Lara Croft Go - Test, Logik & Kreativität, PS_Vita, iPhone, PlayStation4, iPad, PC, Android
Ich muss mit dem Finger wischen, damit sich Lara Croft ein Feld weit bewegt? Richtig. Und das geht nur auf einer Linie von Punkt zu Punkt? Ja. Ab und zu öffnen sich dabei allerdings weitere Wege, so dass sich alternative Routen ergeben. Aber man erkundet die Welt mit den fünf Labyrinthen rundenweise in einem klar sichtbaren Raster. Das wirkt zunächst wie ein großer Stilbruch, gerade angesichts der Echtzeit-Tradition dieser Serie. Aber Square Enix Montreal kann mit dieser radikalen Änderungen des Spieldesigns an Tablet-Gewohnheiten anknüpfen als auch eine Hommage an Tomb Raider anbieten, die sich u.a. in den Bewegungen zeigt - manchmal zeigt Lara z.B. ihren bekannten Radschlag.
Tomb Runden Raider
Das Gefühl von "Zen-Gaming" wird durch die ersten Abschnitte verstärkt, denn die sind so einfach gestaltet, dass man gähnen muss. Aber diese Tutorialmüdigkeit
verfliegt irgendwann und plötzlich stürzt Lara auch mal in die Tiefe oder da rauscht dieser seltsame Drache durch das Bild, während ganze Brücken einstürzen. Solche Hallo-Wach-Momente sorgen dann wieder für Aufmerksamkeit, obwohl Square Enix letztlich zu wenig aus dem Gefahrenpotenzial der riesigen Kreatur macht, indem man sie spielerisch einbindet. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel zieht aber ab dem dritten von fünf Labyrinthen an, sogar einige tolle Kopfnüsse sind dabei, die zum Um-die-Ecke-denken animieren. Worum geht es genau? Man muss immer einen Weg zum Ausgang finden, vor dem natürlich Hindernisse wie Feinde, Fallen oder Abgründe warten.Abwechslungsreiche Rätsel
Das Rätseldesign leidet zwar darunter, dass es oftmals zu linear angelegt ist, aber dafür ist es angenehm abwechslungsreich und kombiniert Probleme, so dass man später vertrackte Logiketten sprengen muss: Wie bekomme ich die Spinne und den Salamander in der richtigen Reihenfolge auf die Druckplatten, damit sich die beiden Plattformen am Abgrund so senken, dass ich sie überqueren kann? Aber Vorsicht: Beide bewegen sich anders, keiner darf Lara zu nahe kommen! Es gibt Schalter, die Mechanismen aktivieren; Säulen, die man verschieben oder stapeln muss; Katapultquader, die man für sich oder gegen Monster einsetzen kann. Und all das wird in den besten Abschnitten so kombiniert, dass man auch mal mehrere Versuche für die Lösung braucht. Trotzdem sollten einigermaßen geübte Spieler nicht genötigt sein, den Store für Tipps aufzusuchen: Dort kann man sich tatsächlich für 4,99 Euro alle Schritt-für-Schritt-Lösungen kaufen.
Überlegt kämpfen, sinnlos sammeln
Fazit
Lara Croft GO ist ein edel inszeniertes Rätselabenteuer, das hinsichtlich Artdesign und Stimmung an das preisgekrönte Monument Valley erinnert und zum entspannten Knobeln einlädt. Hatte ich zu Beginn noch die Befürchtung, dass mich das Zen-Gaming einschläfern könnte, zieht der Schwierigkeitsgrad später angenehm an. Vor allem das Knacken der kombinierten Kopfnüsse hat Spaß gemacht, bei denen ich sowohl die Laufwege der Feinde als auch den Einsatz von Plattformen sowie die Reihenfolge der Aktivierung beachten musste. Zwar fehlt es oftmals an alternativen Lösungen, es gibt keine klassische Story und der überflüssige Sammelkram sorgt unnötiger Weise für billiges Wimmelbildflair - die Artefakte hätte man sinnvoller integrieren müssen! Aber Square Enix Montreal kann wie schon in Hitman GO sowohl die besonderen Stärken des Tablets ausnutzen als auch eine Hommage an ein großes Abenteuer inszenieren. Wer Tomb Raider und Rätselspiele mag, wird für etwa drei Stunden gut unterhalten.
Pro
- entspanntes rundenbasiertes Rätseldesign
- kreative und abwechslungsreiche Aufgaben
- Laufwege berücksichtigen, Waffen clever einsetzen
- sehr gutes Artdesign, tolle Perspektivwechsel
- liebevolle Hommage an Tomb Raider
- stimmungsvolle Soundkulisse
Kontra
- keine Story
- etwas zu leicht bis zur Mitte
- kaum multiple Lösungswege
- Artefakte ohne spielerischen Sinn
- überflüssiger Wimmelbild-Sammelkram