MegaMan Legacy Collection - Test, Plattformer, PC, 3DS, XboxOne, PlayStation4, Switch

MegaMan Legacy Collection
27.08.2015, Mathias Oertel

Test: MegaMan Legacy Collection

Blauberüsteter Antikheld

Erst vor kurzem hat Rare mit der Replay-Collection u.a. die gute alte 8-Bit-Zeit aufleben lassen. Aus dieser Ära stammt auch der blauberüstete MegaMan, dem Capcom mit  der Legacy Collection ein Denkmal zu bauen versucht. Ob die kampfgeladenen Jump&Runs, die aufgrund ihres Anforderungsprofils zu einer Hassliebe vieler Spieler führen, eine ähnliche Faszination bieten wie Rares 8-Bitter, verraten wir im Test.

Die MegaMan-Serie hat sich den Ruf schwer erarbeitet, sehr herausfordernd zu sein. Kommt man auf den blauen Roboter mit dem jungenhaften Aussehen zu sprechen, scheiden sich die Geister - Diskussionspotenzial ist genug vorhanden. Zu schwer, heißt es häufig. Viel zu schwer, sagen die anderen. Man könne ja nicht mal diagonal schießen, skandiert eine dritte Gruppe, die sich dann wieder Turrican oder Probotector zuwendet. Und dann gibt es noch die Schweiger, die sich vielleicht mal zu einem „Stell dich doch nicht so an, früher waren wir nicht solche Puschel“ hinreißen lassen, bevor sie Versuch um Versuch unternehmen, Dr. Albert W. Wily und seinen Schergen den Garaus zu machen.

Nichts für Puschel

Auch wenn es heute kaum noch einer glauben möchte: 8-Bit kann so schön sein.
Und wer bislang noch nicht das bittersüße Vergnügen hatte, mit dem blauen Ballermann die Abschnitte auswendig zu lernen und seine Reaktionen auf die Probe zu stellen, hat nun mit der MegaMan Legacy Collection die Möglichkeit dazu. Eigentlich genau das Richtige, um sich auf Mighty No. 9 vorzubereiten, das neue Projekt von Keiji Inafune, seines Zeichens einer der geistigen Väter von MegaMan. Oder vielleicht doch nicht? Angesichts des Umfangs von Rare Replay auf der Xbox One kommt diese Sammlung mit vergleichsweise wenig Inhalt daher. Denn aus der langen Historie des hüpfenden sowie schießenden Roboters haben nur die 8-Bit-Titel der NES-Ära Platz innerhalb des digitalen Paketes gefunden. Keine Spur der SNES- oder PlayStation-Hüpfer. Es ist nicht einmal ansatzweise etwas von MegaMan 9 zu sehen und auch die MegaMan-X-Ableger sucht man vergeblich. Schade. Denn so spannend es ist, in die Anfänge der seit 1987 veröffentlichten Serie abzutauchen und so intensiv die Geduld mit dem Anforderungsprofil auf die Probe gestellt wird, würden die späteren Abenteuer der Sammlung ebenfalls gut zu Gesicht stehen.

Neben dem Soundtrack aller sechs Teile gibt es ein Museum mit Artworks als Bonusmaterial.
Vor allem auch, da vergleichsweise unspektakuläres Bonusmaterial mitgeliefert wird: Es stehen die Originalsoundtracks sowie im so genannten "Museum" Artworks zur Verfügung. Dafür jedoch können sich diejenigen, die alle sechs MegaMan-Teile auswendig kennen, an über 50 Herausforderungen versuchen. Hier werden Abschnitte aus allen Episoden neu zusammengestellt, Bosse aneinandergereiht und das Ganze jeweils mit einem teils fiesen Zeitlimit versehen. Als ob die liebevoll umgesetzten Originale nicht schwer genug wären. Immerhin wurde daran gedacht, die Cheats und "Abkürzungen" der damaligen Originale einzubauen und zur Verfügung zu stellen, so dass man sich hier zumindest ansatzweise Erleichterung verschaffen kann.

Musik und Herausforderungen

Ebenfalls positiv fällt die Kollisionsabfrage auf, die im Rahmen der Umarbeitung auf moderne Systeme nichts von ihrer Genauigkeit verloren hat. Auch die Steuerung, bei der die Knöpfe frei belegt werden können, gibt keinen Grund zur Klage. Weiterhin hat man ähnlich den 8-Bit-Umsetzungen in Rare Replay die Option, den Bildschirm entweder im Originalformat, im Breitbild oder als Vollbild, wahlweise mit oder ohne bebilderten Rahmen sowie optional mit TV- oder Monitor-Filter anzeigen zu lassen.

Fazit

Ich bin von der Sammlung hin- und hergerissen. Nach den frühen Werken in Rare Replay war ich froh, auch mit MegaMan in die gute alte 8-Bit-Zeit abtauchen zu können. Doch Nostalgie hin, Freude sowie Frust angesichts des guten alten knackigen Schwierigkeitsgrades her, hätte die Sammlung durchaus umfangreicher ausfallen dürfen. Denn die Geschichte des MegaMan endet hier im Jahr 1993 und beinhaltet nur die NES-Titel. Und als Bonus gibt es Artworks sowie die Original-Soundtracks. Das ist verglichen mit den 30 Jahren Rare-Geschichte etwas mickrig. Immerhin gibt es neben den sechs sauber umgesetzten Klassikern auch noch über 50 Herausforderungen, die mit neu abgemischten Abschnitten sowie herben Zeitlimits zusätzlich die Geduld auf eine harte Probe stellen. Doch auch wenn die MegaMänner der Post-NES-Ära fehlen, bekommen Retro-Fans hier eine ordentliche Kollektion sechs beinharter Action-Plattformer.

Einschätzung:
befriedigend

Pro

  • liebevoll aufbereitete Klassiker
  • die alten Cheats sind nutzbar
  • akkurate Steuerung
  • Herausforderungsmodus

Kontra

  • nur Teile 1 bis 6 in der Sammlung
  • unspektakuläres Bonusmaterial
  • spröde Präsentation

Wertung

PC

Eine solide Sammlung beinharter Action-Plattformer aus der "guten alten Zeit".

XboxOne

Eine solide Sammlung beinharter Action-Plattformer aus der "guten alten Zeit".

PlayStation4

Eine solide Sammlung beinharter Action-Plattformer aus der "guten alten Zeit".