XCOM: Enemy Unknown - Test, Taktik & Strategie, 360, PS_Vita, Mac, Linux, PlayStation3, Android, iPhone, PC, iPad

XCOM: Enemy Unknown
24.03.2016, Benjamin Schmädig

Test: XCOM: Enemy Unknown

Überraschungsangriff

Außerirdische kündigen ihre Invasion nicht an; sie erscheinen einfach am Horizont und los geht's. So wollen es jedenfalls zahlreiche Spiele, darunter XCOM: Enemy Unknown (ab 3,09€ bei kaufen), das vor mehr als drei Jahren auf PC, Konsolen und Handys landete. Längst erschien sogar ein Nachfolger – da taucht aus heiterem Himmel eine Umsetzung des Originals für PlayStation Vita auf. Eine großartige Überraschung! Oder entpuppt sich die Handheld-Version im Test als beschnittener Abklatsch für unterwegs?

Auf den ersten Blick hat sich nichts verändert: Als Kommandant der XCOM-Einheit erforscht man außerirdische Technologien, um gegen die mächtigen Invasoren gewappnet zu sein, man engagiert Rekruten und erweitert das Hauptquartier, damit die Soldaten zusätzliche Fähigkeiten erlernen. Anschließend befehligt man ein vier bis sechs Personen starkes Team beim Bergen fliegender Untertassen oder dem Verteidigen gegen Überfälle bewohnter Gegenden. Und schnell wird klar: Tatsächlich hat Firaxis mal eben das komplette Originalspiel in den Handheld gequetscht!

Unknown oder Within?

Nur die Namensgebung kann verwirrend sein, immerhin steckt in dem Vita-Titel nicht nur XCOM: Enemy Unknown, sondern auch dessen Erweiterung, die auf PC, Konsolen und iPad unter dem Namen XCOM: Enemy Within

Vom Basisbau bis zur packenden Rundentaktik: In der Vita-Umsetzung steckt ein großes Spiel.
veröffentlicht wurde – und damit ein bedeutend umfangreicheres Spiel als in dem, was ursprünglich Enemy Unknown hieß.

Somit erhalten Handheld-Taktiker eine Vielzahl abwechslungsreicher Missionen und werden während der Einsätze behutsam zur Eile gedrängt, da sie vergängliche Ressourcen einsammeln können, aber nicht müssen. Weil diese und weitere Veränderungen dem ursprünglichen Konzept eine ganz neue Ebene verliehen, war uns Enemy Within eine Platin-Auszeichnung wert. Und weil unser damaliger Test im Wesentlichen auch für die Vita-Fassung bestand hat, verweisen wir an dieser Stelle darauf.

Mehr Vielfalt – größeres Spiel

Es fehlen lediglich Kleinigkeiten wie die Rückmeldungen einzelner Soldaten in ihrer Landessprache; auf Vita sprechen selbst Russen und Franzosen auf Englisch. Die deutsche Sprachausgabe des Originals ist nicht enthalten. Mit dabei sind dafür alle Second-Wave-Optionen, die z.B. eine flexiblere Entwicklung der Charakterwerte aller Soldaten ermöglichen und das Flankieren stärken.

Nur technisch tut sich die Umsetzung schwer: Die Bildrate lässt, gelinde formuliert, zu wünschen übrig. Und vielleicht um die schwache Grafikleistung zu kompensieren, ist der Bildausschnitt so klein, dass man immer wieder mal die Übersicht verliert. Zwar

Die nahe Kamera erschwert die Übersicht, träge Menüs die Navigation im Hauptquartier.
kann man mit der auf Touchscreens üblichen "Finger-Pinzette" jederzeit heraus zoomen, das Spiel merkt sich die gewählte Einstellung aber nicht und das hemmt den Spielfluss. Einsätze bei Nacht sind zudem so dunkel, dass man beim Spielen draußen oder am Fenster manche Einzelheiten nur schwer erkennt. Generell erhöhen darf man die Helligkeit nicht.

Ladehemmungen

Auch beim Ausbau der Basis, dem Verleihen von Medaillen sowie der Forschung kommt der Handheld kaum hinterher. Lange Ladezeiten beim Wechsel von einer Mission zur Basis oder umgekehrt sind verschmerzbar, allerdings stockt der Ablauf selbst beim Zugriff auf häufig gebrauchte Menüs für Sekundenbruchteile – mitunter gar bedeutend länger.

Fazit

Dass die technischen Schwächen den Spielfluss ausbremsen und sogar der Übersicht schaden, ist ärgerlich, denn die höchste Auszeichnung können wir der Vita-Umsetzung von XCOM: Enemy Within deshalb nicht verleihen. Und dennoch: Weil Firaxis nahezu das komplette große Spiel in den Handheld packt, dürfen sich auch mobile Kommandanten auf spannende Stunden mit einer umfangreichen Entwicklung von Basis und Soldaten, vor allem aber auf packende taktische Gefechte freuen, in denen manches Opfer die Menschheit vor einer Niederlage rettet und in der aus unscheinbaren Rekruten große Helden werden. Viel Glück, Commander!

Pro

  • ausgesprochen packende Stellungsgefechte
  • Soldaten haben Gesicht, Namen und oft nur ihnen eigene Fähigkeiten
  • komplett zerstörbare Umgebungen
  • zahlreiche Missionstypen mit optionalen Zielen
  • Einsammeln wichtiger Ressource belohnt riskantes Vorrücken
  • viele Möglichkeiten, das Team auf verschiedene Art auszurüsten
  • wichtiger Basisbau als cleveres Anordnungspuzzle
  • viele schmerzhafte finanzielle und taktische Entscheidungen auf allen Ebenen
  • wahlweise nur ein Spielstand, der Konsequenzen automatisch speichert
  • gut ins offene Spiel eingeflochtene, spannende Erzählung
  • Mitarbeiter kommentieren Entwicklung, Forschungsergebnisse u.a.
  • genetische Veränderungen oder mächtiger MEC-Körper
  • Verleihen von Medaillen für zusätzliche Wertverbesserungen
  • variable Charakterentwicklung
  • zahlreiche Optionen bei Spielstart
  • düstere Musik mit starken Parallelen zu Deus Ex: Human Revolution
  • schicker Querschnitt durch Heimatstation

Kontra

  • ständige Unterbrechungen beim Navigieren der Menüs
  • nahe Kamera erschwert Übersicht
  • Übersicht leidet durch kleine Steuerungs
  • und Kameraprobleme
  • Trefferwahrscheinlichkeit nicht immer nachvollziehbar
  • Soldaten schießen (nur optisch) oft durch Wände
  • meist sehr überschaubare Einsatzgebiete
  • auf Normal mit gut ausgebildeten Soldaten zu einfach
  • lange Ladezeiten
  • keine deutsche Sprachausgabe

Wertung

PS_Vita

Technisch schwächelnde, inhaltlich aber nahezu vollständige Umsetzung der packenden Rundentaktik.