Dungeon Travelers 2: The Royal Library & the Monster Seal - Test, Rollenspiel, PS_Vita

Dungeon Travelers 2: The Royal Library & the Monster Seal
12.10.2015, Jens Bischoff

Test: Dungeon Travelers 2: The Royal Library & the Monster Seal

Dungeon-Crawler mit Peepshow

Mit Dungeon Travelers 2: The Royal Library & the Monster Seal servieren Aquaplus und NIS America einen Dungeon-Crawler mit jeder Menge nackter Haut für PlayStation Vita. Was dahinter steckt und wie es um die inneren Werte bestellt ist, verrät der Test.

Das Königreich Romulea sieht sich einer bedrohlich anwachsenden Monsterplage gegenüber, deren Ursache Fried Einhard als Abgesandter der Royal Library herausfinden soll. Als so genannter Libra greift er allerdings nicht selbst zu den Waffen, sondern begleitet eine Gruppe wackerer Heldinnen auf Expeditionen ins betroffene Umland. Muss man sich zu Beginn noch mit ein, zwei Personen als Eskorte zufrieden geben, zählt man später bis zu 16 Weggefährtinnen, von denen einen bis zu fünf auf einem Einsatz begleiten können.

Hahn im Korb

Zu Beginn gehört jeder Charakter einer von fünf Grundklassen an, die sich später mehrfach spezialisieren lassen. So wechselt eine Kriegerin erst zu Berserker oder Paladin, später dann zu Walküre, Samurai oder Dark Lord, ohne ihre vorherige Rolle abzulegen. Zu bereits erlernten aktiven und passiven Fähigkeiten gesellen sich so immer weitere hinzu, die sich individuell mischen und verstärken lassen.

Die Verliese werden automatisch kartografiert.
Sollte man mit dem Ergebnis irgendwann nicht mehr zufrieden sein, lassen sich Charakterstufen und -klassen aber auch wieder zurücksetzen. Nur persönliche Talente wie Alisias gelegentliche Zusatztreffer oder Melvys geringerer Energieverbrauch sind unveränderlich.

Beim Zusammenstellen passender Einsatztruppen spielen aber auch Formation und Ausrüstung eine wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur darum, widerstandsfähigere Klassen vorn, anfälligere dahinter zu positionieren, sondern auch Waffenreichweiten, -kombinationen und -geschwindigkeiten zu beachten. Prinzipiell kann zwar jeder jeden angreifen, ein Speer verursacht auf Distanz jedoch mehr Schaden als ein Schwert, während ein Bogenschütze immer maximalen Schaden anrichtet, aber im Gegensatz zu einem Dartschützen kein Schild tragen kann. Letzterer mag wiederum insgesamt weniger Schaden anrichten, ist dafür aber schneller wieder einsatzbereit. Magieanwender müssen hingegen Intonationszeiten und unterbrechende Gegenangriffe beachten,

Gekämpft wird in klassischer Rundenmanier gegen allerlei knapp bekleidete Mädels.
während bestimmte Charakterkonstellationen auch der ganzen Gruppe Zusatzkräfte verliehen können.

Die Kämpfe werden in der Regel zufällig initiiert und in klassischer Rundenmanier ausgetragen. Nur Boss- und andere Eventkämpfe finden an vorgegebenen Stellen statt. Zuvor wird man allerdings stets gewarnt, um sich entsprechend vorbereiten und den Spielstand speichern zu können. Rücksetzpunkte oder eine Schwierigkeitswahl gibt's nämlich nicht und segnen alle Gruppenmitglieder das Zeitliche, heißt's gnadenlos Game Over. Unterlevelt und schlecht ausgerüstet, kann das schnell mal passieren, mit ausreichend Vorarbeit ist aber irgendwann jede Herausforderung zu meistern. Der Weg dorthin kann mitunter aber recht zäh sein, da man komplett auf zufällige Beute angewiesen ist und sich keine Wunschausrüstung kaufen kann. Selbst fahrende Händler bieten nur unidentifizierte Zufallswaren feil, deren Preise völlig willkürlich sind.

Zug um Zug

Immerhin kann man ausreichend oft besiegte Gegner in magische Bücher mit Sondereigenschaften verwandeln und diese gezielt sammeln und verteilen. Zudem lassen sich dadurch später bestimmte Ausrüstungsgegenstände mit Verzauberungen versehen, um weitere Schwachpunkte auszugleichen, sofern man das nötige Kleingeld besitzt. Gerade zu Beginn dürfte man aufgrund hoher Identifizierungskosten und überschaubarer Verkaufserlöse aber eher notorisch pleite sein. Auch das begrenzte Inventar ist in der Regel viel schneller voll als die Schauplätze erkundet, so dass man immer wieder Dinge unentgeltlich entsorgen oder zusätzliche Wege in Kauf nehmen muss, was angesichts der immer vertrackteren Dungeon-Layouts mit all ihren Leitern, Fallgruben, Zauberwänden, Einbahntüren, Teleportern und Sonderzonen zunehmend schwerer fällt.

Zwar werden alle Labyrinthe beim Erkunden automatisch kartografiert, mit entsprechenden Fähigkeiten oder Objekten sogar Geheimgänge entlarvt, manche Hindernisse oder Dinge wie Schalter, Schilder oder Bossräume bleiben jedoch unerwähnt und lassen sich auch manuell nicht vermerken. Auch Positionsvorhersagen beim Auswählen von Kampfaktionen oder Besitzmengenangaben bei Shopbesuchen und Questannahmen habe ich vermisst. Mit Erklärungen halten sich Spiel und Handbuch ebenfalls sehr zurück. Tutorial-Lektionen werden meist erst angeboten, wenn man sich die Dinge bereits selbst zusammengereimt hat. Immerhin sind diese oft sehr amüsant inszeniert und auch nicht gänzlich ohne jedes Aha-Erlebnis.

Viel öfter bekommt man allerdings halbnackte Anime-Mädels in verfänglichen Posen vorgesetzt, die man sich später per Galerie jederzeit nochmals zu Gemüte führen kann. Mit der Story hat das meistens ähnlich wenig zu tun wie herumliegendes Heu. Egal, ob Freund oder Feind, der plump plakative Voyeurismus macht vor nichts halt: Jeder zieht sich irgendwann aus, wird dabei ertappt und meistens auch noch zu zweideutigen Äußerungen genötigt.

Anzügliche Szenen gibt es zuhauf - auch wenn manche für den Westen entschärft wurden.
An vollbusigen Dummchen herrscht jedenfalls kein Mangel. Selbst Kämpfe kommen eigentlich nie ohne massive Zurschaustellung weiblicher Reize aus. Wie auch, wenn alle Gegner entweder Frischobst oder halbnackte Pin-ups sind...

Plumpe Peepshow

Okay, kleine Kätzchen, Bärchen und andere Kuscheltiere dürfen hin und wieder auch vermöbelt werden, tauchen aber nie ohne Frauchen in Reizwäsche oder ganz ohne Unterwäsche auf. Gegenüber dem japanischen Original wurden sogar einige Bilder vorsorglich zensiert . Über den Umstand, dass man mal wieder nur das Nötigste in die Lokalisierung investiert hat, kann man damit aber auch nicht hinwegtäuschen. So gibt's japanischen Originalton und englische Untertitel für alle. Deutsche Texte stehen ebenso wenig zur Auswahl wie eine englische Synchronisation, was das anvisierte Nischenpublikum nur noch weiter eingrenzen dürfte.

Fazit

Dungeon Travelers 2 bietet solide Rollenspielunterhaltung für Fans traditioneller Dungeon-Crawler mit Auto-Map-Vorliebe. Man erkundet immer komplexere Gewölbe, bestreitet fordernde rundenbasierte Zufallskämpfe, sammelt allerlei Reichtümer und kümmert sich als Hahn im Korb um die Entwicklung einer bis zu 16-köpfigen Heldinnentruppe. Die ausschließlich in japanischem Originalton mit englischen Untertiteln konsumierbare Rahmenhandlung bleibt trotz hübscher Anime-Optik und humorvoller Inszenierung hingegen weitestgehend blass. Davon kann man auch nicht ablenken, indem man regelmäßig halbnackte Mädels in aufreizenden Posen vor die Linse knallt. Selbst die Gegnerschar besteht abgesehen von lebendigem Obst fast nur aus leicht bekleideten Pin-up-Girls, die ihre Reize kaum unter Kontrolle halten können. Dabei hätte es genügend andere Bereiche gegeben, die wirklich mehr Reize vertragen hätten - vor allem in spielerischer und erzählerischer Hinsicht.

Pro

  • klassische Dungeon-Erkundungen
  • motivierendes Gruppenmanagement
  • individuelle Charakterentwicklung
  • humorvolle Inszenierung

Kontra

  • maue Story
  • plakativer Voyeurismus
  • keine manuellen Kartenergänzungen
  • nicht lokalisiert

Wertung

PS_Vita

Traditioneller Dungeon-Crawler in aufdringlich voyeuristischem Anime-Korsett.