Transformers: Devastation - Test, Action-Adventure, 360, XboxOne, PlayStation3, PC, PlayStation4
Es musste etwas passieren. Nachdem die Qualität der Transformers-Abenteuer in den letzten Jahren maßgeblich davon abhing, ob es ein Spiel zum Film war oder unabhängig von den Michael-Bay-Streifen entstand, wurde letztes Jahr der Tiefpunkt erreicht. Transformers - The Dark Spark war weder Fisch noch Fleisch, dazu technisch und spielmechanisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Da zudem der nächste Kinostreifen (ob mit oder ohne Michael Bay) wohl erst 2017 erscheint, man die Lizenz aber in diesem Zeitraum nicht ungenutzt lassen wollte, hat man mehrere interessante Entscheidungen getroffen. Die wesentlichste war, sich ein Team zu schnappen, das bislang noch nichts mit den Mechs von Hasbro zu tun hatte. Die Wahl fiel auf Platinum Games, mit denen Activision bereits bei der Umsetzung zu The Legend of Korra gearbeitet hat.
Mutiger Schritt zurück
Platinum kann Kämpfe
Die sieben Abschnitte, die bis zum Finale gerade mal etwa fünf bis sechseinhalb Stunden in Anspruch nehmen, bestehen aber nicht nur aus Kampfarenen. Man ist in großräumigen, aber letztlich dennoch schlauchigen Umgebungen unterwegs, die gelegentlich auch in die Vertikale gehen und wird bei entsprechendem Forscherdrang mit zahlreichen Geheimnissen belohnt. Von Zeit zu Zeit driftet man sogar in klassische Arcade-Gefilde ab und baut Geschützsequenzen, seitwärts scrollende Action oder eine hinsichtlich der Ausweichoption unübersichtliche Vogelperspektive ein. Dokumente klären über Figuren und Storyhintergründe auf, man trifft auf zahlreiche oberflächliche Rätsel, die ein geschicktes Zusammenspiel von Timing sowie Waffenfertigkeiten fordern und kann ähnlich der Bayonetta-Serie Portale entdecken, hinter denen kleine Sondermissionen warten. Diese wiederum spucken meist nicht nur bare Münze aus, die man in der Arche als Refugium für allerlei Nützliches und Unnützes ausgeben kann, sondern auch Waffen. Beim Betreten der Arche werden sie wie die als Beute von Gegnern aufgelesenen Kampfgeräte identifiziert und im Inventar gelagert. Hier kann man diese nun entweder anlegen oder aber mit anderen Waffen verschmelzen, wodurch die Durchschlagskraft der Basiswaffe bis zum jeweiligen Maximallevel aufgewertet werden kann. Im Bestfall werden sogar bestimmte Bonusfähigkeiten wie Elementarschäden usw. übernommen.
Fünf Transformers, ein paar Probleme
Da die Kämpfe sehr schnell ablaufen und man stets damit beschäftigt ist, eine ordentliche Balance aus Offensive sowie dem Abpassen der idealen Ausweichmöglichkeit zu finden, muss man sich darauf verlassen können, dass die Kamera immer einen vernünftigen Bildausschnitt wählt. Das ist leider nicht immer der
Fall. Es passiert häufiger, dass man den Überblick verliert - natürlich meist im unpassendsten Moment, so dass man einen verheerenden Angriff nicht einmal ansatzweise sehen und ihm entsprechend ausweichen kann. Angesichts der Wucht der Kämpfe ist dies schade. Ebenso wie die auf Dauer mangelnde Abwechslung. Zwar wird in der ersten Hälfte ein ordentliches Aufgebot an Gegnern in die Gefechte beordert, doch später werden diese nur wieder aus der Versenkung hervorgeholt, ohne mit neuen Varianten glänzen zu können. Allerdings sorgen nach dem gemütlichen Einstieg bis zum Ende sowohl die Zahl der Feinde als auch deren Gruppen-Zusammenstellung immer wieder für Herausforderung. Besonderes Augenmerk liegt auf den meist mehrstufigen Bosskämpfen, bei denen man nicht nur auf die hochrangige Offiziere Megatrons wie Starscream oder Shockwave trifft, sondern auch auf Bildschirm füllende "Combiner" (Transformers, die miteinander kombiniert größere Roboter bilden) wie Menasor oder Devastator. Hier spielt Platinum seine ganze Erfahrung mit epischen Bosskämpfen aus - wobei man nicht die Qualität von Titeln wie Bayonetta oder Vanquish erreicht.Fazit
Wie schon in der Bayonetta-Serie oder Metal Gear Rising: Revengeance inszeniert Platinum Games auch mit Transformers Devastation rasante sowie effektvolle Nahkampf-Action. Und dies scheint genau die Frischzellenkur zu sein, die dem ewige Kampf zwischen Autobots und Decepticons neues Leben einhaucht - vor allem nach dem enttäuschenden Abenteuer "The Dark Spark" aus dem letzten Jahr. Das Kampfsystem ist einfach zu erlernen und im Gegensatz zur Hexe oder Raiden bleibt es auch bis zum Ende einfach sowie überschaubar. Leider hat Platinum die Chance vertan, den fünf Charakteren markante Fähigkeiten zu verleihen. Unter dem Strich spielen sich alle recht ähnlich - mit Ausnahme von Grimlock, der im Gegensatz zu Optimus Prime, Bumblebee und den übrigen Autobots Restriktionen bei bestimmten Waffen hinnehmen muss. Mit dem Beutesystem sowie den aufrüstbaren Kampfgeräten werden zudem die Sammler angesprochen. Doch nicht nur mechanisch gehen die Transformers dieses Jahr andere Wege als zuvor - auch visuell hat man einen Schnitt gemacht. Anstatt sich an den modernen Filmen zu orientieren, geht man audiovisuell in die 80er Jahre, als die Zeichentrickserie um die wandlungsfähigen Roboter Premiere feierte. Und dieser Schritt tut den Autobots und Decepticons gut - manchmal ist die Action nicht von einem Cartoon zu unterscheiden. Allerdings wäre es hilfreich gewesen, wenn man die allzu häufig hektische Kamera optimiert hätte, da man in kritischen Situationen den Überblick verlieren kann. Doch trotz kleiner Macken hat Platinum das beste Transformers-Spiel seit langem abgeliefert.
Pro
- fünf spielbare Autobots...
- eingängiges Kampfsystem
- effektreiche Auseinandersetzungen
- klasse Artdesign im Stil der Zeichentrick-Serie aus den 80ern
- gute englische Sprachausgabe mit meist sauberen deutschen Untertiteln
- viele Waffen und Gegenstände für Beutesammler
- Waffen können aufgerüstet werden
- gut inszenierte Bosskämpfe
Kontra
- ... die aber nur unmerkliche Unterschiede aufweisen
- hektische Kameraführung in Kämpfen gelegentlich unübersichtlich
- Leveldesign gelegentlich redundant
- "Transform"-Fähigkeit spielt nur eine untergeordnete Rolle
- nur rudimentäre Grafik-Einstellungen (PC)