Starpoint Gemini 2 - Test, Action, XboxOne, PC

Starpoint Gemini 2
15.12.2015, Mathias Oertel

Test: Starpoint Gemini 2

Im Weltraum hört dich keiner warten

Weltraum-Opern und Konsolen müssen sich nicht mehr ausschließen. Nachdem Elite: Dangerous bereits auf Xbox One erhältlich ist, kann man sich die Wartezeit auf die Konsolenumsetzung von Rebel Galaxy mit Starpoint Gemini 2 (ab 30,95€ bei kaufen) vertreiben, das letztes Jahr bereits auf PC erschien. Oder sollte man vielleicht doch lieber die Finger von der großen Leere des Alls lassen? Der Test gibt die Antwort.

Man muss viel Geduld mitbringen, wenn man mit Starpoint Gemini 2 Spaß haben möchte. Nicht nur, weil das Tutorial dieser Weltraum-Oper wie der Rest der Präsentation staubtrocken gehalten wurde. Oder weil die komplexe Steuerung des Raumschiffes viel Lesen sowie fitzelige Einarbeitung seitens des Spielers erfordert. Sondern auch, weil man viel Zeit damit verbringt, durch die Leere des Alls zu düsen, die zwar immer wieder von Sternen, Planeten, Asteroidenfeldern, Weltraumschrott, Nebeln usw. aufgebrochen wird, aber trotzdem ein Gefühl der Einsamkeit nicht verbergen kann. Dass einem die Navigation vom Autopiloten abgenommen wird, macht das Warten auf die Zielankunft nicht angenehmer. Auch wenn sich dank der neuen freien Kamera in der Zwischenzeit in aller Seelenruhe umschauen kann, um die merkwürdig fesselnde Stille untermalt von sphärischen Kompositionen auf sich einwirken zu lassen. Denn natürlich wäre es ungleich angenehmer, wenn die Gründe für die jeweiligen Reisen motivierender wären.

Neue Plattform, alte Probleme

Die Kulisse geht in Ordnung. Und man hat viel Zeit, um sich mit der Umgebung auseinanderzuseten.
Doch sowohl die plakative Hauptgeschichte, die sich um ein Rachethema dreht, als auch die zahlreichen Nebenmissionen, die im angenehm großen sowie offenen Universum von Starpoint Gemini 2 warten, werden schwach inszeniert. Im Falle der Rachemär gibt es immerhin schwache Sprachausgabe, bei den Nebenaufgaben meist nur trockene Texttafeln. Dazu kommt, dass es nur wenig Abwechslung gibt. Es läuft zumeist auf nur wenige Missionstypen wie Vernichtung, Rettung oder Reparatur hinaus. Dass zudem die Rettung auch nur eine verkappte Vernichtung ist, bei der man ein Handicap in Form eines Raumschiffes hinzunehmen hat, das ständig beschossen wird, macht die Crux deutlich. Auch die übrigen Nebenmissionen bieten nicht die benötigte Variation: Reparatur und Scannen von Anomalien z.B. sind sich technisch sehr ähnlich, die Patrouille ist eine Vernichtung mit Wegpunkten usw. So läuft der langsame Fortschritt, bis man die empfohlene Charakterstufe für den nächsten Abschnitt der Story erreicht hat, meist nach Grindschema F, auch wenn nach ein paar Stunden weitere Missionstypen hinzukommen, die aber wie z.B. der „Taxidienst“ keine Überraschungen offenbaren. Rebel Galaxy hatte zwar ähnliche Probleme mit der Missionsvielfalt. Doch dort war das All belebter, man konnte mehr entdecken und geriet schon in der Anfangsphase häufig mit aggressiven Fraktionen aneinander. Hier kann man stundenlang fliegen, ohne dass einem die Gegner mit ihren Laser-, Strahlen- oder sonstigen Waffen auf den Pelz rücken, was auf eine entspannende, beinahe hypnotische Art auch für Reize sorgen kann.

Die Kämpfe sind punktuell spannend und bekommen u.a. durch Energieverteilung eine leicht taktische Komponente.
Zudem ist die Steuerung mit all ihren Möglichkeiten bis hin zur coolen Energieverteilung zwischen den Aggregaten für Angriff, Verteidigung sowie Antrieb sehr komplex und nicht immer intuitiv auf die wenigen zur Verfügung stehenden Knöpfe des Pads gelegt. Die Sonderfähigkeiten jeder Basisklasse, von denen drei zur Verfügung stehen, sind über das Zusammenspiel von Y-Taste und dem linken Stick erreichbar. Über B und den linken Stick können Drohnen, Sonderschilde sowie weitere Gimmicks abgefeuert werden. Natürlich gibt man für diese Momente die Steuerungsfähigkeit auf. Über X wiederum sind kontextsensitive Aktionen wie Scannen, Reparatur, aber auch der Traktorstrahl oder der Befehl für die Besatzung, das gegnerische Schiff zu kapern, zu erreichen. Und in diesen Momenten wird in eine Pause geschaltet; ebenso für den Blick auf die Sternenkarte sowie weitere trockene Informationsbildschirme, die einen über all das aufklären, was wichtig im All ist. Sprich: Man wird hier immer wieder aus der Spielwelt gerissen. Und in diesem Bereich wiederum ist Elite: Dangerous Lichtjahre weiter.

Komplexe Schwierigkeiten

Und dennoch: Hinter der spröden Präsentation, dem Grind und den Wartezeiten bei ausufernden Raumflügen, die ungleich länger dauern als die dahinter lauernden Missionen, lauert ein interessantes Universum, das einem zahlreiche Möglichkeiten bietet, sich auszutoben - insbesondere, wenn man sich nicht mehr auf die Steuerung des angenehm trägen Potts konzentrieren muss. Und das auch mit absoluter Freiheit, wenn man nicht den Story-, sondern den "Freeroam"-Modus wählt und sich nach Gutdünken durchs All wuselt und die verschiedenen Fraktionen für sich begeistert oder gegen sich aufbringt. Es gibt ein glaubwürdiges Wirtschaftssystem, das einem zusätzlichen Profit bringt, wenn man aufmerksam die Nachrichten studiert, die einen auf mögliche Warenknappheit hinweisen. Ganz zu schweigen von der ständig aktualisierten Datenbank, die einem für alle Waren im Laderaum den besten Verkaufspreis samt Entfernung anzeigt. Kopfgeldjäger, Freibeuter, Asteroiden-Bergbauer, Handelskapitän: Wie man das All erforscht und wie man das nötige Kleingeld für Schiffserweiterungen, neue Waffensysteme oder ganz neue Raumtransporter bekommt, steht einem offen.

Man kann sich mit dem nötigen Kleingeld eine stattliche Flotte zusammenstellen.
Hinsichtlich Raumschifftechnologie legt sich Starpoint Gemini 2 ins Zeug. Es gibt haufenweise Raumschifftypen, die man nach Gutdünken einfärben bzw. taufen sowie unzählige Waffen- oder Hilfssysteme, mit denen man sich einsatzbereit machen kann. Mitunter werden dafür zwar happige Preise abgerufen. Doch im Normalfall amortisiert sich die Ausgabe spätestens dann, wenn man größere Piratenschiffe angreifen und schwächen, sie dann kapern und gewinnbringend verkaufen kann. Die Kämpfe können sich ebenfalls sehen lassen. Zwar lässt sich die KI mitunter sehr einfach besiegen. Doch in den Momenten, wenn sie einen ans Limit führt und man nicht nur den Energiehaushalt oder die Angriffssysteme steuert, sondern auch ggf. mitgeführte Abfangjäger starten lässt oder dem Experten an Bord den Befehl gibt, nur die Systeme oder die schweren Waffen unter Beschuss zu nehmen, fühlt man sich beinahe wie Captain Kirk.

Welches Schiffer'l hätten's denn gern?

Auf in die unendliche Leere des Alls.
Schade nur, dass der Eindruck auch durch Unterbrechungen von bis zu einer Sekunde getrübt wird, wenn man in einen neuen Sektor fliegt und auf diesem Wege ebenfalls die Illusion zerstört wird, ein offenes All zu durchqueren. Ebenfalls bedauerlich: Der auf PC mittlerweile erhälzliche DLC „Origins“, der einen erneut mit den Geschehnissen des ersten Starpoint Gemini konfrontiert, diese aber mit den aktuellen Mechaniken verbindet, fehlt hier. Gelungen wiederum ist das Design der Raumschiffe und Stationen. Von geschmeidig aussehenden Gleitern bis hin zu schroffen Transportern wie der Sulaco aus Aliens wird ein breites Spektrum abgebildet.

Fazit

Starpoint Gemini 2 steht sich häufig selbst im Wege. Im Wesentlichen macht es nicht viel anders als Spiele wie Elite: Dangerous oder das auch für Konsolen vorgesehene Rebel Galaxy. Doch im Detail muss sich Little Green Man sowohl Frontier Development als auch Double Damage geschlagen geben. Nicht nur, weil die am ehesten vergleichbare Rebellen-Galaxis trotz ähnlicher Missionsredundanz einfach mehr Geheimnisse, die intensiveren Kämpfe sowie die straffer inszenierte Story bietet. Dem gegenüber stehen hier eine glaubwürdige Wirtschaft, eine umfangreiche Schiffs-Personalisierung mit haufenweise Waffen- und Ergänzungssystemen sowie eine taktische Kampfführung samt Energiehaushalt. Allerdings muss man in jeder Hinsicht Geduld mitbringen. Denn die Wege sind nicht nur lang oder kostspielig, falls man von den Sprungtoren Gebrauch machen möchte. Die Steuerung ist komplex und in der nicht konfigurierbaren Belegung gewöhnungsbedürftig. Hat man alle Widrigkeiten hinter sich gebracht, kann man hier jedoch ein beinahe meditatives Weltraum-Abenteuer erleben.

Pro

  • umfangreiche Steuerungsoptionen...
  • drei unterschiedliche Basisklassen mit entsprechendem Fähigkeitenbaum
  • glaubwürdiges Wirtschaftssystem
  • zahlreiche Fraktionen
  • umfangreicher Personalisierung von Schiff und Flotte
  • Rollenspiel-Einschläge
  • stimmungsvolle, sphärische Musik
  • gutes Kampfsystem, u.a. mit Energieverteilung
  • freie Kamera

Kontra

  • ... die aber auf einem überbelegten Pad nicht immer intuitiv sind
  • repetitives Design der Nebenmissionen
  • grindlastig
  • kurzes Stocken beim Zonenwechsel
  • magere Story
  • trockene Präsentation
  • hohe Ladezeiten (initial sowie bei jedem Ableben)

Wertung

XboxOne

Weltraum-Oper, die einerseits mit Grind und einer lahmen Rachemär, andererseits mit einem interessanten Kampfsystem und ordentlicher Kulisse ihren Weg durch die Galaxie sucht.