Pony Island - Test, Logik & Kreativität, PC

Pony Island
13.01.2016, Alice Wilczynski

Test: Pony Island

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Ein Spiel über eine Pony-Insel? Was auf den ersten Blick wie ein kindisches Browserspiel klingen mag, entpuppt sich schnell als Ausflug in die Tiefen des Videospiels. Entwickler Daniel Mullins inszeniert ein Abenteuer, das den Spieler gezielt irritiert.

Ich starte mein Abenteuer und die Pastellwelt mit einem fröhlich hüpfenden Pony wird schlagartig durch einen bedrohlichen Startbildschirm ausgetauscht. Haben sich die Entwickler einen Scherz erlaubt?  Ich drücke erneut auf „Start Game“. Nichts passiert. Vielleicht muss etwas in den Optionen umgestellt werden? Die In-App-Käufe abzuschalten erscheint mir in der Liste erstmal am wichtigsten. Das Spiel startet aber immer noch nicht. Mein Interesse und mein Kampfgeist sind geweckt. Dieses komische Pony-Abenteuer scheint mich

Bereits bevor das Spiel losgeht, muss man knobeln.


Ein harter Weg zum Spielstart

täuschen zu wollen, noch bevor ich es begonnen habe! Nachdem ich die richtigen Optionen angeklickt und Bereiche verschoben habe, darf ich durch ein Portal schlüpfen um  anhand von Pfeilsymbolen einem Schlüssel den Weg zum Ausgang zu bahnen. Nach zwei Rätseln habe ich es endlich geschafft und werde persönlich willkommen geheißen. Mich beschleicht immer mehr das unheimliche Gefühl das Spiel nicht wirklich unter Kontrolle zu haben. Wer ist die Stimme die zu mir spricht? Wird mit mir gespielt?

Untermalt von bedrohlichem 8-Bit-Sound im Stil von Castlevania muss ich als Pixel-Pony zunächst über Hürden springen und weitere Pfeilrätsel lösen. Mit jedem weiteren Hack durchs System, der mir aufgezwungen wird um weiter zu kommen, intensiviert sich das Gefühl des Ausgeliefertseins.

In den Hüpfpassagen geht es fliegenden Bösewichten an den Kragen. Verbesserungen wie Laseraugen müssen allerdings freigespielt werden.


Vertraue niemandem!

Als der Bildschirm plötzlich meine Seele fordert und dann auch noch ein Gefangener namens „h0peles$0uL“ verzweifelt um Hilfe bittet, wird mir einiges klar: Dieses Spiel wird von einer bösen Macht manipuliert - und ich will sie besiegen.

Wie sich nach und nach herausstellt, befindet man sich als Gefangener in den Tiefen eines Arcade-Automaten. Nur durch das Auffinden und Zerstören der drei Kerndateien des Spiels „Pony Island“ kann das System lahmgelegt werden.

Pony Island beweist bereits in den ersten zehn Minuten, dass es um mehr geht als das Abklappern von immer schwieriger werdenden Rätseln. Viel mehr wird man von der ersten Sekunde an gefordert und provoziert. Einerseits darf man selbstständig in Dateien rumschnüffeln und Programme starten, andererseits wird man zu vielen Vorgängen gezwungen und durch manipulative Tricks verwirrt. Die dadurch geschaffene Unruhe motiviert enorm. Schon lange nicht mehr war meine Lust ein Spiel zu beenden so hoch. Schon gar nicht, um einem fiktiven

Die Stimme im Automaten hat klare Vorstellungen wie man sich als Spieler zu verhalten hat.


Wer ist der Klügste im ganzen Land?

Bösewicht zu beweisen, dass ich der Klügere bin. Minutenlang verfolge ich mit dem Mauszeiger ein stets wegspringendes Fenster, das meinem Pony Laser-Fähigkeiten verleihen soll. Als ich merke, dass ich das Fenster erst durch das Lösen von Rätseln vergrößern muss, um es einzufangen, fühle ich mich zwar wie der größte Depp, aber wenigstens hat mein Pony jetzt coole Laser-Augen. Hat man das Prinzip hinter den Legepuzzeln einmal begriffen, werden diese erst zum Ende hin wirklich knifflig. Zwar kriegt man im Verlauf einige neue Teile, die es erschweren den richtigen Pfad zum Ziel zu legen, aber eine wirkliche Herausforderung stellen die Rätsel nie dar. Ähnlich gestaltet es sich mit den Hüpfpassagen, die nur wenig Abwechslung bieten und auf Dauer ziemlich eintönig sind. Gerade von einem Spiel aus dem Arcade-Automaten hätte ich mehr Anspruch erwartet.

Nach zwei Stunden verabschiedet sich die verwirrende Odyssee mit einem kuriosen Twist, der mich auch Stunden danach noch gedanklich beschäftigt. Was Daniel Mullins in dieser kurzen

Das Durchwühlen von Dateien birgt viele kuriose Geheimnisse.


Unheimliche Fremdbestimmung

Zeit spielerisch auf den Bildschirm bringt, ist einfach nur beeindruckend. Von Anspielungen auf Genre-Klassiker wie Text-Adventure und Spielhallen-Shooter, hin zu optischen Illusionen, die mich kurzzeitig im Glauben lassen, das Spiel hätte Kontrolle über mein echtes Leben erlangt. Pony Island zeigt sehr deutlich wie viel gruseliger Manipulation und Fremdbestimmung im Vergleich zu Zombies und Schreckmomenten sein können. Auf im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich kreative Weise wird der Spieler immer wieder in den Fokus des Geschehens gerückt. Das Finale des Spiels wird geradezu zelebriert. Immer wenn man glaubt, man könne bereits die Zielgerade sehen, wird man mit neuen Hindernissen, Endgegnern und vermenschlichten Programmen konfrontiert.

Fazit

Mit Pony Island hat Daniel Mullins einen verstörenden Trip in das Innenleben des Videospiels geschaffen und die Zeit der Spielhallenautomaten neu interpretiert. Was an der Oberfläche wie ein Mix aus gewöhnlichen Legepuzzeln und Hüpfpassagen wirkt, entpuppt sich schnell als beunruhigende Erfahrung, voller überraschender Tricks und Wendungen. Immer wieder versucht Pony Island den Spieler hinters Licht zu führen und zu verwirren. Nur wer einen kühlen Kopf bewahrt, kann diese Machtspiele gewinnen. Selten war ich motivierter ein Spiel wirklich zu beenden und in diesem Fall zu besiegen. Was will man mehr als im Binärcode wühlend und auf einem Pony reitend das Böse zu bekämpfen?

Pro

  • Spieler werden von Anfang an verwirrt und herausgefordert
  • Interessante Spielmechaniken
  • Interessantes Artdesign vermittelt gut das Innenleben eines Spielhallenautomaten
  • Viele unheimlich kreative Tricks und Wendungen
  • Interessante Logikpuzzles

Kontra

  • Für ein Anspielung an Arcade-Spiele oft zu leicht
  • Hüpfpassagen werden irgendwann zu eintönig

Wertung

PC

Mit Pony Island hat Daniel Mullins einen verstörenden Trip in das Innenleben des Videospiels geschaffen und die Zeit der Spielhallenautomaten neu interpretiert.