Godzilla - Test, Action, PlayStation4, PlayStation3

Godzilla
21.07.2015, Mathias Oertel

Test: Godzilla

Katastrophen-Riesenechse

Seit nunmehr 60 Jahren macht die radioaktiv mutierte Riesenechse Godzilla (ab 229,00€ bei kaufen) die Kinoleinwände unsicher. Und sporadisch taucht das Kultmonster auch in Spielform auf, um entweder Großstädte in Schutt und Asche zu legen oder gegen seine Monsterkollegen im Kampf anzutreten. Manchmal wünscht man sich allerdings, dass Godzilla ein für allemal verschwindet.

Die Mitte der 50er Jahre erstmals auf Kinoleinwänden aufgetauchte Riesenechse Godzilla hat eine nahezu beispiellose Karriere hingelegt. Mittlerweile die Symbolfigur für den japanischen Monster- bzw. Special-Effect-Film, hat das Ungetüm sogar einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Und es wird nicht müde, immer wieder mit einem weiteren Film aus der Versenkung aufzutauchen - zuletzt im vergangenen Jahr. Das von Bandai Namco schlicht Godzilla betitelte Spiel lässt Vorbesteller und Käufer der so genannten Day-1-Edition auch in die Haut des Hollywood-Monsters schlüpfen. Doch eigentlich versteht es sich eher als Hommage an die klassischen Filme, in denen die Echse entweder japanische Großstädte dem Erdboden gleichzumachen versucht oder in Kämpfe gegen andere Riesenkreaturen wie Hedorah, Mothra oder Ghidorah verwickelt wird.

Japanischer Popkultur-Star auf Abwegen

Beim Kampf gegen Mechagodzilla fliegen die Fetzen...
Moment mal... Godzilla? Zerstörte Städte? Kämpfe? Das gab es doch schon einmal? Richtig: Zwischen 2002 und 2007 erschienen auf GameCube, Xbox und PS2 insgesamt drei Spiele rund um das Kultmonster, die als Prügler inszeniert wurden und durchaus Spaßpotenzial hatten. Davon ist hier kaum noch etwas übrig geblieben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Konzeptlosigkeit der Kampagne ist einer davon. In der Rolle Godzillas sucht man japanische Großstädte heim, um per Zerstörung vor allem von einer bestimmten Anzahl an Generatoren G-Energie freizusetzen, die man wiederum für das Wachstum der Spielfigur benötigt. Dabei sieht man sich mit der Verteidigung durch die Armee konfrontiert, die aber meist keine Probleme darstellt und muss sich der Angriffe durch die bekannten Gegner erwehren. Dass man allerdings zusätzlich noch an bestimmten Positionen eine Kamera aktivieren muss, mit der die Regierungstruppen Informationen über Godzilla sammeln und ihre Verteidigung optimieren können, ist hochgradig unlogisch. Man spielt als Monster und soll gleichzeitig helfen, den Gegner zu stärken? Was?

Ja: Es sieht so altbacken aus, dass die Kulissen der alten Filme dagegen hochmodern wirken.
Doch das ist nicht das einzige Problem, das Godzilla mit sich herumschleppt. Während die Auseinandersetzungen mit Mothra & Co in Ansätzen gefallen können, auch weil sie positive Erinnerungen an die Spielerder vorletzten Konsolen-Generation wach werden lassen, wird alles von der kruden Steuerung, der schwachen visuellen Umsetzung auf dem Niveau der PS3-Anfangsphase sowie dem lahmen Spieltempo torpediert. Es beginnt schon damit, dass man das Monster über die Schultertasten nach rechts und links dreht, während der Stick für Seitschritte vorgesehen ist - merkwürdig! Das wäre jedoch nicht so schlimm, wenn die träge Bewegung der Figur nicht sämtliche Dynamik töten würde. Reicht es denn nicht, dass man nur wenige Angriffskombos zur Verfügung hat? Müssen die auch noch wie in Zeitlupe abgespielt werden? Wenn wenigstens die Zerstörung eindrucksvoll wäre. Doch auch hier wird man enttäuscht. Nicht nur, dass die Gebiete unheimlich klein gehalten und mit unsichtbaren Mauern versehen wurden. Die Gebäude fallen meist unspektakulär in sich zusammen, so dass man sich die Wucht eines Earth Defense Force wünscht. Immerhin können die Partikel- und Raucheffekte so etwas wie den Beweis einer modernen Grafik abliefern. Die Trägheit mag vielleicht als Stilmittel gewählt worden sein, um die Bewegungen Godzillas zu reproduzieren, die man aus den Filmen kennt.

Katastrophe

Natürlich darf auch King Ghidorah (hier als Mecha-Version) nicht fehlen.
Doch für ein Spiel war diese Entscheidung mehr als unglücklich. Und sie steht nicht alleine. Wieso gibt es mechanisch keine Abwechslung abseits der Anzahl an Generatoren, die man zerstören muss? Wieso hat man die Kämpfe gegen die anderen Kajiu nicht in den Mittelpunkt gestellt, sondern bietet sie nur als sekundären Spielmodus bzw. als Versus-Option an? Vermutlich, weil man dann verstärkt an der Balance hätte arbeiten müssen, die einige Monster bevorteilt, da man mit ihnen Kombos durchführen kann, die bei bestimmten Gegnern zu einer Schleife führen, aus der man nicht entkommt und frustriert auf den Bildschirm starrt. Und wieso muss man eine derart einschläfernde Kampagne wieder und wieder  durchspielen, um auch nur rudimentär genug "Rohstoffe" zu sammeln, damit man Godzilla sowie die anderen Monster aufrüsten kann? Sucht man verzweifelt nach Gründen, wieso man sich wider besseren Wissens mit Godzilla beschäftigen sollte, fallen einem höchstens die über 20 freispielbaren Monster ein, die immerhin mit einem stimmungsvollen, aber technisch gerade mal durchschnittlichen Video-Einspieler begrüßt werden. Und dass man im "Diorama"-Modus die Modelle postieren und eigene Zerstörungs-Szenarien fotografieren darf. Doch leider wird dieser Fanservice hinter einem Spiel versteckt, das alles Erdenkliche tut, um einem das Weiterspielen zu verleiden. Godzilla, das hast du nicht verdient.

Fazit

Die vor zwei Konsolengenerationen erschienenen Prügler rund um die Kultechse haben größtenteils Spaß gemacht. Und sie sahen für damalige Verhältnisse ordentlich aus. Anno 2015 hat Godzilla in Spieleform allerdings kaum etwas zu bieten. Ja: Man kann Städte in Schutt und Asche legen. Und es gibt ein breites Spektrum an freispielbaren Monstern, die in der Tradition der klassischen Filme stehen. Doch die Kampagne ist an Eintönigkeit nicht zu überbieten. Die Steuerung ist ebenso träge wie das allgemeine Spieltempo. Und die Kulisse wirkt bis auf zu wenige Ausnahmen wie ein Überbleibsel aus der Startphase der PlayStation 3. Es gibt Spiele wie Onechanbara oder Earth Defense Force, die mit Trash-Charme kokettieren und einige Schwächen übertünchen können. Doch Godzilla gehört nicht in die Kategorie "So schlecht, dass es schon wieder gut ist". Es ist tatsächlich einfach nur "So schlecht".

Pro

  • Monsterdesign zieht Inspiration aus den Filmen
  • gelegentlich nett anzuschauende Effekte
  • Kämpfe gegen anderen Monster zeigen Potenzial
  • viel freischaltbares Material

Kontra

  • Kampagne verzweigt, ist aber dennoch extrem kurz
  • schwache Kulisse
  • redundantes Spielprinzip
  • unlogische Verbindungen
  • Freischalten von Upgrades etc. dauert ewig
  • behäbiges Spieltempo
  • kleine Gebiete
  • Zerstörung wird in keiner Form zelebriert
  • träge Steuerung
  • Online-Kämpfe werden von Lags gepeinigt
  • schwachses Balancing bei Online-Kämpfen

Wertung

PlayStation4

Technisch mau, spielerisch träge: Godzilla hätte im Pazifik bleiben sollen.