Pro Evolution Soccer 2016 - Test, Sport, 360, PC, PlayStation3, XboxOne, PlayStation4
Wo ist eigentlich das Jubiläum im Spiel? Ich hätte mich gefreut, wenn Konami diese Tradition auch mit Inhalten gewürdigt hätte, entweder als zusätzliches Menü oder in freispielbaren Häppchen – vielleicht mit einem Rückblick auf die größten Erfolge, Hintergründe über die Technik oder mit Interviews der bisher verantwortlichen Designer wie Shingo „Seabass“ Takatsuka. Das so etwas fehlt, liegt natürlich zum Teil an abgelaufenen Lizenzen, denn selbst Konami dürfte z.B. keine Videos oder Cover entsprechender Pro-Evolution-Soccer-Titel zeigen. So vermittelt diese Jubiläumsausgabe zumindest an der Oberfläche nicht ganz das „Love the Past“, das als Slogan fungiert.
Love the Past, Play the Future
Die Lust, das Spiel zu lesen
Sprich: Wer zu wüst verteidigt, die Sprinttaste dauernd gedrückt hält, ohne Rücksicht presst oder das gezielte Tackling über Doppel-X zu ungestüm einsetzt, der landet mit seinen Spielern schnell im Niemandsland. Und bis man den Verteidiger dann gedreht oder wieder aufgerichtet hat, ist der Gegner schon weg. So wird man auch in der Defensive dazu motiviert, ein Gespür für das nötige Timing von Tackling, Grätsche & Co zu entwickeln – Letztere sieht übrigens nicht nur toll aus, sie ist auch sehr effizient, um den Ball sauber zu erobern. Dabei hilft einem eine aufmerksame KI, die jetzt früher Pässe antizipiert und sich so positioniert, dass man den zu offensichtlich gespielten Ball gut abfangen kann.
Das Timing in der Defensive
Im Vergleich zum Vorgänger sind auch die Unterschiede zwischen durchschnittlichen und außergewöhnlichen Profis hinsichtlich des Passens etwas spürbarer. Die Suche nach freien Räumen im Mittelfeld sowie die Lücke in der Viererkette macht auch deshalb so viel Laune, weil auch die letztes Jahr so träge offensive KI dazugelernt hat und je nach Taktik von sich aus in die Tiefe startet, mit kreuzenden oder linearen
Laufwegen in die Spitze. Aber schon vorher bewegen sich die Mannschaftskollegen aus Deckungen heraus in freie Räume, so dass man zunächst alleine steht, aber dann Dreiecke in der Positionierung erkennen und bespielen kann – das ist toll und natürlich unverzichtbar, wenn man à la Barcelona oder Bayern mit vielen Ballzirkulationen gegen tief stehende Gegner spielen will.Auf der Suche nach Freiräumen
PES hat also nicht nur Ruhe und Sturm, Pressing und Konter, sondern auch Ballbesitz und Dominanz im Angebot. Zwar hat sich bei den Standards wie Ecken und Freistöße nichts getan, aber dafür ist die Flanke mit der extra hohen Flugkurve des Balles jetzt gefährlicher, denn auch das Kopfballspiel wurde aufgewertet. Man kann den linken Stick im Gerangel um die beste Position einsetzen, um sich vor dem Einnicken einen Vorteil zu verschaffen – und hier haben wuchtige Spieler mit entsprechender Statur und Fähigkeiten klare Vorteile. Ansonsten bleibt es bei Vollspann oder Schlenzer im Abschluss, wobei man unheimlich wuchtige Distanzschüsse abfeuern kann, bei denen sich die Kugel gefährlich senkt.
Torhüter und die kurze Ecke
Eine weitere Schwäche sind manchmal die frontalen Abpraller bei Distanzschüssen: Der Ball wird häufig nicht zur Seite weggefaustet, sondern nach vorne abgeklatscht, so dass er leichte Beute für Abstauber sein kann. Das ist aber deshalb nicht so fatal wie die Blindheit für die kurze Ecke, weil diese Unsicherheiten zumindest bei wuchtigen Spannschüssen authentisch sind (und cool aussehen!) und man den zweiten Ball natürlich erstmal reinmachen muss. Unterm Strich hätte ich mir aber auch deutlich mehr Glanzparaden gewünscht, denn recht viele nur leicht von der Mitte abweichende Schüsse wirken haltbar.
Letztes Jahr hatte man bekanntlich mit der Fox Engine dafür gesorgt, dass die Stadion- und Fankulisse endlich ein Niveau erreichte, das zum Hinsehen und Aufdrehen der Boxen animierte – Zuschauer, Gesänge & Co konnten deutlich zulegen und damit eine alte Schwäche ausmerzen . Dieses Jahr ist zwar kein Sprung zu erkennen wie noch von PES 2014 auf PES 2015, außerdem muss man auf der Xbox One weiter mit grafischen Defiziten leben (kein 1080p, flimmernde Zuschauer, pixelige Nahansichten), zumal es noch einige matschige Altlasten im Hintergrund, unpassende Schlachtrufe sowie Profis gibt, die vor dem Spiel eher wie Zombies mitsingen. Schade auch, dass der Rasen in Zeitlupen oft wie ein glatter Gummibelag ausschaut, wo er bei Ecken, Anstoß & Co noch wie ein Teppich wirkt.
Stadion- und Fankulisse auf gutem Niveau
Dass das Spiel so schön fließt, liegt auch an den liberalen Schiedsrichtern: Die Regelauslegung ist sehr freizügig, man könnte auch sagen englisch blutig. Sie pfeifen selbst dann nicht, wenn die Grätsche dafür sorgt, dass sich die Profis schon auf dem Boden wälzen und das Publikum entsprechend empört kocht. Die Animationen sind bei derartigen Zweikämpfen übrigens klasse: da wird gerangelt und geschoben, gestolpert und getaumelt.
Gepfiffen wird englisch blutig
Damit da keine Missverständnisse aufkommen: Ein Fußballspiel könnte auch mit den schlechtesten Kommentaren der Welt unsere höchste Auszeichnung erobern – man kann sie ja abschalten. Es ist trotzdem schade, dass sich in diesem Bereich so wenig Kreatives tut und man schneller als einem lieb ist von Deutsch auf Englisch schaltet. Die meisten Sprüche von Hansi Küpper kennen PES-Spieler mittlerweile auswendig, aber sie sind zumindest kerniger und lebendiger als das, was Marco Hagemannn da so nüchtern abliest – da ist selbst in brisanten Szenen einfach zu viel wenig Emotion drin.
Das Tor des Jahres ist überall – oder: Kommentare abschalten
Aber unterm Strich stimmt die Balance der Superlative einfach nicht, denn die kommen viel zu häufig und passen nicht. Ich weiß nicht, von wie vielen angeblichen „Traumtoren“ oder „Welttoren“ oder „Toren des Jahres“ die beiden lautstark schwärmten, obwohl man den Ball einfach abstaubte oder recht unspektakulär einnetzte. Und warum kommentiert man nicht mal Abseits etwas kritischer? In einigen Wiederholungen ist deutlich gleiche Höhe zu sehen, aber das wird nicht diskutiert.
Wie gehabt kann man die Steuerung im Fähigkeiten-Training in 23 Übungen verteilt auf vier Stufen erlernen. Es beginnt mit einfachen Zuspielen und Sprints, wird mit fortgeschrittenen Pässen, Grätsche und enger Ballführung ergänzt, geht mit erweiterten Übungen hin zu kontrollierten Schüssen oder Team-Pressing weiter und wird für Experten mit Lupfern, Doppelpässen oder Volleys abgeschlossen. Je nach Leistung erhält man pro Übung entweder Bronze, Silber oder Gold als Pokal.
Alles eine Frage des Trainings?
Hört sich vertraut an? Ist es auch. Was gibt es an neuen Bewegungen, Schüssen oder Finten? Wer die Steuerungsübersicht aufruft, wird keine nennenswerten Unterschiede oder einen Bereich „neue Bewegungen“ finden.
Dafür hat Konami neue Jubelanimationen auf Knopfdruck eingeführt, die man sich auch hätte sparen können – es gibt nichts Nervigeres als diese Inszenierungen, sowohl im echten als auch virtuellen Fußball. Diese gefühlte Stagnation in den möglichen Aktionen ist natürlich schade, denn es gibt durchaus einige alte Mechaniken, die man verbessern könnte, sowie offene Wünsche: Warum ist der Regenbogenschnipser immer noch so leicht, den so kein Profi in einem Spiel zelebriert? Warum kann ich den Ball nicht aktiv auf Knopfdruck abschirmen, also den Körper schützend zwischen Ball und Gegner bringen? Wie wäre es mit einem gezielt aktvierbaren Kopfballaufsetzer oder einer flachen Hereingabe, die ich gezielt scharf nach hinten ziehen kann?Ja, einiges kann man über die totale manuelle Kontrolle durchaus so erreichen, außerdem kann man bei erweiterter Steuerung gezielt jede Ecke des Tores
anvisieren, aber eben nicht als neues Manöver auf Knopfdruck. Aber auch der über Jahre gereifte Status quo an Bewegungen hat es in sich: Auf mehreren Seiten werden die bekannten Stick- und Knopfkombinationen erläutert, die dafür sorgen können, dass man noch eleganter, überraschender und gefährlicher spielt. Es gibt einige tolle Körpertäuschungen, Dribblings und Annahmetechniken, die in der richtigen Situation ausgelöst für wunderbare Fußballmomente sorgen!Steuerungsfinessen, aber keine passenden Übungen
Umso ärgerlicher bleibt, dass Konami die Perfektionierung dieser Steuerungsfinessen nicht gezielt über Spielmodi oder Trainings fördert. Ich würde gerne meine Finten, Körpertäuschungen und Dribblings verbessern, aber es gibt keine Übungen dafür! Im Fähigkeiten-Training darf man in einer Übung lediglich einige Tastaturvorgaben nachahmen.
Des PES-Spielers liebster Modus kehrt in verbesserter Form zurück: Konami hat die Meisterliga grafisch und inhaltlich modernisiert. Hier kann man als Trainer einen Club seiner Wahl inklusive Transfers, Taktik und Spiel leiten. Abgesehen vom frischen Artdesign sowie transparenterer Menüführung ist es vor allem die Eigendynamik, die für Unterhaltung sorgt. Außerdem machen sich die Verbesserungen an der letztes Jahr so unheimlich einfach zu schlagenden KI bemerkbar, die schon auf dem vierten von sechs Schwierigkeitsgraden angenehm Paroli bietet und auf dem fünften endlich richtig fordert – ich habe die ersten vier Spiele nicht gewinnen können, weil die gegnerische Offensive gnadenlos effizient war. Und als ich trotzdem die Meisterschaft gewann und in der ersten Runde der Champions League auf Real Madrid traf, war ich so überheblich, dass ich mit 5:2 aus dem Stadion geschossen wurde. Auch sehr nett sind neue Verhaltensweisen, speziell in Pokalspielen, wenn die KI z.B. in den letzten Minuten eines Spiels gezielt an der eckfahne etwas Zeit schinden will.
Die modernisierte Meisterliga
Zehn Teamrollen von "Maestro" bis "Superstar"
Die Teamanweisungen spielen nicht nur in Freundschaftsspielen, sondern auch in der Meisterliga eine große Rolle, denn je mehr Spieler mit den taktischen Plänen des Trainers vertraut sind, desto besser wird die Teamchemie - die lässt sich für jede aktuelle Formation als auch jede einzelne Position in Form einer Heatmap erkennen. Ein neuer Innenverteidiger, der bisher eher "eng stehen" statt "Pressing" lernte, muss sich genauso umgewöhnen wie ein Mittelfeldstratege, der von "Ballbesitz" auf "Konter" getrimmt werden soll. Aber je mehr Einsätze diese Spieler bekommen, desto vertrauter werden sie mit der Taktik.
Taktische Gewöhnung an Pressing, Konter & Co
So lobenswert die Modernisierung der Meisterliga ist, bleiben allerdings einige
Probleme und Widersprüche. Der größte Kritikpunkt für mich: Warum kann ich Spieler im Training nicht auch für andere Positionen umschulen, also z.B. vom rein offensiven zum zusätzlich rechten Mittelfeldspieler? Das klappt ja auch in der Karriere, aber ist hier genauso wenig möglich wie das gezielte Trainieren oder Freischalten von Fähigkeiten wie etwa „Distanzschütze“ – laut Meisterliga-Tipps soll all das lediglich durch die Spielweise auf dem Platz aktiviert werden. Klingt auch okay, aber bei meinem defensiven Mittelfeldstrategen hatte selbst nach sechs Toren aus der Ferne und einer Saison nichts getan. Mein Vorschlag: Streicht die Karriere mit dem Weg zur Legende komplett und erweitert die Meisterliga um all jene taktischen und individuellen Funktionen, die dort für einen Spieler möglich sind – dazu gehört ja auch, dass man nicht nur das Passen als Training markiert, sondern selbiges über die Fokuspunkte in sechs Stufen intensivieren kann.Widersprüche und Probleme in der Meisterliga
Der Finger muss in die Wunde: Wie kann man zum Jubiläum der Reihe schon wieder so eine schrecklich sterile Karriere anbieten? Anstatt "Werde zur Legende" einfach zu streichen, inszeniert Konami erneut die totale Langeweile für alle, die einen vorhandenen oder eigenen Profi entwickeln wollen. Es ist unfassbar, wie unpersönlich und roboterhaft man hier durch die Vereine geschleust wird. Schon in der "Begrüßung" durch Sportdirektor und Agent hat man es nicht mit Charakteren, ja nicht mal mit gezeichneten Portraits zu tun, sondern mit Platzhaltergrafiken.
Werde zur Langeweile
Es gibt auch kein Training, in dem man sich aktiv beweisen müsste. Man kann lediglich Fokuspunkte auf Werte wie Pass, Dribbling, Fitness etc. verteilen, bis zu zehn Fähigkeiten wie Distanzschütze, Kampfgeist, Elastico oder Roulette erwerben oder eine neue Position erlernen. Selbst wenn man es dann - aus welchen Gründen
auch immer - zu regelmäßigen Einsätzen schaffen sollte: Es gibt keine Halbzeitansprache mit Analyse, es gibt keinerlei leistungsbezogenes Feedback, es gibt bis auf einen schnöden Laufwegepfeil nicht einmal direkte Anweisungen auf dem Platz!Trainer, wo bist du?
Und wie wird ein Highlight wie die Berufung zur Nationalmannschaft inszeniert? Mit einem Satz aus der Platitüdenkiste: "Ich möchte mich bedanken. Mein Verein hat mich unterstützt." Wann war das denn? Der potenzielle Konflikt zwischen Club- und Nationaltrainer wird nicht mal angedeutet. Quält man sich durch die Liga, muss man zudem die immer gleichen Kommentare anderer Mitspieler in den "News" lesen, die nahezu überall "das wichtigste Spiel" sehen. Und wenn man auf der Bank sitzt? Erstens wird das nicht aus genau dieser Perspektive inszeniert, sondern das Spiel geht normal oder aus der Vogelperspektive mit bewegten Icons weiter - leider kann man das nur in zwei Stufen vorspulen; überspringen und direkt zum Ergebnis wäre besser.
Steinzeit statt Moderne
Zum anderen wäre das auch eine Chance, sich in den Spielmodi kreativ von FIFA abzusetzen und offline neue Maßstäbe in der Darstellung einer Fußballkarriere zu setzen! Natürlich bleibt der Kick gegen Freunde offline oder online der wichtige Maßstab für die Qualität der Spielmechanik. Aber so könnte man doch das Fehlen der Lizenzen etwas ausgleichen. Aber stattdessen ahmt man Electronic Arts' Ultimate Team lieber mit myClub nach und überlässt das Feld nahezu kampflos der Konkurrenz, indem man eine total langweilige Karriere inszeniert, während die Kanadier ihre eigenen Probleme in diesem Bereich angehen und "Be A Pro" weiterentwickeln.
Was kann man sonst noch offline spielen? Der myClub-Modus war ohne Serveranbindung nicht zugänglich, so dass wir ihn im zweiten Testteil besprechen. Man kann abseits von Freundschaftsspielen eigene Ligen oder Pokale erstellen, um z.B. eine Europameisterschaft mit Nationalteams zu simulieren – allerdings fehlen Konami hier viele wichtige Länder. Wer es offizieller mag, darf sich in der UEFA Champions League oder der Euro League austoben. Hinzu kommt die südamerikanische Copa Libertadores sowie die AFC Champions League. Da stecken also viele voll lizenzierte Mannschaften drin, mit denen man sich austoben kann.
Pokale, Ligen, Wettbewerbe
Die Macht des Editors?
Auch diesmal wird einem die Erstellung des Lieblingsclubs im Vorfeld etwas erleichtert: Man kann Transfers
aus den Nationalmannschaften vornehmen. Man kann also Roman Weidenfeller, Marco Reus, Erik Durm oder Mats Hummels in seinen BVB rüberkopieren. Aber es gibt einen Wermutstropfen: Man kann mit editierten Mannschaften laut interner Meldung nicht online spielen. Dass man sie nicht in den gewerteten Spielen und Turnieren einsetzen darf, ist logisch. Aber warum darf man sie nicht in den Freundschaftsspiel-Lobbys auswählen? Da kann es doch egal sein, ob sich jemand einen Aubameyang mit Tempo 100 gebaut hat, wenn sich beide Seiten darauf einigen, dass sie so spielen wollen.Habe ich im ersten Teil des Tests noch die liberalen Schiedsrichter gelobt, muss ich das Urteil nach den Online-Erfahrungen revidieren: In der Meisterliga gegen die KI habe ich es noch als förderlich für den Spielfluss empfunden, dass so wenig gepfiffen wird - vielleicht liegt das daran, dass die Computergegner die Härte nicht bis an die Grenze ausnutzen und überhaupt taktischer und ruhiger aufbauen. Jedenfalls ändert sich meine Einschätzung nach etwa 50 Spielen über das Internet, so dass es ein valider Kontrapunkt wird.
Aktualisierung vom 21. September 2016:
Online wird zurückgepfiffen!
Sauberer Spielbetrieb über das Internet
Man kann online um Pokale spielen, indem man mit einem Club in der Vorrunde eine bessere Ergebnisserie herausholt als andere - das garantiert, dass auch nur ein Borussia Mönchengladbach in die Hauptrunde kommt. Ansonsten bliebt es bei den Online-Ranglistenspielen beim altbekannten Liga-Modus: Je nachdem mit welchem Club man spielt, bekommt man für einen Sieg mehr oder weniger Punkte, mit denen man von Division 12 aufsteigen kann. So kann man also theoretisch mit einem kleinen Verein wie Getafe über eine Saison mehr rausholen als mit Barcelona & Co.
Veraltete Kaderlisten, limitierte Lobbys
Die Freundschaftsspiel-Lobbys bieten leider kaum Komfort: Ich kann weder eigene Online-Ligen oder -Turniere aufsetzen noch kann ich meine editierten Mannschaften nutzen. Gerade Letzteres ist ärgerlich, denn so darf man seinen HSV, S04 oder BVB nur offline auflaufen lassen. Leute mit Router müssen evtl. damit leben, dass sie auf Anhieb nicht eingeloggt werden - obwohl man so jedes Ranglistenspiel bestreiten darf, gibt es hier scheinbar eine Restriktion, die sowohl das Erstellen eigener Räuem als auch das Betreten verhindert. WIe gesagt: Das gilt nicht für alle, sondern nur spezielle Internetnutzer.
Ich habe den Spielmodus "myClub" schon letztes Jahr kritisiert und ich werde auch dieses Jahr nicht warm damit. Das liegt nicht daran, dass man dafür "online" sein muss. Konami hat sich mit diesem Sammelkarten-System samt optionaler Mikrotransaktionen an FIFAS Ultimate Team orientiert, weil man sich davon natürlich auch mehr Umsatz verspricht. Ist auch in Ordnung, aber mir macht das streng regulierte Aufbauen von zig Zufallsteams nach zig Zufallstrainern, die mir eine Formation und sogar alle Teamtaktiken aufzwingen, einfach keinen Spaß. Zwar ist der Moment der Enthüllung eines neuen Spielers gelungen, weil es eine Art Überraschungsball-Effekt gibt, aber wer freut sich über einen weiteren der zig unbekannten südamerikanischen Profis? Und das Managen danach hin zur optimalen Teamchemie lässt mich kalt.
myClub - der überflüssige Spielmodus
Immerhin machen es einem die Japaner leichter, die virtuelle(n) Währung (en), also GP-Punkte sowie myClub-Münzen, zu erspielen, denn man kann sie bei regelmäßigem Einloggen abstauben und auch offline gegen die KI in Einzelmatches oder Pokalen spielen, die aber auf so niedriger Stufe loslegen, dass
ich nach einem 8:0 nach vier Minuten abgebrochen habe. Man bekommt die GP-Punkte quasi überall, denn sie rieseln einem schon mitten im Spiel für jede erstmalige Aktion, sei es Doppelpass oder Roulette, sei es Abseitsfalle oder Taktikwechsel, wie Trophäen oben in den Bildschirm - mal abgesehen davon, dass das gerade zu Beginn nervt, kommt es sogar zu Lags in Momenten der Einblendung.Und wieso werden hier Ballaktionen belohnt, die es im Training gar nicht gibt? So kommt man allerdings im Einstieg recht flott auf die 10.000 GP-Punkte für einen neuen Spieler. Unterm Strich wirkt der Modus im Vergleich zur Meisterliga aber viel zu künstlich, konfus und steril, zumal man natürlich wesentlich schneller an ein Top-Team kommt, wenn man in Konamis Shop echtes Geld investiert, um die myClub-Münzen zu erhalten, für die ich dann auch noch bessere Spieler bekomme. Außerdem kann man sich im Shop damit weitere Scout- und Trainerplätze dazu kaufen. Ganz ehrlich? Ich soll bei einem Vollpreis-Sportspiel, das sich nicht vollwertig, sondern nur teiwleise weiter entwickelt hat, nochmal Geld für diesen Schnickschnack zahlen? Nein danke!
Konami serviert auf dem PC eine enttäuschend abgespreckte Variante von Pro Evolution Soccer 2016. Auf der Xbox One ging es nur um kleinere grafische Details, die im Vergleich zur PlayStation 4 fehlen, aber auf dem Rechner muss man deutlich mehr Abstriche in Kauf nehmen - auch inhaltliche. Die Kulisse wirkt wie eine besser aufgelöste Variante der alten Konsolen und liegt deutlich hinter der Qualität, die die Fox Engine auf aktuellen Konsolen inszeniert - kein Wunder, dass man sich erweiterte Grafikeinstellungen komplett spart. Was will man da auch tunen? Vor allem das Publikum und die
Stadionumgebung sind gröber aufgelöst, weniger individuell und lebendig, aber auch die Darstellung des Rasens ist eine Klasse schlechter. Das ist selbst angesichts des Potenzials eines gewöhnlichen Mittelklasse-PC zu wenig.Aktualisierung vom 24. September:
Abgespeckter Kick auf dem Rechner
Aber da hören die Defizite noch nicht auf: Wo ist das dynamische Wetter? Gibt es nicht. Wo sind die neuen Auswirkungen auf nassem Platz? Fehlanzeige. Der neue Torjubel ist zwar dabei, aber ich vermisse einige der tollen neuen Animationen sowohl bei den Torhütern als auch in den Zweikämpfen und auch in der Befehlsliste fehlen Bewegungsaktionen. Außerdem wirkte die Gegner-KI in unseren Testspielen nicht so stark - hier bekommt man also spielmechanisch nicht 1:1 den aktuellen Fußball.
Fazit
Pro Evolution Soccer 2016 zelebriert richtig guten Fußball. Offensichtliche Änderungen wie etwa neue Aktionen am Ball oder kreative Modi gibt es zwar nicht, aber auf dem Platz hat Konami die bereits letztes Jahr überzeugende Spielmechanik weiter reifen lassen: die Zweikämpfe sind physikalischer, die Ballkontrolle ist präziser, die Tempowechsel wirken authentischer und die KI hat sich nicht nur im Laufverhalten sowohl defensiv als auch offensiv erheblich verbessert, sondern ist endlich auch wieder ein fordernder Gegner ab der vierten Stufe. Nur die Torhüter fallen mit ihrer Blindheit für die kurze Ecke ebenso negativ auf wie das neue Kommentatoren-Duo mit seinen Übertreibungen oder Phantomtoren. Aber geschenkt, man kann ja auf Englisch wechseln. Apropos: Offline in der Meisterliga ist es zwar okay, dass die Schiedsrichter es englisch blutig mögen, aber online nervt das gewaltig, denn selbst rüdes Einsteigen wird kaum gepfiffen, so dass aggressives Checken an der Tagesordnung ist. Stadion- und Fankulisse können zwar nicht mehr den großen Schritt wie im letzten Jahr machen und der neue "manuelle Torjubel" ist komplett überflüssig, aber es gibt plötzlich einsetzenden Regen mit spürbaren Folgen, mehr animierte Emotionen und etwas Flutlichtzauber. Abseits der bekannten Lizenzlücken mit nur drei deutschen Clubs bleiben weitere Wünsche offen: Für ein Sportspiel im Jahr 2015 ist die Regie in der Karriere immer noch ein steriler Witz - man wird nicht zur Legende, sondern erlebt nur Langeweile. Schade auch, dass man im Training nur Altbekanntes auffrischt, aber immer noch nicht gezielt alle Dribblings, Finten & Co üben kann, die doch für so wunderbare Momente sorgen können. Ich freue mich über die endlich modernisierte Meisterliga mit ihrer neuen Dynamik, aber die bleibt leider offline und zeigt Widersprüche in der Regie. Der auf Sammelreize und Mikrotransaktionen setzende myClub-Modus kann mich auch dieses Jahr dagegen nur langweilen. Und ich soll bei einem Vollpreis-Sportspiel, das sich nicht vollwertig, sondern nur teilweise weiter entwickelt hat, nochmal Geld für diesen Schnickschnack zahlen? Nein danke! Aber dieses Jahr hat Konami endlich den Online-Service samt Netzcode so im Griff, dass man Ranglistenspiele ohne Probleme austragen kann. Was die reine Spielmechanik betrifft, hat PES 2016 starke Fortschritte gemacht, so dass eine gute Wertung für PS4 rauspringt - die Xbox One hinkt leider technisch etwas hinterher. Wie sich der Fußball im Vergleich zu FIFA 16 schlägt, klären wir demnächst im Vergleich sowie Test.
Aktualisierung vom 24. September:
Warum wird der PC-Fußballer erneut so lieblos abgefertigt? Sorry Konami, aber zum Vollpreis will man auch das volle Spielerlebnis - wir sind von Kulisse und fehlenden Inhalten enttäuscht. Auch wenn die Spielmechanik solide ist, ernüchtert diese Veröffentlichungspolitik, die Fans mit dreierlei Maß bedient und gerade auf dem technisch stärksten System die schwächste Präsentation inszeniert.
Pro
- endlich solider Netzcode
- reifer Spielaufbau, tolle Tempowechsel
- verbessertes Laufverhalten und Gegner-KI
- spürbare Auswirkungen der Taktik, flexible Anweisungen mit oder ohne Ballbesitz
- verbesserte Zweikämpfe und Physik
- viele elegante Dribbel- & Annahmemanöver
- tolle, angenehm freie Ballphysik
- neue Glanzparaden der Torhüter
- neue empotionale Gestik & Mimik auf dem Platz
- Meisterliga mit frischen Impulsen, mehr Dynamik
- Meisterliga wird speziell kommentiert
- lautstarke, emotionale Fankulisse
- krachende Distanzschüsse, coole Schlenzer
- zig taktische Feinjustierungen für Offensive und Defensive
- faire Punkte-Verteilung im myClub-Modus
- neue dynamische Kamera-Weitwinkel-Perspektive
- Training für alle relevanten Manöver
- stimmungsvolle Turniereinleitungen & Choreos
- neues dynamisches Wetter, Regen wirkt sich stark aus
- Champions, Euro, AFC League & Copa Libertadores etc.
- diverse Ligen und Pokale, 20 brasilianische Teams
- Online-Ligen und Online-Wettbewerbe
- 11 gegen 11, Freundschaftsspiel-Lobbys
- starker Editor, gute Statistiken
- neu: endlich per USB-Stick origianle Bilder und Trikots hochladen
- auf englische, spanische etc. Kommentare schalten
- neue Jubelanimationen auf Knopfdruck
- Soundtrack mit Ohrwurmqualitäten
Kontra
- veraltete Kader mehrere Tage nach Verkaufsstart
- zu liberale Schiedsrichter sorgen für Online-Frust
- keinerlei neue Dribbel-/Schussmechaniken
- komplett steriler und langweiliger Karrieremodus
- öder myClub-Modus mit Mikrotransaktionen
- nervige GP-Trophäen-Ausschüttung im Spiel
- Meisterliga mit einigen Widersprüchen
- Gras sieht in Zeitlupen wie Gummiboden aus
- Torhüter reagieren schlecht in kurzer Ecke
- schwaches deutsches Kommentatoren-Duo
- einige wachsige Gesichter, asynchrones Singen
- kein aktives Ball abschirmen, manche Finten zu leicht
- Dribbling-Finessen nicht trainierbar
- umständliches Aufrufen der Befehlsliste im freien Training
- Online-Meisterliga, wo bist du?
- nur Bayern, Gladbach, Wolfsburg als deutsche Teams
- Freundschaftsspiel-Lobbys unzugänglich über Router
- keine editierten Mannschaften online (auch nicht in Freundschaftsspielen) spielbar
- viele Ladephasen
- ärgerliche Grafik-Defizite im Publikum (One)
- niedrigere Auflösung; kein 1080p (One)
- Grafik nicht auf Konsolen-Niveau (PC)
- nur 15 Stadien
- sporadische Abstürze und Online-Probleme (PC)
- Spielmechanik & Animationen nicht identisch (PC)
- keine Kommentar-Sprachen auswählen (PC)
- kein dynamisches Wetter (PC)
- Internet-Verbinung zwingend notwendig (PC)
- keine erweiterten Grafikeinstellungen (PC)