Soul Axiom - Test, Adventure, Linux, XboxOne, PlayStation4, PC, Wii_U, Mac

Soul Axiom
04.03.2016, Benjamin Schmädig

Test: Soul Axiom

Second-Hand-Cyberspace

Wer bin ich eigentlich? Woher komme ich, wie bin ich hierher gelangt und... Ach, wen interessiert's? Im Test zu Soul Axiom machte mich weder der Einstieg auf diesen Second-Hand-Cyberspace neugierig noch fesselten mich die Rätsel im weiteren Verlauf. In Zeiten von The Witness, The Talos Principle und The Vanishing of Ethan Carter wirkt das neue Spiel der Master-Reboot-Macher spielerisch und erzählerisch hoffnungslos veraltet.

Beinahe hätte ich meine Einleitung zu Master Reboot zitiert. In ihrer Prämisse sind sich die beiden Spiele nämlich frappierend ähnlich. Damals klang das so: "In der nahen Zukunft werden unsere Seelen in einer Onlinedatenbank festgehalten und wenn wir sterben, können unsere Verwandten so genannte "Inseln" besuchen, auf denen Momente unserer Erinnerung wie auf digitalen Bühnen festgehalten werden. Doch was, wenn die digitalen Seelen sich plötzlich nicht mehr daran erinnern können, wer und wo sie sind?"

Plüschaffen statt Badeentchen

Muss ja nichts Schlechtes sein. Allerdings erzählen die Entwickler einen Großteil ihrer Geschichte noch immer über starre Zeitungsartikel, Ausweise, Broschüren und andere Hinweise, die wie Fremdkörper in der Umgebung wirken.

Mal schneit es im Cyberspace, mal ist es stockdunkel, mal mystisch verklärt, mal idyllisch schön. Wie eine lebendige Welt wirken die Kulissen allerdings nie.
Denn versteckt sind sie in Plüschaffen, nicht an plausiblen Orten einer natürlichen Umgebung. Der Cyberspace wirkt nie wie die virtuelle Nachbildung realer Schauplätze. Man erkennt immer seinen wichtigsten Zweck: Erzählung und Kulisse sind lediglich ein Vorwand für die Aneinanderreihung von Rätselräumen.

Und so klingt es im Wesentlichen heute noch. Man erwacht, weiß weder wo noch warum, findet aber nach und nach Erinnerungen und läuft gelegentlich einer Art bösem Bewusstsein über den Weg.

Immerhin löst man die Aufgaben in beliebiger Reihenfolge, bis sich nach einem Zwischenschritt neue Herausforderungen auftun. Wären die Puzzles nur nicht so bieder! Manch nette Kopfnuss ist zwar dabei, fast immer geht es aber lediglich darum, das richtige Objekt zu manipulieren, also den entsprechenden Knopf zu drücken – bzw. ihn lange gedrückt zu halten, denn die Steuerung ist ein träges Geduldsspiel und noch dazu ungenau. Das war schon in Master Reboot so.

"Klick hier zur Lösung!"

"Manipulieren" heißt übrigens, Objekte verschwinden oder erscheinen zu lassen, sie zu bewegen oder zu zerstören. Klingt interessant! Aber wie spannend ist es wohl, eine Reihe Stege und Treppen an den rechten Fleck zu rücken, indem man jedes einzelne Objekt einfach auf die deutlich markierte Art anklickt? Notwendige Aktionen ergeben sich kaum aus einer erkennbaren Notwendigkeit heraus, sondern meist durch das grafische Hervorheben. Manche Aufgaben strapazieren das Wiederholen einmal erkannter Lösungswege zudem auf enervierende Art über. Und wie aufregend kann es sein, das gesamte Rätsel von vorn zu beginnen, weil man zuvor, kurz vor dem Ende eines großen Raums, das Spiel verlassen musste?

Fazit

Erzählerisch und spielerisch ist Soul Axiom eine kleine Weiterentwicklung von Master Reboot – in den vergangenen zwei Jahren ist allerdings viel passiert. Ein The Talos Principle verbindet Erzählung und Rätsel wesentlich organischer, The Witness überzeugt mit besseren Rätseln und sowohl technisch als auch künstlerisch sind beide Spiele bedeutend hochwertiger. Die träge Steuerung ist ärgerlich, über weite Strecken profane Suchspiele statt cleverer Herausforderungen verderben den Knobelspaß und das nüchterne Freischalten kurzer Filmszenen ist langweilig – scheinbar willkürlich platzierte Bonusinformationen unterstreichen die dröge Inszenierung nur. Und das ist heute sogar noch ermüdender als vor gut zwei Jahren schon.

Pro

  • auf dem Papier interessante Geschichte
  • gut gemeintes Manipulieren der Umgebung...

Kontra

  • langweilige Erzählweise über kurze Filmszenen
  • ... das als vorgezeichnetes Klicken auf markierte Objekte inszeniert wird
  • träge, ungenaue Steuerung
  • Zwischenschritte werden nicht gespeichert
  • Umgebung wirkt leblos, Sammelobjekte aufgesetzt
  • ständige Fortschrittsanzeige belangloser Zähl-"Erfolge"

Wertung

PC

Spielerisch und erzählerisch ermüdendes Rätseln in einer Welt nach dem Tod.