Game of Thrones - Episode 3: The Sword in the Darkness - Test, Adventure, 360, iPad, XboxOne, iPhone, Android, PlayStation4, PlayStation3, PC

Game of Thrones - Episode 3: The Sword in the Darkness
10.04.2015, Jörg Luibl

Test: Game of Thrones - Episode 3: The Sword in the Darkness

Im Würgegriff der Whitehills

Die zweite Episode von Game of Thrones konnte hinsichtlich Rätsel oder Erkundungsreizen traditionell nicht überzeugen, aber die Regie sorgte für gute Unterhaltung: Telltale präsentierte neue Charaktere und schürte weiter politische Konflikten, die für die Zukunft der Familie Forrester Tragisches ahnen ließen. Was wird aus Rodrik, Mira & Co? Wie will man bisherige Storyfäden zusammen führen? Nach knapp zwei Monaten Wartezeit verrät die dritte Episode endlich mehr.

Wann ist es genug? Wie weit kann jemand gehen, bevor man die Nerven verliert und zuschlägt - selbst wenn es das Leben der eigenen Familie gefährdet? Rodrik Forrester geht am Stock und muss als Lord miterleben, wie er und seine Angehörigen schikaniert und seine Ländereien geplündert werden. Was sich in der zweiten Episode andeutete, wird nochmal in schmerzhaften Situationen verschärft: Die Whitehills haben den Familiensitz nicht nur besetzt, sondern sie demütigen die Forresters - selbst der Tod von Ethan wird von besoffenen Wachen in der Halle nachgespielt. Schaut man sich das stoisch an oder immt man den Kelch und schmettert ihn in dieses grinsende Gesicht?

Die Wut und die Whitehills

Rodrik mus sich von den Whitehills demütigen lassen. Wie kann man trotzdem Widerstand leisten?
Man muss in der Rolle von Rodrik viele dieser Entscheidungen treffen, wobei ein direkter Angriff aufgrund der eigenen militärischen Schwäche nie denkbar ist und die Aussicht auf politische Allianzen vielleicht nur dann besteht, wenn man die Füße still hält und das Theater über sich ergehen lässt. Trotzdem lässt Telltale auch dazwischen etwas Luft für die eigene Initiative, für die letzten Möglichkeiten, die eigene Wut zumindest in Tapferkeit zu verwandeln. Es gibt eine richtig starke Szene, in der man vor aller Augen auf's Ganze gehen kann - oder eben nicht. Spätestens dort zeigt sich, wie gut das Drehbuch diese Entscheidungen inszeniert als auch erzählerisch integriert. Und davon gibt es sehr viele.

Versucht man die eigene Festung zu befreien oder rettet man den Bruder, der als Geisel bei den Whitehills schmort? Knifflig, knifflig...
Es geht in dieser dritten Episode natürlich nicht nur um Rodrik in Ironrath: Satte vierzehn Mal wechselt die Perspektive auch zwischen Gared an der Mauer, der zum Ranger geweiht wird, zu Mira in King's Landing, die mit den Intrigen am Hof klarkommen muss, sowie dem exilierten Bruder Asher im Süden, der von der Lost Legion gejagt wird und eine Söldnertruppe anheuern soll. Alle haben ihre eigenen Konflikte auszutragen, wobei es oftmals um Freundschaft auf der einen und die Verpflichtung gegenüber der Familie auf der anderen Seite geht. Noch kann man nicht absehen, inwiefern Telltale aus diesen Entscheidungen letztlich auch fatale oder siegreiche Folgen gedeihen lässt.

Von der Wüste in den hohen Norden

Im Gegensatz zur zweiten Episode wird endlich auch der mysteriöse Faden rund um "Northern Grove" weitergesponnen - auch das Thema Wildlinge wird überraschend eingeflochten. Es gelingt dem Drehbuch zudem, die tragische Familiengeschichte immer weiter mit dem großen Schicksal der Sieben Königreiche zu verknüpfen: Tyrion wird verhaftet, Jon Snow will zu Crasters Bergfried ziehen und die Lady der Drachen feiert samt einem Auftritt Drogons ihre Premiere.

Auch Mira muss sich entscheiden: Den Brief von Tyrion verbrennen oder behalten?
Bei allem Lob für die Story: Telltale bleibt sich spielerisch weitgehend treu. Das verwundert natürlich nicht mitten in dieser Staffel. Es gibt also kaum kreative Interaktionen in den sehr kleinen Gebieten und man muss lediglich in einigen ansehnlich choreografierten Reaktionstests heikle Gefechte meistern. Aber gerade das teilweise banale Abgrasen von Hinweisen oder das stoische Anklicken von Verszeilen zeigt mal wieder auf, wie viel selbst einfaches Erkundungs- und Rätselpotenzial in dieser Art des Adventures verschenkt wird. Immerhin gibt es einen Hauch von Rätsel: Man bekommt einen Gegenstand, kann ihn untersuchen, einsetzen und damit etwas finden. Dass man sich darüber freut, hat allerdings mehr damit zu tun, dass es für Telltale (zumindest in Game of Thrones) so ungewöhnlich ist als dass es besonders anspruchvoll designt wäre - schade.

Fazit

Kann man eigentlich jemanden durch den Bildschirm erwürgen? Oder wenigstens kräftig treten? Okay, es geht scheinbar nicht. Aber man will es. Immer wieder. Man sitzt da und ballt die Fäuste, wenn die Whitehalls in den Hallen der Forresters ihre demütigenden Spielchen treiben. Telltale Games inszeniert in dieser dritten Episode nicht nur verdammt schmerzhafte emotionale Situationen, sondern nimmt endlich den verloren geglaubten Faden von "Northern Grove" wieder auf - es gibt sogar eine Art von "Rätsel". Das ist zwar genauso schnell gelöst wie die zweistündige Spielzeit vorbei ist. Aber es gelingt dem Drehbuch, die tragische Familiengeschichte weiter in das große politische Geschehen der Sieben Königreiche zu integrieren: Tyrion wird verhaftet, Jon Snow zieht zu Craster und die Drachen sind da. Auch wenn man weiterhin kreative Interaktionen sowie größere Gebiete vermisst, ist das erzählerisch richtig gut. Ich kann die vierte Episode jedenfalls kaum erwarten - ist ja bald Juni.

Pro

  • ein Hauch von Rätsel...
  • sehr emotionale Situationen für Rodrik
  • Familienstory wird gut in Außenpolitik integriert
  • Gnadenlosigkeit der Spielwelt greifbar
  • Rollenwechsel sorgen für mehrere Perspektiven
  • heikle Situationen fordern Entscheidungen
  • gelungene Anspielungen auf die Romane
  • kleine Reaktionstests sorgen für Abwechslung
  • sehr gute englische Sprecher; Untertitel einblendbar
  • Statistik inkl. User-Entscheidungen am Ende

Kontra

  • ...der schnell vergeht
  • nur sehr kleine Schauplätze
  • viele Hintergründe wirken grafisch fade
  • keine deutsche Sprache oder Texte
  • nur knapp zwei Stunden Spielzeit

Wertung

iPad

Schmerzhafte Situationen und viele kleine Entscheidungen. Es gelingt dem Drehbuch, die tragische Familiengeschichte weiter in das große politische Geschehen der Sieben Königreiche zu integrieren.

XboxOne

Schmerzhafte Situationen und viele kleine Entscheidungen. Es gelingt dem Drehbuch, die tragische Familiengeschichte weiter in das große politische Geschehen der Sieben Königreiche zu integrieren.

PlayStation4

Schmerzhafte Situationen und viele kleine Entscheidungen. Es gelingt dem Drehbuch, die tragische Familiengeschichte weiter in das große politische Geschehen der Sieben Königreiche zu integrieren.

PC

Schmerzhafte Situationen und viele kleine Entscheidungen. Es gelingt dem Drehbuch, die tragische Familiengeschichte weiter in das große politische Geschehen der Sieben Königreiche zu integrieren.