Tales from the Borderlands - Episode 3: Catch a Ride - Test, Adventure, 360, PC, PlayStation3, iPad, XboxOne, Switch, Android, PlayStation4

Tales from the Borderlands - Episode 3: Catch a Ride
14.07.2015, Michael Krosta

Test: Tales from the Borderlands - Episode 3: Catch a Ride

Neue Feinde, alte Probleme

Was steckt hinter dem Gortys-Projekt? Nach dem dramatischen Ende der zweiten Episode scheint man kurz davor zu stehen, das Geheimnis zu lüften. Und egal, ob man sich dort für Jacks Hackerfähigkeiten entschied oder auf Fionas Plan vertraute: In Catch a Ride, dem dritten Teil des episodischen Ablegers der Gearbox-Reihe unter Telltale-Regie, geht die Odyssee der Vault Hunter mit viel Witz, Charme und Action weiter – allerdings mit kleinen Einbußen...

Tja, was soll ich sagen? Haben mich die ersten beiden Episoden mit ihren liebens- und hassenswerten Charakteren sowie den abgedrehten Situationen innerhalb der stimmungsvollen Welt noch voll in ihren Bann gezogen, lässt meine Begeisterung hier ein wenig nach. Zum einen, weil mir der Fokus zu sehr auf belanglosen Action-Sequenzen liegt, wenn ich z.B. den Salven von Geschütztürmen ausweichen oder sie selbst unter Beschuss nehmen muss. Zum anderen, weil ich die Entwicklung mancher Figuren wie Athena nicht unbedingt nachvollziehen kann, während andere ziemlich plump aus dem Weg geräumt werden.

Knuffige Roboter und neue Bedrohungen

Bahnt sich da etwas zwischen Rhys und Sasha an?
Klar, es gibt auch neue Highlights: Vallory, aka Queenpin, präsentiert sich als fiese Antagonistin gleich von ihrer besten Seite und auch ein putziger, leicht naiver Roboter erweist sich schnell als willkommene Ergänzung innerhalb der Truppe um Rhys und Fiona, die sich im weiteren Verlauf der knapp zwei Stunden andauernden Episode erneut trennen muss. Schön ist, dass es neben den actionreichen Passagen mit Knopfgehämmer und Reaktionstests weiter die ruhigen Momente gibt, in denen die meist mit Humor gewürzten Gespräche oder Erkundungen in den engen Arealen im Mittelpunkt stehen. Dabei solltet ihr auf jeden Fall so oft wie möglich das von Jack gehackte Echo Eye 2.0 einsetzen, um die amüsanten Analysen der „Jack-Apedia“ nicht zu verpassen.

Trotzdem halten sich Rätsel und Interaktionen weiterhin in Grenzen – in weiten Teilen liefert auch die dritte Episode einen interaktiven Comicfilm, bei dem sich aber zumindest ansatzweise die Auswirkungen getroffener Entscheidungen bemerkbar machen. Abseits des Einstiegs, der sich nach der Wahl am Ende der zweiten Episode unterschiedlich entwickelt, kann es u.a. passieren, dass z.B. Vaughn unter bestimmten Umständen eine völlig andere, extrem...nun ja...passive Rolle in der ersten Hälfte einnimmt. Zudem erfährt man erst durch manche Dialogoptionen mehr darüber, in welcher Beziehung manche Figuren zueinander stehen. Und zwischen manchen von ihnen knistert es sogar ein bisschen mehr. Bei den Rätseln werden die grauen Zellen weiterhin genauso wenig gefordert wie die Reflexe bei den Action-Abschnitten: Eine kleine Partie „Memory“ beim Hacken von Sicherheitssystemen ist da schon das Höchste der Gefühle. Schön dagegen, dass man sich an einem Automaten mit neuen Klamotten und Gadgets eindecken kann, sofern man als Fiona das nötige Kleingeld besitzt.

Kaum Rätsel, kaum Anspruch

Mit Vallory ist nicht zu spaßen.

Nach der Flucht aus der geheimen Basis beschränkt sich die dritte Episode mit dem „Dome“ leider nur noch auf einen weiteren Schauplatz, lässt man das etwas häufigere Umschalten in die Ebene des bewaffneten Entführers außer Acht. Das Areal, das mit seiner ausgeprägten Flora und leuchtenden Lichtwesen Erinnerungen an das Pandora aus dem Kinostreifen Avatar weckt, hat sicher ein paar interessante Überraschungen und denkwürdige Momente zu bieten. Aber insgesamt erscheint es mir zu wenig, auch wenn die Inszenierung weiterhin klasse ist und u.a. eine geniale Kopfüber-Kampfsequenz sowie eine wilde Verfolgungsjagd beinhaltet. Die hervorragenden Sprecher tragen ebenso ihren Teil zur cineastischen Präsentation bei. Schön in diesem Zusammenhang, dass neben Troy Baker ab der dritten Episode auch Ashley Johnson dazu stößt und damit quasi Joel und Ellie aus The Last of Us stimmlich wieder vereint werden – mehr oder weniger.

Das andere Pandora

Fazit

Selbstverständlich finde ich Tales from the Borderlands als Ableger des Gearbox'schen Shooters auch nach der dritten Episode immer noch klasse. Allerdings haben sich bei mir nach dem gelungenen Auftakt erstmals so etwas wie Ermüdungserscheinungen eingestellt. Catch a Ride fokussiert sich für mich zu stark auf gewöhnliche Action sowie Reaktionstests und der Humor wirkt stellenweise zu bemüht, ohne wirklich zu zünden. Ich musste zwar hin und wieder schmunzeln, etwa wenn Jack die vierte Wand durchbricht, Rhys wieder zum Tollpatsch wird oder Fionas loses Mundwerk losplappert. Doch das Dauergrinsen, das ich in den vorherigen Episoden noch im Gesicht hatte, ging irgendwo im Rattern der Geschütze verloren. Vor allem stößt mir neben dem Mangel an Schauplätzen sauer auf, in welche Richtung sich manche Charaktere und die Geschichte entwickeln. Oder auch nicht, denn die Story gibt mir mit der Aussortierung sowie manch merkwürdiger Verhaltensweisen alter und der Einführung ständig neuer Figuren momentan einige Rätsel auf, wohin Telltale eigentlich gehen will. Trotz einiger neuer Erkenntnisse habe ich das Gefühl, als würde man auf der Stelle treten. Für die vierte Episode, bei der es vermutlich auf der Raumstation Helios weitergeht, wünsche ich mir etwas weniger Action, dafür wieder mehr Lacher, Abwechslung und skurrile Situationen.

Pro

  • interessante Charaktere und Beziehungen
  • Entscheidungen beeinflussen Handlung und sogar Schauplätze
  • herrlich trockener Humor
  • klasse Artdesign, das der Vorlage gerecht wird
  • sehr gute (englische) Sprecher
  • gelungene Inszenierung und Tempowechsel
  • zusammenfassende Spieler-Statistik

Kontra

  • keine anspruchsvollen Rätsel
  • kleine Areale / kaum Erkundung
  • schnell vorbei (unter 2 Stunden)
  • bisher nur auf Englisch verfügbar
  • nur wenige Schauplätze
  • mitunter etwas fragwürdige Story
  • und Charakterentwicklungen
  • Humor wird etwas zurückgefahren

Wertung

PC

Die dritte Episode sackt inhaltlich und dramaturgisch etwas ab. Trotzdem bleibt es spannend, wie es mit den sympathischen und schusseligen Vault Huntern weitergeht...

XboxOne

Die dritte Episode sackt inhaltlich und dramaturgisch etwas ab. Trotzdem bleibt es spannend, wie es mit den sympathischen und schusseligen Vault Huntern weitergeht...

PlayStation4

Die dritte Episode sackt inhaltlich und dramaturgisch etwas ab. Trotzdem bleibt es spannend, wie es mit den sympathischen und schusseligen Vault Huntern weitergeht...