Arslan: The Warriors of Legend - Test, Action-Adventure, XboxOne, PC, PlayStation3, PlayStation4

Arslan: The Warriors of Legend
17.01.2015, Mathias Oertel

Test: Arslan: The Warriors of Legend

Action in Massen

Hyrule, One Piece, DragonQuest: Abseits der Dynasty Warriors konnte Omega Force dem Konzept der so genannten "Musou"-Action immer wieder interessante Facetten entlocken. Jetzt macht man sich daran, den Anime "The Heroic Legend of Arslan" mit der Warriors-Formel zu vermengen. Ob man bei Arslan: The Warriors of Legend (ab 11,90€ bei kaufen) ähnlich wie bei den anderen Fremd-Lizenzen für mehr Massenprügler-Spaß als gewöhnlich sorgen kann, verrät der Test.

Bereits zu PS2-Zeiten bin ich dem Warriors-Virus verfallen. Und seitdem haben mich die Dynasty Warriors, Samurai Warriors, Warriors Orochi und wie sie alle heißen, nicht nur begleitet, sondern immer wieder im Rahmen ihrer eingeschränkten Möglichkeiten unterhalten. Und auch heute kehre ich noch gerne immer wieder für ein oder zwei ungezwungene Stunden unkomplizierter Massenprügler-Unterhaltung zurück. Umso mehr, da das Team von Omega Force in den letzten Jahren seinen mechanischen Horizont erweitert hat. Und das vor allem, wenn man sich mit fremden Lizenzen beschäftigt hat wie z.B. Gundam, Legend of Zelda, One Piece oder DragonQuest. Die hat man meist adäquat genutzt und nicht nur mit (zumeist gut adaptierten) Grafikstilen, sondern auch mit neuen Mechaniken experimentiert. Diese konnten zwar nie das bekannte (und bewährte) "Musou"-Fundament des Massenprüglers hinter sich lassen, sorgten aber dennoch immer wieder für Abwechslung innerhalb des eingängigen Konzeptes, das für Außenstehende seit mehr als 15 Jahren kaum eine Änderung erfahren hat.

Einmal Warriors, immer Warriors

Massenschlachten mit aufwändigen Spezialattacken: Im Kern setzt auch Arslan auf die Elemente, die Omega Force seit Dynasty Warriors 2 populär gemacht hat.
Und noch mehr als bei Zelda oder DragonQuest hilft es bei Arslan, wenn man entweder eine Affinität zum Quellmaterial oder zu Musou-Action im Allgemeinen hat. Ich für meinen Teil kann nur Letzteres beanspruchen. Vor der Ankündigung des Titels hatte ich rein gar nichts von dem heroischen Prinzen gehört, der offensichtlich bereits seit 1986 in Romanen sowie Mangas sein Unwesen treibt und im Jahr 2015 eine TV-Serie spendiert bekam, auf der das Spiel basiert. Da ich auch die Serie nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, wie nah man sich erzählerisch am Original entlang hangelt. Doch die Mischung aus vorgerenderten Anime-Sequenzen basierend auf der Spielgrafik, Szenen aus der Serie (die allerdings teilweise wie beim letzten Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm als „animierte Standbilder“ eingesetzt werden) sowie Szenen in Spielgrafik, die direkt in das Geschehen überleiten, ist gelungen und liefert ein stimmungsvolles Gesamtbild.

Abseits des Grafikstils erinnert viel an die Schlachten, die man seit über 15 Jahren im Reich der Mitte ausficht.
Allerdings sollte man Japanisch- oder zumindest Englisch-Kenntnisse mitbringen. Denn die komplette Sprachausgabe wurde im atmosphärisch gelungenen Original gelassen und nur in Englisch untertitelt. Das führt allerdings zu einem Problem. Wie man es von der Serie kennt, wird man auf dem Schlachtfeld immer wieder von Zwischenrufen der mit einen kämpfenden Kollegen oder sonstigen Ereignissen überrascht, die zumeist mit der Geschichte bzw. der Charakterisierung der Figuren zu tun haben. In der Hektik der Gefechte hat man aber nicht immer Zeit, die mitunter zu kurz eingeblendeten Texttafeln mit der Übersetzung aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen. Sprich: Viel der Geschichte, die sich um einen heranwachsenden Prinzen dreht und die abseits der Zwischensequenzen die Figuren stärken könnte, geht an einem vorüber.

Japanische Ablenkungsversuche

Dafür gibt es mechanisch jedoch keinerlei Ablenkung. Jeder, der bereits einen Warriors-Titel von Omega Force gespielt hat, wird sich sofort zurechtfinden. Und Neueinsteiger in die Materie werden unterstützt von den eingängigen Kombos, die sich auf zwei Tasten beschränken (plus Ausweich- und Block-Möglichkeiten) alsbald durch die Hundertschaften pflügen, als ob sie niemals etwas anderes gemacht hätten. Auch viele andere Inhalte lassen den Musou-Ursprung mehr als deutlich werden. Die schwache KI der Klongegner ist traditionell ein Dorn im Auge, der auch hier immer wieder stört. Einzig die höherrangigen Feinde und die Bosse fordern zumindest ein wenig. Wobei man die Bosskämpfe hier im Gegensatz zu anderen Warriors-Spielen unnötig in die Länge zieht. Die Schilde, von denen die Endgegner umgeben sind, werden immer wieder aufgeladen, so dass man nicht nur die unverhältnismäßig hohe Lebensenergieleiste, sondern in regelmäßigen Abständen auch den Kristallschild herunterprügeln muss – und das zieht sich mitunter. Was per se kein Problem wäre, wenn nicht die Zeit mit in die Wertung einfließen würde. Und wenn man „nur“ ein C bekommt, weil der Schild sich immer wieder zurückmeldet, ist das ärgerlich.

Insgesamt 15 Krieger warten darauf, in den über 50 Missionen oder im "Freien Modus" gesteuert zu werden - man kann auch kooperativ gegen die Massen antreten.
Revolutionäre Umwälzungen der Mechanik sucht man vergebens. Omega Force bleibt im Wesentlichen dem treu, was seit über 15 Jahren Erfolg versprochen hat. Und damit wird man auch kaum neue Fans gewinnen. Dennoch gibt es auch hier die eine oder andere neue Funktion, die zeigt, dass das Team im Rahmen der Möglichkeiten fortschrittlich denkt. So kann man z.B. für die Waffen (manche der 15 spielbaren Figuren wie Arslan können zwei Typen wie Schwert und Speer benutzen und ständig wechseln) neue so genannte "Weapon Arts" freischalten. Dahinter verbergen sich nicht nur neue elementare Fähigkeiten, sondern auch frische Kombovariationen, die die Mechanik subtil auflockern. Und über die Fähigkeitskarten, die man findet, aber auch teilweise als Belohnung erhält, darf man die Statistikwerte der Figur in zig Bereichen aufstocken. Erhöhter Schaden bei Distanz-Angriffen oder Spezialattacken? Kein Problem. Der Angriffswert wird erhöht, dafür gibt es einen Malus auf Gesundheit? Ebenfalls möglich. Erhöhtes dies, Gesenktes das, Wechselwirkungen, die man beachten muss und obendrauf noch eine Beschränkung an Fähigkeitspunkten, deren Maximum allerdings bei einem Figurenaufstieg erhöht wird , sorgen für einen Hauch taktischen Sammelkartenflair. Da man für jede Figur diverse Dreiersets anlegen und nicht benötigte bzw. vielfach vorhandene Karten auch in einem Syntheseverfahren in andere umwandeln kann,

Neues in der Welt der Warriors

Der Anime-Stil wird auch bei den Effekten konsequent eingesetzt.
Ebenfalls eine interessante Idee, um die vor allem bei längerem Spiel durchaus aufkommende Kampfmonotonie aufzubrechen, ist der je nach Szenario (auch im freien Spiel sowie off- und online im kooperativen Spiel mögliche) vorgegebene Wechsel von Figuren. Nicht nur, dass je nach Mission andere der insgesamt 15 Figuren im Mittelpunkt stehen, es wird mitunter auch fleißig umgeschaltet, so dass man sich immer wieder an neue Kampfkombos, Reichweiten etc. gewöhnen muss. Da sich je nach Figur auch spontan die Ziele ändern können und man mal in die Beschützerrolle gedrängt wird, anstatt ständig die Flucht nach vorne zu suchen oder so schnell wie nötig entkommen muss, tut den Massenschlachten ebenfalls gut. Besonderes Highlight für mich sind aber die Rush-Attacken. An bestimmten Punkten in den großräumigen Abschnitten finden sich Startpunkte für den so genannten "Mardan Rush" – bzw. werden im Rahmen des jeweiligen Szenarios zur Verfügung gestellt, nachdem bestimmte Vorgaben erfüllt sind. Begibt man sich mit der jeweiligen Figur an diesen Punkt und initiiert den Angriff, wird die gesamte Armee zusammengezogen und kann als Einheit nicht nur die Gegnermassen in Rekordgeschwindigkeit dezimieren, während der Kombozähler sich den 10.000 nähert. Nur in der Rush-Formation, die auch nur temporär gehalten werden kann, hat man die Gelegenheit, bestimmte Sperren eindrucksvoll zu durchbrechen oder einen  gewaltigen Pfeilhagel auf die Feinde regnen zu lassen. Trotz dieser kleinen Einlagen ist der spielerische Kern von Arslan näher an den klassischen Dynasty Warriors als zahlreiche andere lizenzierte Massenschlachten, die von Omega Force in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, wurde aber interessanter in Szene gesetzt als bei der Haus-und-Hof-Serie.

Fazit

Auch wenn mich Arslan nicht so packen kann wie Links Massenschlachten in Hyrule oder die Abenteuer der DragonQuest-Helden, bleibt es dabei, dass fremde Lizenzen der altbekannten Musou-Formel gut tun. Zum einen stilistisch, wie sich anhand des bis auf wenige Ausnahmen homogen zusammen fügenden Wechsels aus Anime-Sequenzen, der Spielgrafik und animierten Standbildern aus der Serie zeigt. Zum anderen, weil mit kleinen Schräubchendrehungen und Ergänzungen wie den Fähigkeitskarten, den "Weapon Arts" oder den zumeist spektakulär aufgelösten "Rush"-Angriffen einige Elemente eingefügt werden, die einen kleinen Fortschritt markieren. Das reicht zwar nicht, um sich so stark aus dem Schatten der Dynasty Warriors zu lösen, wie es Link geschafft hat, zumal man mit der japanischen Sprachausgabe, die nur Englisch untertitelt ist, einige potenzielle Fans aussperrt. Doch ich habe mehr Spaß mit Arslan als mit den letzten Schlachten rund um die drei Königreiche im feudalen China.

Pro

  • eingängige Steuerung
  • thematisch interessante Variante der Musou-Prügler
  • gelungenes Anime-Artdesign, das sich direkt beim Vorbild bedient
  • 15 Figuren, zwischen denen je nach Szenario gewechselt wird
  • über 50 Missionen
  • kooperativ spielbar (auch online)
  • interessantes Upgrade-System über "Karten" sowie mit Waffen verbundenen Sonderaktionen
  • häufig spektakulär inszenierte "Rush"-Angriffe mit aufeinanderprallenden Armeen

Kontra

  • traditionell schlechte KI
  • mitunter leichte Einbußen bei der Bildrate (vor allem One)
  • nur wenig mechanische Abweichung von der Dynasty-Warriors-Formel
  • mitunter sperrige Kamera
  • überstrapazierte Bosskämpfe
  • nur japanische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln

Wertung

XboxOne

Klassische Musou-Action mit schickem Anime-Artdesign und kleinen interessanten Neuerungen.

PlayStation4

Klassische Musou-Action mit schickem Anime-Artdesign und kleinen interessanten Neuerungen.