Life is Strange - Episode 4: Dark Room - Test, Adventure, 360, XboxOne, PlayStation3, PlayStation4, PC

Life is Strange - Episode 4: Dark Room
12.08.2015, Benjamin Schmädig

Test: Life is Strange - Episode 4: Dark Room

Gnadenlos konsequent

Es ist noch nicht die letzte Episode, aber Life is Strange hat längst volle Fahrt aufgenommen! Nachdem die vergangene Folge mit einem gewaltigen Fragezeichen endete, schließt "Dark Room" nahtlos daran an – nicht nur im Sinne einer direkten Fortsetzung, denn der vorletzte Teil schlägt erstaunlich dunkle Töne an. In dem spannenden Teenager-Drama geht es jetzt um Leben und Tod.

Das Verschwinden Rachel Ambers, das Finale der vergangenen Episode, die vielen Charaktere mit ihren eigenwilligen Besonderheiten: Ich hatte Life is Strange bisher als interessante Mystery mit einem Schuss Öko-Drama und einem gefühlvollen Einblick ins Erwachsenwerden wahrgenommen. Und daran hat sich nichts geändert. Mit Folge vier kommt allerdings eine Ernsthaftigkeit dazu, die bisher zwar vorhanden war, aber jetzt erst voll ausgespielt wird.

Aus Spiel wird Ernst

Nach Max' Rückkehr in ihre Heimatstadt haben sie und ihre beste Freundin Chloe endgültig wieder zueinander gefunden, jetzt stehen ihre Ermittlungen auf der Suche nach Rachel im Vordergrund. Schwierigkeiten zu Beginn der Episode überwindet das Drehbuch zwar mit einer resoluten Auflösung, die Spielern keine Wahl lässt – wie großartig wäre die Möglichkeit, im entscheidenden Moment den höchst plausiblen alternativen Weg zu gehen! Bis dahin und darauf folgend inszeniert Dontnod aber einen packenden Krimi, der die Geschichte zu gleich zwei tragischen Höhepunkten führt.

Wer nicht wissen will, was in Dark Room geschieht, sollte den folgenden Absatz überspringen.

Nicht erst auf der Party des Vortex-Klubs spitzen sich die Ereignisse zu.

Die klare Linie tut dem Spannungsbogen gut! Life is Strange vernachlässigt seine Figuren ja nicht, spielt jetzt aber mit etablierten Charakteren, kann aufgrund der aufgebauten Erwartungshaltung überraschen oder gezielt Gefahr erzeugen. Im Vordergrund steht seit der vergangenen Folge der rote Faden, nicht der Aufbau eines Fundaments.

Ein schnörkelloses Drama

Manche Entwicklung kommt allerdings zu plötzlich. Mitunter geschieht binnen einer Episode, wofür sich gute Fernsehserien wochenlang Zeit lassen. Life is Strange erzählt eine im Sinne der Fiktion glaubwürdige Geschichte – vom Format großer TV-Produktionen ist nicht nur dieses Videospiel aber weit entfernt. Besonders der unnatürliche Wortschatz aller Figuren wirkt diesmal in Anbetracht der großen Emotionen  noch störender als ohnehin.

Nur eins kann Fernsehen nicht: das starke Hineinversetzen in die Protagonistin sowie das Treffen kleiner und großer Entscheidungen. Nicht immer ist die Tragweite einer Auswahl so weitreichend wie sie vom Gefühl her sein sollte. Im Gegenzug deutete sich in der aktuellen Episode die Konsequenz einer meiner frühen Entscheidungen an, die noch große Auswirkungen haben könnte. Ich bin gespannt, was sich daraus ergibt!

"Was soll ich tun?" statt abnicken

Die vielen aneinander gereihten Unterhaltungen wirken in Dark Room mitunter ermüdend und ich bedaure nach wie vor die meist viel zu einfachen kleinen Aufgaben. In einer Szene muss Max allerdings wie ein Detektiv Beweisstücke zueinander in Beziehung setzen, um herauszufinden, welcher Ort ihr nächstes Ziel sein wird – und das hat richtig Spaß gemacht! Es ist ungemein befriedigend, die Lösung gleich beim ersten Mal durch richtiges Kombinieren zu erhalten. So sollten Rätsel funktionieren!

Fazit

Trotz vor allem bekannter Schwächen führt Dark Room den geheimnisvollen Krimi auf einem sehr guten Niveau fort. Es wäre schön, wenn gewöhnliche Videospiele heute schon so glaubwürdig erzählen könnten wie aufwändige Fernsehserien oder Ausnahmewerke wie The Last of Us – Life is Strange zeigt allerdings, wohin der Weg führt. Es wird von einer packenden Geschichte und glaubwürdigen Charakteren getragen, spricht Gefühle an, ohne pathetisch zu überzeichnen, es überrascht und ist auf dramatische Weise konsequent. Geschickt nutzt es das Mittel der Zeitmanipulation und lässt Max wenigstens einmal ein kleines, aber clever konstruiertes Detektivpuzzle zusammenstellen. Folge vier bereitet den Weg in ein spannendes Finale!

Pro

  • drastisches Zuspitzen der Ereignisse
  • überraschende Wendungen
  • düsteres Spiel auf Leben und Tod
  • interessantes Verbinden von Beweisen zum Verfolgen einer Spur
  • ruhiges Entdecken aller Schauplätze
  • Max schaut zahlreiche Gegenstände an und kommentiert sie
  • umfangreiches Tagebuch gibt Einblick in ihre Welt und ihren Charakter
  • interessante Entscheidungen mit unabsehbaren Konsequenzen
  • beliebiges Zurückdrehen der Zeit bringt Ruhe in Entscheidungen
  • gute Kameraarbeit mit vielen gelungenen Einstellungen
  • Soundtrack, meist mit sanfter Gitarrenmusik
  • optionales Suchen von Sammelgegenständen ohne getroffene Entscheidungen zu beeinflussen

Kontra

  • gekünstelte Dialoge fallen bei emotional starken Szenen noch stärker auf
  • übermäßig viele Unterhaltungen wirken ermüdend
  • Rätsel nach wie vor weitgehend trivial
  • ausschließlich Englische Sprache und Texte

Wertung

360

Spannende Fortführung der Geschichte mit starken erzählerischen Höhepunkten.

XboxOne

Spannende Fortführung der Geschichte mit starken erzählerischen Höhepunkten.

PlayStation3

Spannende Fortführung der Geschichte mit starken erzählerischen Höhepunkten.

PlayStation4

Spannende Fortführung der Geschichte mit starken erzählerischen Höhepunkten.

PC

Spannende Fortführung der Geschichte mit starken erzählerischen Höhepunkten.