DarkMaus - Test, Rollenspiel, PC
Was ist da los im Lande Hazath? Hat ein Fluch alle Tiere so aggressiv gemacht und diese Monster hervorgebracht? Wenn der einsame Mauswanderer etwas herausfinden will, muss er nicht viel diskutieren, sondern vor allem eines: tapfer kämpfen. Und sich dabei am besten nicht in der düsteren Welt verirren. An einem Strand beginnt seine Reise noch mit beschaulicher Brandung, aber schon nach wenigen Schritten kann sie vorbei sein. Denn in den Sümpfen, Schluchten und Wäldern lauern schattenhafte Kreaturen, fiese Spinnen, wildgewordene Vögel und noch wesentlich Schlimmeres.
Dark Souls in der Draufsicht
Hiebe, Stiche, Projektile und Konter
Es macht Spaß mit den Klingen zu experimentieren und das richtige Timing zwischen Defensive und Offensive zu finden. Schon kleine Fehler können fatale Folgen haben, denn wer zu ungestüm vorwärts prescht, öffnet seine Deckung, zumal gegnerische Blocks die eigene Ausdauer stärker dezimieren. Hinzu kommt sinnvoller Komfort wie die optionale automatische Gegnerfixierung. Die Steuerung flutscht aber deutlich intuitiver mit dem vom Entwickler empfohlenen und sofort erkannten Xbox-360-Gamepad als mit Maus und Tastatur. Letzteres kann ich nicht empfehlen, zumal man mit zwei Analogsticks wesentlich besser Lauf- und Blickrichtung parallel meistert.
Zwar ist man zu Beginn bis auf einen
kleinen Schild ungerüstet, aber man findet bald auch Lederrüstungen & Co, die übrigens ebenfalls unterschiedlich auf Hiebe, Stiche und Projektile reagieren. Wirkt sich die Traglast aus? Ja, sie senkt im schlimmsten Fall die Statistiken und verlangsamt. Für so ein kleines Spiel agieren auch die Feinde überraschend dynamisch: Sie nutzen Blocks, versuchen zu umzingeln und zeigen sogar Angst vor dem Feuer, so dass sie sich in einem Halbkreis zurückziehen. Andere, wie etwa Spinnen, kann man auch gezielt hinein locken, so dass sie Schaden nehmen. Manchmal bleiben sie allerdings auch irgendwo hängen, so dass man diese Fehler ausnutzen kann. Aber darüber ist man recht froh, wenn man mal wieder von einem Spinnen-Schwarm gefressen wurde.Aber so ein kleines Abenteuer hat doch keine Charakterentwicklung? Doch, hat es. Und jede Steigerung wirkt sich aus. Nach einem Aufstieg kann man am Lagerfeuer nicht nur fünf Werte von Gesundheit bis Geschicklichkeit sowie sechs Waffentalente vom Kurzschwert bis zum Bogen aufwerten, sondern auch zehn spezielle Kampfmanöver aktivieren - teilweise in zwei Stufen. Darunter sehr effiziente Rundumschläge, Schildstöße, die den Feind betäuben, aber auch das Reflektieren von Pfeilen oder den aus der Soulsreihe so beliebten Konter, wenn man kurz vor dem gegnerischen Treffer blockt.
Charakterentwicklung am Lagerfeuer
Schattenkrieger & Nichtspielercharaktere
Zwar gibt es nur eine rudimentäre
Erzählung und keine tiefergehenden Rollenspielelemente etwa über komplexere Dialoge oder verschachtelte Quests, aber über diese kleinen Aufgaben und Begegnungen entsteht genug Abenteuerflair. Dazu trägt auch bei, dass man die Karte gerne Stück für Stück erkundet, während das Licht der eigenen Fackel immer nur einen kleinen Bereich ausleuchtet. So läuft man aufmerksam auch die Ränder ab, weil es einige Geheimwege mit tollen Belohnungen gibt. Das zurückhaltende düstere Artdesign kann zwar keine opulente Pracht entfalten und es gibt nur wenige Animationen, aber der Stil wirkt auch mit seinen kleinen Gesten überaus stimmungsvoll, weil man auch liebevolle Kleinigkeiten entdecken kann: Es ist z.B. putzig, wenn sich die Maus nach einer Aufwertung stolz auf die Brust trommelt; es ist schön, dass man eigene und fremde Fußspuren erkennt. Die Fantasywelt erinnert mit ihren tierischen Helden ein wenig an die Comics MouseGuard von David Petersen. Falls ihr märchenhafte Abenteuer dieser Art mögt und neben dem Kampf auch eine epische Story sucht, kann ich euch das Tabletop-Rollenspiel Maus und Mystik nur wärmstens empfehlen.Ach so: Falls ihr das Abenteuer gemeistert habt, wartet noch NewGame+ auf euch. Bis auf die Schlüssel behaltet ihr alles vom Level bis zu den Waffen, die Feinde sind allerdings stärker und es kommen u.a. neue Flüche, Waffen & Co hinzu.
Fazit
"After Dark Souls, nothing out there was satisfying to me so I had to make my own." An diesem Anspruch kann man gnadenlos scheitern. Aber ich ziehe meinen Hut vor Daniel Wright! Für seine Interpretation der Soulsreihe muss ich ihm einfach applaudieren. Ja, es hakt mal hier und da, die Story kann nur leicht umrahmen, die Lagerfeuermechanik wurde nahezu kopiert, Kulisse und Musik sind schlicht: Doch das Kampfsystem ähnelt dem großen Vorbild so sehr, dass man sich schon nach wenigen Minuten wie in einem Dark Souls fühlt, weil man die Gegend ähnlich vorsichtig erkundet, sich genauo bei vorgehaltenem Schild zurückzieht und vor Feinden diesen Respekt entwickelt, der zum taktischen Abtasten statt wildem Rumgefuchtel führt. Hier hat ein Mann aus seiner Leidenschaft ein Abenteuer erschaffen, das nicht nur die wesentlichen Spannungsmomente des großen Vorbildes aufgreift, sondern auch kreativ als Top-Down-Abenteuer in tierischer Fantasywelt interpretiert. DarkMaus ist eine stimmungsvolle Hommage und nicht nur aufgrund des kleinen Preises eine tolle Alternative, um die Wartezeit auf Dark Souls 3 zu überbrücken.
Pro
- wunderbare Hommage an Dark Souls
- coole Idee mit dem Schattenkrieger nach einem Tod
- gediegenes Artdesign, Fantasywelt mit Tieren
- anspruchsvolle Gefechte, relevante Physik
- gute KI-Reaktionen, Angst vor Feuer etc.
- angenehm reaktives Kampfsystem, NSC kämpfen mit
- Charakterentwicklung & Aufrüstungen
- diverse Hieb- & Stichwaffen, Projektile sowie Magie
- Spielwelt mit Abkürzungen und Geheimnissen
- NewGame freischaltbar
Kontra
- nur rudimentäre Story
- ab und zu Ruckler; relativ hohe Anforderungen
- Lagerfeuermechanik der Soulsreihe 1:1 kopiert
- kleinere Bugs und KI-Exploits möglich
- nur mit Xbox-Gamepad optimal spielbar
- spartanische Musikuntermalung