Landwirtschafts-Simulator 15 - Test, Simulation, 360, PlayStation4, XboxOne, PlayStation3, Mac, PC

Landwirtschafts-Simulator 15
22.05.2015, Jan Wöbbeking

Test: Landwirtschafts-Simulator 15

Bauer sucht Spielspaß

Es ist Erntezeit auf den neuen Konsolen: Ein halbes Jahr nach dem PC-Start dürfen Besitzer von PS4 und Xbox One auf den Trecker. Enthalten sind auch hier die Szenarien aus Norwegen und den USA – nebst Tierhaltung, Holzfällen und kooperativem Multiplayer. Wir überprüfen, ob genau so viel Geduld nötig ist wie auf dem PC und ob die Umsetzung besser gelungen ist als im grauenhaften Ableger für die Xbox 360.

Gleich vorweg Entwarnung: Diesmal ist die Konsolen-Umsetzung den Schweizer Entwicklern bei Giants Software ordentlich gelungen. Grafisch lassen sich bei den Fahrzeugen, der Vegetation und anderen Feinheiten kaum Unterschiede erkennen. Ab und zu kann es allerdings auf beiden Konsolen zu leichten Rucklern kommen – die meiste Zeit läuft der Alltag auf dem Land angenehm flüssig ab. Die verdreckten Maschinen, das Hitzeflimmern und die sich im Wind wiegende Vegetation sehen nach wie vor idyllisch aus, viele andere Elemente lassen die Kulissen aber erneut altbacken wirken. So bauen sich z.B. in rund 50 Meter Entfernung noch immer massive Bäume, Schatten und andere Dinge erst viel zu spät auf. Auch die nur rudimentär vorhandene Fahrzeug-Physik sorgt nicht gerade dafür, dass man sich nicht tatsächlich wie unter freiem Himmel fühlt. Feinheiten zu Technik und Spielablauf gibt es im Test zum PC-Original, hier konzentrieren wir uns auf die Änderungen.

Alles beim Alten?

Erntezeit: Das Wachstum der Feldfrüchte dauert deutlich kürzer als in der realen Welt und lässt sich in den Optionen beschleunigen.
Inhaltlich wird ein ähnliches Programm wie auf dem PC geboten: Die aus dem Vorgänger bekannte USA-Karte wurde einfach recycelt. Dazu kommt ein beschaulicher Ort in Norwegen, in dem man sich auch am Holzfällen und –Verarbeiten versuchen darf. Auf Mod-Unterstützung müssen Konsolenbesitzer dagegen verzichten. Nach wie vor an Bord ist der Mehrspielermodus. Neuerdings dürfen aber nur noch bis zu sechs statt bis zu 32 Spieler kooperieren, indem sie einen eigenen Server eröffnen oder anderen Spielern beitreten. Bei Testspielen lief das recht ordentlich ab, allerdings fallen die Konfigurationsmöglichkeiten nicht gerade üppig aus. Wichtige Details wie die Verwaltung der Finanzen können nach wie vor festgelegt werden, dedizierte Server lassen sich im Gegensatz zur PC-Version nicht mehr nutzen.

Ein wenig umständlich wirkt die (nicht veränderbare) Belegung der Controller, da man ständig LB bzw. L1 halten muss, um gleichzeitig mit anderen Tasten wichtige Aktionen zu starten. Zu Beginn bin ich oft versehentlich aus dem Trecker gesprungen, weil das Aussteigen auf derselben Taste wie das Anschalten der Sämaschine liegt. Noch negativer fällt auf der xbox One das Fehlen eines Radios ins Gewicht, weil man dort nicht einmal mehr eigene Soundtracks im Hintergrund abspielen kann.

Controller-Kralle

Auch Holz darf in Norwegen gefällt und verarbeitet werden.
Der bäuerliche Alltag ist nach wie vor sehr dröge inszeniert: Keine anderen Landwirte begrüßen den Spieler, erklären ihm den Ablauf oder das rudimentäre Wirtschaftssystem. Stattdessen spaziert man zu ein paar schlichten Symbolen, die Tutorials zu einigen Grundlagen starten. Man pflügt, säht und erntet mit entsprechenden Geräten und kümmert sich auf Wunsch auch um Viehzucht und das Holzfällen. Das größte Problem ist nach wie vor die Monotonie auf dem Feld: Die Länge eines Tages lässt sich zwar in vielen Stufen skalieren, auf dem Traktor ist man aber stets in normaler Geschwindigkeit unterwegs. Das schlicht umgesetzte Abfahren der Bahnen lässt sich allenfalls durch die Einstellung von KI-Helfern erleichtern.

Zwischendurch liefert man die Ernte im Silo ab oder verkauft sie, sobald der Kurs an den Abnahmestellen günstig steht. Oder man nimmt man einen Kredit auf, um sich eine der zahlreichen teuren Landmaschinen leisten zu können, darunter auch Dinge wie ein Frontlader, mit dem man kurze Transportmissionen erledigt. Die Fuhraufträge bieten aber kaum Spannung oder Herausforderung: Trotz eigentlich unterschiedlicher Fracht greift man sich oft die ewig gleiche Palette und bringt sie möglichst schnell zum Ziel, um Zeit-Boni abzukassieren. Das Ergebnis lässt sich aber ohne Probleme manipulieren, indem man einfach die Zeitskalierung möglichst langsam einstellt.

Kaum Spannung oder Anspruch

Teures Vergnügen: Wer sich neue Anschaffungen leistet, muss vorher lange ackern oder Kreditzinsen in Kauf nehmen.
In punkto Physik hat sich im Vergleich zu den Vorgängern zwar einiges getan, trotzdem bewegen sich die Maschinen oft ziemlich unrealistisch: Traktoren oder ein unachtsam gesenkter Pflug hinterlassen keinerlei Spuren im Gras, Kollisionen sorgen nicht mal für Lärm oder Kratzer und Passanten spazieren munter durch Fahrzeuge hindurch. Auch die erworbenen Hühner im Gehege verhalten sich komplett anders, als ich es aus meiner Kindheit vom Lande kenne: Statt mir futtergierig entgegen zu stürmen, ängstlich zu flüchten oder aggressiv zuzuhacken, spazieren sie völlig unbeteiligt auf dem Rasen umher. Selbst in Fantasy-Spielen wie Harvest Moon agiert das Federvieh also deutlich realistischer, zumal man sich im „LaWi“ nicht einmal wirklich um die Hühner kümmern muss. Lediglich bei Schafen und vor allem bei Kühen lassen sich Feinheiten wie die Zusammensetzung des Futters beeinflussen.

Fazit

Obwohl sich beim Landwirtschaftssimulator im Laufe der Jahre einiges verbessert hat, wird der Alltag auf dem Hof immer noch viel zu dröge inszeniert. Sicher, im Kern ist es eine Simulation der Feldarbeit und die wird auch ordentlich umgesetzt. Von kleinen Einschnitten im Mehrspieler-Bereich abgesehen wurde das Spiel diesmal sauber auf die Konsolen portiert. Trotzdem hätte man das Thema um Einiges interessanter umsetzen können. Warum gibt es keine anderen Landwirte oder wenigstens einen umfangreicheren Wirtschaftsteil? Auch viele Elemente drumherum bleiben zu minimalistisch - angefangen beim Personalmanagement über die Wartung bis hin zu simplen Aufträgen. Warum muss ich mich nicht intensiver um meine Tiere kümmern und warum reagieren sie nicht auf meine Anwesenheit? Warum gibt es keinen Soundtrack zum Aufpeppen der drögen Erntearbeit? Auf der Xbox One fällt dieses Manko noch stärker ins Gewicht, da ich im Hintergrund keine eigene Musik oder ein Hörspiel anschmeißen kann. Warum ist die Spielwelt so steril, der Handel so oberflächlich? Alleine die Möglichkeit zum Abschließen und Erfüllen von Verträgen würde dem Spiel einen Mehrwert geben, weil man seine Felder z.B. strategischer anbauen würde. Ähnlich wie Michael hatte ich zu häufig das Gefühl, als hätte Giants Software nur den Vorgänger genommen, ihn mit der neuen Engine etwas hübscher verpackt, aber sich über die inhaltliche Weiterentwicklung keine großen Gedanken gemacht. Eines der zwei Szenarien war schließlich schon im Vorgänger enthalten.

Pro

  • Aufgabenfeld von Landwirten wird gut eingefangen und umgesetzt...
  • zahlreiche lizenzierte Vehikel und Original-Zubehör
  • Tutorials und Hilfen...
  • gut modellierte Maschinen (inkl. Zunehmender Verschmutzung)
  • verbesserte Physik...
  • im Ansatz brauchbares Bau- und Wirtschaftssystem
  • Tag-/Nachtwechsel und verschiedene Witterungsbedingungen
  • sinnvolle Zeitraffer-Funktion
  • Cockpitansicht...
  • kooperativer Mehrspielermodus
  • für Zuschauer durchaus lustig...
  • authentische Soundeffekte...

Kontra

  • ...aber es gibt immer noch Lücken
  • fehlerhafte Kollisionsabfrage
  • ...die aber nicht alles erklären
  • dämliche und unzuverlässige Helfer-KI (...unter bestimmten Umständen)
  • einschläfernder Spielablauf
  • detailarme Kulissen
  • ...die in manchen Momenten weiter fragwürdig bleibt
  • starkes Flimmern bei Objekten wie Bäumen
  • ...ohne Spielermodell (keine sichtbaren Hände oder Beine etc.)
  • Geldverdienen benötigt viel zu viel Zeit und Aufwand
  • ...für den Spieler eher weniger
  • ...aber nur Menü-Gedüdel und keine Radio-Funktion
  • sehr langsamer Bildaufbau mit zahlreichen Pop-ups und vereinzeltem Tearing
  • keine Wartung von Maschinen nötig
  • etwas umständliche Tastenbelegung
  • Karten-Recycling aus der US-Erweiterung des Vorgängers
  • nerviges Korrigieren der Fahrspur bei Tempomat-Nutzung
  • hässliche Menüs
  • kein Schadensmodell
  • kein echtes Personalmanagement
  • Wegpunkte dürfen nicht gesetzt werden
  • Missionen werden durch frei einstellbare Zeitskalierung witzlos
  • oft fummelige Bedienung (Baumstämme aufladen)
  • Missions-Angebote werden nicht an aktuelle Situation angepasst
  • nur noch bis zu 6 Spieler im Online-Koop
  • keine Mod-Unterstützung wie auf dem PC möglich

Wertung

PlayStation4

Von kleinen Einschnitten abgesehen wurde die dröge inszenierte Feldarbeit diesmal sauber auf die Konsolen umgesetzt.

XboxOne

Von kleinen Einschnitten abgesehen wurde die dröge inszenierte Feldarbeit diesmal sauber auf die Konsolen umgesetzt.