Call of Duty: Black Ops 3 - Test, Shooter, 360, PlayStation4, PlayStation3, XboxOne, PC
Neu ist der futuristische Ansatz natürlich nicht: Bereits in Modern Warfare 2 bekriegte man sich mit Entwicklungen aus der Forschungsabteilung und in Advanced Warfare gab es bereits agile Exo-Skelette und Drohnenschwärme. Diesmal greifen die Krieger mit Stöpsel im Hirn aber noch exzessiver auf technische Gadgets zu, um gegnerische Kampfroboter und Soldaten zu überlisten. Die Geschichte spielt 40 Jahre nach den wilden Kapriolen von Teil 2. Dem Namen entsprechend kämpft mein Alter Ego in einer verdeckten Einheit, die vor einer Einsatzbesprechung den Satz zu hören bekommt, dass es sie im Fall eines Scheiterns natürlich nie gegeben hat. Kurz nachdem ich mir im Charakter-Editor einen eigenen Krieger gebastelt habe, wird er am Ende meines ersten Einsatzes auch schon wieder auseinandergepflückt: Ein an einen nackten Terminator erinnernder Roboter der tyrannischen Organisation NRC rupft mir fein säuberlich die Arme und Beine aus – als wäre ich nur ein Gänseblümchen. Auch mein Vorgesetzter John Taylor nimmt meine Tortur erstaunlich leicht: Mit einem Blick, der sagt „Hey, ist doch nur ein Kratzer“ rettet er mich vor dem Todesstoß der rabiaten Blechbüchse und beruhigt mich dann mit den Worten „Das kriegen wir schon wieder hin. Du musst nur durchhalten.“
Fast wie beim Terminator
Fünf Jahre später höre ich sogar immer wieder die Stimme eines Hypnotiseurs, der beruhigend auf mich einredet und immer wieder einen mysteriösen „vereisten Wald“ erwähnt. Was will er mir damit sagen? Dieser Frage muss ich wohl oder übel unterwegs auf den Grund gehen, denn ich begebe mich im Dienste der CIA mit meinem Team nach Singapur, wo eine gewaltige Katastrophe einen kompletten Stadtteil verwüstet und 300.000 Menschenleben gekostet hat. Steckt tatsächlich das brutale Verbrechersyndikat dahinter, welches die abgeriegelte Zone beherrscht? Und warum will sich ein ehemaliger Partner im Stil von Edward Snowden mit einem riesigen Daten-Leak gegen die Organisation wenden? Wie immer in der Serie offenbaren sich natürlich allerlei Geheimprojekte, bei denen im Hintergrund die Fäden gezogen werden. Bezugspunkte zu den Vorgängern gibt es nur wenige, z.B. die weltweite Drohnenabwehr, die nach der verheerenden Hacker-Attacke des Schurken Raul Menendez entwickelt wurde.
Wo oder was ist der vereiste Wald?
Das Kernstück des Story-Modus sind natürlich wieder normale Shooter-Einlagen. Diesmal sind die Levels aber ein wenig breiter gebaut als früher und bieten erfreulich viele Schleichwege und Schlupfwinkel. Wenn ich auf der Ölplattform herum flitze oder mich durch die vor Terroristen wimmelnden Hallen ballere, zeigt mir mein DNI mit rot und gelb eingefärbten Flächen an, welcher Gang gerade am heftigsten unter Beschuss steht – und wo ich mich effektiver vorbei mogeln kann. Hier kommen auch die Gadgets zum Einsatz. Einfach ein feindliches Geschütz hacken und schon lässt sich ein lästiger Gegnerpulk aus dem Weg rotzen. Auch die zweibeinigen Blecheimer kann ich auf mannigfaltige Weise manipulieren. Mal reiße ich ihnen im Nahkampf die Batterie heraus, um sie wie eine Granate auf einen anderen „Terminator“ zu schleudern – später sprenge ich die Energiezelle eines anderen Roboters per Fernzündung, wodurch die Explosion auf die herumstehenden Exemplare übergreift. Wichtig dabei ist lediglich, dass Sichtkontakt besteht und die selbstaufladende Energieanzeige für meine Gadgets gefüllt ist.
Schießbude oder taktische Gefechte?
Außerdem setzt das Level-Design die technischen Tricks zu selten voraus: Im Kampf gegen die meist stupide KI komme ich meist auch mit altmodischer roher Gewalt ans Ziel. Ab und zu lege ich mit gezielten Treffern das Abwehr-System eines großen Mechs lahm; oft bleiben die Gegner aber kaum mehr als Kugelschwämme. In Ausnahmefällen kommt es sogar zu regelrechten Aussetzern, bei denen mich Widersacher nicht mehr angreifen oder den Boden mit Blei vollpumpen. Oft gestalten sich die Schießereien im Vergleich zu Halo 5 also etwas monoton, zumal es kaum Bosskämpfe gibt. Zwischendurch kommt aber auch mal richtige Massenschlacht-Atmosphäre auf – z.B. auf großen Plätzen in Kairo, Zürich oder Singapur, wo ich zwischen Massen zäher Gegnern umher sprinte. Zum Schluss wird außerdem die Geschichte wieder spannender, weil immer mehr Ungereimtheiten aufgeklärt werden und der Spannungsbogen auf gelungene Weise anzieht. Im Laufe des Spiels hadert mein Alter Ego immer häufiger mit seinen Sinnen: Hat er noch die Kontrolle über sein DNI? Bilden er oder seine Kollegen sich manche Dinge nur ein?
Manchmal langt auch altmodische Gewalt
Mitten im Kampf statte ich immer wieder einer der mobilen Waffenkisten einen Besuch ab, an denen ich meine Ausrüstung passend zur Situation wechsle. Erst mal ein paar Sniper mit dem Scharfschützengewehr aus dem Weg räumen und dann geht es mit Sturmgewehr und Panzerfaust ab zu Mechs und Robotern. Zwischen den Missionen lassen sich die Loadouts ähnlich wie im Multiplayer zusammenstellen und mit Aufsätzen erweitern. In einer kleinen Werkstatt kann man sich die liebevoll modellierten Bleispritzen bis ins Detail zusammenstellen und mit eigenen Designs versehen – auch für den Spieler werden alternative Klamotten freigeschaltet. Um die Spezial-Wummen in der Kampagne oder im Multiplayer einzusetzen, muss man allerdings die eingebauten Teile schon freigeschaltet haben. Die Charaktermodelle und Gesichter können sich durchaus sehen lassen, ihre abrupten Animationen wirken aber oft etwas angestaubt. Auch überschaubare Kulissen wie die Basen sind detailverliebt eingerichtet, in den langen Gängen anderer Labors bekommt man dagegen hässlich kahle Wände und gelegentlich auch unscharfe Texturen zu Gesicht.
Bleispritzen-Bastelstunde
Ein wichtiger Teil bleibt natürlich der Multiplayer-Modus, in dem sich bis zu 18 Spieler bekriegen. Ähnlich wie in Advanced Warfare geht es hier ebenfalls derart schnell zu, dass wortwörtlich jedes Blinzeln den Tod bedeuten kann. Ein kleiner Boost verlängert den Sprung, zwischendurch flitzt man wie in Titanfall immer wieder an der Wand entlang. Die Tricks lasen sich sogar in einem netten kleinen Parcours-Modus mit Bestenlisten üben und sorgen für ein derart schnelles Spielgefühl, dass die Akklimatisierung nach zwei Wochen Halo 5 gar nicht so leicht fällt. Für etwas frischen Wind sorgen außerdem die Spezialisten, die der Schlacht mehr Persönlichkeit verleihen.
Der Multiplayer der Zukunft?
Oder man entscheidet sich für für Battery und ihren Granatwerfer. Die dicken Geschütze lassen sich allerdings nur ab und zu auffahren: Sind genügend Punkte aufs Konto gewandert oder Sekunden verstrichen, wird die Spezialfähigkeit mit L und R aktiviert. Für jeden Spezialist lässt sich auch eine alternative Fähigkeit freischalten. Battery läuft nach Knopfdruck z.B. kurzzeitig besonders stark gepanzert übers Feld. Auch ein Roboter mit einer temporären Minigun ist dabei. Schleicher greifen zu Spectre, der sich unsichtbar macht oder mit der Klinge im Nahkampf zuschlägt. Man muss sich natürlich erst einmal daran gewöhnen, die Spezialattacken sinnvoll und zur rechten Zeit einzusetzen, bislang empfinde ich sie aber als schöne Ergänzung, um zwischendurch auch ohne Score-Streaks härter zuzuschlagen. Außerdem macht es natürlich Spaß, mit Kombinationen aus Specialists und Ausrüstung zu experimentieren. Das Loadout wird nämlich nach wie vor unabhängig von der Wahl des Spezialisten gewählt. Wie in Black Ops 2 stellt man sich pro Klasse zehn Elemente zusammen - inklusive Visieren, Aufsätzen, Zweitwaffe, Granaten und Perks. Im verfeinerten Waffen-Editor kann man seine Lieblinge sogar mit speziell designten Einzelteilen ausstatten. Auch die Zusammensetzung der Score-Streaks, die man sich im Match mit Kills und Punkten verdient, lässt sich im Laufe der Zeit individualisieren: sie reichen von Aufklärungs- und Konter- Drohnen über Care-Pakete bis hin zu einem fiesen kleinen Luftkissenfahrzeug, einer Hellstorm-Rakete oder Bombardierung aus der Luft.
Welcher Spezi darf's sein?
Die 13 kleinen bis mittelgroßen Karten gefallen mir zum Großteil gut und wirken mit ihren kräftigen Farben und hübschen kleinen Wettereffekten sogar recht idyllisch und etwas lebendiger als in den Vorgängern. Das Gesamtbild sieht zwar trotzdem lange nicht so realistisch aus wie die Schlachtfelder in Battlefield 4, aber immerhin läuft alles stets in butterweichen und augenfreundlichen 60 Bildern pro Sekunde ab.
Idyllische Schlachtfelder
Erfreulich ist, dass es ähnlich wie in Halo 5 einen kompetitiven „Arena“-Bereich gibt, in dem man in den Rängen auf- und absteigt. Hier können die Spieler auch bestimmte Vorgaben für erlaubte Waffen und Spezialisten regulieren. Der Modus ist in einen „Moshpit“ für lockere Spiele und einen ernsthafteren Bereich unterteilt. Ab und zu erlebten wir allerdings technische Probleme bei der Spielersuche. In den gewöhnlichen Matches gab es ebenfalls immer wieder mal Fehler vor einer Runde: Mal packte das Matchmaking zu wenige oder viele Spieler in eine Lobby, im kooperativen Zombie-Modus hing sich das Spiel auch schon mal komplett auf. Meist liefen unsere Matches aber ganz normal und angenehm flüssig. Nur ab und zu kommt es zu nicht sichtbaren Lags, in denen die eigentlich abgefeuerten Salven in der Killcam nicht beim Spieler ankamen – und ganz selten zuckelte auch mal ein Gegner ruckartig übers Feld. Deutlich ärgerlicher sind die technischen Probleme in der Kampagne: Wer wie ich zwischendurch auch mal kooperativ spielen will, muss sich nämlich auch für den Story-Modus eine Online-Spielstand anlegen. Ab und zu sind allerdings Activisions Server nicht erreichbar, und dann kann man auch offline nicht mehr am letzten Speicherstand weitermachen. Wer das Problem umgehen will, kann alternativ einen eigenen Offline-Spielstand nutzen – mit ihm darf man später allerdings nicht mehr kooperativ im Netz zocken.
Für alle etwas dabei?
Fröhliches Zombie-Gemetzel
Technische Macken auf PC und Xbox One
Fazit
Wer hätte das gedacht: Obwohl ich das Ende von Call of Duty: Black Ops 3 bereits vor einer Weile gesehen habe, geistert mir die Geschichte noch immer im Kopf herum. Es ist ein bisschen wie nach einem Film von Christopher Nolan, wenn man am nächsten Tag noch mit den Kollegen über Deutungen und versteckte Hinweise diskutiert. Zu Beginn ist der Overkill neuer Figuren und Wendungen etwas zu viel des Guten. Außerdem klingen viele Dialoge vor allem in der deutschen Vertonung zu platt und bemüht cool. Das Ende hat allerdings dafür gesorgt, dass ich frühere Kapitel beim zweiten Anlauf plötzlich mit anderen Augen sah. Spielerisch bleibt mir Treyarch aber zu konservativ: Angenehm verwinkelte Areale und zahlreiche Gadgets machen die Action zwar variantenreicher, das Level-Design fordert die coolen Spielereien aber viel zu selten. Stattdessen verlässt sich die Kampagne zu oft auf simple Schießbuden-Gefechte mit schwacher KI und wilde Railshooter-Einlagen, die bei weitem nicht mehr so beeindrucken können wie früher. Auch der Mehrspieler-Part erzeugt gemischte Gefühle: Von kleinen Technik-Problemen abgesehen laufen die blitzschnellen Gefechte meist sauber und flüssig. Trotz Akrobatik und motivierender Experimente mit den neuen Spezialfähigkeiten der Specialists fühlt sich die Action aber nicht so aufregend an wie z.B. das gewagtere "Kriegsgebiet" in Halo 5. Es mangelt einfach an frischen und kreativen Modi – immerhin stimmt aber der Umfang: Dank einer kompetitiven „Arena“, einem detailverliebten Zombie-Modus sowie einer geheimen Bonus-Kampagne wird man auch nach der acht bis neun Stunden langen Story noch eine ganze Weile unterhalten. Als PC-Besitzer wird man allerdings enttäuscht: Die schlechte Umsetzung läuft nur auf Highend-Karten mit viel Grafikspeicher flüssig - gerade im Vergleich zum verhältnismäßig genügsamen Battlefield ist das einfach schwach.
Pro
- viele coole Gadgets und Spezialfähigkeiten...
- interessante Rahmenhandlung um Experimente an Gehirn und Technik
- bizarre Traumsequenzen werfen die Frage auf, was noch real ist
- Ende lässt angenehm viel Interpretationsspielraum
- verwinkelte Areale eröffnen schöne Alternativwege
- detailreiche Charaktermodelle
- einige liebevoll ausstaffierte Kulissen, z.B. im Zombie-Modus
- großer Umfang mit Story, Geheim-Kampagne, Zombie-Modus und mehr
- Online und Splitscreen-Koop mit vier bzw. zwei Spielern
- in geheimer Kampagne spielen sich bekannte Levels erfreulich anders
- blitzschnelle Mehrspieler-Matches mit griffiger Steuerung und akrobatischen Tricks
- Fähigkeiten der Spezialisten bringen frischen Wind in den Multiplayer
- separate Arena für kompetitive Matches
- fein modellierte Waffen lassen sich bis ins Detail anpassen
- cooler Zombie-Modus mit eigenem Level-System
- nette kleine Trainings-Modi für Parcours und Gefechte
Kontra
- ...Level-Design fordert die teils ähnlichen Technik-Tricks aber zu selten
- patriotische Militär-Floskeln wirken oft aufgesetzt
- viele hässlich kahle Areale wie in der Wüste oder im Labor-Keller
- schwache Gegner-KI, manchmal sogar mit Totalausfällen
- Animationen wirken oft abgehackt und altbacken
- kraftloser Soundtrack düdelt meist unbeteiligt und kraftlos vor sich hin
- deutsche Synchro oft falsch betont
- seltene Bugs und Soundaussetzer
- umständliches Spielstand-Management, manchmal mit Verbindungsfehlern
- gelegentliche Verbindungsprobleme im Matchmaking
- kaum neue Mehrspieler-Modi mit interessanten frischen Regeln
- zu starkes Auto-Aim auf Konsole
- manchmal kleine Lags
- Story in geheimer Kampagne wirkt ziemlich trashig
- starke Ruckler und Slowdowns auf Mittelklasse-Grafikkarten (PC)