The Legend of Zelda: Twilight Princess - Test, Action-Adventure, Wii_U, Wii, GameCube

The Legend of Zelda: Twilight Princess
01.03.2016, Jörg Luibl

Test: The Legend of Zelda: Twilight Princess

Zeitlose Qualität à la Nintendo

Ende 2006 erschien The Legend of Zelda: Twilight Princess (ab 36,90€ bei kaufen) in Europa als wichtigster Starttitel für Wii sowie nahezu parallel für GameCube. Ende 2012 erschien Wii U in Europa. Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2016 und die Spielewelt wartet nicht nur gespannt auf Nintendos Konsole NX, sondern auch auf das neue Zelda. Da wirkt es zunächst wie ein Anachronismus, dass man erst so spät und im Premierenjahr die HD-Version eines zehn Jahre alten Action-Adventures veröffentlicht. Aber wenn es um die Demonstration zeitloser Qualität geht, ist Zelda eine verdammt gute Wahl.

Nach knapp fünf Stunden gibt es in der Höhle der Goronen endlich den Bosskampf, der mich zum Bogen führt. Also Eisenstiefel an, Schild vor und Schwert raus! Moment: Link hat ja nur noch zwei von vier Herzen. Deshalb fliege ich mit "Tante" besser hinaus aus dem Dungeon, um mein Milchglas zu füllen. Wie, ihr kennt sie nicht? Das ist diese unheimlich hässliche, aber überaus nützliche Gans, deren Teleportfunktion ich vor zehn Jahren kaum genutzt habe, weil man sich nahezu überall heilen konnte. Nein, The Legend of Zelda: Twilight Princess war damals kein besonders schwieriges Abenteuer. Es kommt ja auch aus einer Zeit, als dieses Unwort "Rogue-like" noch nicht so inflationär auf nahezu jedes Spiel gestempelt wurde.

Anspruchsvollerer Helden-Modus

Die Teleportfähigkeiten der Gans "Tante" werdet ihr im anspruchsvolleren "Helden-Modus" häufiger benötigen als im Original.

Im neuen Schwierigkeitsgrad "Helden-Modus" findet man jedenfalls keine Herzen mehr in Gras oder Kisten und muss besser mit Links Gesundheit haushalten. Zwar sind die Gegner im Kampf nicht cleverer als 2006, was ihre Bewegungen und Reaktionen betrifft, aber dafür teilen sie doppelt so viel Schaden aus. Beides zusammen macht das Erkunden sowie die vielen Gefechte etwas anspruchsvoller. Trotzdem gibt es auch etwas mehr Komfort: Man kann z.B. viel mehr Juwelen tragen, eine Geisterlampe glimmt in der Nähe sammelbarer Seelen - diese Kleinigkeiten sowie einige Automatismen beim Einfangen von Tieren reduzieren die Laufwege. Das sind also sinnvolle Ergänzungen, nicht nur für Kenner des Originals.

Ärgerlich ist allerdings, dass Nintendo den höchsten Schwierigkeitsgrad an den Kauf der amiibo-Figur von Ganondorf (knapp 15 Euro) bindet: Nur dann teilen die

Die HD-Version wurde grafisch deutlich gegenüber dem Wii-Original von 2006 aufgewertet: Nicht nur Texturen, auch Haar- und Partikeleffekte. trotzdem wirken einige Areale zu kantig und unbelebt, einige Landschaften zu fade.


Nervige amiibo-Exklusivitäten

Feinde vierfachen Schaden aus. Früher konnte man soetwas zumindest freispielen, aber gerade in dieser HD-Version hätte es von Anfang an wählbar sein müssen. Überhaupt nervt diese kostenpflichtige Exklusivität der Spielzeugzusätze: Nur mit der Wolf-Link-Figur (knapp 18 Euro) kann man z.B. die neue Schattenhöhle öffnen, um dort in Arenakämpfen gegen Horden von Feinden zu bestehen. Immerhin geht es bei den anderen der fünf unterstützten Figuren nur um sanfte Boni. Mit einer Figur von Link bekommt man mehr Pfeile, mit Zelda oder Shiek Herzen zurück. Aber aufatmen: Man kann diese amiibos auch getrost ignorieren.

Was ist ansonsten neu? Wenn ihr das Abenteuer damals wie die Mehrheit auf Wii gespielt habt, erforscht ihr auf der normalen Schwierigkeitsstufe komplett gespiegelte Areale, denn alle Strukturen in Landschaft, Labyrinthen, Gebäuden & Co orientieren sich an der damals schon "verkehrten" GameCube-Version. Aber keine Bange: Solltet ihr den anspruchsvolleren Schwierigkeitsgrad "Helden-Modus" wählen, werden die Spiegelungen wieder aufgehoben und ihr könnt das Lösungsbuch für Wii wieder ohne Gehirnverzwirbler nutzen.

Außerdem kann man das Wii-U-Gamepad einsetzen, um entweder komplett darauf zu spielen oder die Zusatzfunktionen zu nutzen - eine interaktive  Karte gibt es allerdings auch

Zu den neuen Komfortfunktionen gehört neben einem größeren Juwelenbeutel auch die Geisterlampe, die in der Nähe von Seelen glimmt.
so, lediglich das direkte Ausrüsten bzw. Zuordnen von Items auf Y, X, B oder A per Touchfunktion ist ganz nett, weil man das Spiel dafür nicht unterbrechen muss. Wie sehr die Zeit vergeht und Trends sterben, merkt man anhand der kastrierten Bewegungssteuerung: Wurden damals auf Wii alle Hiebe und die Defensive noch aktiv mit horizontalen oder vertikalen Handzuckungen über Remote und Nunchuk überraschend präzise ausgeführt, kann man jetzt nur noch mit dem Bogen aktiv zielen. Schlimm ist das zwar nicht, denn schon damals war die optionale klassische Steuerung auf Dauer eine angenehme Alternative; ihr könnt übrigens Gamepad sowie Classic Controller einsetzen. Aber dass Nintendo das Thema trotz kompatibler
Wenn sich Link in einen Wolf verwandelt, reitet sein dämonischer Sidekick Midna auf ihm.
Hardware für Wii U ignoriert, ist schade.

Hinzu kommt dafür eine überflüssige Stempelsammlung. Diese findet man in Form von "Hylianisch A" oder "Hylianisch N" an die 50 Varianten in Kisten findet. Das ist allerdings keine rätselhafte Sprache, sondern nur Firlefanz mit dem man seine Kommunikation im Miiverse verzieren kann. Interessanter für Kenner dürften neben der Spiegelung der Areale auch kleine architektonische Abweichungn sowie dezente Überraschungen sein, auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehe. Aber wie sieht es eigentlich mit der Lust aus, dieses Abenteuer nochmal zu spielen?

Eigentlich wollte ich nur mal kurz in diese HD-Version reinspielen, ein paar Unterschiede notieren und fertig - schließlich kenne ich dieses Abenteuer nahezu auswendig. Vor zehn Jahren habe ich es mit unserem höchsten Award auf Wii und GameCube ausgezeichnet. Warum mich The Legend of Zelda: Twilight Princess so begeistern konnte, verrät der ausführliche Test. Auch heutzutage zehrt der langatmige Einstieg mit seinen kindlichen Suchspielen und der idyllischen Naivität zunächst an der Geduld - dieses Abenteuer beginnt schwach und lässt sich sehr viel Zeit. Aber wenn man gerade ins Gähnen verfällt, springt es Link wölflisch an die Kehle und eröffnet als modernes Märchen den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse mit einem düsteren Mollakkord namens Midna.

Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse

Das Kampfsystem ist präzise und vielfältig: Wie im Original kann Link seine Gegner fixieren, diverse Hiebe austeilen und mit dem Schild abwehren. Aber Vorsicht, im Helden-Modus teilen die Feinde den doppelten Schaden aus.
Dieser dämonische Sidekick sorgt zusammen mit der äußeren Bedrohung durch Orks und finstere Mächte, die das Land wie eine Seuche in Todeszonen verwandeln, endlich für eine interessante ambivalente Beziehung sowie die nötige Spannung. Der erzählerische Mantel des Schattens wird dann auch situativ spürbar, wenn sich Dämonen fast à la ICO in der Finsternis zusammen kauern oder wenn sich Link in einen Wolf verwandelt und von der herrischen Midna geritten wird. Die Regie ist gut, aber etwas anderes ist überragend - selbst nach zehn Jahren: In kaum einer anderen epischen Spielereihe werden die Entwicklung von Fähigkeiten eines Helden sowie die Erkundung der Welt so gekonnt mit Rätseln und Bosskämpfen verknüpft; vielleicht noch im Metroid Prime der Retro Studios.

So entsteht ein unwiderstehlicher Sog, der einen mit sanftem Anspruch in die Tiefe zieht, weil er mit jeder Stunde weitere Möglichkeiten offenbart. Es geht nicht nur um die Verwandlungen, das Aufspüren von Spuren und vergrabenen Schätzen als Wolf oder das Reiten auf Epona. Man erkundet mit Link auch mal kopfüber oder unter Wasser zig Areale, aktiviert Schalter und Hebel für teilweise abstrakte Apparaturen,

Neben plastischeren Texturen fallen vor allem die Partikeleffekte auf, die für deutlich hübscheren Rauch oder Explosionen sorgen.


Zeitlose Qualität trotz fader Kulissen

muss die Funktionen diverser Waffen und Gegenstände clever einsetzen, klettert und hüpft über schwankende oder rotierende Plattformen, sucht Spuren, spricht mit Tieren, findet Karten, öffnet mit Schlüsseln geheime Räume oder endlich finale Arenen, in denen meist sehr gut balancierte Bosse warten. Auch wenn das Pferd schonmal zickig in der Landschaft sein kann und an Hindernissen hängen bleibt, kann man Link sehr präzise mit den beiden Analogsticks durch die Dungeons bewegen, Gegner fixieren, ihre Schläge oder Pfeile abwehren sowie diverse Hieben austeilen - Feuer brennt übrigens auf Holzschilden; ich empfehle Eisen.

Diese zeitlose Qualität braucht zwar nicht zwingend eine Prachtkulisse, aber schon damals wirkte Zelda trotz stimmungsvoller Momente auf Wii technisch veraltet. Nintendo hat für diese Umsetzung mit Tantalus Media zusammen gearbeitet, die

Ärgerlich: Wer im höchsten Schwierigkeitsgrad loslegen oder die neue Schattenhöhle erkunden will, muss amiibo-Figuren dazukaufen.

schon 1994 für SNES und in den folgenden Jahren auf nahezu allen Plattformen, vor allem aber auf Handhelds von GBA über PSP bis DS entwickelt haben. Kürzlich haben sie ZombiU für PC, PS4 und Xbox One überzeugend portiert.

Die Australier haben die Kulisse auf 1080p getrimmt und gegenüber dem Original klar aufgewertet. Jetzt wirken Oberflächen und Wände plastischer und es gibt komplexere Partikeleffekte, wenn es qualmt, kracht oder blitzt. Obwohl die Bildrate bei stabilen 30fps liegt, kam es in unseren Gefechten mitunter zu kleinen Rucklern. Das Streitross Epona profitiert wie der Held von schärferen Texturen, Echtzeitschatten und (mehr) bewegtem Haar. Die technischePolitur ist unterm Strich gelungen und hebt die Kulisse auf ein für heutige Verhältnisse solides Niveau.  Aber dieses HD-Abenteuer kann nicht mal ansatzweise mit der grafischen Klasse mithalten, die z.B. ein The Witcher 3 auf dem PC, PlayStation 4 oder Xbox One inszeniert - streckenweise wirken Areale immer noch fade, kantig und unbelebt. Aber das ist ja bereits dieses andere The Legend of Zelda für Wii U und NX im Anmarsch...

Fazit

Es ist schon komisch, wenn man nach zehn Jahren wieder dieses The Legend of Zelda: Twilight Princess spielt. Die Zeit ist doch schon so überreif für das neue Zelda und Nintendo NX! Genau wie damals schreckt der langatmige Einstieg zunächst ab, auch die fade Kulisse löst keine Begeisterung aus. Keine Bange, diese HD-Version wurde sichtbar aufgewertet, sowohl hinsichtlich der Oberflächen als auch Partikeleffekte. Dennoch wirkt das im Vergleich zu aktuellen Highlights wie The Witcher 3 manchmal hoffnungslos veraltet und statisch. Aber welche Bedeutung hat schon Grafik gegenüber Spieldesign? 2016 genauso wenig wie 2006 oder 1986, als diese Saga geboren wurde. Wenn es um die Demonstration zeitloser Qualität geht, ist Zelda immer eine ausgezeichnete Wahl. In kaum einer anderen epischen Spielereihe werden die Entwicklung von Fähigkeiten eines Helden sowie die Erkundung der Welt so meisterhaft verknüpft. So entsteht ein unwiderstehlicher Sog, der einen mit sanftem Anspruch in die Tiefe zieht, weil er mit jeder Stunde weitere Möglichkeiten offenbart. Auch die naiv anmutende Regie springt einem nach ein paar Stunden wölflisch an die Kehle und eröffnet als modernes Märchen den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse mit einem düsteren Mollakkord namens Midna. Dieser dämonische Sidekick sorgt zusammen mit der äußeren Bedrohung für eine interessante ambivalente Beziehung sowie die nötige Spannung. Was die inhaltlichen Neuerungen betrifft, sind der etwas anspruchsvollere Helden-Modus sowie die Komfortfunktionen hinsichtlich Steuerung und Sammeln lobenswert. Die amiibo-Exklusivitäten nerven hingegen, denn nur über den Kauf dieser Figuren bekommt man z.B. den höchsten Schwierigkeitsgrad sowie die Arenakämpfe der Schattenhöhle. Aber auch ohne diese Zusätze erlebt ihr hier immer noch eines der plattformübergreifend besten Action-Adventures.

Pro

  • anspruchsvollerer Helden-Modus
  • mehr Juwelen tragen, Geisterlampe hilft
  • sehr gute Wii-U-Gamepad-Integration
  • HD-Version in 1080p und 30fps
  • weniger nervige Laufwege, sinnvolle Automatismen
  • besseren Texturen, bewegtes Haar, Partikeleffekte
  • gutes Figurendesign
  • märchenhafter Charme
  • liebevoll arrangierte Spielwelt
  • intuitive Nah- & Fernkämpfe...
  • ...auch vom Pferd aus
  • herrliche Flugszenen
  • dämonischer Sidekick
  • coole Nahkampfmoves
  • Verwandlung in Wolfsgestalt
  • hervorragende Regie
  • interessante Dungeon-Rätsel
  • packende Boskämpfe
  • viel zu entdecken
  • viele nostalgische Momente

Kontra

  • höchste Schwierigkeit nur mit Ganondorf-amiibo
  • Schattenhöhle nur mit Link-Wolf-amiibo
  • trotz HD-Politur fade und unbelebte Kulisse
  • Bewegungssteuerung nicht mehr vorhanden
  • ab und zu leichte Ruckler
  • einfache Gut-Böse-Story
  • schwache Gegner-KI in Standardkämpfen
  • recht linearer Spielaufbau
  • kindlich-naiver Einstieg
  • kein Tagebuch
  • keine Sprachausgabe

Wertung

Wii_U

Die HD-Version ist hübscher, komfortabler und besticht mit zeitloser spielerischer Qualität. Nur die amiibo-Exklusivitäten nerven.