GemCraft - Chasing Shadows - Test, Taktik & Strategie, PC

GemCraft - Chasing Shadows
28.05.2015, Marcel Kleffmann

Test: GemCraft - Chasing Shadows

Edelsteine sind die besseren Türme

GemCraft ist eines der beliebtesten und bekanntesten Tower-Defense-Spiele überhaupt, das ursprünglich via Flash im Browser gespielt werden konnte und dann für iOS umgesetzt wurde. Mittlerweile ist die aktuelle Ausgabe GemCraft (Chapter 2): Chasing Shadows auch als Standalone-Titel für PC bei Steam erhältlich. Und daher wird es Zeit für einen Test ...

Bei GemCraft dreht sich alles um Edelsteine (kurz Gems), die in Türmen oder Fallen platziert werden können, wo sie dann - je nach Farbe - verschiedene Arten von Schaden und Effekten an den vorbeiziehenden Gegnermassen verursachen. Prinzipiell ist GemCraft eine klassische Tower-Defense, nur dass Attacken und Effekte von den Edelsteinen ausgehen, die in den Türmen (am Rand der Laufwege der Gegner) oder den Fallen (auf den Laufwegen der Gegner) platziert werden können.

Mächtige Edelsteine in Türmen und Fallen

In Türme oder Fallen platzierte Edelsteine feuern auf die vorbeiziehenden Gegner.
Insgesamt gibt es neun Typen/Farben von Edelsteinen, die für einen bestimmten Effekt stehen und die Gegner selbstständig beschießen. Ein roter Edelstein kann mit jedem Schuss mehrere Ziele mit einem Kettenblitz treffen, ein orangefarbiger Stein bringt bei Treffern mehr von der zentralen Ressource (Mana), grüne Gems applizieren einen mehrere Sekunden wirkenden Gifteffekt und der schwarze Stein wird stärker, je mehr Gegner in der Partie von ihm getroffen wurden. Hinzu kommen Edelsteine für Rüstungsreduktion, Verlangsamung, Verringerung der Gesundheitsregeneration (neu) oder ein Stein, der stärker wird, je größer der Manavorrat ist (neu). Zudem unterscheiden sich die Auswirkungen, ob man Steine in Türme oder in Fallen einsetzt.

Edelsteine können aufgewertet, mit andersfarbigen Steinen kombiniert, als Bomben auf der Karte verwendet oder als Schwierigkeitsbuffs für gegnerische Wellen eingesetzt werden. Wobei die Kombination verschiedener Edelsteine das eigentliche Highlight ist. Zwar lässt sich ein roter Edelstein auch in seiner puren Form aufwerten und damit seine Effektivität steigern, aber Gems können ebenso miteinander kombiniert werden. So kann beispielsweise in den roten Edelstein ein grüner Edelstein eingebaut werden. Das Ergebnis ist logischerweise ein rot-grüner Edelstein, der den Gegner sowohl vergiftet als auch den Kettenblitz mit sich bringt. Fügt man noch einen violetten Stein hinzu, wird zusätzlich die Rüstung der Feinde reduziert. Auch Kombinationen von Steinen lassen sich (mehrfach) aufwerten, was jedoch insgesamt mehr Mana kostet.

Die Gegner versuchen auf jeder Karte das Mana-Reservoir ("blaue Kugel") zu erreichen. Gelangt ein Feind dorthin, wird eine bestimmte Mana-Menge abgezogen und der gleiche Gegner erscheint wieder am Kartenanfang. Kommen so viele Gegner durch, dass der Mana-Vorrat aufgebraucht ist, verliert man.
Je nach Art und Anzahl der Gegner, der Beschaffenheit der Karte und den vorgegebenen Laufwegen sind unterschiedliche Gem-Kombinationen nötig, um die Karte erfolgreich abschließen zu können. Durch die Vielfalt der Steine und die Mix-Möglichkeiten bietet GemCraft in diesem Bereich wesentlich mehr Flexibilität und Handlungsspielraum als viele andere Tower-Defense-Spiele.

Rot + Grün + Violett = Bunt

Über 190 exakt ein Bildschirm große Stages gibt es und diese einzelnen Levels werden von einer Weltkarte verbunden, die sukzessive freigeschaltet wird. Während 190 Karten nach ziemlich viel Umfang klingt, ist die Vielfalt der Feinde auf den Stages eine der Schwachstellen des Spiels, denn sonderlich viel Abwechslung wird mit Reavern, Swarmlingen und Giants nicht geboten - sowie mit kleineren Variationen dieser drei Kreaturen. Aufgelockert wird das Geschehen höchstens durch einen Boss oder einen Geist, der fieserweise einen Edelstein stibitzen kann.

Weitere taktische Möglichkeiten werden dadurch geboten, dass man selbst Türme und Fallen als Slots für die Gems setzen kann - gleiches gilt für "Amplifier" (Verstärker), die den Turm in der Nähe je nach gesockeltem Edelsteintyp verstärken. Um dabei möglichst transparent und nachvollziehbar zu bleiben, werden Stärke, Effekte und Verstärkerboni ausführlich in den Gem-Tooltips angezeigt. Darüber hinaus darf man Mauern errichten, um die Laufwege der Gegnermassen zu verlängern oder Abkürzungen gänzlich zu unterbinden, sofern man den Feinden nicht den Laufweg vollständig versperrt.

Mauern und Verstärker

Zusätzlich gibt es drei manuell platzierbare Zaubersprüche, die sich mit der Zeit aufladen und die Gegner in einem bestimmten Umkreis festfrieren oder mit einem Fluch (mehr Schaden erhalten) belegen sowie drei Zusatzeffekte für Gems, die Türme mit einen "Laser" oder einem "Geschütz" kurzfristig verbessern. Sehr sinnvoll ist ebenfalls, dass man bei jedem Gem per Hand einstellen kann, wie die Angriffsprioritäten aussehen sollen. Man kann beispielsweise direkt auswählen, ob zunächst die Gegner attackiert werden sollen, die am wenigsten Leben haben oder diejenigen beschossen werden sollen,

Im Talisman können Fragmente eingesetzt werden, die z.B. das Start-Mana oder den Schaden gegen bestimmte Gegner erhöhen. Diese Bausteine können mit Schattenorbs aufgewertet werden.
die sich am nächsten am Kartenausgang befinden.

GemCraft bietet erstaunlich viel freizuschalten und zu verbessern. Jede gewonnene Schlacht bringt Erfahrungspunkte für den edelsteinaffinen Zauberer und mit einem Level-Up erhält man Punkte, die in insgesamt 25 Fertigkeiten investiert werden können - oder auch nicht, was dann das Start-Mana erhöht. Um z.B. an neue Fähigkeiten zu gelangen, müssen in manchen Stages bestimmte Gebäude zerstört werden und dafür sind kleinere Aufgaben (z.B. Töte 80 verfluchte Einheiten) zu erledigen. Dann gibt es noch mehr als 400 Achievements, die ebenfalls Fähigkeitspunkte bringen, neun mehrstufige "Battle-Traits", die den Schwierigkeitsgrad der Stage modifizieren und den Talisman, in dem man kleine Beutegegenstände einsetzen kann, die wiederum passive Effekte versprechen und mit "Shadow Orbs" aufgewertet werden können. Mehr Aufwertungs- und Verbesserungsmöglichkeiten bietet derzeit keine andere Tower Defense.

Sammeln, Freischalten, Buffen und Co.

Dennoch sollte man sich im Klaren sein, dass wenn man in einer Stage nicht weiterkommt, es darauf hinausläuft, ältere Levels erneut spielen zu müssen, um die Erfahrungspunkte-Ausbeute zu erhöhen, um damit seine "globalen" Fähigkeiten zu verbessern. Zum "Grinden" verkommt GemCraft nicht vollends, da pro Stage nur ein XP-Maximalwert in das Zaubererlevel mit eingebracht werden kann. Man muss also pro Level irgendwie die Ausbeute verbessern, entweder durch Taktikanpassungen, stärkere Türme & Fähigkeiten oder Modifikation des Schwierigkeitsgrads.

Nicht alle Karten sind so eindeutig gestaltet wie diese. Häufig gilt es kleine Aufgaben zu lösen, die Laufwege der Gegner zu verändern, ggf. Gebäude zu zerstören und natürlich die beste Position für Türme sowie Fallen zu finden.

Die größte Schwäche von GemCraft: Chasing Shadows ist die Kulisse, schließlich kann das Spiel fast exakt in der Form im Browser (kostenlos) gespielt werden - und zwar seit April 2014. Man sieht dem Spiel förmlich an, dass es ein Flash-Spiel war und die nicht gerade vor Details sprudelnden Grafiken für die Steam-Veröffentlichung lediglich hochskaliert (Ursprung: 1088x612) wurden und daher unscharf wirken.

Ein Browserspiel für zehn Euro?

In dem Kontext stellt sich Frage: "Warum überhaupt Geld ausgeben, obwohl man es doch kostenfrei im Browser spielen kann?" Nun ja, abseits von besserer Performance und einfacherer Verwaltung sind sowohl die Iron-Wizard-Spielvariante (höherer Schwierigkeitsgrad und weniger Belohnungen) als auch der echte Vollbildmodus neu. Zudem wurden alle aus der Browserversion bekannten Mikrotransaktionen gestrichen und mehrere neue Karten hinzugefügt (Details ). Trotzdem hätten sich die Entwickler bei der Umsetzung mehr Mühe geben und gerade Grafik sowie Benutzeroberfläche überarbeiten können. Abseits der Tatsache, dass es ein Browserspiel war, ist der Preis (9,99 Euro) für den gebotenen Umfang aber mehr als fair.

Fazit

Es ist lobenswert, dass GemCraft endlich ohne Werbung sowie Mikrotransaktionen spielbar ist. Aber die Standalone-Umsetzung hätte mehr Verbesserungen gegenüber dem Original bieten können. Diese Chance haben die Entwickler gerade bei den technischen Aspekten nicht genutzt - ja, man spielt nicht mehr im Browser, aber die Kulisse ist auf dem PC eine Schwäche. Aber trotzdem ist GemCraft - Chasing Shadows eine der besten und taktisch tiefgehendsten Tower-Defense-Spiele auf dem Markt. Abgesehen von den zahlreichen Möglichkeiten zur Verbesserung des Charakters (Fähigkeiten, Talisman) sind es die kombinierbaren Edelsteine, die mehr Möglichkeiten als die Konkurrenz in dem Sektor versprechen. Hinzu kommen noch frei platzierbare Türme, Fallen, Mauern, Verstärker, Zaubersprüche und viel praktischer Kleinkram. Der Umfang sowie die Langzeitmotivation suchen jedenfalls ihresgleichen.

Pro

  • Taktiktiefe durch neun Edelsteintypen und Gem-Kombinationen
  • Türme, Fallen, Mauern und Verstärker können gebaut werden
  • Zaubersprüche und direkte Turmbuffs
  • Zielprioritäten können festgelegt werden
  • viele globale Verbesserungen, Fähigkeiten und passive Fertigkeiten
  • diverse Schwierigkeitsoptionen; Gegnerwellen können verstärkt werden
  • Mini-Aufgaben und Zusatzziele auf den Karten
  • über 190 Stages
  • detaillierte Tooltips
  • keine Mikrotransaktionen

Kontra

  • Überarbeitung der Browser-Version geht nicht weit genug
  • notwendige Wiederholung von Karten, um Erfahrungspunkte zu sammeln
  • ziemlich unscharfe und antiquierte Grafik
  • wenig Abwechslung bei den Gegnern
  • nur in Englisch verfügbar

Wertung

PC

Technisch altbackene, aber sehr umfangreiche Tower-Defense, die mit cleverer Stein-Kombination und vielen Freischaltungen punktet.