Dishonored: Die Maske des Zorns - Test, Action-Adventure, 360, XboxOne, PlayStation3, PlayStation4, PC

Dishonored: Die Maske des Zorns
02.09.2015, Jörg Luibl

Test: Dishonored: Die Maske des Zorns

Der komplette Teleport nach Dunwall

Ihr kennt Dishonored noch nicht? Oder wollt euch nochmal auf den zweiten Teil "Das Vermächntnis der Maske" vorbereiten, der nächstes Jahr für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheint? Dann bietet sich die "Definitive Edition" an, die das stilvolle Abenteuer der Arkane Studios mit allen Erweiterungen vereint. Und selbst wenn es schon drei Jahre alt ist und einige mechanische Schwächen bleiben, wirken Szenario und Spieldesign immer noch angenehm frisch.

Die Stärken und Schwächen von Dishonored habe ich in diesem Test dargelegt. Die Arkane Studios inszenierten 2012 ansehnliche Stealth-Action in der fiktiven Stadt Dunwall. Und die punktete mit zwei markanten Merkmalen: Das ungewöhnliche Tempo sowie die viktorianische Steampunk-Kulisse. Im Gegensatz zum sonst eher trägen Schleichen kann man sich hier auch elegant vorwärts teleportieren. Allerdings ist dieses coole Beamen über Abgründe & Co sowohl ein Segen für das Spielgefühl als auch ein Fluch, denn die KI der Wachleute kann oft nicht mit dem Protagonisten Corvo mithalten. Daher empfehle ich von Beginn an mindestens den dritten der vier Schwierigkeitsgrade zu wählen.

Schleichen auf Speed in toller Kulisse

Alle bisherigen Erweiterungen sind in der Definite Edition enthalten und separat spielbar.
Das heißt nicht, dass die KI gar nichts drauf hat, denn ab der dritten Stufe ist sie sehr wachsam und reagiert gut auf Geräusche. Außerdem muss Corvo abseits des Teleportierens viele klassische Schleichtugenden anwenden, also in Deckung gehen und beobachten, betäubte Wachen wegschaffen, über Wurfgeschosse für Ablenkung sorgen oder auch mal Schlüssel aus dem Schatten heraus von einer Patrouille stibitzen. All das macht über weite Strecken immer noch richtig Laune! Allerdings schwächelt die KI in den erzählerisch wichtigen Momenten, wo die Regie zwar eine knifflige Infiltration ankündigt, aber man zu leicht ans Ziel kommt.

Zu Beginn schleicht man noch klassisch und gemütlich - doch Protagonist Corvo gewinnt bald temporeiche Fähigkeiten.
Auch die wenigen Bosse sowie die Rätsel sind nicht besonders anspruchsvoll, zumal man zu früh mit seinen Fähigkeiten zum Supercorvo avanciert - all das kostete damals trotzdem nur ganz knapp den Gold-Award. Selbst wenn man dem Abenteuer heute im technischen Detail sein Alter anmerkt, weil Gegenstände und Oberflächen aus der Nähe recht grob wirken, Fahnen und Stoffe meist steif bleiben und die Partikel nicht gerade explodieren: Dieses Dishonored läuft sauber auf PS4 sowie Xbox One, wurde zumindest leicht aufgewertet und lebt natürlich weiter von seinem ausgezeichneten Artdesign, das hinsichtlich Architektur und Mode immer noch zum Besten gehört, was man in großen Spielwelten zu sehen bekommt. Hinzu kommt eine Lokalisierung, die durchgehend mit markanten deutschen Sprechern überzeugt sowie ein offenes Spieldesign, das sowohl den martialischen als auch subtilen Weg ermöglicht.

Saubere Umsetzung ohne neue grafische Highlights

Wer brutal tötet, steigert die Zahl der Ratten - und leitet auf Dauer ein düsteres Ende ein.
Zumal es auch Konsequenzen gibt: Wer tötet anstatt zu betäuben erhöht die Zahl der Ratten, verschlimmert die Auswirkung der Seuche im Alltag und leitet bei konsequent brutaler Spielweise auch ein düsteres Ende ein. Diese Wechselwirkungen lassen sich schon sehr früh beobachten, wenn die Nager in großer Zahl plötzlich Wachen auffressen. Trotz der schnellen Teleportation sowie zahlreicher Waffen ist Dishonored also kein actionlastiger Schnellschuss, sondern belohnt subtiles Vorgehen oder den Wechsel zu einer anderen Spielweise. Und in dieser Definite Edition bekommt man über das Hauptabenteuer hinaus alle
Welche Fähigkeiten soll man entwickeln? Corvo kann sich nicht nur teleportieren...
Erweiterungen - vor allem eine wertet das Erlebnis sehr gut auf.

Der Perspektivwechsel in "The Knife of Dunwall" weg von Corvo hin zum Assassinen Daud ist erzählerisch ein klasse Nachtisch. Nicht nur, weil man in der Haut des Mörders agiert, sondern weil man auch alternative Fähigkeiten einsetzen und mehr Facetten der Spielwelt kennen lernen kann. Für mich gehört dieser DLC auch deshalb zu den besten Ergänzungen, die ich bisher zu einem großen Abenteuer gespielt habe, weil er tatsächlich nochmal grafische Akzente setzen kann - freut euch auf den Wal. Zwar kann "The Brigmore Witches" nicht mehr ganz mithalten, aber dafür kann man Daud weiter folgen, so dass sich eine zusammen hängende Chronologie ergibt. Schließlich ist "Dunwall City Trials" nur eine nette Dreingabe ohne Storybezug, die einen vor zig Herausforderungen hinsichtlich Infiltration und Kampf stellt.

Alle Erweiterungen inklusive

Fazit

Weil ich mich sehr auf Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske freue, das ja fünfzehn Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers spielt, ist diese Definitive Edition genau die richtige Vorbereitung. Und falls ihr das Schleich-Abenteuer der Arkane Studios noch nicht kennen solltet, bekommt ihr hier drei Jahre nach der Premiere das Komplettpaket mit allen Erweiterungen. Vor allem "The Knife of Dunwall" kann das Abenteuer mit seinem Perspektivwechsel erzählerisch aufwerten sowie stimmungsvolle Akzente setzen, woran "The Brigmore Witches" anknüpft - diese wirklich sehr guten Zusätze sichern der Definitive Edition das Gold. Zwar wird die saubere Kulisse en detail keine Begeisterung bei Textur- und Explosionsfetischisten entfachen, weil Oberflächen und Partikel auf PS4 und Xbox One zu wünschen übrig lassen, außerdem bestehen immer noch einige KI-, Entwicklungs- und Regie-Probleme, weil Corvo mit seinen Teleports letztlich zu schnell zu mächtig ist. Aber wenn ihr das unheimlich stilvoll inszenierte Abenteuer auf der dritten Stufe startet, entfaltet es auch heute noch ein angenehm frisches und forderndes Spielgefühl in toller viktorianischer Steampunk-Kulisse!

Pro

  • alle Erweiterungen enthalten
  • großartiges Artdesign
  • elegantes Teleportieren & Verwandeln
  • eine interessante Storywendung
  • toll ausgearbeitete Hintergrundwelt
  • Wachen wegschleppen, durch Türen spähen
  • coole Fähigkeitenkombos (kreativer Suizid)
  • hervorragende deutsche Lokalisierung
  • offenes Spieldesign, Action und Stealth
  • stimmungsvolle Bootsfahrten zu Missionsbeginn
  • gute Dialoge, markante Charaktere
  • Welt reagiert auf Spielweise, wird düsterer/heller
  • komplettes Abenteuer ohne Mord zu schaffen
  • offenes Leveldesign mit multiplen Wegen
  • gute Steuerung, Block und Konter
  • Fähigkeiten mit Runen freischalten/aufwerten
  • viele optionale HUD-Anzeigen
  • informative Statistiken
  • 10 bis 20 Stunden Spielzeit
  • freies Speichern

Kontra

  • recht vorhersehbare Story
  • Corvo bleibt als Charakter blass
  • man ist zu schnell zu mächtig
  • Teleports sorgen für vertikale Narrenfreiheit
  • KI reagiert nicht auf Waffen, Türen, Deaktivierungen
  • wenig Infiltrationsanspruch, schwache Suchroutinen
  • Raub & Taschendiebstahl ohne Reaktionen
  • viel zu leichte Safe-Öffnungen
  • reine Action ist nur solide
  • zu leichte Bosskampfsituationen
  • einige überflüssige Entwicklungen (Munition etc.)
  • kein Einfluss auf politische Fraktionen

Wertung

XboxOne

Grafisch kein großer Fortschritt, aber drei Jahre nach der Premiere der flotten Stealth-Action gibt es das Komplettpaket mit allen Erweiterungen - und die haben es in sich.

PlayStation4

Grafisch kein großer Fortschritt, aber drei Jahre nach der Premiere der flotten Stealth-Action gibt es das Komplettpaket mit allen Erweiterungen - und die haben es in sich.