Omega Agent - Test, Geschicklichkeit, HTCVive, Android, PC, VirtualReality

Omega Agent
12.05.2016, Jan Wöbbeking

Test: Omega Agent

Die Lizenz zum Göbeln?

The-Room-Entwickler Fireproof Games will der Virtual Reality Aufwind verschaffen. Nach einem Ausflug im Jetpack-Spiel Omega Agent könnte manch ein Spieler allerdings direkt über der Kloschüssel landen. Für den Test haben wir uns heldenhaft und mit eisernem Magen ins patriotische VR-Gegenstück zu Pilotwings gestürzt.

In meinen ersten Minuten als VR-Geheimagent war ich noch richtig euphorisch: Nach dem Briefing am übertrieben patriotisch dekorierten Schreibtisch konnte ich es kaum erwarten, die sonnige Insel endlich im Stil von Pilotwings aus der Luft zu erforschen und allerlei Zeitprüfungen mit und ohne Waffen zu bestehen. Vor dem Einsatz in der gefährlichen realen Welt schickt die Organisation Rekruten wie mich auf diese Trainingsinsel, um den Umgang mit ihrem wichtigsten Hilfsmittel – dem Jetpack – zu lernen. Die ersten Flugminuten fühlten sich tatsächlich erhebend an. Man sieht den klobig-eckigen Gebäuden und Bergen zwar ihre Herkunft vom Handy an (das Original erschien für Samsungs Headset Gear VR). Trotzdem hat mich die idyllische Sonneninsel mit ihren versteckten kleinen Grotten sofort zur Erkundung angespornt, zumal ich mich mit dem sauberen Tracking der HTC Vive schön realgetreu umschauen konnte. Doch die Freude währte nicht lange. Schon in den ersten Flugtests meldete sich immer wieder der Magen zu Wort: Ooops, das fühlte sich jetzt nicht so gut an, als ich mich mit Karacho in den versteckten Kern des Hochhauses fallen ließ. Auch bei einer blitzschnellen Wende zwischen einigen Ringen geraten die Augen und mein Gleichgewichtsorgan in einen gewaltigen Konflikt. Vor allem das seitliche Drehen mit dem Stick kann mein Magen überhaupt nicht leiden. Sicher – in den Steuerungs-Optionen gibt es einige alternativen Konzepte, bei denen ich mich z.B. auf Knopfdruck in Blickrichtung drehe, doch die meisten davon sorgen sogar für noch ein flaueres Gefühl.

Im Angesicht des Eimers

In Omega-Agent haben die Vive-Controller Pause. Das Jetpack wird ganz klassisch im Sitzen mit dem Gamepad gesteuert, das Fadenkreuz präzise mit Kopfbewegungen.
Die Magen schonendste Variante ist bei mir das ruckartige Drehen der Blickrichtung in 45-Grad-Schritten – so ähnlich wie in manch uraltem Dungeon-Crawler. Doch auch sie hat ihren Nachteil: So schnell wie mit der Standard-Steuerung bin ich damit nie, weil ich mich nach jedem Dreh erst einmal kurz neu orientieren muss und nicht so elegant in die Kurven gleite. Geschwindigkeit ist in den Prüfungen aber der wichtigste Faktor, denn wer gemütlich am Himmel entlang tuckert, sammelt nicht genügend Sterne, um spätere Levels freizuschalten – ein Teufelskreis.

Ich konnte das Spiel also immer nur in kurzen Sessions spielen. Dabei erfüllte Omega Agent seine Aufgabe als Pilotwing-Konkurrenz aber nur passabel. Kurzzeitig war es durchaus unterhaltsam, unter Zeitdruck durch Ringe und Münzen zu schweben. Auch wenn die kleinen Ufo-Drohnen frech durch die Wolkenkratzer oder verwinkelte Tunnelsysteme huschten, wurde sofort mein Jagdtrieb geweckt. Sie lassen sich mit einer MG, Raketen und einer Nahkampf-Flinte vom Himmel holen, zum Abschluss gibt es neben kleinen Walkern und Raketengeschützen oft noch einen fetten Boss mit fies wackelndem Laserstrahl - durchaus unterhaltsam.

Man kotzt nur zweimal?

Die Grafik wurde gegenüber dem Android-Original nur leicht aufpoliert.
Nach ein, zwei Stunden begann sich der Ablauf der Missionen aber bereits stark zu ähneln, was deutlich auf die Motivation drückte. Die Pilotwings-Reihe bot mit ihren unterschiedlichen Flugvehikeln ein deutlich variantenreicheres Missionsdesign. Hier zischt man dagegen lange mit ein und demselben Jetpack und seiner simplen Steuerung durch die Luft. Aufbessern lässt sich die Ausrüstung nur durch eine zu langwierige Suche versteckter Blaupausen im freien Flug. Auch „Diplomatenkoffer“ finden sich immer wieder in kleinen Nischen – sie schalten z.B. andere Tageszeiten frei.  

Fazit

Mit The Room stellte Fireproof Knobel-Konventionen auf den Kopf, mit Omega Agent den Magen des Spielers. Die Inselerkundung mit dem Jetpack und zahlreichen Herausforderungen reicht zwar nicht an den Abwechslungsreichtum von Pilotwings heran, hat theoretisch aber trotzdem noch das Zeug zu einem passablen Geschicklichkeitstest am idyllisch blauen Himmel. In der Praxis wurde es mir aber spätestens nach 20 Minuten ziemlich flau im Magen, so dass ich ständig ausgiebige Pausen einlegen musste. Vor allem seitliche Drehbewegungen haben sich als problematisch erwiesen. Die Entwickler können das zwar mit alternativen Steuerungsmodellen ein wenig abschwächen – im Gegenzug ist man dann oft aber nicht mehr schnell genug unterwegs, um genügend Sterne zum Freischalten zu sammeln. Omega Agent hat mir noch einmal vor Augen geführt, warum ich mich im VR-Bereich vor allem auf Roomscale-Titel freue und sich meine Skepsis gegenüber Cockpit-Titeln vergrößert.

Pro

  • charmant präsentierte Einbettung in einen Geheimdienst alter Schule
  • kurzfristig lustige Jagd auf frech ausweichende Ufo-Drohnen
  • präzise Waffensteuerung mit Kopfbewegungen
  • freundlich designte, stets sauber dargestellte Inselwelt lädt zur Erkundung ein...
  • beschwingt patriotische Geheimagenten-Musik alter Schule

Kontra

  • Richtungswechsel und Rotieren der Sicht sorgt zu oft für flauen Magen
  • Missionsdesign ähnelt sich auf Dauer zu stark
  • ...man sieht der kargen Technik aber die Herkunft vom Handy an
  • mickrige Auswahl an Flugvehikeln
  • keine weltweiten Bestenlisten

Wertung

HTCVive

Eigentlich steckt in Omega Agent eine kleine, aber passable Alternative zu Pilotwings - abrupte Bewegungen und vor allem seitliche Drehungen sorgen jedoch schnell für einen flauen Magen.

VirtualReality

Eigentlich steckt in Omega Agent eine kleine, aber passable Alternative zu Pilotwings - abrupte Bewegungen und vor allem seitliche Drehungen sorgen jedoch schnell für einen flauen Magen.