Shin Megami Tensei: Devil Survivor 2 - Record Breaker - Test, Taktik & Strategie, 3DS

Shin Megami Tensei: Devil Survivor 2 - Record Breaker
10.11.2015, Jens Bischoff

Test: Shin Megami Tensei: Devil Survivor 2 - Record Breaker

Taktik-Remake geht in die zweite Runde

Mit Record Breaker hat NIS America inzwischen auch das zweite 3DS-Remake von Atlus' Devil-Survivor-Saga in unseren Breiten veröffentlicht. Ob Taktik-Rollenspielfans dieses Mal bedenkenlos zugreifen können oder erneut gravierende Mängel zu befürchten haben, klärt der Test.

Unter Japans Jugend sorgt zur Zeit eine Website mit Videos sterbender Menschen für Aufsehen. Das Krasse daran: Zum Veröffentlichungszeitpunkt sind die abgebildeten Opfer noch am Leben. Doch egal, ob makaberer Scherz oder finstere Prophezeiung à la Final Destination, drei Tokioter Schüler erkennen sich in den Videos wieder und verunglücken nach einem gewaltigen Erdbeben tatsächlich. Man selbst ist einer von ihnen, erhält aber die Chance, dem Tod noch einmal von der Schippe zu springen.

Zweite Chance

Danach ist die Welt jedoch nicht mehr dieselbe: Die japanische Hauptstadt liegt nicht nur in Trümmern, sondern wird Opfer einer Invasion dämonischer Wesen, die mordend durch die Straßen ziehen. Die einzige Chance auf Gegenwehr scheint eine Handy-App, die es den Nutzern erlaubt, ihrerseits Dämonen zu beschwören und zu befehligen. Auch die drei Schulkameraden versuchen auf diese Weise am Leben zu bleiben und mehr über die bizarre Bedrohung in Erfahrung zu bringen.

Neben Tokio verschlägt es einen dieses Mal auch in andere japanische Städte wie Nagoya oder Osaka, die ebenfalls mit Erdbebenfolgen und Dämonenangriffen zu kämpfen haben. Ortswechsel und Schlüsselmomente sind erzählerisch vorgegeben, die Wege dorthin aber sehr frei wählbar, verschiedene Spielenden möglich.

Dieses Mal stehen neben Tokio auch noch andere Städte auf dem dämonischen Reiseplan.
Jede halbe Stunde gilt es einen Ort oder ein Ereignis auszuwählen, dem man nachgehen möchte, was wiederum weitere Wege öffnen oder versperren kann. Auch Charakterbeziehungen werden dadurch beeinflusst, was u. a. Widerstandskräfte steigern oder zusätzliche Spielfunktionen freischalten kann. Die Liste an möglichen Aktionen passt sich der Uhr sowie getroffenen Entscheidungen stets dynamisch an.

Ein Land im Chaos

Kampfeinsätze stehen dabei ebenfalls immer wieder auf der Tagesordnung - mal freiwillig, mal unausweichlich. Die Gegner sind meist Dämonen, aber auch aggressiven Plünderern und Straßengangs muss hin und wieder in klassischer Rundenmanier Einhalt geboten werden. Die angenehm knackigen Auseinandersetzungen finden erneut auf quadratisch gerasterten Schlachtfeldern statt, über die man aus isometrischer Perspektive bis zu vier Teams dirigiert. Die bestehen aus maximal drei Figuren - einem menschlichen Anführer und bis zu zwei dämonischen Begleitern, die sich beliebig auswechseln lassen.

Während die Fähigkeiten der Dämonen vorgegeben sind, kann man die der menschlichen Anführer frei aus einem stetig wachsenden Pool an aktiven und passiven Fertigkeiten, die sich aus Gegnern oder erbeuteten Speicherkarten extrahieren lassen, auswählen. Auch die wieder eine zentrale Rolle einnehmenden elementaren Stärken und Schwächen lassen sich so beeinflussen, Teams und Anführer an die unterschiedlichsten Situationen anpassen. Nutzt man die angegebenen Schwachpunkte seiner Kontrahenten gezielt aus, kann man nicht nur härter, sondern auch öfter zuschlagen, was spätestens bei Bosskämpfen überlebenswichtig wird. Zugfolge und Gegnerreichweiten sind ebenfalls jederzeit einsehbar.

Individuelles Taktieren

Der Spielstand lässt sich auch zu jeder Zeit speichern, der Schwierigkeitsgrad in zwei Stufen festlegen. Auf der leichteren darf man sogar nach einer Niederlage alle bis dahin gesammelten Charakterfortschritte behalten und den Kampf damit neu starten. Zudem lassen sich jederzeit Trainingskämpfe ohne Zeitverlust absolvieren über die man seine Charaktere ebenfalls weiterentwickeln und so irgendwann jeden Stolperstein oder Geldmangel meistern kann. Denn auch Dämonen verschlingen bare Münze.

Um neue Dämonenbegleiter zu rekrutieren, muss man an immer kostspieligeren Auktionen teilnehmen oder selbst zum Züchter werden. Doch auch dann sind immer wieder Investitionen nötig, da die Zahl der eigenen Dämonen durch Fusionen stetig abnimmt und bei bestimmten Züchtungen sogar Gebühren anfallen.

Die Ausnutzung elementarer Schwachstellen ist das A und O in den Rundenkämpfen.
Besonders teuer wird's, wenn man seine besten Exemplare in geklonter Form immer wieder verwenden möchte. Die Möglichkeiten der Dämonenzucht sind jedenfalls enorm. Manche Spezies sind sogar ausschließlich durch Fusionen erreichbar.

Dämonen nach Maß

Wie ihre menschlichen Führer entwickeln sich auch Dämonen mit gesammelter Erfahrung weiter: Charakterwerte steigen, neue Fertigkeiten kommen hinzu. Welche weitervererbt werden sollen, kann der Züchter individuell mitbestimmen und so immer speziellere Exemplare schaffen. Da im Kampf besiegte Dämonen direkt ausgetauscht werden können, ist der Platz auf der Ersatzbank natürlich begrenzt. Nach gewonnener Schlacht werden dann alle Verletzungen und KO gegangenen Kombattanten automatisch geheilt. Abseits der Kämpfe getroffene Entscheidungen können hingegen auch permanente Todesopfer fordern.

Dank vollständig vertonter Dialoge werden die Charaktere angenehm greifbar, nur der eigene Spielcharakter bleibt trotz aller Entscheidungsgewalt leider gänzlich stumm und wirkt so wie ein Fremdkörper in der redseligen und immer größer werdenden Widerstandsgruppe. Schade ist auch, dass das Spiel komplett auf Englisch ist - es also weder eine Option auf japanischen Originalton, noch deutsche Untertitel gibt. Auch Dualscreen- und 3D-Funktion werden nicht optimal genutzt. So verfügen manche Sequenzen über gar keine Tiefenwirkung, während andere halb 2D und halb 3D sind oder einer der beiden Bildschirme einfach leer bleibt.

Licht und Schatten

Nichts zu meckern gibt es hingegen beim Umfang. Neben dem Originalspiel hat man für die Neuauflage gleich noch ein zusätzliches Abenteuer mit neuen Bedrohung, Dämonen und Fähigkeiten integriert, was den Umfang nahezu verdoppelt und die Spielzeit auf über hundert Stunden anwachsen lässt.

Die Entwickler haben der Neuauflage gleich noch eine zweite Dämoneninvasion spendiert.
Löblich ist dabei, dass man auch die chronologisch später angesiedelte Kampagne vorziehen kann, wodurch Kenner des DS-Originals den ersten Einsatz überspringen und direkt in die Fortsetzung einsteigen können. Wer will, kann die wichtigsten Ereignisse anhand einer kurzen Zusammenfassung auch nochmals Revue passieren lassen, was auch am Ende jedes Spieltags angeboten wird und besonders nach längeren Spielpausen sehr praktisch sein kann.

Wer Spot- und StreetPass aktiviert, kann dadurch zusätzliche Boni und Fusionsmöglichkeiten erhalten. Zudem stehen eine Reihe kostenloser sowie kostenpflichtiger Kampfherausforderungen als DLC bereit. Schwere technische Mängel wie beim Vorgänger scheint es dieses Mal hingegen glücklicherweise nicht zu geben, so dass wir den Kauf interessierten Dämonenstrategen in dieser Hinsicht uneingeschränkt empfehlen können.

Fazit

Nach dem mit erheblichen Mängeln behafteten Fehlstart von Overclocked unter Ghostlights Fittichen, haben Atlus und NIS America mit Record Breaker eine saubere technische Umsetzung des 3DS-Remakes von Devil Survivor 2 abgeliefert. Darüber hinaus wartet Teil zwei der dämonischen Rundentaktik mit noch gewaltigerem Bonusinhalt auf: Statt eines zusätzlichen Kapitels hat man der Neuauflage dieses Mal gleich ein zweites Abenteuer hinzugefügt, das mit neuer Bedrohung an die Originalereignisse anknüpft und den ohnehin schon gewaltigen Spielumfang nahezu verdoppelt. Englisch vertonte Dialoge sind ebenfalls wieder mit von der Partie und wer will, kann direkt mit der Zusatzkampagne beginnen. So werden selbst Kennern der DS-Vorlage genug Anreize für einen zweiten Trip ins apokalyptische Japan geboten. Für deutsche Untertitel, optionalen Originalton sowie eine durchgehende 3D- und Dualscreen-Nutzung hat's hingegen wieder nicht gereicht. Taktik-Rollenspielfans, die darauf verzichten können, werden jedoch sehr lange sehr gut unterhalten - vor allem, wenn sie auf bizarre Szenarien, spannende Situationen und spielerische Freiheiten stehen.

Pro

  • knackige Rundentaktik
  • bizarres Endzeit-Setting
  • individueller Spielverlauf
  • vielfältige Dämonenzucht
  • exklusives Zusatzabenteuer
  • vollständig vertonte Dialoge

Kontra

  • Spiel komplett auf Englisch
  • stumm gehaltener Protagonist
  • mäßige 3D
  • & Dualscreen-Nutzung

Wertung

3DS

Klasse Neuauflage der dämonischen Rundentaktik - dieses Mal ohne schwerwiegende Bugs.