Gravity Rush - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PS_Vita

Gravity Rush
05.02.2016, Benjamin Schmädig

Test: Gravity Rush

Fantasievoller Höhenflug

Kat kann nicht einfach fliegen (kann ja jeder!), das Mädel dreht die Schwerkraft um! Will heißen: Wenn man in Gravity Rush (ab 14,99€ bei kaufen) eine Taste drückt, schwebt die Heldin über dem Boden – drückt man dieselbe Taste dann ein zweites Mal, fällt sie direkt auf die markierte Stelle. Toll, wenn ein Spiel auf so einfache Art einzigartige Fähigkeiten verleiht. Meine Begeisterung für die späte PS4-Umsetzung ist allerdings nicht ganz so groß wie für das Original auf PlayStation Vita.

Inhaltlich hat sich praktisch nichts verändert; die Geschichte um Kat und ihren Kampf gegen die Nevi wurde lediglich um sechs, auf Vita per Download nachgereichte Missionen, ebenso viele Herausforderungen und drei Kostüme erweitert. Diese Geschichte spielt noch immer in einer schwebenden Stadt namens Hekseville, deren Einwohner eine Fantasiesprache sprechen. Das farbenfrohe Szenario dient dabei vor allem als Kulisse, in der knappe Unterhaltungen mit wenigen Passanten das Höchste der erzählerischen Gefühle sind, während sich die Handlung vor allem an nicht vertonten Comicstreifen entlang hangelt. Kleine Geschichten abseits des roten Fadens geben zwar einen interessanten Einblick in traurige Schicksale, dennoch wirkt die Inszenierung vier Jahre später und auf einer großen Konsole schwächer als auf dem Handheld.

Auch auf Playstation 4 lässt sich Kat in ein fantasievolles Abenteuer fallen.
Schade, dass Sony bzw. Bluepoint Games (u.a. Uncharted: The Nathan Drake Collection, Titanfall auf Xbox 360, Metal Gear Solid: HD Collection) weder zusätzliche Szenen vertont noch die Interaktion mit den Bewohnern Heksevilles erweitert hat!

Hekseville spricht Fantasy

Klar, kürzere Ladepausen, 60 Bilder pro Sekunde und eine höhere Auflösung, also ein sauberer grafischer Eindruck sind wichtige Verbesserungen und tun vor allem den anspruchsvollen Herausforderungen (Wettrennen, "Töte möglichst schnell möglichst viele Monster!" usw.) gut. Das ist bei einem Spiel, das grafisch eine PS3 kaum auszureizen scheint, allerdings das Mindeste; umfassende Veränderungen nehmen die Entwickler ja nicht vor. So lebt Gravity Rush auf PS4 mehr als auf Vita von seinem tollen Artdesign, nicht von der Technik.

Ihr wollt mehr wissen? In unserem Test des Vita-Originals (87%) steht alles drin – zur Handlung und dem einzigartigen Spiel, das noch in diesem Jahr eine Fortsetzung erhält.

Und wie hat Bluepoint Touchscreen & Co. aufs Gamepad übertragen? Immerhin drehte man auf Vita den Blickwinkel nicht nur mit dem rechten Analogstick in die gewünschte Richtung, sondern nahm durch ein leichtes Kippen des Handhelds letzte Korrekturen vor. Das war eine der besten Anwendungen der Bewegungserkennung in einem klassischen Steuerungskonzept: subtil und gerade deshalb erstaunlich präzise!

Der Dreh mit dem Kippen

Tatsächlich übernimmt der Controller diese Funktion der Vita – mit einer kleinen, verdammt ärgerlichen Ausnahme: Das Kippen des Gamepads dreht das Bild um die eigene Achse, anstatt die Sicht nach links oder rechts zu bewegen. Und das fühlt sich für mich so verkehrt an, dass ich die Bewegungserkennung nicht mehr intuitiv nutzen kann. Dürfte man die Achsen für das Drehen und Kippen doch wenigstens vertauschen oder müsste für einen Angriff den Finger nicht vom Analogstick nehmen...

Fazit

Es ist ja kein Fehler, das Spiel originalgetreu vom Handheld auf die Konsole zu übertragen, und tatsächlich lebt Gravity Rush auch auf PlayStation 4 von seiner einzigartigen, unverschämt fesselnden Bewegungsfreiheit! Vier Jahre nach dem Erscheinen des Originals und auf der deutlich moderneren Plattform fällt aber auch stärker auf, dass die restlichen Aspekte des Abenteuers nur Stichwortgeber sind – schnell erzählte Gründe, auf dass Kat schon bald wieder kopfüber in den Himmel springt. Ärgerlich auch, dass die Bewegungserkennung des Gamepads anders funktioniert als auf Vita und nicht an eigene Vorlieben angepasst werden kann. Unterm Strich ist die Remastered-Version deshalb schwächer als das Original. Unterm Strich ist Gravity Rush aber auch auf PlayStation 4 ein fantasievolles Abenteuer und ein erfrischender spielerischer Höhenflug!

Pro

  • einzigartige spielerische Bewegungsfreiheit
  • zugängliche, schnell erlernte Steuerung
  • fantasievolle Welt mit eigener Sprache
  • umfangreiche Charakterentwicklung
  • zusätzliche Erfahrungspunkte durch Meistern motivierender Herausforderungen
  • schicke Comicstreifen erzählen Geschichte

Kontra

  • Welt dient fast ausschließlich als starre Kulisse
  • Steuerung der Bewegungserkennung umständlicher als auf Vita und ohne wichtige Einstellungsmöglichkeiten
  • viele Wiederholungen sich stark ähnelnder Kämpfe

Wertung

PlayStation4

Fantasievolles, spielerisch einzigartiges Abenteuer mit kleinen Abstrichen gegenüber dem Original auf PlayStation Vita.