Hitman - Test, Action-Adventure, XboxOne, PlayStation4, PC
Obwohl schon der Abstecher nach Paris auf die Modenschau viele Freiheiten bot und die Party-Location samt Außenanlagen üppig ausgefallen ist, setzt IO Interactive mit der zweiten Episode noch einen drauf und präsentiert das bisher größte Areal der gesamten Hitman-Reihe. Im Mittelpunkt steht zwar erneut ein riesiges Anwesen mit mehreren Gebäuden, Außenbereichen und Stockwerken, doch abseits dieser durch Mauern und Wachen gesicherten Anlage gibt es noch so viel mehr zu sehen und zu entdecken. Die Dänen haben hier tatsächlich eine kleine Stadt erschaffen, die mit vielen verwinkelten Gassen, der Kanalisation sowie einem Marktplatz samt Strandpromenade, Kirche und Friedhof zur Erkundung einlädt. Dabei sind viele Häuser, Läden und Apartments nicht nur reine Fassade, sondern können mit gefundenen Schlüsseln oder dem rabiaten Einsatz der Brechstange sogar betreten werden. Dort findet man oft nicht nur nützliche Ausrüstung, sondern auch wertvolle Hinweise, alternative Verkleidungen oder es eröffnen sich völlig neue Wege, um ins Anwesen zu schleichen oder die Zielpersonen auszuschalten.
Ein riesiger Spielplatz
Ein Mord und das Leben geht weiter
Was ebenfalls negativ auffällt, sind die Reaktionen nach einem Attentat. Ja klar gibt es unmittelbar nach dem Mord einen Aufschrei, doch danach gehen Akteure wie Gärtner, Bedienstete, Wachen oder Köche und sogar andere Zielpersonen wieder viel zu schnell in ihren einfachen Tagesalltag über. Ich hätte es z.B. gerne gesehen, wenn die eigenen Aktionen noch stärkere Reaktionen nach sich ziehen würden. Ein Beispiel: Wenn ich die Laborleiterin öffentlich eliminiere und Zeugen den Anschlag beobachten, wäre es klasse, wenn als Folge dessen die Sicherheitsvorkehrungen im Labor erhöht würden und auch Silvio Caruso von seiner normalen Route abweichen würde. Das würde nicht nur die Variationsvielfalt noch weiter erhöhen, sondern auch die unauffälligen Kills fördern oder stärker dazu motivieren, beim nächsten Anlauf die Reihenfolge der Attentate bzw. Aktionen zu verändern.
Fazit
Hui, dieser Ausflug nach Sapienza hat richtig Spaß gemacht! Und ich bin immer noch dabei, weitere Wege in diesem riesigen, wunderschön gestalteten Areal zu entdecken und nach alternativen Methoden Ausschau zu halten, um die Ziele möglichst kreativ und cool aus dem Weg zu räumen. Das kleine Städtchen an der italienischen Amalfiküste ist ein großartiger Spielplatz, der den Ausflug auf die Pariser Modenschau in jeder Hinsicht übertrifft, auch wenn sich einige Optionen für Attentate oder Ablenkungsmanöver bereits wiederholen. Die größten Kritikpunkte des Einstiegs bleiben aber auch in der zweiten Episode bestehen: Zum einen stört weiterhin das KI-Verhalten das Gesamtbild, das sich nicht immer nachvollziehen lässt und damit die Glaubwürdigkeit des Szenarios beeinträchtigt. Zum anderen werden vor allem auf den Konsolen die Neuversuche angesichts langer Ladezeiten zur Geduldsprobe, während die Story zwar neugierig macht, aber immer noch nicht richtig vorangeht. Beim bevorstehenden Trip nach Marokko liefert IO Interactive hoffentlich nicht nur einen ähnlich faszinierenden Schauplatz, sondern sollte auch langsam etwas mehr Schwung in die Handlung bringen.
Einschätzung: gut
[Einschätzung der ersten Episode: Ein guter Einstieg, der angenehm viele Freiheiten beim Meucheln bietet und dank Online-Aufträgen trotz des knappen Umfangs zum Weiterspielen motiviert - gut.]
[Ab diesem Jahr werden wir bei Episoden-Spielen für die ersten Teile im Test zunächst nur Schulnoten vergeben; erst mit dem finalen Teil und Test werden wir auch eine abschließende Prozentwertung für die komplette Reihe vergeben. Anm.d.Red.]
Pro
- viele Möglichkeiten für (kreative) Eliminierungen, Ablenkungen und Verstecke
- enorm großes, sehr weitläufiges Areal mit vielen Routen
- Verkleidungen als wichtiges Spielelement
- Gelegenheiten liefern wertvolle Hinweise auf alternative Anschlag-Methoden
- gute Auswahl an konventionellen und ausgefallenen Mordwerkzeugen
- angenehme Schleichmechanik
- KI agiert oft aufmerksam bei verdächtigen Aktionen
- überzeugende (englische) Sprecher
- Instinkt- und Verdachtsanzeigen abschaltbar
- mehrstufige Escalation-Aufträge und zeitlich begrenzte Jagd auf Zielpersonen
- motivierende Online-Herausforderungen zum Selbsterstellen und Teilen
Kontra
- vereinzelte KI-Aussetzer
- Körper hängen manchmal fest und lassen sich nicht mehr ziehen
- Story kommt nur langsam in Gang
- sehr lange Ladezeiten (Konsolen)
- schwankende Bildrate (Konsolen)
- nur deutsche Untertitel