Armello - Test, Taktik & Strategie, PC, iPad, Android, XboxOne, Linux, Mac, PlayStation4
Was ist bloß mit dem König los? Da brüllt er wie ein Irrer inmitten der Karte! Okay, er ist ein Löwe, aber die dunkle Macht der Fäule scheint ihn zu befallen. Bevor er im Wahnsinn das ganze Königreich Armello ins Unglück stürzt, raffen sich tapfere Helden auf, um selbst den Thron zu besteigen. Wer kann den Tyrannen stürzen und sich die Krone aufsetzen? Dabei arbeiten sie allerdings nicht zusammen, sondern kämpfen gegeneinander - mit allen Mitteln.
Der König ist wahnsinnig
Lobenswert ist, dass das Dahinsiechen des Königs immer spürbarer wird und dass drei bzw. vier Wege zum Ziel führen: Man kann zum Königsmörder avancieren, dabei sogar selbst wahnsinnig werden und trotzdem gewinnen, wenn man denn genug Kampfkraft entwickelt hat. Zudem kann man das höchste Ansehen aller Herausforderer erreichen oder als Erster vier Geistersteine sammeln, um den König zu heilen. Es geht also
nicht nur um Stärke, sondern auch List und Tücke. Aufgrund einiger Zufallsentscheidungen braucht man zudem etwas Glück.Nachdem man sich für einen Helden wie z.B. Hase, Ratte, Bär oder Wolf entschieden hat, die alle unterschiedliche Werte und Boni besitzen, darf man auf der hübsch designten Karte seinen ersten Zug machen. Schon in den ersten Minuten wird man vom märchenhaften Flair, der lieblichen Musik und den tollen Illustrationen begrüßt: Wer tierische Fantasy à la MouseGuard von David Petersen mag, die edel und putzig zugleich ist, ohne dabei ins Kitschige abzudriften, wird sich hier pudelwohl fühlen. Mitunter werden auch Erinnerungen an das Tabletop-Rollenspiel Maus und Mystik wach. Die Präsentation ist auch aufgrund des Tag- und Nachtwechsels überaus
stimmungsvoll, der sich übrigens auch auf manche Werte wie etwa den stärkeren Kampf des Wolfes auswirkt; zwar kann man die Kamera nicht drehen, aber zoomen.Und natürlich werden sich vor allem Brettspielfreunde sofort heimisch fühlen: Das Königreich von Armello wird wie ein Tabletop inszeniert, inklusive Hexfeldern, Würfeln und Karten. Hinzu kommen klassische Rollenspielaspekte wie Werte für Leben, Kampf, Verstand, Magie & Co, Ausrüstung von Schild bis Schwert sowie Begleiter und Zauber. Sehr intuitiv wird das Ausspielen der Karten simuliert - man zieht sie von links aus seinem Deck, platziert sie auf einer Figur oder einem Feld und aktiviert sie. Außerdem kann man sie als Buff oder Konter einsetzen, wenn man sich z.B. temporär stärken oder von der Fäule heilen will.
Digitales Brettspiel mit Fantasyflair
Landet man auf einem Feld mit einer Siedlung, gewinn man diese und bekommt in seiner nächsten Runde mehr Gold. Aber es geht nicht um geostrategische Eroberungen oder Gebiete, sondern um effiziente Charakterentwicklung. Viel interessanter wird es daher, wenn man ein Feld mit Gegner oder Aufgabe erreicht: Dann kommt es entweder zum Kampf oder man kann sich wie in einem Rollenspiel light für die riskante, aber lukrativere oder sichere Variante der Quest entscheiden. Wer erfolgreich ist, kann Gold, Ansehen, Attribute etc. gewinnen, um irgendwann stark genug zu sein, den König herauszufordern. Gerade der Weg zum Ziel wird Runde für Runde wichtiger.
Siedlungen, Aufgaben und Gefechte
Die Herausforderung besteht darin, dass nicht nur die anderen Helden ihre Ziele verfolgen, sondern dass auch der König seine Wachen ausschickt und dass
Ereignisse wie etwa Gesetze stattfinden, die übrigens der Spieler mit dem höchsten Ansehen aus zwei Varianten auswählen darf - so entsteht sehr viel Bewegung auf der recht kleinen Weltkarte , Siedlungen werden zurückerobert, Kopfgelder werden auf Helden ausgesetzt, die KI kämpft auch untereinander, Dämonen tauchen auf und jede eigene Aktion gewinnt an Bedeutung, zumal man meist nur drei Felder weit ziehen kann. Weil all das rundenweise stattfindet wird und die Wartezeit irgendwann nervt, sollte man die Berechnungszeit maximal beschleunigen.Hitziger Kampf um die Königskrone
Ausgeprochen gelungen ist die Integration der drei Kartentypen Ausrüstung, Tricks und Zauber, die man zufällig zieht, aber für den Einsatz bezahlen muss - mal mit Gold, mal mit Geist oder Verstand. Man kann sie nicht nur im Kampf oder in den kleinen Quests, sondern auch jederzeit auf der Karte einsetzen, um sich z.B. mehr Aktionspunkte zu verschaffen, andere zu verfluchen oder in anderer Form zu benachteiligen. Manchmal kann man einem Kontrahenten so den Todesstoß versetzen oder tatsächlich das Spiel gewinnen, wenn man mit einem Teleport zum letzten Geisterstein springt.
Zeitgleich mit der Version für Xbox One erscheint auch die Erweiterung "Thronräuber" mit vier weiteren Spielfiguren: Magna (Wolfsklan), Elyssia (Hasenklan), Ghor (bärenklan) und Sargon (Rattenklan). Welche Fähigkeiten sie haben, erfahrt ihr in dieser News. Außerdem wurde heute ein Patch veröffentlicht, der allerdings nur eigene Würfelsets für den König, die Wachen sowie die Dämonen bringt und Bugs behebt.
Fazit
Armello ist ein richtig gutes digitales Brettspiel. Wer es gerne gemütlicher mag und märchenhafte Fantasy à la Maus und Mystik schätzt, der wird hier alleine gegen die KI oder online mit Freunden stimmungsvolle Rundentaktik erleben. Aufgrund der Ausrüstung, der Attribute, kleiner Quests und Zauber entsteht angenehmes Rollenspielflair, aber es geht in erster Linie um clevere Züge und Kartenmanagement im Stile klassischer Tabletop-Abenteuer. Auch wenn die zoombare Karte etwas klein ist, sich die tierischen Helden recht ähnlich spielen, die Weltanordnung auf Dauer zu wenig variiert und man einen lokalen Multiplayer vermisst, überzeugt das Regelwerk mit cleveren Kombinationen und Wechselwirkungen. Außerdem begünstigt die Enge die Spannung, denn angesichts der vielen Ereignisse und konkurrierenden Parteien ist ständig etwas los in diesem hochwertig präsentierten Hexfeldkönigreich. Natürlich ist dieses Spiel auch wie gemacht für das Tablet: Im Laufe des Jahres erscheint Armello auch für iOS; 2017 kommt es für Android.
Pro
- digitales Brettspiel mit Rollenspielflair
- sehr stimmungsvolles Artdesign
- märchenhafte Fantasy mit tierischen Protagonisten
- Helden wählen und entwickeln
- viele Gegenstände, Zauber, Tricks etc.
- mehrere Siegmöglichkeiten
- vorbildliches Tutorial und Anleitung
- Online mit bis zu vier Leuten
- zuschaltbare KI-Figuren für Solisten
- viele Optionen inkl. Regeln (Zuglänge etc.)
- liebliche Musik
- komplett auf Deutsch
Kontra
- Figuren spielen sich etwas zu ähnlich
- Spielbretter variieren nicht genug
- kein lokaler Multiplayer
- Kamera nicht drehbar