Earth Defense Force 4.1: The Shadow of New Despair - Test, Shooter, PlayStation4, PC

Earth Defense Force 4.1: The Shadow of New Despair
22.02.2016, Mathias Oertel

Test: Earth Defense Force 4.1: The Shadow of New Despair

Rückkehr der Monster-Insekten

Der Bildschirm wird von einer gleißenden Explosion erschüttert, hunderte Rieseninsekten machen einem das Leben schwer und die Kulisse sieht aus wie ein Relikt vergangener Tage - das kann nur eines bedeuten: Die Earth Defense Force ist wieder auf dem Vormarsch. Ob das Software-Gegenstück zum B-Film-Popcornkino immer noch unterhalten kann, klären wir im Test.

Man dachte eigentlich, dass man sie besiegt hätte. Doch der Anblick von turmhohen Robotern, Spinnen, die einen LKW unter sich begraben können oder Ameisen so groß wie Omnibusse beweist das Gegenteil. Nachdem die Earth Defense Force bereits häufig auf Xbox 360 und PS3 um das Überleben der Menschheit gekämpft hat, muss sie sich nun erneut einer intergalaktischen Bedrohung stellen - erstmals auf der PlayStation 4. Riesige Insekten, noch größere Roboter sowie den Himmel verdunkelnde Schlacht- und Transportschiffe müssen vernichtet werden. Zu Hunderten. Moment, das gab es doch schon mal? Klar: Zum einen, weil sich das Konzept ähnlich wie Koeis Warriors-Spiele im Lauf der Serie kaum weiterentwickelt hat. Zum anderen, weil sich hinter Earth Defense Force 4.1 eine aufgehübschte und marginal erweiterte bzw. leicht veränderte Version von EDF 2025 verbirgt, das Anfang 2014 auf den Konsolen der letzten Generation veröffentlicht wurde.

Was kommt nach dem Insekten-Armageddon?

Die Kulisse hat im Vergleich zum Vorbild EDF 2025 natürlich einen Schritt nach vorn gemacht - zeitgemäß ist sie aber dennoch nicht.
Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Im Kino würde man sagen: Gehirn an der Kasse abgeben, einen Rieseneimer Popcorn besorgen und stumpfe Action genießen. Also in etwa so, als würde man Sharknado oder den dritten Transformers-Streifen von Michael Bay anschauen. Oder Starship Troopers - mit dem Unterschied, dass die „Bugs“ auf der Erde sind und man aktiv gegen sie antritt. Wie in den Vorgängern ist die Action eingängig inszeniert und in ihrer Einfachheit immer noch erstaunlich motivierend: Hier ist der soldatische Held, dort eine mitunter (aus verschiedenen Gründen) eklig anzuschauende gegnerische Übermacht,  in der Tasche ein endloser Vorrat an Munition und über Funk herrlich absurde Dialoge mit oder von Kameraden bzw. der Zentrale. Mehr braucht es nicht, um vor allem kooperativ unkomplizierten Spaß zu entfachen. Online darf man mit bis zu vier Spielern antreten, wobei es auch möglich ist, sich mit zwei Spielern per Splitscreen zu vergnügen und dann online zu gehen, um das Quartett zu komplettieren.

Insekten, Drachen, Roboter, unendliche Munition und komplett zerstörbare Großsstädte - viel mehr braucht man nicht zum Glücklichsein.
Dass das Vorbild Earth Defense Force 2025 im Vergleich zu dessen Vorgänger Insect Armageddon auf PS3 und 360 visuell einen Rückschritt gemacht hat, muss erwähnt werden. Denn auch wenn auf der PS4 mehr auf dem Bildschirm los ist und man z.B. mit größeren Teams oder von Panzern begleitet wird und die Artillerie von frischen Lichteffekten begleitet in die Gebäude einschlägt, bleibt die Kulisse unzeitgemäß, läuft aber auf der PS4 endlich ohne Bildratenstörungen. Oder anders gesagt: Mittlerweile sieht es so aus, wie man es auf den Systemen der letzten Generation erwartet hätte. Aber es kokettiert mit dieser Tatsache derart stark, dass man es beinahe schon zu einer Kunstform erheben möchte. Natürlich hilft es den Entwicklern von Sandlot, dass sie das vor etwa 6 Jahren erschienene (und von Vicarious Visions entwickelte) zweite EDF-Spiel der Trilogie mitsamt aller visueller Fortschritte seinerzeit komplett ignorierten. Sie nehmen mit allem Bezug auf das von ihnen produzierte zehn Jahre alte EDF 2017. Die Assets für die Raumschiffe haben sie komplett übernommen, die Insekten bewegen sich so irrational hektisch wie früher anstatt nur hektisch wie bei Vicarious. Und auch die Gebäude fallen wieder so übertrieben in sich zusammen wie vor zehn Jahren, bevor sie ebenso wie abgeschossene Gegner irgendwann im Boden verschwinden oder sich einfach auflösen.

Mehr los und ruckelfrei

Doch in einem Punkt konnte sich auch Sandlot dem grafischen Fortschritt nicht verschließen: Zum einen bewegen sich die Soldaten der EDF jetzt geschmeidiger als noch 2006. Und zum anderen bestehen die von den Gegnern hinterlassenen Power-Ups oder Gesundheitspakete nicht mehr aus pixeligen Bitmaps, sondern dreidimensionalen Kisten. Dass die Kulisse sich nicht von ihrer polygonprotzenden Schokoladenseite zeigt, macht aber nichts, denn in diesem Monster-Katastrophenfilm zum Mitspielen regiert der Spaß. Natürlich gilt: Sollte man abseits des mitunter unausgewogenen Schwierigkeitsgrades, der zudem von der zufällig ausgeschütteten Beute der anderen Missionen abhängt, auch nur den geringsten Anspruch erwarten, ist man hier fehl am Platze. Wobei erfahrene Spiele ohnehin nichts unter "Hard" auswählen sollten, wenn sie einigermaßen gefordert werden wollen.

Earth Defense Force ist auch in der Version "4.1" ein gelungener B-Film zum Mitspielen.
Großen Anteil am kooperativen Unterhaltungswert, der aber auch für Solisten ordentlich ausfällt, haben die vier erfreulich unterschiedlichen Klassen. Dabei ist der Ranger mit seinen zwei frei wählbaren Waffen die konventionellste Figur und perfekt für Einsteiger geeignet. Die drei anderen (Air Raider, Fencer, Wing Diver) sind sehr gute Unterstützungsklassen, die sich mit Einschränkungen auch solo gut spielen lassen, aber im Vergleich zum ausgewogenen Ranger ihre Vorteile mit einigen Mankos bezahlen müssen. So ist die weibliche Spezialeinheit der Wing Diver dank Alien-Technologie sehr potent im Kampf und mit der Flugfähigkeit sehr agil, hat aber nur einen geringen Rüstungswert. Der Fencer hat zwei Waffensätze, kann sogar mit einem Schild Angriffe aktiv abwehren und ist schwer gepanzert, bewegt sich aber extrem behäbig. Der Air Raider wiederum  ist mehr oder weniger eine passive Klasse: Er kann über Leuchtfeuer Unterstützung, Artillerie und sogar Fahrzeuge anfordern - doch wenn Gegner zu nah an ihn herankommen, hat er nahezu keine Chance mehr.

Vier Freunde

Riesenameisen und Spinnen machen einem das Leben in den ersten Abschnitten schwer.
Das Aufwerten der Figuren findet ausschließlich über die von den Gegnern zurück gelassenen Power-Ups statt: Grüne Kisten kennzeichnen neue Waffen, wobei es dank des Zufallsprinzip auch passieren kann, dass man zehn dieser Kisten aufsammelt und am Ende des Levels feststellt, dass man nicht eine neue Waffe im Repertoire hat. Weiße Kisten (in zwei Größen) markieren Gesundheitspacks, die während des Einsatzes Energie spenden. Rote schließlich stehen für Rüstungspunkte, die sich auf die bereits bestehende Panzerung "drauflegen". Das Zufallsprinzip ist jedoch nicht nur bei den Belohnungen nach Absch(l)uss wankelmütig. Es kann passieren, dass man auf den letzten Lebenspunkten hängt, mit Ach und Krach, Glück und Geschick die Gegner plättet und partout keine Erste-Hilfe-Box erscheinen möchte. Denn irgendwann verlässt einen das Glück und man kassiert doch den finalen Treffer – was in diesen Momenten für Frust sorgen kann.

Fazit

Ähnlich wie Koeis Dynasty-Warriors-Serie ist Earth Defense Force einer dieser Titel, die man entweder hasst oder liebt. Ich gehöre zur zweiten Gruppe - hier wie da. Die Katastrophenfilm-Action zum Mitspielen drückt einem eine (oder mehrere) Waffen in die Hand, baut in einer nahezu komplett zerstörbaren Stadt hunderte Gegner auf und ruft einem schließlich zu: "Mach sie platt! Alle!" Dieser Aufforderung komme ich gerne nach - auch zwei Jahre, nachdem ich in dem hier als inhaltliche Basis verwendeten Earth Defense Force 2025 bereits dutzende Stunden versenkt habe. Der Spaß entsteht vor allem, wenn ich mit Gleichgesinnten am Offline-Splitscreen oder zu viert online gegen überdimensionierte Insekten, Roboter oder Reptilien antreten kann. Solo ist der Unterhaltungswert zwar geringer, aber mit dem Beherrschen der vier Klassen hat man auch hier genug zu tun - zumal man nicht nur mit den Feinden, sondern auch mit dem wankelmütigen Schwierigkeitsgrad und dem Zufallsprinzip bei den Power-ups kämpft. Angesichts des sich schnell einstellenden Action-Spaßes ist mir egal, dass die Kulisse in Earth Defense Force 4.1 nicht einmal ansatzweise PS4-Niveau erreicht.

Pro

  • grafisch aufgehübscht und mit neuen Effekten versehen...
  • zerstörbare Umgebung
  • gut 100 (mitunter im Vergleich zum Ursprung abgeänderte) Abschnitte
  • haufenweise Waffen
  • vier stark unterschiedliche Soldatentypen
  • kooperativ spielbar (zwei Spieler Splitscreen, bis zu vier Spieler online)
  • kurzweilige Monsterhatz
  • herrlich absurde Dialoge
  • Fahrzeuge

Kontra

  • ... dennoch kommt die Kulisse nicht über PS3-Niveau hinaus
  • Zufallsprinzip mitunter unfair
  • unausgewogen schwankender Schwierigkeitsgrad

Wertung

PlayStation4

Der spielbare Katastrophenfilm bietet nach wie vor solide Baller-Unterhaltung.

Kommentare
NoCrySoN

Gerade für 4€ im PSN Store gekrallt und wooaahh, warum hab ich die Reihe bisher nur verpasst? Wie geil ist denn bitte dieser überzogene Ballertrash. Entschuldigt, muss die Welt retten.

vor 4 Jahren