Crypt of the NecroDancer - Test, Musik & Party, Mac, XboxOne, PlayStation4, PS_Vita, PC
Zu Dungeon Crawlern kann ich einfach nicht nein sagen - und es muss auch nicht immer das Kaliber eines Diablo, Torchlight & Co sein. Und für Musik- bzw. Rhythmusspiele habe ich ohnehin immer Zeit. Insofern war es zwangsläufig, dass ich irgendwann auf Crypt of the Necrodancer (CN) stoßen würde, das endlich seine Early-Access-Phase verlässt. Denn das Projekt des unter dem Namen Brace Yourself Games agierenden Kanadiers Ryan Clark verbindet diese beiden Genre. Doch damit nicht genug: Er reichert die auf den ersten Blick merkwürdig scheinende Verbindung zusätzlich mit Elementen an, die man derzeit mit dem Mode-Schlagwort "Roguelike" kategorisieren und in eine Schublade packen kann: Permanenter Tod, zufällig generierte Level und Gegner-Anhäufung sowie ebenso zufällig ausgeschüttete Gegenstände als Beute oder kaufbare Ware bei Händlern.
Dungeon-Ballett
Dabei braucht man allerdings keine Illusionen haben, dass es sich hier um eine Art "Kloppmist" mit musikalischem Hintergrund handelt. Stattdessen schlummert hinter der bunten, bei jedem Start zufällig generierten Fassade ein taktischer Echtzeit-Puzzler, der einem klaren Regelwerk folgt. Jeder Gegner folgt einemvorgegebenen Bewegungsmuster und Takt. Manche Figuren bewegen sich bei jedem Schlag. Manche lassen zwischen jeder Bewegung einen Takt Pause, andere wiederum bewegen sich nur bei jedem vierten Beat. Die eigene Figur nimmt nur Schaden, wenn sie und der Gegner mit ihrer Bewegung auf dem gleichen Feld landen - und natürlich bei besonderen Distanzangriffen von End- oder Zwischenbossen wie den fiesen Drachen. Befinden sich die Heldin und der
jeweilige Feind auf angrenzenden Feldern, wird mit der entsprechenden Pfeiltaste keine Bewegung, sondern ein Hieb mit der Waffe ausgeführt. Je nach Durchschlagskraft der ausgerüsteten Waffe, ihrer Reichweite sowie der Lebensenergie der Feinde sind mitunter mehrere Schläge nötig, die man wiederum sorgsam mit den eigenen Bewegungen sowie denen der Gegner koordinieren muss.Klare Regeln
Dieses Konzept klingt anfangs verwirrend, geht einem aber unglaublich schnell in Fleisch und Blut über. Und ab diesem Moment wird Crypt of the Necrodancer zu einem mitunter anspruchsvollen Bewegungs-Puzzle, dem man sich nicht entziehen kann. Wenn diverse unterschiedliche Gegnertypen auf einen zukommen, ist ein kühler Kopf und Kenntnis der Bewegungsschemata zwingend notwendig, da man sich sonst verdammt schnell in der Lobby wiederfindet. Auch den Fallen (die auch die Feinde in Mitleidenschaft ziehen) sollte Bedeutung geschenkt werden. Und nicht zuletzt kann man sich mit seiner Schaufel auch durch bestimmte Wände graben. Teils aus taktischen Gründen, weil eine abgebaute Wand als Taktfüller genutzt werden kann, bis der nächste Feind neben einem steht, ohne den Multiplikator zu verlieren. Teils, weil sich dahinter Verstecke oder Diamanten befinden können, die neben Gold als zweite Währung dienen. Erforschung der Umgebung und Sammeln werden belohnt.
Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Besitztümer nur kurzzeitig für Freude sorgen. Das Gold, das man für erledigte Gegner erhält, bleibt beim Ableben komplett im Dungeon und sollte daher bei den herrlich zu den schmissigen Melodien mitsingenden Händlern für die dort angebotene Ausrüstung ausgegeben werden. Diese kann aber ebenfalls nicht den Dungeon verlassen. Dies ist einzig den gesammelten Diamanten vorbehalten, die man in der Lobby bei verschiedenen Figuren ausgeben kann, um mitunter kostspielige Spielerweiterungen freizuschalten. Dazu gehören z.B. mehr Lebensenergie-Herzen oder neue Gegenstände, die man dann im Dungeon entweder in Kisten findet oder bei Händlern erstehen darf. Aber auch die Trainings-Möglichkeiten gegen die diversen Mini- und Endbosse sind nur gegen die Kohlenstoff-Modifkation möglich. Die Bewegungsmuster der Standard-Kontrahenten lassen sich kostenlos studieren, damit man beim nächsten Durchlauf für alles gewappnet ist.
Wie gewonnen so zerronnen
Mehr ist mehr
Fazit
Auf den ersten Blick ist Crypt of the Necrodancer mit seiner Mischung aus Rhythmus-Spiel und Dungeon Crawler samt zufällig generierter Level und Dauertod ein wagemutiges Projekt. Auf den zweiten und dritten Blick ebenso. Doch der Wagemut, den Ryan Clark beim Konzept sowie der Umsetzung an den Tag legte, sorgt für ein unvergleichliches Spielgefühl. Schafft man es, in diesem leicht zu erlernenden, aber schwer zu meisternden Musikpuzzler den Überblick zu behalten und wird dazu ein wenig vom Gegenstandsglück begünstigt, entstehen wahrhaft magische Momente. Angetrieben von einem sofort ins Ohr gehenden Soundtrack wiegen selbst die bedingt durch die gnadenlose Zufälligkeit entstehenden Frustmomente nicht schwer - und sie halten auch nicht lange vor. Fordernd, vollgestopft mit bereits mitgelieferten Inhalten wie z.B. zehn sehr unterschiedlich spielbaren Figuren kehrt man gerne für einen "kurzen" Abstecher in die Gewölbe des Nekrotänzers zurück. Wieder und immer wieder. Abgerundet wird dieses bemerkenswerte Projekt von einem Musikimport samt größtenteils gut funktionierenden BPM-Erkennung sowie Modding-Unterstützung, die sich schon jetzt mit annähernd 1500 Objekten im Steam Workshop bemerkbar macht. Spiele wie dieses machen deutlich, dass die Indieszene hinsichtlich kreativer Impulse immer noch den Takt vorgibt. Mehr davon!
Pro
- ungewöhnliches Puzzle-Konzept mit Mix aus Rhythmus-Spiel und Dungeon Crawler
- treibender Soundtrack mit zwei Remix-Versionen
- eigene Tracks importierbar
- sympathische 16-Bit-Kulisse
- interessante Bosskämpfe
- unterstützt Modding/Steam Workshop
- abwechslungsreiche Charakterauswahl, die unterschiedliche Herangehensweisen fordert
- Leveleditor
- zahlreiche Kontrollmethoden bis hin zur Tanzmatte
Kontra
- zufällige Levelgenerierung kann für Frust sowie einen uneinheitlichen Schwierigkeitsgrad sorgen
- mitunter Probleme bei der BPM-Erkennung eigener Songs