturz mit sich bringen. Trotzdem ist Parallax ein gelungener Portal-Ableger für alle, die ihre grauen Zellen mal wieder auf Trab bringen wollen.

Pro

  • cooles, intelligentes Leveldesign...
  • Zeit- und "Zug"-Herausforderung
  • minimalistische, aber durchaus stylische Präsentation
  • anpassbare Farben

Kontra

  • ...das später viel Trial & Error erfordert
  • Bewegungsfreiheit oft eingeschränkt (mit tödlichen Folgen)
  • Soundkulisse etwas zu minimalistisch und unscheinbar
  • keine Online-Rangliste für Zeitenvergleich
  • mitunter etwas zu deutliche Anlehnung an Portal

Wertung

PC

Parallax überzeugt mit cleverem Leveldesign und einer stylischen Minimal-Präsentation, artet später aber zu sehr in Trial & Error aus.