Dead or Alive: Xtreme 3 - Test, Sport, PlayStationVR, VirtualReality, PS_Vita, PlayStation4

Dead or Alive: Xtreme 3
30.03.2016, Mathias Oertel

Test: Dead or Alive: Xtreme 3

Kurvige Körper, flaches Spieldesign

Vor 13 Jahren war der erste Beachvolleyball-Urlaub der Schönheiten aus Dead or Alive für einige ein Grund, sich eine Xbox anzuschaffen. Bei der Fortsetzung auf der Xbox 360 drei Jahre später gab es außer schicken Polygonrundungen eigentlich nichts zu sehen. Und Dead or Alive Xtreme 3 erscheint nicht einmal mehr außerhalb Asiens. Davon lassen wir uns jedoch nicht abhalten und haben für den Import-Test einen Strandurlaub auf der PlayStation 4 gebucht.

Fast möchte ich meinen, dass die Entwickler auf den so genannten und mir mittlerweile beinahe schon verhassten "Fanservice" immer dann zurückgreifen, wenn ihnen die Ideen ausgehen. Vor allem, wenn es sich um Spiele aus Fernost handelt, bei denen dieser Service nicht aus überzogener Gewalt oder Popkultur-Referenzen besteht, sondern sich einzig auf die Darstellung sexueller Reize, Fetische oder Fantasien bezieht. Das war vor kurzem erst bei Senran Kagura: Estival Versus der Fall und wird jetzt in Ansätzen auch von Tecmo Koei bei Dead or Alive Xtreme 3 bedient. Das wird im Gegensatz zu den Vorgängern, die noch auf Microsoft-Systemen erschienen sind, auf PS4 sowie Vita veröffentlicht - allerdings nur in Fernost. Doch der Import ist kein Problem: Die Texte und Menüs der Asia-Version sind in Englisch.

Frivol, schlüpfrig oder langweilig?

Über die Urlaubsschönheiten wurde abgestimmt - diese neun, darunter die deutsche Hitomi, haben es ins Spiel geschafft.
Natürlich hätten mir die bislang veröffentlichten Videos eine Warnung sein sollen. Die aus den Prügelspielen bekannten Schönheiten wie Helena, Kokoro oder Hitomi (neun stehen zur Auswahl) räkelten sich am Strand, nahmen mehr oder weniger laszive (mitunter peinliche) Posen ein oder vergnügten sich mit simplen Minispielen. Dennoch hatte ich die Hoffnung, dass sich Team Ninja auf die Ursprünge der Serie bezieht, die einst als Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball begann. Allerdings schmolz diese Hoffnung schneller dahin als ein Eiswürfel in der Sahara. Xtreme 3 macht genau dort weiter, wo Xtreme 2 aufgehört hat: Als belanglose Minispiel-Sammlung mit minimalem Voyeur-Faktor.

Die von Team Ninja verwendete Soft Engine 2.0 setzt die weiblichen Rundungen dabei gekonnt in Szene. DieUmgebungen könnten zwar detaillierte Texturen vertragen und auch das leichte Flimmern in der Entfernung stört. An die wächsernen, beinahe puppenhaften Gesichter mit relativ starren Animationen, die von mitunter ebenso starren Haaren

Hinsichtlich der emotionalen Bandbreite der Mimik werden die Hauptdarstellerinnen selbst von Steven Seagal geschlagen.
eingerahmt werden (hier hätten Technologien wie AMDs TressFX  oder nVidia Hairworks Wunder gewirkt), gewöhnt man sich nach kurzer Zeit. Der Fokus liegt wie immer auf den Körperrundungen. Und deren Bewegungen wirken in der Tat realistischer als bislang. Keine Spur mehr von Wackelpudding, so dass die zur Schau gestellten Badeanzüge oder Bikinis ordentlich zur Geltung kommen. Mit diesem neu entdeckten Realismus wird natürlich auch der „Fanservice“ eingeschränkt – wobei Xtreme 3 im Vergleich zu Senran Kagura ohnehin sehr zahm und züchtig bleibt. Gelegentlich sorgt eines der Kostüme, mit denen man die Damen ausrüsten kann, für das sanfte Bedienen von Fetischen. Und wenn man genau aufpasst, wird man bei den überschaubaren Strandaktivtäten die eine oder andere Animation oder Pose entdecken, die man als lasziv oder devot einstufen kann. Doch im Großen und Ganzen ist das, was man hier sieht, extrem harmlos im Vergleich zu dem, was selbst im öffentlich-rechtlichen TV läuft - und damit kaum der Rede wert.

Ansehnliches, aber belangloses Strandhopping

Leider gilt das auch für die meisten Spielelemente. Das Ziel ist einfach: Während eines 14-tägigen Strandurlaubs muss man dafür sorgen, dass der Aufenthalt der gewählten Schönheit so angenehm wie möglich abläuft. Das erledigt man entweder, indem man mit der Figur an drei Aktivitäten pro Tag teilnimmt (plus eventuelle Kasino-Besuche) und diese erfolgreich beendet. Oder aber durch Erfüllen der zumeist sehr simplen Missionen, wobei man gelegentlich in den so genannten "Owner-Modus" umschalten muss, da man nur hier Zugriff auf bestimmte Funktionen hat, um z.B. exklusive Geschenke zu erstehen und weiterzugeben. Sprich: Es läuft alles auf eine Mischung aus Tamagotchi light und magere Minispielsammlung hinaus. Doch damit hat man sich schon im Vorgänger keinen Gefallen getan. Zumal man im Owner-Modus sogar die aktive Rolle abgeben und sich bei den Aktivitäten zurücklehnen darf, um die Mädchen zu beobachten oder Fotos anzufertigen.  Immerhin: Betritt man mit der gleichen Dame erneut die Insel, wird der Zufriedenheits-Fortschitt zumindest teilweise übernmommen, damit die totale Satisfaktion schneller erreicht werden kann.

Das Volleyballspiel ist der einzige Spielinhalt, der für ordentliche Unterhaltung sorgen kann.
Nur der Grund dafür mag sich mir nicht erschließen. Denn es liegt mit Sicherheit nicht daran, dass die Spiele zu schwer sind. Das gilt für den "Butt Battle", bei dem zwei Mädchen versuchen, sich durch Schubsen mit ihrem Allerwertesten von einer kleinen Plattform in den Pool zu befördern. Das gilt auch für das Tauziehen, das Hüpfen über kleine Pontons im Pool oder das Klettern, das zu einem einfachen Reaktionsspielchen verkommt. Auch das Flaggenrennen, das aus reinem Knopfhämmern besteht, ist nicht zu komplex. Und damit erschöpfen sich die wesentlichen Aktivitäten. Zwar kann man auch noch am Pool entspannen und am Abend ohne Beschränkung im Casino versuchen, sein Geld (wichtig für den Kauf von Klamotten und Geschenken für die anderen Mädels) beim Blackjack, Poker oder am Roulettetisch zu vermehren. Doch man hat sich schnell an allem sattgesehen, so dass ein Urlaubs-Durchlauf schließlich zwischen 90 und 120 Minuten zu bewerkstelligen ist.

Volleyball ist ok. Und der Rest?

Po-Fetischisten können sich an den Kletterversuchen laben.
Wenn das durchaus unterhaltsame Volleyballspiel nicht wäre, bei dem jeweils zwei Schönheiten auf jeder Seite des Netzes stehen, wäre Xtreme 3 ein noch größerer Totalausfall als der Vorgänger. Doch mit seinen simplen Steuerungsoptionen und dem Fokus auf Positionierung sowie guten Reaktionen entwickelt sich hier der größte Unterhaltungswert. Schade, dass man nicht nur einfach zum Spaß Volleyball-Matches bestreiten darf, sondern dies nur während des Inselaufenthaltes wählen kann, man hier aber nicht einmal die Möglichkeit hat, die Matchlänge zu variieren. Dass ausgerechnet das Volleyballspiel, mit dem die Serie ursprünglich ihren Anfang nahm, mechanisch am meisten überzeugt, aber nur eine untergeordnete Rolle spielt, zeigt vor allem eines: Team Ninja hat durchaus immer noch die Fähigkeit, ein ordentliches Spiel zu produzieren. Doch hier legt man mehr Wert auf das Präsentieren nackter Haut. Ein falscher Fokus, wie ich finde, zumal man nicht mal das richtig macht, aber immerhin eine schleichende Bräunung eingebaut hat, bei der sich nach Kostümwechsel sogar Bikinistreifen zeigen. Wenn man vor allem bei der Konzeption eine derartige Detailfreude an den Tag gelegt hatte, wäre aus Xtreme 3 vielleicht sogar was geworden.

Fazit

Ich hätte kaum gedacht, dass ein Begriff so schnell mein videospielbezogenes Unwort bzw. die Unphrase "prozedural generiertes Rogue-like" ablösen könnte. Doch "Fanservice" hat es geschafft - vor allem wenn es wie hier benutzt wird, um schwache Konzepte und mangelnde Ideen zu verschleiern. Anstatt den Fans ein ordentliches Spiel zu präsentieren, bei dem man idealerweise wieder verstärkt zu den Volleyball-Wurzeln der Serie zurückkehrt, verlässt man sich zu sehr auf nackte Haut, bleibt dabei aber extrem zahm. Die Figuren sehen zwar abseits der starren Mimik gut aus, die Brüste der neun Hauptdarstellerinnen wirken auch nicht mehr wie aus wild wackelndem Gelee und die Körper bräunen sogar im Laufe der Zeit (samt Bikinistreifen). Doch schlüpfrig, anzüglich, lasziv, frivol oder gar verrucht ist hier gar nix. Während Senran Kagura vor kurzem wenigstens noch durch Provokation auffiel, ist sich DoA Xtreme 3 selbst dafür zu schade. Unterm Strich bleibt eine belanglose Minispiel-Sammlung mit Tamagotchi-Flair, bei der nicht einmal der Busen-Bonus punkten kann.

Pro

  • ordentliches Volleyballspiel
  • "Owner-Modus" erlaubt stressfreies Beobachten der Aktivitäten...
  • einfache Steuerung
  • Standard-Casinospiele als Zeitvertreib
  • umfangreiche Personalisierung
  • Körperbewegungen dank Soft Engine 2.0 weitgehend realistisch

Kontra

  • schwache Präsentation
  • ... ist auf Dauer aber strunzlangweilig
  • nur wenige Minispiele als Aktivitäten
  • Freundschaftsbildung komplett auf Trial&Error fixiert
  • starre Mimik
  • vollkommen naiver sowie unspektakulärer Umgang mit sexuellen Situationen

Wertung

PlayStation4

Wenn so genannter "Fanservice" als Entschuldigung für schwaches Spieldesign herhalten muss, macht dieser Sommerurlaub keinen Spaß.