The Escapists - Test, Action-Adventure, 360, Switch, XboxOne, Linux, PlayStation4, iPad, PC, Android, Mac, iPhone
Die Aufgabe in The Escapists (ab 6,87€ bei
Aller Anfang ist schwer
Man kann versuchen, mit dem umfangreichen "Crafting-System" die Gegenstände herzustellen, die man zu benötigen glaubt. Die dafür erforderlichen Rohstoffe stiehlt man entweder (bloß nicht erwischen lassen!) oder kauft sie auf dem Schwarzmarkt. Doch wer eine gebastelte Schaufel während der Nachtruhe in der Zelle stehen lässt, zahlt dafür ebenso einen Preis in Form von Isolationshaft wie derjenige, der die Schutzbleche der Lüftungsschächte entfernt und vergisst, leicht zu entfernende Pappmaché-Attrappen anzubringen. Um das Geld für die mitunter horrenden Schwarzmarkt-Kosten
zusammenzukratzen kann man entweder den Häftlingsjobs nachgehen oder Aufgaben für andere Insassen erledigen, die aber meist auf das Zurückbringen entwendeter Gegenstände oder das Verprügeln bestimmter Wachen bzw. Häftlinge hinauslaufen. Man kann zwar über Gefallen auch versuchen, die Wachen gnädiger zu stimmen oder in Frage kommende Knackis zu Komplizen machen, die für Ablenkungsmanöver genutzt werden können, doch dennoch kommt mir die soziale Komponente zu kurz. Man kann ohne eigenes Verschulden schnell auf der schwarzen Liste bestimmter Häftlinge landen, die einen als perfektes Opfer auserkoren haben. Eine Möglichkeit, mit ihnen zu argumentieren und ihnen z.B. anzubieten, andere Inhaftierte zu verprügeln und so eine gefängnisinterne Hierarchie zu bilden, ist nicht möglich. Im Gegensatz zur sehr umfangreichen, allerdings nicht immer intuitiven Gegenstand-Herstellung sind die Optionen im zwischenmenschlichen Bereich zu oberflächlich. Dass sie dennoch zu hilfreichen Ergebnissen führen, ist umso bemerkenswerter.Kombinations-Gabe
Viel ist in der Anfangsphase frustrierend. Man findet nur wenige bis gar keine "Rezepte" für Gegenstände. Das Durchsuchen der Zellen, um nützliche Ausrüstung zu finden, ist nicht nur gefährlich, sondern auch langwierig. Die anderen Knackis haben einen ständig auf dem Kieker. Man ist schnell geneigt aufzugeben. Doch hat man durch Probieren oder kleine Hinweise vom Spiel erste Erfolgserlebnisse, nimmt die Motivation wieder Fahrt auf. Erste Rädchen laufen ineinander. Und wenn man es tatsächlich geschafft hat, sich erst eine Uniform zu sichern, dann noch Abdrücke der wichtigsten Schlüssel anzufertigen und schließlich die nächtlich patrouillierende Wache mit Attrappen zu foppen, klopft das Herz im Hals, während man mit Minimalanimationen durch Lüftungsschächte robbt und hofft, dass die Tagwache nicht das Loch entdeckt hat, das man vorbereitet hat. In diesen Momenten ist The Escapists ganz großes Spannungskino.
Unverhältnismäßiger Zufall?
Dann schon eher die unnatürlichen Grenzen, die mir das Spiel angesichts der gebotenen Freiheit setzt. Wieso z.B. kann ich nicht unter elektrifizierten Zäunen einen Gang graben? Wieso kann ich nicht mit anderen Häftlingen zusammen planen und mit vereinter Kraft einen Ausbruch wagen? Immerhin kann man die gewaltbereiten Häftlinge und Wachen irgendwann soweit aufhetzen, dass eine kleine Meuterei entsteht, die man nutzen kann, um seinen Fluchtversuch zu vertuschen. Mit viel Geduld und zahlreicher Nutzung der Trainingsanlagen, um die rudimentären Grundwerte der Figur zu verbessern, kann man sogar versuchen, sich in den ersten Anstalten mit Gewalt durchzuschlagen. Und dann geht man freiwillig zurück, um etwas Neues auszuprobieren.
Fazit
Nicht nur die stimmungsvolle Pixel-Kulisse im NES-Stil ist Design alter Schule in neuem Gewand. Auch die steile Lernkurve sowie das hohe Anforderungsprofil, das man in The Escapists vorfindet, erinnern an längst vergangene Spielezeiten. Man wird ins kalte Wasser geschmissen und muss einen Kompromiss zwischen profanem Gefängnis-Alltag sowie Ausbruchs-Planungen, -Vorbereitung und -Durchführung finden. Man lernt hauptsächlich per Scheitern und Ausprobieren, da das Tutorial nur die allernötigsten Schritte erklärt. Innerhalb der enormen Handlungsfreiheit, die man hat, um die Aufgaben zu lösen, stören aber zwei Sachen: Zum einen, wenn man logisch scheinende Aktionen durchführen möchte, wie z.B. sich unter einem elektrifizierten Zaun durchzugraben, und dies partout nicht zur Verfügung steht. Zum anderen, dass die sozialen Interaktionen überschaubar bleiben. Dass man die spartanischen Optionen dennoch nutzen kann, um sowohl die Wachen auf seine Seite zu ziehen als auch Mithäftlinge zu Komplizen zu machen, kann immerhin wieder etwas gnädig stimmen. Und mit etwas Geduld und Kombinationsgabe entdeckt man immer mehr Lösungsmöglichkeiten. Unter dem Strich sorgt dies wie schon Anfang des Jahres auf PC und One für gute und oftmals überraschend spannende Unterhaltung.
Pro
- stimmungsvolle 8-Bit-Pixelkunst
- vollkommene Handlungsfreiheit...
- gelungener Action-Puzzler
- umfangreiches Crafting-System
- Hinweise auf Tool-Rezepte beim Scheitern
- zufällige Ereignisse (z.B. Zellendurchsuchungen) halten einen auf Trab
Kontra
- nur eingeschränkte Sozial-Interaktion
- ... mitunter findet man aber unnötige Einschränkungen (E-Zäune, Ziplines)
- steile Lernkurve