Hard Reset Redux - Test, Shooter, PC, XboxOne, PlayStation4

Hard Reset Redux
03.06.2016, Mathias Oertel

Test: Hard Reset Redux

Im Kampf gegen die Zeit - und Doom

Vor gut fünf Jahren hat das Team von Flying Wild Hog mit dem Shooter Hard Reset ein ambitioniertes Erstlingswerk abgeliefert. Und während man mittlerweile an Shadow Warrior 2 arbeitet, veröffentlicht man quasi nebenbei eine Neuauflage der Ballerei alter Schule. Kann die so genannte „Redux“-Version immer noch für ein solides Spielerelebnis sorgen? Die Antwort liefert der Test.

Als wir das Original von Hard Reset im Herbst 2011 getestet haben, fiel das Urteil überraschend aus: Die Oldschool-Ballerei konnte 73% einfahren, das Fazit lautete zusammengefasst "Technisch beeindruckender, spielerisch durchschnittlicher Shooter, der seine Kürze mit mächtig viel Rabatz ausgleicht." Einiges davon trifft natürlich auch heute noch zu. Das „technisch beeindruckende“ allerdings nicht mehr. Denn in den letzten vier bis fünf Jahren hat sich bei Grafikengines ja doch der eine oder andere Fortschritt getan. Die Kulisse, die vom Artdesign Elemente aus Quake, Serious Sam und viel Blade Runner zusammenwirft und zu einem Amalgam formt, ist nach heutigen Maßstäben immer noch ansehnlich, aber letztlich trotz Überarbeitung nur solide. Die Effekte gehen in Ordnung, die Explosionen sind gleißend. Und im Vergleich zur damaligen PC-Version wirkt es, als ob der Nebel mehr Volumen hätte. Doch von der Qualität eines Doom oder Star Wars Battlefront ist man ein Stück weit entfernt.

Wohlwollender Blick zurück

Die Redux-Version von Hard Reset wurde u.a. um neue Lichteffekte und dichteren Nebel erweitert.
In dem Zusammenhang gleichbleibend ist auch das auffällige Szenen- und Gegnerrecycling: Sowohl bei den Kulissen, in denen es viel zu häufig "Grau in Grau" bleibt als auch vor allem bei den Gegnern hätte man für eine Neufassung durchaus mehr Kreativität an den Tag legen können. Zwar gibt es mit dem Cyber-Zombie einen neuen Gegnertyp, der sich durch ein typisches Grummeln ankündigt und insgesamt wurden die Feindplatzierungen im Vergleich zum Original überarbeitet. Dennoch bleiben die großen Überraschungen aus. Die hauseigene RoadHog-Engine profitiert unter dem Strich von den Verbesserungen, die bis zur Entwicklung der Shadow-Warrior-Fortsetzung eingebaut wurden - keine Frage. Doch die Limitierungen innerhalb des Level- bzw. Artdesigns, die schon Hard Reset zu schaffen machten, finden sich trotz Verbesserungen der Lichteffekte auch in der Redux-Version.

Ebenfalls neu: Das Cyber-Katana.
Vor fünf Jahren war Hard Reset spielmechanisch ein unerwarteter und damit wohltuender Abstecher in längst vergessene Retro-Zeiten: Arena-Kämpfe gegen Feindeshorden, ein knackiger Schwierigkeitsgrad, Gesundheitspacks und eine vollkommen belanglose Story machten die Ballerei kurzzeitig zum neuen Inbegriff der „Kopf-Aus-Dauerfeuer-an-Fraktion“, die quasi seit Serious Sam und Painkiller vergeblich nach mehr schrie. Dies ging allerdings auch mit Redundanz und einer gewissen Vorhersehbarkeit einher, die von den teils merkwürdig gesetzten Kontrollpunkten ebensowenig aufgebrochen werden konnte wie vom interessanten Waffen- bzw. Upgradesystem. Das funktioniert heute immer noch so wie damals: Man hat zwei Waffen- und damit auch nur zwei Munitionstypen zur Verfügung. Eine verschießt konventionelle Projektile, die andere Energiegeschosse. An bestimmten Stationen kann man jedoch die beiden Knarren nicht nur in einzelnen Bereichen aufwerten, sondern neue Funktionen freischalten wie z.B. einen Granatwerfer oder eine Schrotflinte auf konventioneller Seite. Die Energiewumme hingegen konnte mit einem Blitzwerfer oder einer Mine aufgerüstet werden, die alle Gegner nicht nur schädigt, sondern sie auch an ihrer Position festnagelt.

Das D-Problem

Zusammen mit dem in der Redux neuen Cyber-Katana hat man ein ordentliches Waffenarsenal zur Verfügung, um den Gegnermassen den Kampf anzusagen. Und dennoch wirkt die Retro-Action selbst für Oldschool-Verhältnisse mittlerweile biederer als damals. Denn angesichts der neuen Form der Shooter-Dynamik, wie sie ein Doom praktiziert, sieht Hard Reset auch als Redux-Variante einfach alt aus. Gemeinsam ist beiden, dass die Geschichte keinen Deut wert ist. Auch die Arenakämpfe, Gegnermassen und den fehlenden Nachladezwang teilen sich die zwei Ballereien alter Schule. Flying Wild Hog hat hier zwar im Vergleich zum Original einen kurzzeitigen Supersprint eingebaut, der vor allem gegen die Robo-Stiere ein probates Hilfsmittel ist, um ihnen kurz vor dem Aufprall auszuweichen. Wenn man es damit gleichzeitig schafft, sie in eines der zahlreichen zerstörbaren, meist explosiven Hindernisse zu befördern, ist die Genugtuung groß. Doch die ist ebenso wenig wie die vergleichsweise lahme Spielgeschwindigkeit mit dem vergleichbar, was id Softwares Rückkehr auf die Shooter-Bühne zu bieten hat.

Das Aufrüstungsmenü für Waffen und Rüstung ist nach wie vor schick.
Sprich: In nahezu allen Belangen ist Hard Reset als Redux-Variante unvorteilhaft gealtert – bzw. muss sich mit einem Titel auseinandersetzen, der in wichtigen Punkten auf Ähnliches setztr, aber einen Jungbrunnen entdeckt hat. Die Akustik konnte schon im Original keine Bäume ausreißen und klingt mittlerweile noch trockener. Die Story ist mindestens ebenso dünn wie die Höllendämonen auf dem Mars (Mancubus ausgenommen). Selbst das interessante Cyberpunk-Setting, das sich hier durch massiven Einsatz von Neon-Beleuchtung und Regen an Ridley Scott’s Vision von Blade Runner anschmiegt, wurde in den letzten Jahren inflationär verwendet und ist mittlerweile nix besonderes mehr. Die relativ kurze Spieldauer von etwa fünf bis sieben Stunden wiederum stört heute ebenso wenig wie damals.

Über kurz oder lang

Wer will, kann sich jedoch an den optionalen Aufgaben wie dem Finden aller Geheimnisse oder der höchstmöglichen Gesamtpunktzahl versuchen, die wiederum von mehreren spielmechanischen Faktoren abhängt. Und so können aus den fünf bis sieben Stunden auch gut und gerne zehn bis zwölf werden. Auf einen Mehrspielermodus verzichtet Flying Wild Hog weiterhin.

Fazit

Hard Reset ist auch in seiner Redux-Version ein solider Shooter alter Schule, der vornehmlich von explosiver Dauerfeuer-Action gegen eintönige und sehr tumbe Gegner lebt. Im Vergleich zum fast fünf Jahre alten Original gibt es zwar Verbesserungen der Kulisse, eine neue Waffe, einen neuen Gegnertyp sowie Balance-Änderungen. Doch damit werden die Mankos, die es damals wie heute gibt, nicht beseitigt. Und nicht zu vergessen, hat sich in den Jahren seit der ursprünglichen Veröffentlichung auch in Sachen Retro-Action einiges getan. Stellt man Hard Reset Redux neben id Softwares jüngsten Mars-Ausflug sieht das damalige Erstlingswerk von Flying Wild Hog in nahezu jeder Hinsicht alt aus. Bei der Kulisse nur mit Einschränkungen, bei der Interpretation dessen, wie man alte Schule in ein mechanisch modernes Gewand packen kann, deutlich. Dennoch ist Hard Reset auch anno 2016 als Redux-Version eine solide Ergänzung der Bibliothek.

Pro

  • Dauerfeuer-Action alter Schule
  • ordentliches Leveldesign
  • fordernder Schwierigkeitsgrad
  • neue Inhalte in Redux-Version (eine Waffe, ein neuer Gegnertyp)
  • "Ausweich-Sprint" als neues dynamisches Element
  • zerstörbare Umgebungen können auch gegen Feinde eingesetzt werden

Kontra

  • vorhersehbare Action-Dramaturgie
  • abwechslungsarme Gegner
  • Reduktion auf Arena-Gefechte
  • kein Mehrspielermodus
  • trockene Akustik
  • schwache KI

Wertung

PC

Der Oldschool-Shooter ist die fünf Jahre seit Release nicht gut gealtert. Er bietet aber mit seinen wenigen Verbesserungen immer noch solide Action.

XboxOne

Der Oldschool-Shooter ist die fünf Jahre seit Release nicht gut gealtert. Er bietet aber mit seinen wenigen Verbesserungen immer noch solide Action.