The Legend of Zelda: TriForce Heroes - Test, Action-Adventure, 3DS

The Legend of Zelda: TriForce Heroes
23.10.2015, Jan Wöbbeking

Test: The Legend of Zelda: TriForce Heroes

Schlagkräftige Dreifaltigkeit

Nintendo will wieder Zelda-Fans zusammenbringen: Zehn Jahre nach Four Swords Adventures stürzen sich die Zipfelmützen-Krieger erneut in rätselreiche Koop-Abenteuer. Statt vier dürfen diesmal nur drei Spieler loslegen – im Gegenzug können sie sich zu einer Menschenpyramide auftürmen. Vergnügliches Teamwork oder chaotisches Gekabbel? Die Antwort gibt der Test.

Als Grundlage dient die Engine und Aufmachung von The Legend of Zelda: A Link Between Worlds, welches vor zwei Jahren den Super-Nintendo-Klassiker A Link to the Past gelungen fortsetzte. Auch diesmal sieht man die schlicht gehaltene 3D-Welt aus einer leicht geneigten Vogelperspektive. Spielerisch hat das Gewusel der drei Koop-Krieger aber nur sehr bedingt mit dem letzten Teil zu tun: Statt das Grüppchen auf ein ausgiebiges Abenteuer zu schicken, begibt sich das Trio auf rund fünf- bis zwanzigminütige Kurzausflüge in monsterverseuchte Dungeons, rätselreiche Grabstätten oder auf eisige Berggipfel. Dort dreht sich alles um das Lösen von Rätseln in kleinen Arealen und den Kampf gegen herumwuselnde Feinde. Wer weder Freunde noch einen WLAN-Router in der Nähe hat, kann auch alleine losziehen. Da die Koop-Rätsel dadurch meist deutlich mühsamer werden, sollte man sich aber möglichst Gesellschaft suchen. Nintendo bietet erfreulich viele Möglichkeiten: Ideal sind natürlich drei Handheld-Besitzer, die das Spiel gekauft haben und nach einem Ausflug von den Belohnungen profitieren. Im Grunde langt es aber, wenn einer das Spiel besitzt und es den anderen kurzfristig per Download zur Verfügung stellt. Nach wenigen Sekunden kann es schon losgehen.

Schnellschuss oder vollwertiges Koop-Zelda?

Kooperation ist das A und O.
Statt einfach nur einen Mix aus Monsterkloppen und gewöhnlichen Puzzles abzuliefern, konzentrieren sich die Entwickler angenehm stark auf die Menschenpyramide: Eine Fackel hängt zu hoch an der Wand? Schnappt euch einfach per A-Knopf eure Kollegen und hievt sie auf die Schultern. Wichtig ist in diesem Fall, dass der Bogenschütze ganz nach oben kommt. Nur er kann den entzündlichen Pfeil durch die bereits lodernde Fackel schießen, um eine zweite zu entzünden. Schon klingelt die bekannte Lösungs-Melodie aus dem Lautsprecher und das Tor hebt sich rumpelnd in die Höhe. Auch die cool designten Bosse wie eine Riesenschlange sind motivierend auf den Balance-Akt zugeschnitten. Ein transparenter Elektro-Blob z.B. weicht mit Hilfe seiner wabbeligen Waberfähigkeiten immer wieder in die Höhe aus. Um seine pulsierende Schwachstelle zu treffen, müssen sich mal zwei, dann wieder drei Spieler auftürmen.

Den gepanzerten Boss Margoma kann man auch an einen Vorsprung locken. Donnert er schließlich dagegen, öffnet sich seine Klappe, aus der sich mit Hilfe einer Bombe das empfindliche Auge sprengen lässt. Auch dieser Kampf ist schön inszeniert, manchmal funkt allerdings die Steuerung dazwischen. Mit dem Analogstick lässt sich in der Hektik nicht immer präzise genug zielen, so dass einige Pfeile oder Bomben ins Leere zischen. Manchmal dreht sich die Figur noch im letzten Augenblick weg. Dramatisch ist das nicht, mehr Feintuning hätte der Handhabung aber gut getan – zumal man auf den schmalen Plattformen ohnehin oft versehentlich einen Partner aufhebt.

David-Trio gegen Goliath

Welches Kostüm darf's sein?
Wenn alle gut zusammenarbeiten, entfaltet sich meist ein schöner Rätselfluss. Ein Krieger bugsiert seinen Partner über den Abgrund, der ihn kurz danach mit einem Boomerang oder Greifhaken nachholt. Der Haken kommt ähnlich wie in Jotun auch auf Flößen zum Einsatz; hier sind die Rätsel allerdings cleverer designt. Oft muss man zuerst vom Kollegen auf den passenden Holz-Untersatz geschleudert werden, damit man das Floß aus dem richtigen Winkel zu ihm ziehen kann. In einer beschaulichen Wasserwelt türmt man immer wieder Wassersäulen auf, die kurzzeitig einen Steg zum gegenüberliegenden Ufer bilden. Oder man schiebt mit dem Strudel ein Wasserrad an, welches die Partner ans Ziel befördert.

Die für die Levels nötigen, teils gemischten Gadgets finden sich am Level-Anfang. Darüber hinaus kann man sich aber auch alberne Kostüme schneidern lassen, die dem Helden kleine Spezialfähigkeiten verleihen. Der Goronen-Anzug z.B. gestaltet die Durchquerung der Vulkan-Welt eine ganze Ecke einfacher, weil man mit ihm einfach durch die Lava schwimmen kann. Ein rosa Prinzesschen-Kleid erhöht die Chance, dass beim Zerdeppern von Pötten Herzchen erscheinen, der Hammer-Panzer erhöht die Stärke des Hammers, usw. An den zum Schneidern nötige Stoff gelangt man am Ende der Dungeons.

Nützliche Gadgets

Der menschliche Totempfahl in Aktion.
Wer nebenbei genügend Rubine zusammenrafft, kann sich außerdem beim wechselnden Angebot des Dorf-Händlers bedienen. Leider dreht sich auch die Story komplett um die Mode-Begeisterung in Textilia. Eine stillose Hexe aus dem Lumpenland hat die Prinzessin dazu verflucht, keine hübschen Kleider mehr tragen zu können – und auch die Bevölkerung darf sich Gerüchten nach nicht mehr herausputzen. Mich haben die faden Smalltalk-Dialoge nicht im Geringsten interessiert; zum Glück drängt sich die Story aber nicht zu sehr auf.

Deutlich besser gefallen haben mir die albernen Ohrwurm-Melodien wie das Opern-Geträller der örtlichen Schneiderin. Auch während der Action werden die Kulissen von eingängigen Melodien untermalt. Die visuelle Umsetzung passt ebenfalls: Die Kerker, Berggipfel und Naturlandschaften sehen auf den ersten Blick zwar karg aus, erzeugen mit wehenden Schneeflocken und anderen Details aber eine idyllische Atmosphäre. Die sanfte Beleuchtung und kleine Spiegelungen lassen den räumlichen Effekt noch glaubwürdiger wirken. Allgemein sieht die Kulisse mit aufgedrehtem 3D-Regler eine ganze Ecke hübscher aus - außerdem lassen sich Abstände dann leichter einschätzen.

Ein starker Dämpfer ist die schwache Online-Umsetzung, die gerade durch den Koop-Fokus negativ auffällt. Rund die Hälfte meiner Matches litt unter starken Lags, so dass meine Figur nur träge und verzögert durch die Landschaft schlich. Leider lässt sich in der Spieler-Suche nicht einmal die Region festlegen. Ein weiteres Problem ist, dass vor Ende der Runde manchmal die Verbindung abbricht oder jemand absichtlich die Runde verlässt. In beiden Fällen war die bisherige Session für die Katz. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss sich also altmodisch mit Freunden oder in lokalen Foren absprechen. Veraltet wirkt auch das Chat-System mit einer Hand voll Emoticons. Es ist zwar lustig, am Bildrand mit dem Pom-Pom-Link einen rhythmischen Tanz hinzulegen, die wenigen Icons können einen Text- oder Voice-Chat aber nicht ersetzen. Für die wichtigsten Befehle wie „Hierher!“, „Heb mich hoch!“ oder „Setz das Item ein!“ reicht es aber. Ein wenig nervig ist auch, dass ich online zwar die Welt, aber kein spezielles Level auswählen darf. Stattdessen wird stets zwischen den Wünschen der drei Teilnehmer ausgelost. So kann es passieren, dass man einen Schauplatz gleich dreimal besucht oder zum Abbruch gezwungen wird. Für ein wenig Extra-Motivation sorgen aber immerhin die Belohnungen am Ende, die neue Kostüme ermöglichen.

Schon wieder Online-Probleme

Vorsicht, geladen!
Eine echte Überraschung gibt es im nicht sauber entwickelten Drahtlos-Spiel: Sogar hier bemerke ich manchmal eine leichte Verzögerung! Im Spiel fällt sie zwar nur selten auf, peinlich ist es trotzdem. Besser gelungen ist die Ausstattung:  Im lokalen Download-Spiel können Gäste ihre Freischaltungen sogar lokal speichern. Wenn sie mit dem Gedanken spielen, das Spiel später auch noch zu kaufen, können sie dann gleich am gespeicherten Punkt weitermachen. Ein Mix aus zwei Spiel-Besitzern und einem lokalen Gast ist ebenfalls möglich. Eine wichtige Einschränkung gibt es allerdings: Es müssen sich stets drei 3DS-Besitzer versammeln. Zu zweit darf man nicht loslegen. Auch online darf man nur zu dritt spielen – entweder mit Freunden oder mit Fremden aus der Spielersuche. Schade, dass Nintendo hier keine Alternative mit einem Bot oder Doppelgänger anbietet.

Licht und Schatten

Wer alleine spielt, muss damit leben, dass die Rätsel nur bedingt auf Einzelgänger ausbalanciert wurden. Per Knopfdruck wechsle ich dann zwischen meinem Helden und zwei Doppelgängern, die sonst leblos in der Gegend herumstehen. Zum Glück nehmen die inaktiven Partner keinen Schaden. Manchmal muss ich sie aber hektisch vor herbei rollenden Lawinen oder anderem Unheil retten, welches sie sonst in den Abgrund reißen würde. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Levels im Alleingang ungefähr doppelt so lange dauern, weil ich immer wieder die leblosen Kollegen hinterher holen muss. Unter Zeitdruck kann es ganz schön knifflig werden, eine Wassersäule zu bauen und sie rechtzeitig mit dem Rest des Teams zu überqueren. Im Alleingang ist das Abenteuer also ein ständiges Wechselbad der Gefühle: Gemütliches Knobeln mit Aha-Momenten wechselt sich immer wieder mit nervigen Momenten ab, in denen Zeitlimits und die leblosen Doppelgänger den Spieler ausbremsen.

Fazit

The Legend of Zelda: TriForce Heroes wirkt auf mich, als hätte Nintendo dem Spiel nicht die Zeit gegönnt, die es verdient hätte. Die Rätsel wurden zwar schön auf die Gadgets und den Menschenturm abgestimmt - einige Probleme bei Balance und Technik dämpfen aber immer wieder den Spaß. In einem derart auf Koop ausgerichteten Spiel darf es online einfach nicht so oft zu Lags kommen! Und wenn die Entwickler schon die Technik nicht im Griff haben, sollten sie mir wenigstens die Möglichkeit geben, Mitspieler aus der Region zu suchen oder mehr Einfluss auf die Level-Wahl zu nehmen. Auch im Alleingang wird es oft mühsam, weil die Puzzles nicht gründlich genug auf Einzelkämpfer abgestimmt wurden. Im drahtlosen Spiel hatte ich trotz kleiner Steuerungs-Macken aber viel Spaß am Knobeln, Kämpfen und Herumalbern. Allein schon das Wegschmeißen der Partner, die Chat-Icons und andere Spielereien bieten viel Raum für lustige kleine Nicklichkeiten und ein erhebendes Gemeinschaftsgefühl, wenn man einen der fetten Bosse niedergestreckt hat. Auch bei gewöhnlichen Rätseln entfaltet sich meist ein schöner Spielfluss. Wer genügend 3DS-Besitzer im Freundeskreis hat, kann also ruhig zugreifen – alle anderen sollten überlegen, wie sehr ihnen die genannten Einschränkungen und Technik-Probleme auf die Nerven gehen.

Pro

  • ideenreiche Rätsel rund um den Turm aus bis zu drei Spielern
  • schön eingesetzte Extras wie Bumerangs, Greifhaken und Wassersäulen
  • abwechslungsreicher Soundtrack mit Ohrwurm-Melodien
  • motivierendes Freischalten von Kostümen mit Perks
  • spannende Kämpfe gegen cool designte Bossmonster
  • lustige Emoticons für schnelle Chat-Kommandos...
  • Koop lokal, per Download-Spiel und im Netz möglich
  • Freischaltungen aus Download-Spiel lassen sich in Vollversion übernehmen
  • 3D-Effekt passt gut zur Perspektive und lässt Kulissen idyllischer wirken

Kontra

  • Ziel-Steuerung etwas unpräzise
  • rund die Hälfte unserer Koop-Spiele litten unter Lags
  • sogar bei lokaler Drahtlos-Verbindung minimale Verzögerung spürbar
  • Level-Wahl lässt sich online nur sehr bedingt beeinflussen
  • auf Koop ausgelegte Rätsel sind im Alleingang oft mühsam
  • ...zu wenige Emoticons können Voice
  • oder Textchat nicht kompensieren
  • nicht zu zweit spielbar
  • nur alleine oder zu dritt
  • fade Rahmenhandlung um verfluchtes Mode-Königreich
  • langweilige Smalltalk-Dialoge in Textkästchen

Wertung

3DS

Die Puzzles passen gut zu Gadgets und Menschenpyramide. Online- und Solo-Spiele leiden aber unter Macken bei Technik und Balance.