Zotrix - Test, Arcade-Action, PlayStation4, PC
Moderne Dualstick-Action wird auf Spieler mit guter Hand-Auge-Koordination sowie dazu passenden Reflexen ausgerichtet. Egal ob man auf Geometry Wars 3, Tachyon Project oder Zenzizenzic schaut, geht es meist darum, in der Gegner- sowie Kugelhölle so effektiv wie möglich zu manövrieren, während man parallel dazu seine eigenen Salven in die Feinde jagt. Wenn man Zotrix in dieser Art und Weise spielt, wird man irgendwann scheitern - und das ist gut so. Dabei ist der Titel von dem Indie-Studio ZeroBit Games auf den ersten Blick gar nicht so weit von den üblichen Zweistick-Shootern weg. Doch man muss sich umgewöhnen. Wer wie immer versucht, sich über elegante Bewegungen aus der Affäre zu ziehen, wird schnell zu einem Häufchen Staub im All. Und das, obwohl man mit seinem Laserfeuer sogar die gegnerischen Projektile zerbröseln kann, bevor sie einem wehtun können. Trotz der Möglichkeit, bis zu fünf Mal (plus ausrüstbarem Schild) herb getroffen werden zu können, bevor der Abschnitt als gescheitert gewertet wird.
Dualstick-Action mal anders
Die zweite Arcade-Mechanik, die hier zum Einsatz kommt, lässt sich am ehesten mit den zu Beginn jedes Abschnitts in Klassikern wie Galaga oder Galaxians einrauschenden Wellen an gegnerischen Schiffen beschreiben. Allerdings bauen sich die Feinde hier nicht zu einer Kolonne bzw. Formation auf, sondern Welle um Welle rauscht durch und nimmt einen ggf. auch unter Beschuss nimmt. Falls man unvorsichtig ist und sie nicht rechtzeitig ausschaltet, erlebt man in manchen Abschnitten eine wahre Kugelhölle. Daher sollte man wie früher in der Spielhalle eine bestmögliche Position für sein Schiff finden; dann kann man die anrückenden Wellen idealerweise schon aus dem All pustet, bevor sie ihre Schüsse abfeuern.
Eine Sache des Standpunkts
Die 40 Missionen führen einen dabei stets quer durch die Galaxie, wobei man sich nicht an die vorgeschlagenen Routen halten muss, sondern auch einen eigenen Weg wählen kann. Allerdings muss man hier vorsichtig planen, da man nicht willkürlich zwischen den einzelnen Stationen reisen kann. Von der Startstation Ozhron-7 führen nur Wege zu vier weiteren Stationen. Der Schwierigkeitsgrad hier ist auf allen Pfaden niedrig. Von Sofia führen fünf Pfade, die sich allerdings vom Anforderungsprofil sehr unterschiedlich gestalten, von drei bis zehn (Höchststufe) ist fast alles dabei. Ähnlich sieht es bei den anderen Startpositionen aus. Falls man sich in der Frühphase des Spiels für einen falschen Weg entscheiden sollte, kann man u.U. in Problemzonen reisen, aus denen man nicht wieder so einfach entkommen kann - bei einem Ableben wird man an die letzte besuchte Station zurückgesetzt.
Teurer Spaß
Hinsichtlich des Konzepts sowie der Einbindung der verschiedenen Elemente animiert Zotrix immer wieder, eine weitere Mission in Angriff zu nehmen – auch wenn das Spiel zu Redundanz neigt, je weiter man sein Raumschiff aufgerüstet hat und man gegen Ende kaum noch überrascht wird. Die Länge der einzelnen Ausflüge ist nahezu perfekt für "zwischendurch" und auch die Retro-Kulisse mit ihren 8-Bit-Modellen sorgt für angenehm rustikales Arcade-Feeling. Das bekommt man im Übrigen auch bei einem neuen Spielmodus geliefert, der am PC nicht vorhanden ist und bislang auch nicht nachgereicht wurde: Im Arcade-Modus wird man ohne Missions- und Rohstoff-Zwänge mit Wellen konfrontiert und kann nach Levelabschluss für seine erspielten Punkte zusätzliche Ausrüstung oder weitere Verstärkungen bis hin zu einem Zusatzleben erstehen. Die so aufgebaute Highscore-Jagd ist eine nette Ergänzung der Kampagne und dabei sogar noch stärker für ein zwangloses Spielchen hier und da geeignet.
Die Kehrseite
Fazit
Bei Zweistick-Action muss man mich nicht lange bitten. Allerdings war und ist Zotrix keine Liebe auf den ersten Blick. Zum einen weil es die Retro-Kulisse schwer hat, neben dem Hochglanz von Tachyon oder Geometry Wars 3 zu bestehen. Zum anderen, weil die Stakkato-Ballerei einen anderen Fokus setzt als viele andere Zweistick-Shooter. Wie in der guten alten Spielhallen-Zeit von Galaga oder Galaxians ist es wichtiger, sich eine gute Position zu suchen, um Gegner und feindliche Projektile zu vernichten, anstatt wie ein Wilder über den Bildschirm zu jagen und allem auszuweichen. Zu schade, dass die Akustik mehr oder weniger nichtssagend vor sich hin plätschert. Der Elektro-Soundtrack ist in Ordnung, geht aber im Mix von nervenden Schussgeräuschen und schwachen Abschuss-Effekten unter. Mit einem durchdachten Upgrade-System, das eng mit der spielinternen Wirtschaft sowie dem rudimentären Rohstoff-Handel zusammen hängt, hat man ausreichend Gelegenheit, sein Schiff auf die 40 Missionen abzustimmen. Und mit dem neuen Arcade-Modus, der auf Aufgabenzwänge verzichtet, bekommt man eine ordentliche Highscore-Jagd für zwischendurch. Man muss sich an Zotrix gewöhnen, doch dann entwickelt sich eine interessante Freundschaft, bei der man nicht immer auf Äußerlichkeiten achten sollte.
Pro
- neuer Arcade-Modus ohne Missionseinbindung
- Gegnerwellen im Arcade-Stil (Galaga, Galaxians)
- gut reagierende Steuerung
- rudimentäres Handelssystem
- 16 Raumstationen
- Aufrüstung und Erweiterung des Schiffes in zahlreichen Kategorien
- Positionierung des Schiffes wichtiger als pixelgenaue Reaktionen
- gut abgestimmter Elektro-Soundtrack
Kontra
- keine freien Routen in der Kampagne
- sprunghafter Schwierigkeitsgrad
- suboptimale Kontrolle in den Menüs
- Soundeffekte mitunter grenzwertig nervig
- ab bestimmter Schiffsaufrüstungsstufe kaum noch Überraschungen